ferienkinder

IMG_1772

die ersten ferienwochen ohne richtigen plan für die kinder, der grosse ist als teamer mit der kirche unterwegs, die zwillis sind bei mir. sie sind beide mitten in der pubertät, mal hormonell verstrahlt, mal hungrig, kindlich oder obercool, und hopsen im lauf eines einzigen tages munter durch die unterschiedlichsten stadien. der unbeirrbare ist grad unsicher, der stillere hat den ersehnten wachstumsschub und triumphiert, beide kennen einander so nicht und gehen jetzt bei konflikten das gesamte arsenal durch. ich will zuerst beides auffangen, merke schnell, dass man reisende nicht aufhalten kann und versuche dann, pathetic wie ein unparteiischer boxtrainer, den jeweils schwächeren zu moderieren, den stärkeren auszuzählen, oder umgekehrt? laufe also immer rund um den ring herum.

um sie von den handys und rechnern fernzuhalten, hab ich ganz altmodisch ein paar kleine blöcke lindenholz und 5 kg ton gekauft und hingestellt, dabei dummerweise nach der ersten stunde einen kommentar abgegeben bzw. ein werk des unsicheren nicht erkannt, worauf er es sofort selber auch nicht mehr gelungen fand und wieder zerstört hat. frau fragmente, mit der ich ein paar sehr schöne stunden verbringen durfte, hat das sofort richtig als eine self-fullfilling prophecy eingeordnet, kenn ich ja auch von mir selber.

IMG_1776

ich bin eher in worten als taten zuhause und erkläre bisschen viel, obwohl mir das selbst erfahren selber so gefehlt hat als kind. sammle noch ideen für die zwillis, etwas mit verantwortung vielleicht, abenteuer, chancen also, hab aber grad nix auf lager, und auf die vielen workshops für sommerferienkinder haben sie leider keine lust. nicht genug nerven hab ich fürs klappe halten, bis die ideen sprießen, denke ich, und ärgere mich auch darüber, nicht einfach entspannt dem kind zu vertrauen, das natürlich all das schon hinbekommen wird, trotz den absehbaren querschüssen. erkläre also dem unsicheren, dass ihm jetzt eben die welt näherkommt und mitwertet über noten, freundinnen, peergroups, dass ihn normale kritiken, so etwas wie spontane unmutssäußerungen, wenn schon wieder ein glas runterfällt, grade treffen, weil er verunsichert ist, dass es sich wieder ändern wird, ein übergang ist zum größerwerden (das hören sie immer so gern), dass es halt schwerer ist, in der welt gut zu sein, als daheim bei muttern, das die welt anderen kriterien gehorcht, von denen können dir viele total egal sein, denke ich, sag ich aber nicht, grad in diesen jahren kann ich manchmal nicht einschätzen, wie weit sie schon abstrahieren können, die armen, mit so einer redemutter.

die hoffnung, dass die kids allgemein unkomplizerter sind als ich, stabil, nicht nur resilient wie die mama.

die verschiebung, wenn das aussen wichtiger wird, wie der eine zwilling davon profitiert, der andere drunter leidet, wie sich also mal wieder das verhältnis umkehrt, wie sie sich voneinander lösen im familiensystem und alleiner sind mit ihrem wesen. (dieser satz hätte eigentlch genügt, als posting, aber ich wollte mal wieder mehr schreiben.)

nach dem essen hören sie mit den handyspielen wieder auf und einer baut sich stundenlang, bis elf nachts, etwas aus dem holz: eine handyhalterung.

teilen

Unbenannt

der text von vor ein paar jahren, als lückenfüller ausgegraben. gemerkt, dass es schwerer wird, sich als flirtatious zu beschreiben, weil die leichtfüßige identität körper-sex-selbst durch das altern gestört wird, es schleicht sich rein wie ein nervig mitlaufender untertitel. vielleicht der am wenigsten fühlbare verlust, ersetzt durch bisschen ironie, bisschen bitterkeit, man redet lieber drüber, als es zu tun.

teilen

kw

neulich im christmon oder im sz-magazin einen einfühlsamen artikel über einen mann gelesen, der bei einem unfall seine hoden verloren hat, besonders erwähnt wurden die psychischen folgen seiner zeugungsunfähigkeit. gedacht, wir frauen sind nur ca. 30 jahre unseres lebens fruchtbar, nur ein paar tage pro monat, und haben andauernd hormonballett im kopf. zu wenig mitleid gehabt.

