kw 38

mit der schwester ein paar tage verbringen, sie begleitet ihre tochter, die nach berlin gezogen ist. wunderbar, wir verstehen uns wortlos und sehen uns viel zu selten. wir spazieren herum, mitte und prenzlauer berg, ich wundere mich über die touridichte und die menschenströme auf den strassen. die kunstwerke lassen uns und andere vorzeitig in ihre neue ausstellung, etwas über die sehnsucht nach dschungel, gelungen ist sie, eine empfehlung, ein paar sehr sehenswerte arbeiten über phantasie, natursehnsucht und modernes leben. einen laden für hundezubehör entdecken wir, mit eleganten leinen und schönem anderen kram, kaufe nix, weil ich alles schon habe und in einem soliden pragmatismus lebe.

ein abend mit freunden, einer mit docbuelle und s., in alter tradition im due forni, sehr schön und warm. freut mich immer, wenn ich meine römische schwester mit in meine zusammenhänge bringen kann.

gestern dann ein paar museen, die ausstellung im dhm zu homosexualität_en, sehr lehrreicher überblick über den umgang mit schwulen, lesben und transmenschen in den letzten 200 jahren, mit vielen sehr persönlichen videozeugnissen (wie heissen selfies als video?) übers coming out, jeder menge teils so skurriler wie finsterer objekte aus der langen geschichte der gesellschaftlichen ächtung. leider war der katalog sehr chaotisch aufgebaut, bild nach bild nach bild, ohne eine erkennbare struktur, ansonsten hätte ich den für die jungs mitgebracht, die sind ja noch ein bisschen in limbo und bestimmt neugierig. großartiger neubau von i.m. pei ums zeughaus herum, war da irgendwie noch nie mit vollem bewusstsein drin, sehr repräsentativ und großzügig, elegante toiletten, mit glastüren und marmorbecken, alles sehr edel da, klar hab ich als mutter sofort die schulen und ihre miserable ausstattung im kopf, aber das dhm ist ja eine stiftung des bundes und steht ausschliesslich in der öffentlichkeit, anders als die schultoiletten, in die ja nicht mal die schüler gehen.

über die linden ging eine größere gruppe menschen mit weissen kreuzen, abtreibungsgegner, of all things, dass die immer noch so laut werden wollen! es waren sogar frauen dabei, und sehr viele polizisten. bei der abschlusskundgebung, die wir hören, als wir uns vor dem dhm noch vor dem regen unterstellen, spielen sie eins der schöneren kirchenlieder, „von guten mächten wunderbar geborgen“, weil bonhoeffer sich wohl in seiner ethik gegen schwangerschaftsabbrüche geäußert hat, was mich überrascht. aneignung von schönen liedern übers aufgehobensein, um eine praxis der entrechtung und lebensverändernder übergriffigkeit zu propagieren, sehr unangenehm manipulatives vorgehen.

hab mir für den tag mein rennrad vom großen ausgeliehen, fand es schwer bremsbar (bremsen viel zu weit vorne am lenker) und war wahnsinnig schnell damit, auch beim bergauf fahren alle überholt, wie von selber ging das, meine langsamkeit liegt wohl doch am ollen tourenrad und nicht nur am alter. es hat geregnet, doof ohne schutzbleche, habe aber mein guccitäschchen über dem hintern platziert und so stilvoll mich und die anderen geschützt, rennradfahren ist schon etwas für eher zierliche gesäße.

 

ferragosto

gestern ferragosto total im regen ersoffen, dichter, gleichmäßig rauschender regen. die stille um das rauschen herum. heute dann ein gleissender sommertag, tiefblauer himmel, weiße sauber geknüllte wolken, glitzernder see, angenehme 28°. eine freundin zeigt uns ein altes industriegelände, hinter einem park versteckt, mit felsen und ruinen direkt am wasser, die kinder können hohe sprünge machen, darüber ein senkrechter felsen, unbefestigt, eine badestelle wie aus den fünfzigern, davor meine kinder, braungebrannt und beweglich, auf dem spazierweg dahinter die mädchen und ragazzi in kurzen hosen und polos, die damen in hohen schuhen und mit perlenketten am arm der eleganten alten männer, vorsichtig der menge nachlaufend, dazu ein eis.

