man sieht nüscht, weiß aber, dass da irgendwo eine brücke drinsteckt.
je suis charlie
auf eine fundamentale und tiefgehende art fassungslos über die morde an den journalisten von charlie hebdo, zeitschrift, von der ich noch nie vorher was gehört habe (aber ich bin mit dem italienischen eher comic-als-satire-magazin linus aufgewachsen, an dem ch sich orientiert hat, einer der emordeten zeichner hat auch für linus gearbeitet), sehr erschrocken über die willkür, die aus vollkommen nichtigen gründen mordet, es gibt ja generell keine rechtfertigungen für sowas, muss man ja nicht extra sagen, oder? das ist doch selbstverständlich. leben nehmen und beenden, nur weil jemand etwas publiziert oder eine meinung hat oder eine religion oder geblümte schlüpfer oder was auch immer. es ist eine wut, die sich anders anfühlt als die über die vielen tausend morde und gewalttaten der IS, aus gründen, die ich nicht mag, sie sind halt weiter weg und eigentlich doch eher ein PAL, oder über die vielen anderen attentate in letzter zeit, die eher traurig machen als wütend, grade heute sind im jemen viele dutzend menschen gestorben wegen einer autobombe.
oder die texte im fatto quotidiano, wo irgendein prof in langen sätzen sagt, der islam sei eigentlich eben einfach weniger säkularisiert als das christentum, und also den irrsinn einiger (lauter adjektive wieder gestrichen, es ist alles egal, es bleibt eh nur eines von diesen menschen:) mörder aus einer kompletten religion abzuleiten versucht, und genau merkt, auf welches pferd er damit steigt.
abscheulich alles. ich mag keine gewalt, sie macht mir angst, ich denke ja, der umgang mit der menschlichen gewaltlust gehört in einen gigantischen erziehungsauftrag eingebunden. argumente, streitereien, prozesse, demos, alles, aber schüsse? wie sehr ich der demokratie eigentlich vertraue, die sowas nicht kennt, vielleicht macht mich das so entsetzt, der verlust an sicherheit vor solchem wahnsinn. wir sind nicht mehr die anderen, waren wir ja eh nicht mehr so richtig, wenn man an flüchtlingsheime und so denkt, aber doch. hoffe auf detektivisches polizeikönnen, das die dinge ganz altmodisch und genau ausleuchtet und bezahlung und pläne aufklären kann, der rationale zugang. es ist so verflucht symbolisch, es wär mir lieber, ich wär nur traurig über den tod dieser menschen, und nicht so empört über den angriff auf die pressefreiheit. empörung als relativ leicht manipulierbare emotion, mit großer hebelwirkung, wenn wie hier meine identität als moderne zeitgenossin in frage gestellt wird.
am einfachsten hat es gérard briard gesagt, der chefredakteur von charlie hebdo, in einem alten interview für micromega, von micromega grade für facebook wieder hochgeholt, zur veröffentlichung der dänischen mohammed-karikaturen.
puh. die kinder finden es nicht schlimmer als all die anderen geschichten (auf ne solidarietätsdemo, jetzt? ach nee, mama, müssen wir?), die sie mitbekommen, warum das bei mir tiefer geht, muss ich noch drüber nachdenken. ich bin ja recht anfällig für symbolisches.
Untitled
16 jahre ist er jetzt, und gibt seine erste richtige geburtstagsparty, also ohne eltern. ich darf überhaupt nichts machen. er feiert in einem gemeinderaum, der jugendwart schaut gelegentlich mal runter, sagt aber selber, er würde nur beim kiffen eingreifen, „aber der elias und seine freunde gehören nicht zu denen“. speis und trank (bier, limo und chips) kauft er mit freunden vorher selber im supermarkt, mit schülerausweis. „so gegen zwei“ wird er nach hause kommen, sagt er. wenn etwas nicht klappt, soll er anrufen, sage ich ihm. „ja, mama“ sagt er. ich habe gemischte gefühle und wär gern mäusschen.
downton abbey versucht, die kostüme und allgemeine pracht sehr gern gesehen, vollkommen unverständlich, warum die produzenten nicht ein bisschen geld für gute autoren aufbringen wollten. sie haben die austattung des kompletten empire auf die bühne gebracht, und erzählen damit nur die einfachsten und langweiligsten seifenopern. aber diese bilder! ich suche das meissen heraus, nehme die silberkanne für den tee und wünsche mir ein paar dieser kleider.
