lago

hier gehts morgen in den süden, zu den freunden, der aussicht und ins haus am see. das wird nicht exzeptionell auffallen bei meiner wenigbloggerei, aber jetzt hab ich mal einen grund dafür, der nicht ich ist.

alternative lesetipps hab ich grad zwei, einmal das wunderbare delhi diary bei read on my dear, hier mein lieblingstext, dann das leben in new york, wie es herr spiegel aufschreibt. es empfiehlt sich sowieso, gelegentlich fremde blogrollen durchzuklicken, die szene ist viel lebendiger als gedacht.

einen schönen, heissen und hellen sommer wünsche ich, geht raus, geht trinken, esst eis.

eins null

twoday

10 jahre hotelmama, wer hätte das gedacht. vielen dank fürs lesen und kommentieren und verlinken, für die freundschaft und für die drinks!

ein paar gute texte sind dabei, vielleicht kommen auch noch ein paar, ich bleib dran und mache einfach immer weiter. bloggen ist die perfekte form der öffentlicheit für solche wie mich.

vorweihnacht

im kopf kaum nebeneinander von drinnen und draußen, zu finster die nachrichten, zu leicht die flucht. kaum zugang zur religiösen bedeutung, der konsumaspekt ist leichter mitzumachen als das friedensbringende und gnadenspendende der weihnachtzeit, ich hoffe, mir gelingt spätestens im gottesdienst noch ein wechsel hin zum großen & ganzen. dieses jahr noch keinmal das WO gehört, fällt mir jetzt erst auf.

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wie fast jedes jahr verläßt mich der verstand kurz vor weihnachten und ich kaufe allen kindern viel zuviele geschenke, mit muttern durchs kadewe gestromert, als wären wir noch die von ganz früher, reich und sicher eingetütet in möglichkeiten. die frauen in den schlangen an den kassen, alle blond und hochhackig, die männer älter und im hintergrund, nee, war jetzt bisschen übertrieben, das kaufhaus wirkt am samstag vor dem fest trotzdem wie ein 3d-werbefilm aus den goldenen zeiten von irgendwann, mit einem selbstverständlichen und selbstverständlich sichtbaren wohlstand, der mir sonst im alltag nicht begegnet. einen tag vorher wurde das kaufhaus überfallen, mich hätten sie jedenfalls nicht mitgenommen.

wann genau habe ich mich für die ukulele entschieden, die jetzt hier herumliegt?

alles eingepackt, dabei weihnachtslieder, hat jemand eine empfehlung für schöne, nicht von knaben gesungene? ich mag erwachsene stimmen. o come all ye faithful ist mein liebstes weihnachtslied (oh kommt all ihr gläubigen, es wird auch auf latein gesungen, adeste fideles), ich hab nur eine olle version von herrn sinatra, mit einem tick zu viel input.

in der papeterie vom KDW hätt ich aber schon gern mal übernachtet. sinn für luxus als großzügigkeit, als hingabe an die schönheit der welt, nicht nur als dekadenz und überfluss, eine stilistisch sehr feine grenze.

 

winterreise

marco ponce kärgel und manfred maurenbrecher haben die winterreise aufgebrochen und neu hingestellt, mit reduzierter und sehr klarer gitarre, wenn der gitarrenauszug von kärgel, der wohl die hauptenergie in diese cd gesteckt hat, ein windhund wäre*, würd ich sagen: trocken gebaut, man sieht die sehnen und muskelstränge und die ganze schönheit viel besser jetzt, es läuft wie von selber, und maurenbrecher singt bei einigen stücken so, dass man sein herz genau schlagen hören kann, ich hab meins gehört jedenfalls, es hat mich traurig gemacht, wie es sein soll bei dieser musik. ist aber auch mein lieblingsliederzyklus, lieder für dazwischen, wenn die blätter schon unten sind, vorm neuanfang, vor dem nächsten jahr. die beiden haben die winterreise wirklich gemacht. ihre version von „mut“ ist besonders schräg und endlich so laut, wie sie sein sollte, könnte zum hit werden, wenn man morgens um drei doch noch nach hause muss. ein bisschen mitbrüllen. sehr schön.