wir sind früher an den felsen bei s. caterina del sasso schwimmen gegangen, durch den garten des klosters kam man über einen überwachsenen saumpfad runter an den see, vor dem kloster liegt die tiefste stelle des sees, das wasser war dort auch an heissen tagen kalt und klar. jetzt ist alles touristisch erschlossen und renoviert, es ist schöner und nicht mehr so leicht verwahrlost wie in den achtzigern, der weg zum felsstrand ist seit jahren mit neuen toren versperrt. daran muss ich denken, als die jungs allein auf den ruinen bei caldé herumturnen, der platz da hat bestimmt eine ähnliche zukunft.

wir sind im ferienhaus, ein dutzend oder so kilometer südlich der kleinen stadt, die mir genauso nahe ist wie die andere kleine stadt, von der man anderthalb kilometer steil den berg rauf zum haus gelangt. in caldé liegen auch zwei freunde von mir auf dem friedhof, ich wollte eigentlich noch die mutter von einem anrufen, jetzt wird es schon wieder knapp. dieses jahr habe ich lange gebraucht, um aus der erschöpfung aufzutauchen, um anderes als das gewohnte zu unternehmen.

zwei häuser weiter wohnen zwei junge berlinerinnen im teuren gentrimobil, airbnb, sagen sie. ich will eigentlich keine berliner mit touareg hier haben in meinem refugium, die beiden passen auch nicht zu ihrem auto, können es kaum manövrieren, aber es hat berliner kennzeichen. es ist ein so privater ort hier, vor berlin und der komplizierten gegenwart, oder einfach nur auf eine ältere art kompliziert, mit mir verwachsener, nicht mehr zu trennen von der, der ich bin, die wir geworden sind. die beiden sahen netter aus als ihr blöder luxusschlitten, sie trugen eher berliner klamotten, als irgendwas italienisch-überlegtes, die italiener hier neigen eher zum kleineren auto und dafür zu schönerer kleidung, schon weil man mehr zeit auf der piazza als auf den engen strassen verbringen möchte. oder will ich bloss das einzige berlin hier sein? weiss aber, wie uneinpassbar so ein gedanke ist in die realität. neue zeiten. airbnb werden wir hier bestimmt auch irgendwann machen, so what.

das feuerwerk findet dann am montag danach statt, aber da regnet es auch und wir verzichten, ich biete den jungs halbherzig an, sie hin- und wieder zurückzubringen, aber die couch, die handys und das fernsehen locken mehr. grmpfe ich sie kurz an, bin aber selbst dran schuld, weil sie das tollste mögliche feuerwerk schon gesehen haben, das in venedig.

 

sense8

sense8 geguckt. ob es eine entscheidung war, die serie mit reinem pathos zu beginnen? also nur pathos, ohne klare orientierungspunkte, ich wusste auch nicht, worum es gehen sollte. hat mich an angels in america erinnert, vom großen gestus her, macht aber ungeduldig, weil wir heute anders sehen als vor ähm jahren, eiliger, wir suchen das besondere nur im bekannten, es macht fast aggressiv, wenn man in den ersten minuten in eine opernhafte sterbeszene geworfen wird und mit was einfacherem, verständlicherem gerechnet hat.

die idee der empathie als bedrohung des systems mag ich sehr, schön sixities und flowerpower, aber es hat gedauert, bis ich sie im film verstanden habe (nicht gespoilert vorher), die wachowskis setzen bedeutung voraus, statt sie im drehbuch wachsen zu lassen, sehr unbescheiden und im impetus schon fast wieder gut, wenn es nicht etwas merkwürdig jesusfilmhaftes hätte. absurd, wie dann im verlauf der staffel alle konflikte ausschließlich mit gewalt gelöst werden, als gäb es im kopf der regisseure zwei konzepte, die total gegensätzlich sind und nichts voneinander wissen, anders als die sensates im film. (die gewalt fand ich ernsthaft bescheuert und musste mich häufiger mit dem gedanken an die kohlköpfe beruhigen.)

