– tag 11

mit den freundinnen zunehmend krankheitsgespräche, bisschen sorge, vorgenommen, bei ende der akutphase corona damit wieder aufzuhören. vom diabetes rede ich ja auch fast nie. glaube, die angst verursacht diesen erhöhten redebedarf, der mir selber auf den keks geht, im blog stört mich das weniger, das kann man ja überlesen, hier darf ich’s sein. googeln hat jedenfalls ergeben, dass kreatinin im urin normal ist, was mir die ärztin ruhig hätte sagen können, jetzt bin ich enorm erleichtert, ich teste ja sonst nur den blutzucker. schnelltest heute wieder negativ, hab aber immer noch schmerzen. sehr froh über die impfungen, habe das gefühl, es wäre sonst schlimmer ausgegangen. hoffe sehr, dass ich übern berg bin.

habe seit über 20 jahren nur erkältungen gehabt und gelegentlich eine blasenentzündung (gegen die es eine impfung gibt, wer hätte das gedacht? es sagt einem niemand, was vielleicht daran liegt, dass die wirkung der impfung nicht bewiesen wurde) und einmal hochrisiko-hpv, das war auch unheimlich und ist zum glück wieder vorbei. ein grund gegen sex mit diesen seriell aktiven männern aus den datingportalen. ah, einmal nierenbecken-entzündung, fast vergessen. ich bin ein gesunder mensch, großes glück. hoffe, das bleibt eine weile so. beobachte, wie ich eher interessiert als ängstlich auf meine selbstwahrnehmung bzgl. corona gucke, der abstand durch rationalisierung ist da sehr hilfreich.

an den richtig kranken tagen tng geschaut, hat geholfen. ich glaube, alles in allem wäre mir das leben in einem raumschiff zu anstrengend.

hunde auf der tierheim-seite angeschaut, viele problemhunde mit bissvorfällen, viele listenhunde mit maulkorbpflicht, oft schwierige fälle. vielleicht ist das großstadttypisch? ich weiß, dass ich als ihk-zertifizierter hundemensch vermutlich freie wahl hätte (ich will und kann grade keinen hund, wollte nur mal schauen), aber es wäre dann hauptsächlich therapiearbeit, die da fällig wäre, wenig sorgloses miteinander. ich kann gewalt von hunden genauso schlecht ertragen wie gewalt von menschen. überlege aber, ein bisschen ehrenamtlich mit diesen hunden zu arbeiten, spazierengehen, vielleicht gibt es da eine möglichkeit, so ganz ohne hunde ist es auch doof. jedenfalls lieber ein welpe, wenn ich in 10 jahren oder so wieder tagesfreizeit habe.

grundsteuer gemacht, es war nervig, aber nicht so schlimm, über elster. beneide die italiener etwas, dort kostet nur die seconda casa steuern, also das wochenend- oder ferienhaus, weil das erste haus als grundrecht gilt, wenn man dort lebt. musste einige sachen ein paar mal probieren und habe nicht verstanden, warum es dann doch geklappt hat, besonders die quadratmeterzahl, die dann mit dem bodenrichtwert auf eine seite kommt, war nicht nachvollziehbar. nach ein paar versuchen, hat die seite meinen vorschlag akzeptiert. bin gespannt und befürchte sehr viel höhere steuern. sollte gleich meine anderen steuern auch noch machen, habe eigentlich spass mit formularen.

bester satz kam von einer freundin: wenn du wieder gesund bist, ist der januar auch vorbei.

körper und spirits

wollte gerade mal wieder in meine schöne bibliothek, aber die hat ihre öffnungszeiten geändert, am wochenende ist sie ganz zu, unter der woche hat sie nur noch ein paar stunden offen. es ist offensichtlich inzwischen eine institution für menschen in rente oder selbstständige, sehr schade, sollte mal anrufen und fragen, was da passiert ist, hingehen kann ich ja nicht mehr. es wäre ein jammer, wenn sie geschlossen wird.

mit neu besorgten batterien die insulinpumpe wieder in betrieb genommen. ein porsche im trabbikostüm, wie jemand mal gesagt hat. so nervig sie in ihrer mechanik ist, so großartig funktioniert die bluetooth-anbindung. vor allem stört mich die verschwendung von insulin, jedes mal muss ich um die 20 einheiten wegwerfen, weil der kolben der füllpatrone nicht bis zur letzten einheit gelangt. müsste man nicht nur einen neuen kolben konstruieren? die alte solide medtronic-pumpe hat aber mehrmals am tag die verbindung zum handy verloren, das war keine alternative, leider, ich mag ja steampunk.