*bin grad im hundethema, sorry.

 

kw mai

ausflug am ersten mai ohne ein einziges kind, keins hatte lust, alle woanders, mit freunden, deren kinder auch alle unterwegs sind, das unrenovierte schloß petzow am schwielowsee angeschaut, tief verwunschen, das parkett trüb, die türkisgrüne samttapete am boden, die hoffenster nur angelehnt, eine riesige linde im innenhof, unter der wir alle sitzen werden in 20 jahren, um uns unsere geschichten zu erzählen. fast unbemerkt hat die phase begonnen, in der die kinder eigene wege gehen, wie sich dann das familienbild plötzlich verändert und öffnet zu einem rahmen, der anders zusammenhält. anderes zusammenhält? beides. die jungs genießen es, entscheiden zu können, die grenzen werden neu gesteckt – aufräumen nach wie vor, mitkommen nicht immer, das austesten der grenzen läuft im gespräch und in der diskussion, dabei müssen wir lernen, das überzeugt werden nicht mit aufgeben identisch ist.

(sitzt man dann und salbadert so herum in friedlicher maientrunkenheit, dabei knallen schon wieder die türen, aber es gab diesen moment, in dem alles glatt war, grad eben noch)

heilandkirche

auf einem der pfeiler am eingang zur heilandkirche in sacrow steht zu unserer überraschung das hohelied, 1 cor 13, gut lesbar, der bau ist ja grad mal 170 jahre alt. sich vorstellen, wie ein paar meter von diesem text enfernt 40+ jahre lang die mauer stand, natürlich ist der brief älter als diktaturen und steht fester in der zeit als die moderne, er stört ja auch nicht weiter, aber selbst diese verspielte und romantische kleine kirche in 1a-lage kann ihn nicht kleiner machen, er setzt sich mühelos  in beziehung. … und hätte der liebe nicht, so wäre ich nichts steht da, zeitlos auf eine übersehene weise.

unter blühendem flieder zurück zum auto, der park funktioniert mit seinen wiesen und sichtachsen wunderbar, lammfromm nehmen wir emma an die leine und unterhalten uns über die kirschblüte, die kinder, das leben, als flaneure, spaziergänger mit allem im rücken, das biedere als entspannung. it works. wir werden alle älter.

(das kleine ja hat sich verlaufen)

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das eigentümlich naive am (offofflimits-) crush, ohne basis, ohne irgendwas außer dem kleinen triumphierenden jetzt, das unter der haut sitzt und rauswill und nicht darf, weil hey, aber wie schön das ist, so frei und 17jährig, ohne geschichte,  warm und schräg steht das licht, und ich guck dich lieber nicht an, weil dann. es ist diese besondere art von ja,  es wäre groß genug, es kennt den weg und braucht sonst nix, nicht mal ein morgen.

lieber die sonnenbrille auflassen.

 

gewitter

sie kamen fast täglich herunter, sie können der hitze tatsächlich etwas anhaben für ein paar stunden, sie füllen den raum bis zum horizont und ändern alles für eine weile, vor und in der nacht. wenn es dunkel wird, wenn die mücken rauskommen und die grillen, dann zieht es sich einfach zu, es gibt ein grummeln und nervöses wetterleuchten davor und eine träge anspannung im herzen.

wenn man auf dem balkon steht, ist der ganze see und die berge bis zum horizont ein einziges riesiges spielfeld für wolken und wetter, sie sind nicht schnell, sie haben keine eile, es ist kein kampf, es ist eine eroberung, es wird passieren. diese eigentümliche ruhe, wenn alles klar ist, die menschen stellen sich unter, das auto lieber in die garage, könnte hagel geben wie gestern, emma will auf den schoss.