die ukulele nur spielen, weil sie so schön aussieht mit ihrem rotbraunen mahagoni, und so klein und leicht im arm liegt. bei den anderen instrumenten spielen aussehen und haptik auch eine übertriebene rolle, das glänzende rosewood auf der konzertgitarre, wie die decke vibriert bei jedem ton. eher sammlerin sein als macherin, glaube ich, mehr in der wahrnehmung zuhause als im umsetzen, auch beim üben.

auf dem roten kugelschreiber, den ich in die klassenkonferenz mitnehme, steht „halbstarker“ in fett, merk ich erst, als ich da bin. dem kind fällt die entschuldigung, die alle am dringendsten hören wollten, am schwersten, man sitzt daneben und will übernehmen, besonders, weil das kind sich sonst immer und sofort entschuldigt, vielleicht auch aus strategischen gründen, denke ich jetzt.

die ärztin, die mir den abbott libre verschreiben will, um eine position pro diabeteshund gebeten, die sie sofort und überzeugend liefert. <3

 

teilen

pssst

wenn ich ein bisschen flirte, dann meine ich das genau so, nichts halbes und nicht ganzes,  als spiel und als kompliment, und wenn ihr das bemerkt, nehmt es einfach als lebenszeichen, es macht spass, all den kram nur anzudeuten, der sonst mit viel aufwand gelebt werden muss, ein kleiner kick sexiness, ein erinnerung an das, was ihr euch wünscht, also jetzt nicht mal von mir. ein lüften der ollen decke über all dem, was fließt und atmet und sich mitteilen will, weil es geht.

(in italien aufgewachsen bin ich. dort ist es unhöflich, gar nicht zu flirten, und deutschland macht mich echt fertig mit all seiner funktionalen angst vor missverständnissen. ein kleines ich seh dich ganz, and I like it, und ich will dich nicht heiraten.)

(das leben als single)

teilen

rantino

bisschen ranten wurde ich gerne, sind aber alle so nett überall, bevor sie in ihre fein strukturierten leben zuruckgehen, als hätten sie die erfunden. alles gut, alles fein. hätte gern eine tastatur die gross genug,ist , um auf sie einzuschlagen mit beiden fäusten, aber nein, man sitzt und tippelt mit den fingerspitzen vor sich hin, als würde man so irgendwo im leben weiterkommen. wir sind cyborgs, unsere gedanken durch hunderte von spiegeln gelockt, nichts ist mehr eigen, wir sind alle und gleichen uns immer.

 

 

teilen

liberberlin und kolportage

wärend meine mutter und ich uns gegenseitig in die gemäldegalerie begleiten, wo eine art tag des offenen buches (pdf) stattfindet, eine mischung aus verlegern, buchhändlern der stadt und antiquariaten, über die menschen dort nachgedacht, und ob ich eventuell gern dazugehören möchte. fast alles männer und frauen in meinem alter, gut gekleidet, auf eine komplizierte und nicht offensive weise intelligent aussehend, als hätten sie viel erlebt und könnten nur wenig davon mitteilen. sie schüchtern mich etwas ein, wie alles durchgeistigte, aber meine mutter plaudert munter mit jedem, erzählt ihre lebensgeschichte und freut sich, dass ich mitgekommen bin.

die mischung ist glaube ich zu bunt, um wirklich kaufendes publikum anzuziehen, an den altbuchständen gibt es von kinderbüchern über kartenwerke und belletristik alles, von ollen inselbändchen bis zum zauberberg in hundertster auflage, signiert, für 1.4, wenn ich richtig erinnere. einen spezialisten für autografen gibt es auch, er zeigt in einer kleinen glasvitrine einen kafkabrief für 120k. gibt es käufer dafür? wird der preis nicht dann erst real, wenn ihn jemand bezahlt? die kunst der setzung.

das antiquariat t. hatry (sehr oldschool, ein geschäft auf 5 stockwerken, aber keine webseite) hat einen interessanten schatz ausgegraben und mitgebracht, eine reihe von 189 zeitschriftenromanen aus den jahren 1931 bis 1942, erschienen im zeitschriftenverlag a.g., kurz z.a.g., als beilage einer wochenzeitschrift, die unter verschiedenen namen erschienen ist. die illustrationen auf den titeln sind sehr besonders, der verleger anthon bakel hat dort immerhin einigen künstlern der nazizeit ein auskommen ermöglicht, hannah höch ist dabei, und viele, die ich nicht kenne, einige illustrationen hätten glatt aus den fünfzigern stammen können, sag ich jetzt mal so, faszinierend, wie besonders jeder titel ist, obwohl sie sich stilistisch so ähneln.