in der nyt einen text über alkohol gelesen, der mir viel zu radikal erscheint. ist es nicht immer die menge, die das gift macht, anders als es dort steht? oder eben ein statistik-bias, weil es bei genügend teilnehmern ja immer jemanden gibt, der daran stirbt. aber vielleicht ist das die zukunft, der tabak ist ja ähnlich verpönt inzwischen, und wir müssen gut auf uns aufpassen, das tut ja sonst keiner, und sei es nur, weil es geht. ich trinke kaum noch und habe schwierigkeiten, offene weinflaschen leer zu bekommen, kippe den rest dann meistens weg, mache keinen mehr auf, trinke lieber tee. je weniger ich trinke, desto außergewöhnlicher kommt es mir dann vor. ich trinke eh lieber bier als wein, aber bier ist was für den sommer, wenn es warm ist, ich kühlung brauche und durst habe. alkoholfreie biere würde ich häufiger trinken, das sind aber kohlenhydratbomben, die wirkung ist schwer zu berechnen. vor ein paar jahren habe ich drei- oder viermal pro woche ein bier getrunken, bis mir das auffiel, dann habe ich damit aufgehört, laut nyt zu meinem wohl. vielleicht werden wir das in zukunft handhaben wie die freudvoll geschnorrten partyzigaretten, zu rauchen auf einem balkon, umgeben von fremden, das selbstzerstörerische daran nur noch als kleines souveränes zitat, eine erinnerung an die zeiten, als wir alle jung und gefährlich waren („jung und gefährdet“ meinst du, sagt das mutterhirn), das bier in der 0,1l-flasche in der hand.

wieviel trinkt ihr?

ansonsten dauert der januar immer noch 2 wochen. es gibt da ein buch aus der lesegruppe, „the ten thousand doors of january“ – ja.

jahresendfeiern

der kühlschrank ist zu voll, bin den mütterlichen reflexen erlegen. die woche hat keine tage, es ist hell, der himmel ist weiß, mich zieht nix irgendwo hin, vor allem ist der hustenreiz endlich nur noch tief unten spürbar, meine lunge ist wieder ein freier raum, der virus ist freilich weitergezogen zum großen, trotz maske, dauerndem händewaschen und lüften etc. es hätte nur die isolation geholfen, oder weihnachten absagen, es ist ja nur eine erkältung, ausrufezeichen, da hätte ich früher nicht mal drüber nachgedacht. ich hatte meine mutter zum daheimbleiben ermutigt, sie dann aber mit den kindern kurz besucht, weil mein schlechtes gewissen mir sonst den abend versaut hätte, dadurch war heiligabend ziemlich zerfranst. beim autofahren durch den wedding in den süden der stadt null weihnachtsgefühle verspürt, das ist mir aufgefallen, relativ viel verkehr. um halb neun wieder zuhause, dann war es aber noch schön, gutes essen, ein cremant, auf den ich mich richtig gefreut hatte nach wochen ohne alkohol. es gab das strahlen bei den geschenken, für das eltern alles tun, beim d.-zwilling sogar die überraschung. mit dem g.-zwilling über whatsappvideo gesprochen, er im grünen gras und im tshirt in der sonne, in einem hostel, deren inhaber jedes jahr für alle reisenden ein riesiges weihnachtsessen kochen, unter mithilfe der gäste. abends noch die gans in den ofen, mit hilfe der jungs, leider aus versehen ober- und unterhitze bei der ersten stunde bei 220°c, da darf es nur unterhitze sein, sonst wird das tier zu dunkel, dann um mitternacht auf 80° gestellt. die söhne sind um elf noch einmal ausgegangen, haben sich mit allen berliner freunden getroffen, waren erst in den frühen morgenstunden wieder hier. vor der gans haben wir dann nach dem frühstück zusammen alien geguckt, der d.-zwilling hat mir einen dicken und sehr schönen band mit den arbeiten von hr giger geschenkt, den ich als künstler gar nicht wahrgenommen hatte bis jetzt. sehr gefreut, über die idee, das geschenk, das filmgucken. die ganze zeit immer nach kurzem herumstehen k.o. gewesen, nicht gut im treppensteigen, etc. corona die ganze zeit negativ. am montag sind die beiden söhne zum vater, ich hatte pause.