nach einem richtig schönem sylvesterabend mit freunden und speis und trank hoch über berlin auf dem heimweg aus gedankenlosigkeit morgens um halb zwei mitten ins partyberlin geraten, das ich so gar nicht kenne, hunderte von menschen, alle zu jung zum schätzen (unter dreissig sehen sie doch alle gleich jung aus), der boden übersäht mit scherben, alle paar sekunden knallt irgendwo ein böller los, meine tramhalte wegen der masse unerreichbar, ich muss zu fuß nach hause, mit meinem hochpanisch hechelnden hund, der mit all der kraft seiner 15 kg in der leine hängt und weg will. versuche, ihn hochzuheben, wegen der scherben, aber mein fuss ist verstaucht und ich bin nicht sicher genug auf den beinen, also müssen wir auf 6 beinen da durch. eine full-impact-therapie bei schußangst, emma läuft schnell, ich denke: sie ist ja hoffentlich zu jung für einen herzinfarkt, sie will in jeden hauseingang und in jedes geschäft, sie will in deckung gehen, aber ich lasse sie nicht, ich will ja nach hause. erst nach ein paar kreuzungen wird das chaos lichter, leider keine tram und kein verfügbares taxi (die fahrer wollen alle keine hunde mitnehmen, auch damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet im vorfeld) es knallt nur noch 1-2x in der minute. am ersten und zweiten januar musste ich sie die treppe runter tragen, weil sie den ausgang verweigert hat, erst heute, am dritten, geht es wieder. merken. auch merken: das hundetavor hilft ein bisschen, weil sie schneller rauskommt aus dem stress, sobald es stiller wird, aber ich werde sie dem trotzdem nie wieder aussetzen. ab 2015 heisst es landurlaub oder verbleib im haus.
frei
frei von begehren sein, zumindest frei vom wertsystem des begehrens, ob das geht? ist der mangel schon in die grundfeste eingebaut, weil sich niemand dafür interessiert hat, was und wer und wie man eigentlich ist, oder ist die wahrnehmung des mangels so integrativ heutzutage, und dabei sofort verfremdend und vom eigentlichen entfernt (wegen dem allgemeinen habenwollen als lebensmaxime, erfolg, liebe, geld, ökonomisch und psychosozial), dass man sich da nicht mehr ganz rausdenken kann? ungute mischung von beidem wahrscheinlich. ohne funktionierende arbeits- oder liebesbeziehung geht es wohl nur, wenn man schon vom naturell her in sich ruht, also ruhe als ein zustand, der keinen ständigen input braucht, keinen austausch, aber wäre das dann nicht schon stillstand, nichts lebendiges mehr?
mich macht die trauer darüber dünnhäutiger, als mir lieb ist. besser sublimieren, klar, bleib ich dran, aber wenn ich vor 11 jahren gewusst hätte, was auf mich zukommt, ich hätte mehr getan, um die blöde ehe nochmal zu retten. ich bin daueroptimistin und neige zur lebensfreude, aber es war wohl naiv, in meiner lage und mit der, die ich bin, auf neue häfen zu hoffen. es ist eher dauerwerft und dauerwurst. aber es muss doch, wie rühmkorf sagte, einen zweiten weg ums gehirn rum geben, not? also zufriedenheit ohne mann und mit eher imaginärer beruflicher bestätigung. habt ihr bücher oder ideen zum thema? bis dahin, liebe kinder, bleibt bei euren partnern, wenn ihr mehr als zwei kinder habt und eine frau seid, für männer gildet das natürlich nicht. gar nicht. isso.