die beiden antiquare haben irgendwie von jeder erschienenen ausgabe ein exemplar ausgegraben, „bis auf fünf“, und sie in einem katalog versammelt, jeder mit bild und kurzer inhaltsangabe, die titel hätten einen großformatigen katalog verdient (und das vorwort hätte auch auf ein paar mehr seiten verteilt werden können, dann hätten noch leerzeichen und – zeilen reingepasst, oder sogar absätze)

sie wollen die ganze sammlung verkaufen, für runde 10.000€, aber vielleicht zeigt sie der alte oder der neue eigentümer ja noch ein bisschen herum. leider kaum bilder online gefunden, nur in der oben verlinkten pdf finden sich ein paar.

„Im Mittelpunkt dieses Romans steht ein großer Erfinder und zwei junge Menschen. Durch eine interessante Preisfrage, die der alte Erfinder an die Welt richtet, werden für die Preisträger und den Erfinder seltsame Verwicklungen herausbeschworen. Gewaltige Erd-Katastrophen und die große Hilfs-Expedition zur Rettung der Helden versetzen den Leser in höchste Spannung. Eine reizende Liebesgeschichte legt einen freundlichen Rahmen um das Geschehen, dessen Ende hier noch nicht verraten werden soll.“ (Die 5. Frage, Roman des Theaterkritikers Fritz Gottfurcht, alias Anselm Goth)

„Im Norden Berlins haben zwei Werkstudentinnen ein ,Büro für Frauenberatung' eröffnet, um ihr Studium zu finanzieren. Leider ohne Erfolg, die Einrichtung ist schon gepfändet. Ein Tag vor dem Auszug aber bringt ein Unbekannter ein kleines Mädchen, legt 4000 Mark auf den Tisch und verschwindet.“ (hier steht nur der name der autorin im katalog, eine gewisse Luise Käthe Wolter-Karai)

beide von 1934. eine wilde mischung also, erst in den späteren romanen ab 1938 scheinen die übel propagandistischen titel zu überwiegen, man müsste sie natürlich lesen dazu, aber die inhaltsangaben sind schlimm genug.

 

 

teilen

sense8

sense8 geguckt. ob es eine entscheidung war, die serie mit reinem pathos zu beginnen? also nur pathos, ohne klare orientierungspunkte, ich wusste auch nicht, worum es gehen sollte. hat mich an angels in america erinnert, vom großen gestus her, macht aber ungeduldig, weil wir heute anders sehen als vor ähm jahren, eiliger, wir suchen das besondere nur im bekannten, es macht fast aggressiv, wenn man in den ersten minuten in eine opernhafte sterbeszene geworfen wird und mit was einfacherem, verständlicherem gerechnet hat.

die idee der empathie als bedrohung des systems mag ich sehr, schön sixities und flowerpower, aber es hat gedauert, bis ich sie im film verstanden habe (nicht gespoilert vorher), die wachowskis setzen bedeutung voraus, statt sie im drehbuch wachsen zu lassen, sehr unbescheiden und im impetus schon fast wieder gut, wenn es nicht etwas merkwürdig jesusfilmhaftes hätte. absurd, wie dann im verlauf der staffel alle konflikte ausschließlich mit gewalt gelöst werden, als gäb es im kopf der regisseure zwei konzepte, die total gegensätzlich sind und nichts voneinander wissen, anders als die sensates im film. (die gewalt fand ich ernsthaft bescheuert und musste mich häufiger mit dem gedanken an die kohlköpfe beruhigen.)

mochte die vielen länder mit sehr tollen kamerafahrten, die serie immer dann gut, wenn etwas neues passiert, die biographien der figuren funktionieren halbwegs, selbst wo sie chlicheehaft sind. sie sind alle traumatisiert, oder in einer position der gesellschaftlichen ächtung, das ist ungewöhnlich für eine serie aus den usa, alle in einem laufenden konflikt, der in der ersten staffel nicht aufgelöst wird, fand ich auch interessant. alles sehr gemütlich aufgebaut leider, da hätte eine ordentliche verdichtung gutgetan.

auffällig viele schöne männer, also diese pinup- schönheit, bei der es gar nicht mehr wichtig ist, was die leute tun oder sagen. wenn die leute in der zweiten staffel endlich die welt retten statt immer nur einander, oder etwas wirklich revolutionäres tun, würd ich weiter gucken, die verfolgerei durch den regierungsschurken wird jetzt langweilig. bin außerdem für gewaltfreie versionen, wo wie in stummfilmzeiten immer nur steht „sie prügeln sich“ oder „sie ballern rum“.