sylvester war genauso wie weihnachten, wieder keine feiertagsgefühle, das war fast beunruhigend, manchmal fürchte ich, dass der lange diabetes auch die wahrnehmung und also meine persönlichkeit beschädigt, wie ein nagetier, das löcher hinterlässt.

hatte mich selbst auf eine party eingeladen („kannst du mich nicht mitnehmen?“), die freundin ist aber selber erkrankt, also wollte ich wie so oft allein was schönes machen, war dann aber über 4 stunden damit beschäftigt, den g.-zwilling vom flughafen abzuholen, dabei hätte ich es besser wissen können. bei der hinfahrt wollte ich diesmal aufpassen und die ausfahrt erwischen, die 2 sekunden nach dem dicht beschriebenen strassenschild kommt, das als einzigstes auf sie hinweist. nicht geschafft. wenn sie mal mit auto zum ber müssen, freiwillig fährt da ja niemand hin, dann fahren sie bitte unbedingt über tempelhofer damm, von da kommt man problemlos auf die a100, in neukölln ist es nur was für profis. es bräuchte training, nach drei oder vier versuchen bei tageslicht und gutem wetter kann es eventuell gelingen. aber wozu? ich war jedenfalls rechtzeitig um 17 Uhr beim ankunft- schalter, das kind kam mit nur einer halben stunde verspätung, sein gepäck allerdings gar nicht, was wir erst nach 3h fortwährender vertröstung („kommt im nächsten flug“) begriffen haben. wir haben also gewartet, bis ein ebenfalls gepäckloser fluggast mit familie und kleinkind, auch aus santiago kommend, von einem mitarbeiter an der gepäckausgabe folgende mitteilung erhalten hat: das gepäck ist in berlin, es wurde nur nicht aufs band gestellt, ein problem, was über 3 stunden lang niemand erkannt oder gelöst hat. g. hat eine verlustanzeige gemacht, ich habe 28 euro für das parkticket bezahlt und eine weile gebraucht, um wieder gute laune zu haben. eine mischung aus who cares, personalmangel, krankheit und schlechten arbeitsbedingungen. wie die familie aus santiago sagte, die eigentlich noch nach leipzig weiterwollten: very bad customer service

mir ist ein sehr aktiver reinigungsmann aufgefallen, der die ganze zeit in den makellos sauberen hallen auf- und abging, um hier staub zu wischen, dort ein papierchen aufzuheben, wenigstens einer hat also gearbeitet am flughafen.

zuhause ist der sohn sehr schnell auf seine parties verschwunden, ich wurde noch von einer nachbarin auf ihre party eingeladen, wo auch ein paar freunde waren, sehr netter abend noch. halb drei im bett.

das jahr war heftig, ich mache keinen rückblick, das gefühl: das bleibt jetzt so, wegen alter, weltlage, lebensumständen. weitermachen, in der hoffnung, dass es nicht schlimmer kommt, oder nicht so bald. wünsche euch allen einen guten start ins neue jahr. bleibt wacker.

23. dezember 2022

habe versucht, weihnachten zu verschieben, um nur einen tag, wollte wie die italiener am 25. feiern, bescherung nach der gans oder so. die familie hätte wohl auch mitgemacht, aber die jungs haben ihre hilfe angeboten, bei den gesprächen wurde klar, dass die ganzen vielteiligen abläufe, auch wenn ich sie als leger oder entspannt wahrnehme, entscheidend und grundlegend für die weihnachtserfahrung sind. die kann man nicht einfach ändern, nicht wegen einer erkältung, oder nur vorsichtig, element für element, das datum ist zu groß, es ist nicht änderbar. ich werde aber, anders als in den letzten jahren, nicht mehr einfach nur buletten und kartoffelsalat machen, mir ist aufgefallen, dass ich das immer nur einmal pro jahr mache, ich bin einfach kein fan von kartoffelsalat, sondern ne quiche, dazu leckereien vom markt, und einen großen salat, alles brav mit handschuhen, die erkältung dieses jahr ist wohl für alle neu und sehr ansteckend, ich hoffe, an tag 10 nicht mehr so stark. die gans für den ersten weihnachtsfeiertag kommt wie immer spätabends bei 80° in den ofen und schmurgelt dann über nacht vor sich hin.