Unbenannt
und dann sitzt meine mutter beim neujahrskaffee im wiener café zufällig neben einem 84jährigen westberliner helden der nacht, der mit mutters nachbarn befreundet ist. wie er denn gefeiert habe, fragt sie ihn. „im bett“, sagt er, „allein?“ fragt die mutter, „natürlich nicht!“ sagt er, und erzählt ein bisschen von seinen frauen und kindern und enkelkindern, „wieviele es sind, hab ich vergessen, aber er genießt sein leben, glaube ich“. rolf eden.
in den tiefen der blogs
wenig schöneres, als in den tagen zwischen den jahren mit ein paar büchern und einem tee im warmen zu sitzen, während es draussen immer noch dunkel ist. kitty koma und graf typo haben wunderbarerweise eine anthologie mit vielen lieblingstexten aus weblogs zusammengestellt und in einem e-book veröffentlicht, sie selber beschreiben es so:
Es werden Gräber gegraben, Joints gebaut und Ateliers verwüstet. Liebe, Geburt und Tod kommen vor. Väter, Mütter und Großmütter treten auf. Gartenzwerge spielen eine geheimnisvolle Rolle. Man gedenkt früherer Zeiten, guten und schlechten, erfindet aus Zufall bahnbrechendes, wandert aus oder spaziert einfach nur am Strand entlang.
das buch gibt es zunächst als kostenlosen download, später wird es bei independent-buchportalen zu finden sein. ab sofort läßt es sich unter http://edition.barnimkante.com/ im epub- und für kindle im mobi-format herunterladen.
die QR-codes lassen sich auf einen gutschein drucken und sind ein kleines last-minute-geschenk. aus diesem blog ist auch was dabei.
vorweihnacht
im kopf kaum nebeneinander von drinnen und draußen, zu finster die nachrichten, zu leicht die flucht. kaum zugang zur religiösen bedeutung, der konsumaspekt ist leichter mitzumachen als das friedensbringende und gnadenspendende der weihnachtzeit, ich hoffe, mir gelingt spätestens im gottesdienst noch ein wechsel hin zum großen & ganzen. dieses jahr noch keinmal das WO gehört, fällt mir jetzt erst auf.
wie fast jedes jahr verläßt mich der verstand kurz vor weihnachten und ich kaufe allen kindern viel zuviele geschenke, mit muttern durchs kadewe gestromert, als wären wir noch die von ganz früher, reich und sicher eingetütet in möglichkeiten. die frauen in den schlangen an den kassen, alle blond und hochhackig, die männer älter und im hintergrund, nee, war jetzt bisschen übertrieben, das kaufhaus wirkt am samstag vor dem fest trotzdem wie ein 3d-werbefilm aus den goldenen zeiten von irgendwann, mit einem selbstverständlichen und selbstverständlich sichtbaren wohlstand, der mir sonst im alltag nicht begegnet. einen tag vorher wurde das kaufhaus überfallen, mich hätten sie jedenfalls nicht mitgenommen.
wann genau habe ich mich für die ukulele entschieden, die jetzt hier herumliegt?
alles eingepackt, dabei weihnachtslieder, hat jemand eine empfehlung für schöne, nicht von knaben gesungene? ich mag erwachsene stimmen. o come all ye faithful ist mein liebstes weihnachtslied (oh kommt all ihr gläubigen, es wird auch auf latein gesungen, adeste fideles), ich hab nur eine olle version von herrn sinatra, mit einem tick zu viel input.
in der papeterie vom KDW hätt ich aber schon gern mal übernachtet. sinn für luxus als großzügigkeit, als hingabe an die schönheit der welt, nicht nur als dekadenz und überfluss, eine stilistisch sehr feine grenze.
Unbenannt
frau ziebarth im tagesspiegel! über herrn schnecks facebook, sehr gefreut. habe auch ein paar mal über sie geschrieben, sie hat gregor den löffel erklärt, ich war mit ihr im bodemuseum, wie mir grad erst wieder eingefallen ist, vor den kindern war ich häufiger auf theaterpremieren und habe frau ziebarth auf ausnahmslos jeder getroffen, sie ist ein theatermensch, ist in jedem theater berlins zuhause. ich kenne sie über meinen vater, der in den sechzigern ein paar jahre im DIW in berlin gearbeitet hat und mit ihr befreundet war. als wir uns zum ersten mal begegneten, war ihre erste frage: was ist dein lieblingsbuch?
über bord
die feine geringschätzung einiger, wenn ich von meinen plänen erzähle, ihr erwähnen von dingen, die sie haben, „mein“, erfolge, bücher, gelder, kunden, als wären sie sich nicht sicher und müssten das immer wieder ausprechen, verankern, ihrem leben substanz geben. das flüchtige interesse, der blick, der gleich wieder auf wanderschaft geht, wieder weg will, obwohl ich grade noch im anlauf auf die anekdote bin. alles ist erlaubt. sie fragen nie.
was machst du denn wirklich so von früh bis spät? bis wohin geht deine sicherheit? keine neugierde?