 

teilen

dazwischen

bin bisschen gespalten in den bedürfnissen, einerseits versucht, mir für die zeit schnell noch eine geschichte an land zu ziehen, klar fehlt da was, aber es fällt keiner auf in der masse der gesichter und profile, wie ein wort, das man zu oft sagt. die alternative nur-körper ist dann doch, ich weiß nicht, einfach weit weg von dem, was ich bin, und das gerede in den kneipen mit den freunden ist genau das, ein warmes/lautes hohoho in die nacht. außerdem muss ich lachen, wenn mir jemand von seinem penis vorschwärmt, echt, penis? gut, wenn einer dran ist, wenn es ein mann ist, okay. ich sehe die männer, wie sie solche mails schreiben und den langen schlingerpfad, fluchtpunkt p, den sie hinter sich haben, über berg und tal. wozu haben wir eher ganzheitlichen den langen weg der sozialisation hinter uns gebracht, dabei bedürfnisse verbunden, beim sex das resthirn erschlossen? gern etwas zwischen plüsch und dem hier, zwischen nur geist und nur körper. not?

teilen

passagen 2 und 3

es freut die kinder sehr, bei einem großen fest im mittelpunkt zu stehen, well naturally freut es sie, wen nicht? vielleicht bringt die konfirmation nur ans licht, wie sehr die kinder im mittelpunkt der elternleben stehen, wo ich als mutter in meiner lage oft nicht soviel zeit für sie habe, wo vieles eben einfach nicht geht, gleichzeitig wird der schritt ins neue leben gefeiert, der übergang ins eigene, in den mittelpunkt ihres eigenen lebens, die religion nur als anlassgeber, obwohl ihnen das auch thema war, in kindlicher gleichberechtigung neben den geschenken und dem trara. bin mir nicht ganz sicher. ich mag den gedanken eines rite de passage sehr gern, es ist aber eigentlich nur die passage in einen ersten anzug, sie müssen dazu regelmäßig in die kirche und in den konfiunterricht gehen, was bei der hohen qualität der jugendarbeit hier in der gemeinde überhaupt kein opfer für sie ist. vielleicht fehlt mir das ein bisschen, ein vorgang, der zur selbsterkenntnis führt, ein echter schritt, der arbeit und konzentration erfordert. das ist aber nu auch nicht aufgabe der kirchen, bei denen die selbstverantwortung zumindest in den 10 geboten kaum eine rolle spielt. aber nee, es ist schon schön, dass die kirche die jugendlichen feiert! es macht sonst ja keiner. bar/bat mizwa für alle. in der schule bleibt das einzelnen lehrern und dem zufall überlassen. die jugendweihe, in berlin sehr verbreitet, bietet nur party und ein paar kurse.

schöne predigt gehört, der pfarrer hat sie um den film boyhood herum aufgebaut, das größerwerden, die beziehungen, viel lieber würde ich „texte“ schreiben, merke ich, weil die predigt auch ohne den kirchlichen rahmen funktionieren würde, der mich dabei nicht so sehr berührt, anders als die gedanken und bilder, die weiterführen und etwas öffnen. der pfarrer mäandert ein bisschen um seine themen herum, ist souverän und freundlich, genau im gleichgewicht zwischen dem ritus und dem leben, er kann das sehr gut, wie an einem küchentisch bei einem glas wein, wenn etwas unbedingt gesagt werden will, authentisch und heartfelt. es war die letzte predigt dieses menschen, zumindest vor seiner gemeinde, er ist bereits pensioniert, die jungs hatten glück.

für die auswahl der bibelsprüche haben offensichtlich alle google bemüht, und auf denselben paar seiten gesucht, alles vielfach vorhanden. es muss mehr gute sätze in der bibel geben, not? furchtlosigkeit und liebe hatten meine beiden, wie viele andere auch.