mochte die vielen länder mit sehr tollen kamerafahrten, die serie immer dann gut, wenn etwas neues passiert, die biographien der figuren funktionieren halbwegs, selbst wo sie chlicheehaft sind. sie sind alle traumatisiert, oder in einer position der gesellschaftlichen ächtung, das ist ungewöhnlich für eine serie aus den usa, alle in einem laufenden konflikt, der in der ersten staffel nicht aufgelöst wird, fand ich auch interessant. alles sehr gemütlich aufgebaut leider, da hätte eine ordentliche verdichtung gutgetan.

auffällig viele schöne männer, also diese pinup- schönheit, bei der es gar nicht mehr wichtig ist, was die leute tun oder sagen. wenn die leute in der zweiten staffel endlich die welt retten statt immer nur einander, oder etwas wirklich revolutionäres tun, würd ich weiter gucken, die verfolgerei durch den regierungsschurken wird jetzt langweilig. bin außerdem für gewaltfreie versionen, wo wie in stummfilmzeiten immer nur steht „sie prügeln sich“ oder „sie ballern rum“.

 

dazwischen

bin bisschen gespalten in den bedürfnissen, einerseits versucht, mir für die zeit schnell noch eine geschichte an land zu ziehen, klar fehlt da was, aber es fällt keiner auf in der masse der gesichter und profile, wie ein wort, das man zu oft sagt. die alternative nur-körper ist dann doch, ich weiß nicht, einfach weit weg von dem, was ich bin, und das gerede in den kneipen mit den freunden ist genau das, ein warmes/lautes hohoho in die nacht. außerdem muss ich lachen, wenn mir jemand von seinem penis vorschwärmt, echt, penis? gut, wenn einer dran ist, wenn es ein mann ist, okay. ich sehe die männer, wie sie solche mails schreiben und den langen schlingerpfad, fluchtpunkt p, den sie hinter sich haben, über berg und tal. wozu haben wir eher ganzheitlichen den langen weg der sozialisation hinter uns gebracht, dabei bedürfnisse verbunden, beim sex das resthirn erschlossen? gern etwas zwischen plüsch und dem hier, zwischen nur geist und nur körper. not?

eins null

twoday

10 jahre hotelmama, wer hätte das gedacht. vielen dank fürs lesen und kommentieren und verlinken, für die freundschaft und für die drinks!

ein paar gute texte sind dabei, vielleicht kommen auch noch ein paar, ich bleib dran und mache einfach immer weiter. bloggen ist die perfekte form der öffentlicheit für solche wie mich.

frei

frei von begehren sein, zumindest frei vom wertsystem des begehrens, ob das geht? ist der mangel schon in die grundfeste eingebaut, weil sich niemand dafür interessiert hat, was und wer und wie man eigentlich ist, oder ist die wahrnehmung des mangels so integrativ heutzutage, und dabei sofort  verfremdend und vom eigentlichen entfernt (wegen dem allgemeinen habenwollen als lebensmaxime, erfolg, liebe, geld, ökonomisch und psychosozial), dass man sich da nicht mehr ganz rausdenken kann? ungute mischung von beidem wahrscheinlich. ohne funktionierende arbeits- oder liebesbeziehung geht es wohl nur, wenn man schon vom naturell her in sich ruht, also ruhe als ein zustand, der keinen ständigen input braucht, keinen austausch, aber wäre das dann nicht schon stillstand, nichts lebendiges mehr?

mich macht die trauer darüber dünnhäutiger, als mir lieb ist. besser sublimieren, klar, bleib ich dran, aber wenn ich vor 11 jahren gewusst hätte, was auf mich zukommt, ich hätte mehr getan, um die blöde ehe nochmal zu retten. ich bin daueroptimistin und neige zur lebensfreude, aber es war wohl naiv, in meiner lage und mit der, die ich bin, auf neue häfen zu hoffen. es ist eher dauerwerft und dauerwurst. aber es muss doch, wie rühmkorf sagte, einen zweiten weg ums gehirn rum geben, not? also zufriedenheit ohne mann und mit eher imaginärer beruflicher bestätigung. habt ihr bücher oder ideen zum thema? bis dahin, liebe kinder, bleibt bei euren partnern, wenn ihr mehr als zwei kinder habt und eine frau seid, für männer gildet das natürlich nicht. gar nicht. isso.