KW 48 – 50
grade sehr stolz auf die jungs, war 3 wochen hintereinander 11 stunden täglich weg, und sie machen es mit mäßigem maulen mit, „das kochen hat mir gefehlt, wie schön, dass du wieder da bist“, sagen sie, nachdem es eine weile fast nur hamburger und tiefkühlpizzen und schawarma oder stullen gegeben hat. nein, nach dem medienkonsum habe ich nicht gar nicht erst gefragt, hatte aber überall frische passwörter drauf. viel gelobt und einmal laut gebrüllt, hat den druck rausgelassen, bei mir und den kindern. jetzt freies wochenende, abends sehe ich, wie der große fast 10 klimmzüge schafft (ich bin immer noch bei 0,5, aber in diesem jahr beginnen auch meine arme zu altern, ich muss da also ran, demnächst), samstags um zehne schlafen die zwillis noch und der große brummt in der dusche, hund will kuscheln, kaffee im bett, sehr bewußtes wohlbefinden meinerseits.
mich hat die wenige zeit für den haushalt effektiver gemacht, ich schaffe bad und küche vor 8 morgens, also nicht gut, aber in ordnung, nur der schreibtisch quillt über, abends schaffe ich gar nichts mehr, nicht mal gitarre, nur noch ein paar serien. zum glück bin ich auch zum grübeln (zukunft, gegenwart) zu müde. tinnitus jetzt auch auf dem anderen ohr, aber der kommt und geht, ich nehme tabletten dagegen, drückt mir die daumen.
die fortbildung ist überraschend intensiv, sehr viel stoff, der anspruch angenehm hoch, keine unterforderung, ja, ich hatte ein paar vorurteile, dabei weiß ich ja, wie jedes thema sich aufblättern und öffnen kann, wenn man genauer hinschaut. sehr tolle leute kennengelernt, und die dozenten zb im praktikum der letzen anderthalb wochen sind wirklich großartig, fachlich wie menschlich, viel inhalt, viel lachen, viel selber machen, es ist ihnen eine herzensangelegenheit, alles notwendige zu vermitteln, sie haben viel erfahrung im thema, humor und selbstironie im umgang mit sich und uns lernenden. ich wollte trotz erschöpfung gleich weitermachen. empfehlung.
hab das ipad mit goodnotes und tastatur und sonem stift gar nicht immer dabei, riesenspass am schreiben mit der hand, mit dem alten caran d’ache – kuli und einem bleistift für die skizzen und marker für die struktur. es ist die ganze zeit selbstbelohnend, schreibe wieder flüssig und lesbar inzwischen. kugelschreiber leergeschrieben. füllfederhalter ist leider unpraktisch, bin linkshänderin. ein notizbuch mit seitenzahlen und inhaltsverzeichnis gefunden, sehr gute idee, damit entfällt das ewige blättern bei blättern oder anderem. goodnotes ist trotzdem großartig, um pdfs zu kommentieren.
„Hallo, in Ihrem Profil glücklich schauen Sie. Können wir Freunde sein? Bitte antworten!“
Unbenannt
der mann, der mir genau erklärt, warum er nichts ernstes mit mir will. ich will gar nicht die wahrheit hören, sag ich ihm, ich will geschichten und komplimente. er guckt dann so vor sich hin.
Der Tod ist nicht.
