diese abende, wenn man dann um 21:13 aufs bett fällt, in einem gloriosen feierabendgefühl, mit so einer körperlichen zufriedenheit, obwohl nix von den wichtigen dingen irgendwie erledigter wäre als am tag davor. ein krankes kind mit fieber &Co, ein interview wegen jack, dann spuckeimer leeren, hund ausführen, ragu vorbereiten, vorlesen, zu schreiben versuchen, aber es rauscht nur so durch alles, ich schreibe irgendwas ab, was ich im kopf habe, ohne das da eine gegenwart drin wäre, kein immedesimarsi, dann wäsche, den kinderarzt anrufen, unbedingt, sagt der, die anderen beiden mitnehmen wegen grippeimpfung, am computer sitzen, david leidet und will präsenz und vor allem will er sich unterhalten, über die impfungen der brüder, über das unglück, dass es sein lieblingsessen gibt an einem tag, an dem ihm krank ist, aber das sei wohl schicksal, da dreht mama sich um und sagt: was?, aber david ist schon wieder bei einem anderen detail, dass er nämlich auf jeden fall für hausaufgaben viel zu krank sei, und ob er jetzt fernsehen gucken kann, mama, dann kannst du auch arbeiten, aber ich komme nicht ins denken, david will noch so einen tee wie gestern, mit zimt, den mache ich, dann wieder schreibtisch, dann die wäsche, ich surfe ein bisschen rum, die umfangreiche und ausreichend existenzielle innere todolist ist auf chinesisch plötzlich, nur noch seltsame zeichen, ein plakat für eine veranstaltung, auf die nun grade ich bestimmt nicht kann heute, nee, ein altes filmplakat. immerhin sind jetzt alle außer david geimpft, aber ich wollte doch wichtige sachen machen, einen text fertig, der bröckelt vor sich hin, die sätze lauter verschieden große perlen, no continuity, ein paar stunden nur, aber david ist krankgeschrieben die woche, überhaupt waren die kinder in diesen beiden monaten 4 wochen krank, nicht alle auf einmal, aber immer einer oder zwei, betreuung immer ich, zeiten immer myself, weil dem mann immer alles zuviel wird, und die kinderkrankheiten auf einem ANDEREN PLANETEN stattfinden, und raumfahrt kann er nicht, letzte woche hatte ich auch magendarm 2 tage lang, allein, unterzuckert, weil nix drin blieb, anderthalb kinder hatten das auch noch gleichzeitig, da war ich sehr müde müde und auf eine heitere müde umsonstige art total angepisst, aber man schließt die augen zu kleinen schlitzen und vergisst solche tage sofort wieder. die lasagna heute war lecker („salagna“, weiß auch nicht warum, immer) die kinder sind glücklich ins bett, und es wäre so supertoll, wenn das immer so schön genügen würde wie heute. im schrank vielleicht den geist, das buch, die kühle schnoddrige intelligenz, die ich gern draufhätte, die querverweise zwischen leben und texten, heute beim kinderarzt war eine ärztin in weiterbildung da statt schwitzkowski, die kam mir blöd, da hätte ich sie gerne aus der hüfte abgeschossen mit irgendeinem passenden zitat, so eines, das die weder erkennt noch versteht, totalprivater snobismus. na, jetzt whisky, ist auch okay.

mein whisky ist alle, ich habe nur noch zwei flaschen ardbeg, beide schon halbleer, einen 10jährigen und einen airigh nam beast, der rest ist ausgetrunken, das ist so traurig wie großartig, heute also den vormittag sehr schwelgerisch auf singlemalt-seiten verbracht, mit der schweren entscheidung, was ich denn nu trinken werde in diesem langen dunklen winter. beschlossen, dass ich für experimente nicht reich genug bin (das heißt, dass ich brände mit der geschmacksnote „nasser hund“ nicht kaufe), es sollen nur ein paar schöne sichere kandidaten werden. mir deswegen einen alten sicher sensationellen lagavulin gegönnt, den will ich schon lange mal probieren, und einen laphroaig nachgekauft, einen von den 15jährigen, weil ich die letzte flasche davon sehr gemocht habe, immer den ersten schluck nach der ersten nase, wenn alles aufgeht, wald, wiese, rauch und torf und ein kaminfeuer in einem alten haus, in dem es nach hellem tabak und zum beispiel alten äpfeln duftet. erst mal nicht den neuen 18jährigen, denn ich komme auf die schiefe bahn, wenn ich immer alle neuen abfüllungen auch kaufe. unterwegs beim herumstromern diesen hier gefunden, der soll exzeptionell sein, vielleicht mal jemanden kennenlernen im winter, der so etwas im regal stehen hat? hach! macallan dieses jahr nicht mehr, an den erinnere ich mich immer nicht deutlich genug, er war mir zu klar und zu simpel und zu herbstsonnig-eichern, dafür einen vom mek empfohlenen auchentoshan, 21jährig, der eine angenehm fruchtig vanillige beinote entwickelt, die bei meinen üblichen torfmonstern immer nur kurz mal reinschneit und zu schnell wieder weg ist. ich werde nur eine dieser flaschen verstecken.