 

mäanderie

freier tag. (vorsicht, folgt ein reinster ich- + tmi-text.) ich hätte tun gewollt: einen oder zwei texte fertigschreiben, die ende der woche raus sollen. zuerst versucht, einen aus dem netz gezogenen film mit ein paar minuten gitarre in irgendein programm zu bringen, mit dem ich die frames nacheinander abklappern kann, um ein griffmuster zu verstehen aka abschreiben zu können, mit dem blatt vorm rechner. dabei gemerkt, dass ich das komplette final cut studio noch auf dem rechner habe, ein paar emma-filmchen mit fcs editieren gewollt, aber die modernen formate vom iphone können mit dem alten filmprogramm nicht gelesen werden, das m4p- dingens aus dem netz geht auch nicht auf. in die tiefen von cinema tools abtauchen gewollt, obwohl ich nicht mehr sehr genau weiß, wozu das programm eigentlich gut sein soll. irgendein plugin hindert mich daran, eine geraume weile nach dem plugin („powerplant“) gesucht, ohne zu wissen, ob es fehlt oder zuviel ist, aufgegeben – es gibt powerplants, das glaubt ihr nicht. mit handbrake eine weile lang gar lustig hin-und herformatiert, an die supere quick time pro version erinnert, die auch umformatieren kann, noch viel idiotensicherer, mit .avi (quicktime rechnet einem das um) ging es dann endlich, aber bei der nun miesen auflösung hätte es deutlich mehr vorhandene musikalische fähigkeiten gebraucht. es waren eh sehr, sehr viele frames für den restnachmittag. gleich weiter gesucht nach programmen im netz, die musike direkt auslesen können, ähnlich wie garageband das mit dem e-piano macht, das programm schreibt mit, was to-tal faszinierend ist, wie beim spielen die noten über den bildschirm rauschen, als wäre es nix, aber es macht das natürlich nicht nach gehör, sondern nach midi, das ist geheimnisfrei, eigentlich, fasziniert mich aber trotzdem. gibts bestimmt auch für e-gitarren. was gefunden, es ergibt aber mehrere seiten akkordsalat, das hilft mir nicht, weil der typ aus dem netz keine akkorde spielt, sondern nur so herumpickt. grade eben noch soundtrack pro aufgemacht, liegt auch auf der platte herum, wenn ich könnte, dann würde ich jetzt mich selbst unterlegen, mit schönen flauschigen loops, in soundtrack pro liegt ein irgendwo herausgeschnittenes gitarrenintro drin rum, es heißt „fred“ und kommt mir sehr bekannt vor, es liegt da seit 2005, in einem format, dessen dateiendung mit .step aufhört, da könnte ich jetzt gleich weiter.

ich mag an diesen programmen, die man erst erlernen muss, dass sie durch diese schwelle an den aufwand erinnern, den sie betreiben, die vielen tausend kommandozeilen, bis sie zu einem ergebnis kommen. ibm hat ja einen rechner gebaut, dessen kapazität an ein menschliches gehirn herankommt, aber der braucht ein akw als energiequelle, anders als wir. wobei der heißeste scheiss ja endlich nicht mehr nur die quantität, sondern die funktionsweise des hirns zum vorbild nimmt, ltd. data wartet schon. der digitale aufwand, der zum umrechnen eines bildes nötg ist, den braucht man ja auch nur, um ein bild umzurechnen, sonst ist der zu nix gut, und unsere axone können mehrere zehntausend verbindungen eingehen. muss ich den kids alles zeigen, wenn sie mal nicht wegkönnen.