Es ist nicht alles da, vor allem kein Zusammenhang zwischen Körper und Raumzeit. Das, was da ist, könnte überall sein, ich weiß nicht, wo ich bin, das Denken geht an und aus wie ein Warnblinklicht, der Körper ist träge und schutzlos, weil ich kaum Gewalt darüber habe, wie wenig, weiß ich aber nicht, weil ich den Weg zwischen Gedanken und Bewegung nicht mehr finden kann, mein Gehirn schafft grade, ich zu denken, es gibt mich in einem Raum, es dauert ewig, bis ich diesen Raum als von mir unterschiedenes wahrnehmen kann. Mein Arm fühlt sich unförmig an, das merke ich, als ich ihn zu heben versuche, die Hand fällt sofort gefühllos auf meine Seite, fällt sie weit? Sie fällt durch den Weltraum. Es ist dunkel. Das Denken ist mühsam und funktioniert nur in kleinen einzelnen Sekunden, ich erinnere später nur den Unterschied zwischen der Zeit mit Gedanken und der ohne, reine Abwesenheit, schwarz auf eine lichtlose Weise. Ich wollte mich nach einer Weile gegen das Nichts orientieren, ganz simpel, hier bin ich, ich ist etwas, und das ist mir lieber als nichts, obwohl das Nichts einfacher war, keine Energie aufbringen, es überall hinlassen. Die Erfahrungen waren beide elementar, der Wechsel von einer in die andere fing direkt in den Bewegungsnerven an, ich konnte spüren, wie der Plan aus dem Kleinhirn ins Bein rumpelt, Bein hoch, ins Reale, seitwärts, aus dem Bett runter, aua, da knallt der Fuß aufs Parkett.
So funktioniert das Hirn eben, es braucht zum Überleben Luft, Zucker und Wasser, es hat keine Energiespeicher zur Verfügung, ohne Luft überlebt es nur ein paar Minuten, ohne Zucker bleibt noch Zeit für diesen Schwanentanz, bei dem nacheinander die Funktionen des ZNS abgeschaltet werden, damit die Restenergie noch für das vegetative Nervensystem genügt. Das Erlebnis ist ein paar Jahre her, aber ich hab noch immer eine Art von Ehrfurcht vor der klaren Hierarchie zwischen nötig und nicht nötig, wie dann als erster Gedanke, also Gedanke als etwas, das man nicht gleichzeitig tun muss, die Bilder für „Hypoglykämie“ und „Honigtopf, kleiner Schrank, Küche“ aufkommen und die Magie der Grenzerfahrung vorbei ist, während ich meinen Körper in die Küche wuchte, wie beim Sackhüpfen, nur ohne Hüpfen, weil das Hirn nur noch Energie hat für die Hälfte des Körpers.
An dieser Grenze fällt einem vor allem der Unterschied auf: Es gibt nichts zu sagen über das Nichts, während man übers Leben bis runter zu den Nerven andauernd Romane schreiben möchte. Neurotransmitter: Toll! Glutamat, Serotonin, Rezeptoren, Zellwände, ein Kosmos, egal, wo man hinschaut, es ist komplex, es ist kompliziert, es ist ein Wunder. Das Nichts ist einfach nur Nichts. Ich seh das so: Leben ist das, was die Zellen miteinander machen, wenn man sie läßt, Leben ist Stoffwechsel, Tod lohnt die Mühe nicht, er ist das Nichts, es liegen genug Rätsel im Leben, mit dem Tod will ich mich nicht aufhalten, auch die Seele ist nicht mehr als der Wärmeabdruck im Bett, wenn der Liebste schon gegangen ist, etwas hiesiges.
geschrieben für dieses beeindruckende projekt.
winterreise
marco ponce kärgel und manfred maurenbrecher haben die winterreise aufgebrochen und neu hingestellt, mit reduzierter und sehr klarer gitarre, wenn der gitarrenauszug von kärgel, der wohl die hauptenergie in diese cd gesteckt hat, ein windhund wäre*, würd ich sagen: trocken gebaut, man sieht die sehnen und muskelstränge und die ganze schönheit viel besser jetzt, es läuft wie von selber, und maurenbrecher singt bei einigen stücken so, dass man sein herz genau schlagen hören kann, ich hab meins gehört jedenfalls, es hat mich traurig gemacht, wie es sein soll bei dieser musik. ist aber auch mein lieblingsliederzyklus, lieder für dazwischen, wenn die blätter schon unten sind, vorm neuanfang, vor dem nächsten jahr. die beiden haben die winterreise wirklich gemacht. ihre version von „mut“ ist besonders schräg und endlich so laut, wie sie sein sollte, könnte zum hit werden, wenn man morgens um drei doch noch nach hause muss. ein bisschen mitbrüllen. sehr schön.
*bin grad im hundethema, sorry.
Unbenannt
das meer der möglichkeiten, und dann keine insel finden. die partitur im kopf, und dann singt man immer nur kammerton a, den allerdings perfekt.