die luft wird tiefgrün, ein weiches, elektrisches grün, dass es vielleicht nur im menschenblick gibt, wer weiss das schon, es wirkt wie für uns gemacht, man möchte sich einkleiden darin, es singt just for once, I want to make you mine, dann kommen böen auf, wir verlieren die kontrolle und die großen bäume legen sich quer, die liegstühle fliegen herum, wer jetzt rausgehen will, um laut zu brüllen, ist willkommen, man hört es nicht lange, aber das gewitter ist noch nicht da,  es ist nur zu spät, um wegzulaufen.

der himmel ist tiefgrün und bewegt sich schnell, die blitze kommen von weit und sind gewaltig, scharf und genau gezeichnet, drumherum flackert es minutenlang, der see wird dunkel und trüb, wie ein samttuch, nichts entkommt, man will ihn anfassen, aus sicherem abstand. das unwetter  kommt näher wie eine wand, in ein paar langen atemzügen ist es um uns rum und man sieht gar nix mehr, der see verschwindet, ist hinter der  schweren luft nicht mehr zu sehen,  der regen klatscht in großen strömen herunter und macht alles nass und glänzend, das große rauschen ist um uns wie ein kokon, dann kommen diese irren donnerschläge, mit denen man irgendwie nie rechnet, obwohl schon die blitze laut zischend runterkommen, es donnert, als würde jetzt gleich ein monsterjumbo die schallmauer durchbrechen, direkt über dem kamin, und alle, alle haben kurz angst, dass ihnen der himmel auf den kopf fällt und ich kriege immer eine gänsehaut, weil die welt so groß ist und der mensch so klein. dann wird es langsam wieder ruhiger, man kann kurz rausgehen, der regen ist kühl und frisch auf der haut, die luft nicht mehr stickig, ich kann mich ins bett legen, paar kinder und einen hund auf dem bauch (immer) und dem regen zuhören, der die ganze nacht weiterrauscht, bis ich eingeschlafen bin.

und am nächsten morgen ist immer nix gewesen.

(dabei war es wie bei erhardt, wirklich. )

 

woche mit nur einem kind. sonntags machen wir einen langen hundespaziergang zusammen und plaudern dabei über dies und das, treffen im mauerpark freunde von mir und dann freunde von ihm, gucken touristen und karaoke, am ende essen wir ein stück kuchen. sehr schön.

es ist so still alles in der wohnung, sie bleibt ordentlich, kaum wäsche, kaum pläne. wir wollen uns diesen neuen zombiefilm anschauen, ich kaufe einen monat watchever, er will dort „300“ sehen, dass neulich auf einer übernachtungsparty lief und kann den trailer schon mitsprechen. wir nehmen uns ab morgen vor, täglich mehr zu üben, er vokabeln, ich gitarre. die wette, ob er jetzt schon über oder noch unter 1,80m gross ist, gewinnen wir beide, weil sich mit dem zollstock keine millimeter festlegen lassen. wenn er misst, sind es 1,81.

jolie

der mai schaffts immer wieder, alles scheint sich zu fügen, wie lauter wasserläufe bergab in einem größeren zusammenkommen, schau hin, sag ich mir, und freu mich am kleinsten großartigen detail, es ist sehr zentrierend, wenn lauter nebensächlicheiten als sinnhaft zusammenkommen, dinge gut werden, lauter kleines stimmige muster bildet, obwohl das große sich nicht groß verändert hat, aber ich schau mich dann an und denke nu, einfach mitlaufen lassen, bestimmt nur ein kleiner tritt, dann bin ich auch wieder im fluss. sehen lernen. es gibt diese ein, zwei momente am tag, wo das leben schmeckt wie himbeertorte plus abendsonne plus kindergackern. bestimmt die unlängst explodierte grüne magie hier am platz. (dazu: alter gute laune song)

kleider finden

ein kleiner rundgang durch den kleinen laden, da hing es an der stange, mein kleid, genau so, wie es sein sollte. es passt wie angegossen und ist ohne jeden zweifel das richtige kleid für mich, es wurde für mich geschneidert, es ist schlicht taubenblau mit ein paar extras, und ich bin zuhause darin, „ja!“ haben verkäuferin und ich zeitgleich gesagt, als ich es anhatte. ach hätte ich, ach wäre ich doch gleich in diesen laden gegangen, und nicht zuerst in ein paar andere, bei denen es auch je ein kleid gab, das irgendwie in ordnung, eigentlich okay, kann man tragen war, so dass ich es mitgenommen habe, weil wann geh ich schonmal shoppen.