wie angenehm besänftigend das problemlösen wirkt, mir gleich einen job mit konkreten, lösbaren problemen gewünscht. nachgedacht und gemerkt, dass ich heut keins meiner probleme gelöst habe, aber trotzdem sehr beschäftigt war. versucht, das umformatieren als metapher zu nutzen, ich bin leider nahezu perfekt eingepasst in mein umfeld und bin deshalb meiner größe sozusagen ausgeliefert, wodurch mein verbleiben im mittelmaß besiegelt wird. aber größe ist ja größtenteils antrieb, und den verbrauche ich schon für den alltag. naaa, lieber mich mit einem bisschen alkohol auf eine hinreichende konzentrationstiefe komprimieren. das waren tinnitus-sätze, gleichzeitig schrill und sperrig, mit tinnitus denken ist manchmal, also nur manchmal, wie eine lange spitze eisenstange durch ein sehr enges labyrinth navigieren müssen, ohne anstoßen.

jetzt wirds bald dunkel, und ich muss mit dem hund raus, weil ich ihr blinkerhalsband noch nicht wieder gefunden habe. leichter mißmut, weil ich zuwenig kann für all meine möglichkeiten, und weil ein programm das deutlicher zeigt als ein ungelesenes buch, für das lesenkönnen genügt.

vielleicht ist es auch nur mein sammlergen, und wer löscht schon programme, bloss weil der job vorbei ist? immer mal wieder mit einem kleinen rauschgefühl in der time machine durch die monate zurückgesaust, hin zu dem moment, als die mails noch nicht geschrieben waren und die bilder noch nicht gelöscht, die projekte noch nicht beerdigt. sentimental journeys. ich hätte wenig einzuwenden gegen zeitmaschinen.

puh. zuviel kaffee?

 

stammzellen zu betazellen!

so gern ich das lese, so wenig glaube ich an eine heilung, weiß auch nicht wieso. alle ca. jahrfünfte gibt es eine neue idee*, von der man dann nie wieder etwas hört, weil die forscher inzwischen etwas anderes machen, weil es keine gelder mehr gibt, oder weil es dann doch eine sackgasse war, vielleicht auch tatsächlich wegen der pharmaindustrie (beliebte theorie unter diabetikern, die krankheit ist sehr profitabel). für diesen prof sprechen seine uni, harvard, und seine motivation, als vater von kindern mit diabetes. ob seine merkwürdigen anderen hobbies für oder gegen seine fähigkeiten sprechen, bleibt abzuwarten, wie man so schön sagt: er hat auf der suche nach dem ewigen leben mäuse zusammengenäht – männer mit diesem master of life&death – dingens sind mit vorsicht zu geniessen, zumindest was ihre versprechungen angeht.

*gut, hier ist nochwas aus diesem jahr, zwei grundverschiedene ansätze, die innert 3 monaten publiziert werden, das hebt den schnitt.

wobei, wenn die beiden sich zusammentäten, der eine erschafft betazellen, der andere verhindert deren zerstörung durch das immunsystem, beide bemühen sich um die möglichkeit industrieller produktion, wie es scheint – dann wärs doch ein schuh, oder? dann würde ich denen glatt ein paar aktien abkaufen.

 

kw 31

2 wochen kinderfrei, kaum aus dem quark gekommen. erdbeerquark. die karls-erdbeeren sind die besten der stadt, reif, süß, intensiv, gibt es heut zum letzten mal, saisonende. die ganze zeit kaum sinnvolles gemacht, auch das handwerkszeug nicht allzu ergebnisorientiert angegangen, lieber ausgegangen. gemerkt, dass mein hirn vollkommen untrainiert ist, nichts zuende gedacht, man kann das denken endgültig verlernen, dann ist alles zu spät, mir vorgenommen, texte zu lernen, dann kann ich zumindest ein bisschen durch schöne oberflächen navigieren. ich weiß nichtmal, ob ich jetzt erholter bin, oder ob ohne die kids nicht doch zuviel struktur fehlt, das alte-hasen-dümpeln-syndrom* unter alleinerziehenden, wollte mir ja eigentlich einen irgendwie-gefährten suchen für die beiden wochen, aber es gab eine so riesige auswahl, da wollte ich mich nicht entscheiden. sopranos erste paar staffeln geguckt, bis mir das einfach abknallen zu langweilig wurde, schlachtensee. fingernägel, halten aber auch ohne kinder nicht allzulange. maniküren lassen: ich könnte mich dem luxus so anschmiegen, wenn ich reich wäre, glaube ich, alles unangenehme machen lassen, jemanden kommen lassen, infinitiv passiv als betriebsmodus* bis das bezahlen können das gehirn tapeziert hat, mit lilien, und der luxus auf ne yacht umgezogen ist.