wie der glauben besser funktioniert als das internet, und schon so lange, weil es ein geschlossener kreis ist, ohne leerstelle für kommentare, gefällt mirs und pageviews. glauben als sich selbst bestätigendes system, ich glaube, und der glaube macht mich sicher, ich mag die eleganz und askese dahinter, das uneitle, wobei das aufgehobensein in einer gruppe beim gottesdienst zb auch etwas gibt. ob es mehr ein wissen ist für die, die vom glauben leben?

je älter ich werde, desto weniger behagt mir das männliche am gott, auch weil in meinem ganzen umfeld die frauen diejenigen sind, die das praktische, nicht symbolische leben gestalten, egal, ob sie berufstätig sind oder nicht. wie hier frau wildgans erzählt, dass überwiegend frauen dableiben bei pflegebedarf, während die männer verschwinden. lieber mit den frauen der bibel reden, ein pläuschchen mit gott stelle ich mir inhaltlich eher diachron und formal eher monologisch vor, ein mansplainer, die heerscharen, die siege und strafen, die geschichte, der einzelne nur als beispiel. einfache bilder, aus denen die unterwerfung nicht wegzudenken ist, oder nur dann, wenn der glaube als ganz und gar freiwillig verstanden wird, als anerkennung eines grösseren anderen.

na, das hohelied ist ja auch noch da, zum glück.

mal wieder in den schönen und vielseitigen (und einen tick zu verspielten) band von otto kallscheuer hineinlesen, die wissenschaft vom lieben gott, eichborn 2006: nee, der hat natürlich auch keine passenden zitate. zu pfingsten, steht da, „im Gründungsereignis der christlichen Mission, wurde der Endkampf um die feste Burg Zion ersetzt durch die Geburt eines neuen Mediums: des heiligen Geistes globaler Kommunikation.“(s. 468); „Der Endkampf zwischen Gut und Böse hat sich ins Herz jedes Einzelnen verlagert, ist in jeder Sprache kommunizierbar geworden“ (s. 471)

endkampf? wieder so ein albernes männerwort. es endet ja nie, solange man lebt.

teilen

die surrealisten von hinten

 

wie man in einem moment der schwäche die nicht aufgehängten surrealisten hervorkramt und mal nach preisen guckt, wenn nach einer um etliche hundert euro teureren renovierung auch noch der geschirrspüler den geist aufgibt, wie immer unmittelbar vor einer feier mit >30 gästen, und die fenster sind auch schon sehr, sehr überfällig. rechts ein E/A, der andere auch vor der auflage – zu schade, oder?

ich kannte ja den drucker, also so, dass er mich auch kannte, meine ich, mein vater war mit der frau des druckers seit ganz früher befreundet, die uns damals in einem korb unseren ersten hund ins haus brachte, der würde morgen eingeschläfert, nein, sie würde ihn nachher wieder abholen, ob wir kurz aufpassen könnten? ein cockerspaniel, 18 jahre alt geworden.

so richtig warm werde ich mit lam nicht mehr, trotzdem tut man sowas nicht, nicht bei arbeiten, mit denen man ein bisschen familiär verwachsen ist, die für vielleicht ein paar tausend über den tisch gehen würden, wenn sich denn ein käufer findet, noch in meinem rahmen bleiben irgendwie, privatwirtschaftlich sinnlos wird das behalten ja bloss, wenn der wert deutlich größer ist als das eigene vermögen. ich kann sie ja erstmal aufhängen.

 

teilen

idle

die fragen, was man will. lange ruhe ohne erwartungen, so ein verlockender totalegalismus, weil warum bloss? sich mühe geben, dabei total im jetzt bleiben, es jetzt gut machen, aber es ist nur einen tick mehr als fast egal.

wir verabschieden uns, stehen voreinander, die handrücken berühren sich, was nicht sein muß, ein paar sätze, damit die zeit weitergeht. einatmen, der kleine aufruhr, die hände am kopf des anderen, die viersekundenumarmung, von denen die letzte offen für alles war, und aufhört. ausatmen. (minimimis sind meine geschichten)

gefühlt zum ersten mal in 11 jahren wirklich müde, das große müde, ein langer, langer güterzug, der kein ende findet und immer weiter nur so herumrumpelt. sich in die mauer lehnen.