das schöne stück im lieblingsblau wird sicher länger durchhalten als der reissverschluss daran, ein langer reissverschluss über die ganze seite des kleides, arm bis hüfte sozusagen, der kurz nach beginn einer wunderbaren feier den geist aufgab und fortan den rest der nacht offen stand, sodass niemand das schöne kleid sehen konnte, weil ich die ganze zeit einen nicht dafür gedachten pullover drüber tragen musste. die von praktisch veranlagten mitgästen angebrachten klebestreifen haben irgendwie der schönen maienluft nicht standgehalten.

zwei ballkleider hängen ja auch noch im schrank, es sollte also unbedingt ein partysommer werden, und mindestens eine veranstaltung, auf die ich ein cremeweisses, seidenartiges und eher elegantes („festlich“) sommerkleid anziehen kann, am liebsten ein fest ohne kinder, hunde oder erdbeerbowle, am besten im diesjährigen sommer, weil es ist schon einen tick eng so obenrum.

leichtes misstrauen der 16jährigen gegenüber, die beim shoppen das kommando übernommen hat. wo kommt die her? wo war sie solange? wo ist sie jetzt? ich muss ihr die kreditkarte wegnehmen.

mal wieder schwimmen gehen

ach lass den sommer mal wieder etwas eigenes werden, bisschen größer, bisschen tiefer, näher am staub, als wärs nicht schlimm, auf die nase zu fallen, als wäre nie was passiert. manchmal kann ich sehen, wie schnell das leben läuft, immer weiter, und wir sind könig und können kurz stehenbleiben, sonne im gesicht, für einen blick, der alles trifft und versteht, was man verstehen soll, und sonst nichts, weil da ist auch nichts, mein lieber schwan. und dann der nächste schritt, der nächste tanz, in&out of the blue.

tomato

heute gospels gehört, auf dem rechner gefunden, tief vergraben, alter kram mit mahalia jackson und ella und so, ich hab das wohl doch nicht mit den LPs zurückgelassen. gehört in den achtzigern bei der tante, bei der alles anders war, die manchmal mitten im satz aufsprang und eine platte auflegte, weil es sein musste, die meine grenzen mit einem lachen aufgelöst hat. es lief immer musik, so kam es mir vor, aber nee: sie haben musik als herz-und-seelen-futter gehört, nicht wie bei uns, wo alles eher in den passenden schubladen blieb oder als brücke in die sentimentalität diente, also schlager, klassik war hochkultur und lief nur sonntags. ich war vor jahren noch sicher, sascha lobo hätte sich nach diesem berühmten lobo hier benannt, der jahrelang bei uns zuhause herumstand. bei der tante gab es einen querschnitt durch r&b, blues, liedermacher, kraut und rüben, gerne laut, gerne mit herumgespringe, gerne auch mal beatles, darum singe ich immer mit, wenn meine jungs morgens yellow submarine brüllen. die alten sachen liefen heute beim kochen und haben mich sofort wieder in dieses kleine wohnzimmer gebracht, wo gegackert und getanzt wurde, immerhin synchron mit dem universum, und wo herumblödeln und mitschmettern in ordnung ging. die songs kommen mir deswegen nie alt oder gar altbacken vor, es ist einfach musik, die immer funktioniert. heute kam dann beim essen let’s call the whole thing off, die jungs haben ihn natürlich noch nie gehört – allein das ist schon schräg, oder? ist auch wurscht, ob der song jetzt 47 oder 75 jahre alt ist, überlebt hat er auf jeden fall alles. mit dem bass-einsatz flogen die köpfe hoch und keiner blieb still sitzen. made my day.