umsonst gesehen, ich weiß nichtmal, ob ich den jetzt empfehlen soll oder nicht, ich mochte die berlinbilder, der ganze film ist in einem radius von vielleicht 2km um das kino herum entstanden, in dem ich ihn gesehen habe, er zeigt einen dieser nachmittage, die wir alle mal hatten in dem alter, die ich heute mit etwas zwischen langeweile und wehmut betrachte, weil die unsicherheit und losgelöstheit der protagonistin sie zu nichts neuem führen muss, außer in den nächsten tag. der sprung in eine rahmenhandlung „filmdreh“ am ende des films ist in seiner beliebigkeit auch ein schönes berlinbild. klug und dicht war die mutter-tochter beziehung, über die man nach den paar szenen alles zu wissen glaubte.

diese nachmittage, an denen ich stundenlang auf dem rad durch mauerberlin gefahren bin, ohne schatten oder ziel, noch ohne den fortlaufenden inneren comment aus design oder ach oder kritik, überhaupt ohne absichten. inzwischen gibt es ja rhabarberschorle, da lohnt es den versuch wieder.

berlin ist sehr heiß gerade, man mag nichtmal tanzen gehen, die luft ist im körper so warm wie draussen, bestes sommergefühl seit jahren. diffusion, osmose.*

es ist gar nicht so ein irrer gewinn fürs wohlbefinden, zeit für fingernägel zu haben, weil ich den lack nicht vermisse, wenn ich keine zeit dafür habe. alles wieder entfernt, liebe den geruch vom nagellackentferner.

morgen seh ich die kinder wieder und freue mich sehr auf sie. totally.

fast sechse, vielleicht doch mal packen? dicke kamera mit? nee, wozu, die neuen bilder legen sich auf die der alten jahrzehnte, da reicht die knipse, für die kids und freunde ist die auflösung nicht wichtig. jedenfalls bin ich ne weile am lago und ohne internet, kommen sie bitte wieder ende august!

*ich packe nämlich immer noch nicht, hier noch ein halbsatz, da noch eine metapher (ich liebe metaphern, im gegensatz zu den alk-leuten), der tinnitus sirrt so gemütlich, ich könnte wahrscheinlich ellenlange texte schreiben, eine elle internet sind zwei bildschirme hintereinander weg, wenn ich etwas anderes zu tun hätte.

 

kw junihälfte

kaum ist es mal ein bisschen sommerlich, schon gibt es hitzefrei und man kommt zu gar nix mit drei jungs im haus. mahne ich ruhe an, heißt es: warum hast du dann überhaupt kinder gekriegt? dann singe ich ihnen ein lied von liebe, und keiner hört mehr zu, ausser dem postmann, der grad ein paket bringt, auf dem „haribo“ steht, er sagt: naja, hier haben sie schon wieder gummibärchen. (ich bestelle haribo colorado in 3kg – paketen gegen unterzuckerungen und darf die nicht gut verstecken, weil ich sie sonst im notfall selber nicht mehr finde. die jungs sind gnadenlos damit.)

eigentlich wollte ich rockstars machen, oder kleine feenkinder, oder lausbuben mit borte oder sowas. alexanders, ann-sophies und maries, wo seid ihr?