teilen

songbook

die bilder sind groß, schwarzweiß, besonders die grösse überrascht mich, weil ich sie bisher nur im bildschirm- oder buchformat gesehen habe. jetzt nimmt die qualität der drucke einen großen raum ein und gibt ihnen das kunstding, das im kleinen format nicht so dominant ist und mir hier fast zu aufdringlich ist, bei aller klasse und qualität. die ästhetik ist plötzlich ein selbstständiger aspekt und wirkt fast verfremdend, wie ein kommentar hinterm rücken, ich weiss noch nicht, ob ich das mag oder nicht, aber die bilder haben kraft und diese leichtigkeit, die ich so großartig finde, das zeitlos dokumentarische, menschheit, wie sie eben ist, in diesem unprätentiösen einszueins-stil, lauter wunder vor landschaft. nur die größe ist mir zu ausrufezeichen, hindert aber nicht daran, minutenlang begeistert davor zu stehen, wenn sie verstehen, was ich meine.

2004 in der vorvorgängergalerie von loock, der wohnmaschine, ausstellung zum buch sleeping by the mississippi, da waren auch kleine drucke dabei, die alle auf eine wand passten, vollkommen andrer eindruck und anderer schwerpunkt.

soth ist in den letzten jahren mit dem autor brad zellar ein paar jahre regelmässig durch die USA gezogen, immer so ein paar wochen lang, sagt er, die beiden haben mit bild und text portraits der provinz zusammengestellt und in din-a3 papierzeitschriften veröffentlicht, im eigenen verlag. die wurden für jeweils 18$ direkt auf der verlagswebseite verkauft, in einer auflage von jeweils 2000, weil das eine runde zahl war, wie er sagte. die letzte über georgia war die letzte, heisst es, die bilder aller sieben hefte sind mit anderen im neuen buch versammelt, songbook, nach dem great american songbook, im buch fehlen allerdings die meisten der sehr schönen texte. er wollte raum für die bilder, hat er bei der buchvorstellung erzählt, ich finde es schade und vermisse die texte sehr, ich hoffe, die beiden haben sich nicht verkracht. das buch erscheint bei mack, weil es dort richtig beworben und gut verkauft werden soll. ist es jetzt ein buch zur ausstellung oder eine ausstellung zum buch?

die fotos bei loock zielen schon auf die grosse marktmaschine kunst und deren wohlhabende käufer ab. ich habe soth bisher als eher dem markt abgewandten künstler gesehen, vielleicht ist jetzt einfach der richtige moment für den großen sprung ins geld, oder er hat von anfang an den internetz- und den kunstmarkt mit unterschiedlichen strategien bespielt, weiß ich ja nicht. ich wünsche dem mann jedenfalls erfolg und viele käufer mit leeren wänden und bin zufrieden, ich kann mir kein großfoto leisten (preis erfragen, hab ich vergessen gestern), habe aber viele der inzwischen vergriffenen kleinen preziosen im haus, bei denen es um die sache ging, und nicht um den möglichen mehrwert. macht die armen wie die reichen glücklich. well done.

die kids sehen ihre schaumparty endlich mal in ganzer fläche, der große entscheidet sich für eines der abschlussballbilder, ein zwilling nimmt das, auf dem ein stein zwischen zwei arbeiterhänden fliegt, der andere schmollt und will nach hause. gregor macht ein selfie mit sich und soth, es war seine idee, er ist erst losgesaust, als ich ihm gesagt habe, der mann sei berühmt. er hat das auch soth erzählt, „because my mom says your’re famous“, daraufhin wollte soth von ihm wissen, wo ich denn sei? – zum glück woanders. das hab ich nu davon. finde es aber auch interessant, als ob ruhm die versuchte grenzüberschreitung zum berühmten von vorneherein impliziert und damit leichter macht, weniger blosstellend, weil der bittende in eine rolle schlüpfen kann, die ihn tarnt. der große fragt soth nach einem der bilder, dem mit der frau mit den beiden plastiksäcken mit getränkedosen über den schultern, und er erklärt es dem kind, geht mit ihm hin, zeigt zusammenhänge zum bild davor, dem vom rennplatz. netter typ. geht hin, die ausstellung lohnt sich, es ist galerienweekend am 2./3. mai.

unter der theke am counter haben sie auch einen schatz, ein exemplar des lange vergriffenen (es wird auch nicht mehr nachgedruckt, hat soth gesagt) broken manual, man kann es sich anschauen, wenn man die dame fragt, wirklich schönes buch, sag ich jetzt mal so in den raum. hat mir ein lehrer der kids gesteckt, den wir da getroffen haben, schon deshalb gut, dass ich die jungs dabei hatte. schöner abend.

 

teilen