(sehr hilfreich ist übrigens der whiskyfinder, grade wenn man nach bestimmten jahrgängen oder so sucht)

eine halbe stunde lang die totale ruhe, mit dem leisen brummkrächzen aus dem nachbarraum, in dem der fernseher läuft, animationshektik, mehr geahnt als gehört, nur weil das überhaupt eine relevanz haben muss, dringt das zu mir durch, weil es meine kinder sind, die das nicht dürfen. ich kann mir nicht vorstellen, dass die jungs bei der lautstärke etwas verstehen können, und sobald ich aufstehe und an der offenen tür vorbeilaufe, werde ich sie sowieso sehen müssen, wie sie da nebeneinander auf dem alten sofa kauern, ins rezeptive glück gekuschelt, jedes auf seinem platz, ganz still. es ist nur wichtig, jetzt nicht gesehen zu werden, jede planung, jedes verstecken macht aus dem geklauten moment eine tat, die wieder ins ursache/wirkung -gefüge zurückmuss. so sitzen die jungs vorm fernseher und sind frei, ich bleibe nebenan am rechner und bin kinderlos.

„filmst du schon? ach so, nein, also dann bin ich wohl mal lieber still, oder? was? oh toll, gregoooor! schau mal, wie er da runterkugelt….was? achso, entschuldigung!“ (kichert), „aber du wolltest doch eigentlich den hund, zeig mal, ist der nicht ganz klein auf dem bild? nein? oh, entschuldigung. kannst du das phone nicht andersrum, dann sieht man mehr von den seiten, oh pssst, ja, ich weiß“ (kichert) „daviiiiid, toll machst du das…. ja, aber ich kann doch nicht nur gregor, dann ist david doch traurig! nei, das ist nicht zu laut hier, das stört doch keinen – ach so, die kamera, na, das sieht man ja auch nicht, dass da eine kamera… elias, schau mal, mama filmt!“

mit muttern und drei jungs in der tollen sandgrube im grunewald, versuch, filmchen ohne off-kommentar zu machen, ist gescheitert. zwischen huldigung und verzweiflung eingekeilt, ganz fest.

diesmal urlaub in einer art kokon verbracht, der von außen vor allem aus hitze bestand. 35 grad jeden tag, mal 37, mal 32, das war dann schon thema. in der toskana liegen italienische männer und frauen den halben tag bei solchen temperaturen bewegungslos in der sonne, am strand. sie tragen sonnenbrillen und modische badeklamotten, und sie sind brauner, als man es für möglich halten würde. ihre haut ist dicker und fest geworden, sie reden auch nicht viel, nur wenn es zum mittagessen unter das holzdach vom restaurant geht, da holen sie dann ihre alteregos ans licht, die in einem kleinen hitzegeschützten teil ihres körpers aufbewahrt werden, und sind ein anderer mensch. ich musste immer nach 15minuten sonne ins meer rennen, rennen wegen der sandtemperatur, nicht weil mein temperament es mir mit ü40 immer noch gestattet, mit gejohle in die brandung zu hopsen (tut es, aber ich muss dabei immer achegal denken, sonst geht das nicht mehr)

da stehen dann immer größere gruppen im niedrigen wasser und reden, stundenlang, über das liebesleben der anderen, die abendgestaltung, den september. das ist ein sehr angenehmer ort. wenn man cooler und jünger ist, kann man sich hinsetzen und mit den fingern im sand nach kleinen muscheln fischen, beim plaudern. beste maniküre ever, die finger werden glatt und weich.

der umgang mit anderen lebensstilen, der reichtum des möglichen. das große haus, in dem man zu gast ist, mit zucchini, feigen und oliven im garten, dem eigenen weinberg, das wandeln über terrassen, dicke autos in einer gemeinschaft mit anderen dicken autos, bei aller inneren abgeklärtheit ist so ein reichtum immer etwas fühlbares, wie eine wetterlage oder eine stoffqualität, eine angenehm kühlende distanz zu enge und dem gewohnten und durch gewohnheit gebändigten mahlstrom des rechnens, ob man nochmal essen gehen kann mit den jungs, oder lieber nicht. man will immer darauf antworten, aber es hat ja keiner was gesagt, nur die dinge und gewohnheiten des gastgebers sprechen zu einem, leise, aber doch beständig. mama, ich will auch so ein haus! sagen die jungs, warum sind wir nicht so reich? dann sagt mir die berliner putzfrau, sie hätte auf 65 m2 mit vier kindern gelebt, und ich kann die entfernung als etwas tröstliches sehen, weil ich mit allen anderen bin.

nach mehreren tagen kontinuierlichen ausgehens und/oder besuch bekommens begegne ich dem tag mit einer mächtigen, ins existentielle greifenden müdigkeit. man wird zwar wacher, wenn man die sonnenbrille im haus abnimmt, aber dann ist das licht zu licht. und wenn der hund bellt, geht mein kopf kaputt, ich höre das feine klirren von irgendwelchen glasteilen, die man wohl im hirn hat überraschenderweise. gestern bin ich, mitten im zweiten hangover, zum friseur gegangen. er hat mir den scheitel auf die andere seite gesetzt, jetzt denke ich immer, ich bin die im spiegel, und übrigens, omg, haben friseure schweigepflicht? ab heute bin ich mit dem alkohol endgültig surch, für immer. durch.

(es lag zumindest gestern auch an dem sehr sweeten barkeeper der nagelneuen endlich bar, gegenüber der gethsemanekirche. der goss uns immer nach, feinen wein in wassergläser, ein vorzüglicher gastgeber.)