die chance auf lange fingernägel zum gitarrespielen sinkt um die hälfte mit jedem kind mehr, und ich habe richtig immer ca. zweieinhalb lange nägel an den händen. plus haushalt. darum sowenig gitarristinnen?

die schlechte laune, wenn kleid und haar am körper kleben, obwohl man doch im süden aufgewachsen ist und hitze gewöhnt, und der andere völlig entspannt mit freundlichem lächeln fragt, ob er das fenster öffnen soll, außerdem portemonnaie nicht mit im supermarkt, auf der gev klassenlehrer von kind 1 lautstark mit elternteil verwechselt, beim überholen eines exmannes auf dem rad fast ins gleis gefahren, unschick gebremst. nur sowas heute. so mal unter uns euphemistinnen: deutliches undankbares mittelalt-gefühl. meine zähne werden ausbleichen wie knochen in der wüste, wenn ich weiter alles mit humor nehmen muss.

was ich später nicht vermissen werde: kabel, besonders die mit proprietären enden.

keine lust, nach dem tag noch zu kochen. macht euch brote, sage ich. „mama, die eltern meiner freunde machen ihnen sogar mittagessen, und die sind auch alleinstehend, teilweise.“ („teilweise“: wortwahl liegt am gymnasium) ich: „na dann zieh doch zu denen“ er: „mach ich vielleicht.“ kein respekt mehr vor stullen, die jugend.

(leicht verkatert)

der sechziger-typ im porsche aus dubai, der mich auf okc anschreibt, ich sage ihm nein, ich suche wen in der stadt, er: ich kann in ein paar stunden bei dir sein, „if all goes really well“. die kinder so: yeah.

 

wahl oder pflicht

kurzbios in den medien: „wahlberliner„* – immer den pflichtberliner dazugedacht, aber sogar die wehrflüchtigen hatten ja eine wahl, waren nicht die ostberliner die letzten ohne freien wohnsitz? menschen, deren betriebe nach berlin auswandern und die ihren jobs folgen müssen, gab es es ja seit dem bonn-umzug auch nicht mehr so häufig. wahrscheinlich verbindet man als wahlberliner mit der stadt viele hoffnungen mit schwankender realisierbarkeit, weil zufall, auswahl und gelegenheit teil des konzepts sind, anders als bei berlinwahlen, wo all das vermieden wird. dabei meint es seit kennedy glaub‘ ich eher das ausmass der identifizierung, als wappen und konsequenz, plus den kleinen trotz aus (westberliner) mauertagen, als man mit der stadt auch noch das fehlende umland und das bedrückende wissen um die ddr in kauf nehmen musste, wie heute das morsche und spröde. mochte irgendwie die früheren wahlberliner lieber, die noch nicht den kapitalistischen lebenstil suchten, oder wie das heisst, wenn man nicht nur genug, sondern viel geld machen will, aber bestimmt haben die bloss keine kurzbios in der presse und es gibt noch genauso viele von ihnen wie immer – klar, muss nur mal meinen freundeskreis durchgehen.

ich mag meine stadt sehr, die mischung aus hoffnung und kreativem, das neben- und ineinander von lebensentwürfen, wie ideen hier noch immer wichtiger sind als geld. anyway sind nur die kinder echte pflichtberliner. ich habs gut, ich bleibe überall berlinerin, weil hier geboren.

*ich verwende lieber startpage als google, obwohl ich mir dabei albern vorkomme, harmlos, wie ich bin. man möchte glatt ein paar gefährliche dinge suchen im netz, wie in dem ollen witz mit dem ami, der seiner mutter in england nicht beim umgraben ihres gartens helfen kann und ihr einfach einen anonymen brief schickt, dem er einen plan über im garten verbuddelte waffen oder so beilegt.

 

fallen

da hatte jemand eine schöne idee, wie schade, dass die personen alle erfunden wurden. ich schau bei den spätabendlichen hunderunden jedesmal herum, wo noch licht brennt, es gibt die mit tagheller beleuchtung über eine deckenlampe, die schon von aussen unangenehm grell wirkt, oder die zimmer, wo immer ein kleines lichtlein brennt, als hätts jemand vergessen. die ewige schreibtischlampe, die ich aus dem küchenfenster sehen kann, da kenn ich den bewohner sogar. das fenster in der dachgeschosswohnung mit einer anscheinend 24/7 laufenden glotze. wahrscheinlich ist ca. 1 uhr nachts die grenze, ab der arbeitende menschen endgültig in die horizontale müssen, die wahren nachtwesen findet man dann ab 2/halb drei. happyschnitzel hats gefunden.

es gibt ja ein archiv von post secret, wusstet ihr alle schon, oder? gleich mit in die rolle genommen.

habe einen plan für okcupid, will mindestens zwei dates im monat, eigentlich viel zu wenig, ich rechne mit zwischen 80 und 100 versuchen, bis es mal schnackelt. an die richtig schönen männer traue ich mich noch nicht ran, dabei habe ich eine blöde schwäche für sie. mir vorgenommen, möglichst ein paar gute nächte mitzunehmen, weil ich ja nun deutlich nicht jünger werde. wish me luck, und nein, warm wird mir nicht bei diesem projekt. in jede wichtige geschichte bin ich bis jetzt head-over-heels gefallen, mal sehen, ob es auch anders geht.

 

aplomb

ein bekannter erzählt von seinen schwierigkeiten, ein künstlerisches projekt auf die beine zu stellen, weil die leute, die er anspricht, sich nicht mehr melden, nicht schnell genug arbeiten, kein risiko eingehen wollen. weiß nicht, welcher aspekt davon sein projekt am ehesten verhindert, aber die unhöflichkeit bei desinteresse ärgert ihn am meisten.

kenn das von mir selber, grad ein anspruchsvolles projekt sozusagen weiterziehen lassen und nicht eingestiegen, weil mein erfolg zweifelhaft und der megastress wahrscheinlicher waren, diese projekte, für deren durchführung man erst ein paar grundlegende persönlichkeitszüge ändern müsste, die man aber eh schon immer mal angehen wollte, warum also nicht mit bezahlung und richtig druck? wie das ein oder zwei ticks zu kleine perfekte kleid. schon bei so leichten entscheidungen den zweifel, ob ein größeres oder mit bisschen wahn angeheiztes selbstvertrauen da nicht mehr genützt hätte, anstatt der langen erfahrung mit dingen, die eher nicht so gut klappen. einsicht oder resignation?

(aplomb jetzt mal so als vergessene tugend. im ballett meint es auch die fähigkeit, in einer bewegung innehalten zu können, ohne schwanken, mit eleganz. wie gern könnte ich das, innehalten, schon weil man dann die bewegung davor zulassen kann, wie ja überhaupt die selbstkontrolle viel mehr sinn macht, wenn man damit bewegung gestaltet und nicht nur stillstand moderiert.)

andrerseits die erkenntnis, wie sehr vielgründig ein gelingen oder misslingen ist, wie beim yoga, wo manchmal sogar die krähe gelingt, also ein oder 2 sekunden lang, wieviele der so unterschiedlichen zyklen in körper, seele und geist da gleichzeitig im lot sein müssen – also bei nicht-daueryogis wie mir, wahrscheinlich ersetzt regelmässige praxis einen haufen dieser notwendigen sychronizitäten. aber nicht vollkommen. ich denke da viel drüber nach, weil mein diabetes mich dazu zwingt, diese zyklen so viel als möglich wahrzunehmen, aber warum zbsp. der gleichgewichtssinn mal gut und mal nicht vorhanden ist – der mensch ist ein wunderwerk an komplexität. vielleicht ist ein ständig umkippender baum ein zeichen dafür, dass grundloses auf einem bein stehen dem kleinhirn gerade nicht notwendig erscheint, es ist ja offensichtlich, dass bewusstsein und restmensch nicht immer dieselben dinge gut finden –  trotzdem klappt es in der nächsten stunde hervorragend, auch wenn man nicht heimlich mit dem kleinen finger an der wand lehnt.