der baum liegt seit einer woche im auto, ich hoffe, der ist noch grün, denn kann heut der große rauftragen, wenn er gleich kommt, mit dem nachtzug aus trier. danach wird er hoffentlich den großeinkauf hochtragen, obwohl der bei 5°c ebensogut im auto bleiben kann, bis der d.-zwilling nachmittags kommt. vorfreude auf die söhne, ich sage ihnen, das ist wirklich eine schöne sache, haben sie bitte geduld mit ihren eltern, die sie unbedingt da haben wollen über die feiertage, das ist was elementares.

ich huste weiterhin ordentlich, corona negativ, werde lüften und maske tragen, wenn ich nicht esse oder trinke. kirchgang fällt flach, vielleicht mögen ja die jungs alleine gehen, das wäre eine pragmatische anpassung an die situation, wie in den letzten jahren, wo wir wg corona alle nicht gegangen sind. singen kann ich grad eh nicht.

habe den kindern wie jedes jahr angekündigt, dass sie diesmal wirklich keine geschenke bekommen, inzwischen bekomme ich darauf nicht mal mehr eine antwort. eine freundin dazu: ja, aber du schenkst ja auch gerne, das stimmt natürlich, und irgendwas findet sich immer, nur selten die volltreffer, aber die sind eh schlecht planbar, dazu braucht es serendipity. bei den vielen leuten im umfeld, die sich nichts mehr schenken, eine mischung aus respekt und mitleid. bekommt nicht jeder gern geschenke?

ich wünsche euch jedenfalls friedliche und schöne weihnachten, und wenn es stressig wird, sucht euch kleine momente, die ihr genießen könnt, es muss ja nicht alles toll sein.

kw boh

am sonntag mit einer mittelohrentzündung per taxi in die zentrale notaufnahme der charité gefahren, als die schmerzmittel nicht mehr wirkten. ein kräftiger junger mann fragt am eingang, ob ich fieber habe, dann lässt er mich durch. ich war darauf eingestellt, dort stunden warten zu müssen, aber es waren nur drei oder vier leute im wartesaal. eine junge frau fragte eher resolut, was sie denn jetzt für mich tun könnten, hat mich dann aber doch zu einem hno-assistenzarzt durchgewunken, wartezeit vielleicht 20min. der junge mann hat mir dann das trommelfell aufgeschnitten, mit einem dieser winzigen werkzeuge des faches, und den kram dahinter abgesaugt. ich habe gebrüllt und ihm gesagt, er würde frauen zum weinen bringen, aber danach war es sofort besser. ibus rein, zurück ins taxi, nachhause, insgesamt etwas über eine stunde. ich hatte mehr glück als verstand, angesichts der lage in berliner notaufnahmen. der schmerz war eine echte grenzerfahrung, die hilflosigkeit dabei, das jämmerliche. berliner bereitschaftsarzt hab ich zuerst versucht, um herauszufinden, wieviele ibus man nehmen darf, platz 40 in der warteliste, nach einer halben stunde wurde ich aus der leitung geschmissen, weitere versuche landeten im ab. dann eine liebe freundin angerufen, ärztin, die mich zur notaufnahme geschickt hat. seitdem immer noch angeschlagen und erstaunt darüber, richtig krank zu sein, wegen so einer kleinigkeit wie einer moe. blutzucker war in den sternen, dreifache menge basalinsulin, vierfache menge bei boli, auch das war nach der ersten tablette antibiotikum vorbei, oder vielleicht dem schnitt. antibiose mit 3g täglich, leichte gleichgewichtsstörungen, ich hoffe, das innenohr ist nicht beteiligt. wohnung ein sauhaufen, schaffe noch nichts, bin die woche krankgeschrieben, brauche die auch. respekt.

mein neuer rechner ist gekommen, leider in der falschen farbe, space grey statt silber, weil der laden mist gemacht hat. die richtige, gekaufte farbe haben sie gar nicht da. aber das angebot war so gut, ich denke, ich werde mich daran gewöhnen können. ein macbook pro von 2020, alles schick, nur die tastatur ist wirklich laut und klackert, aber ich werde wohl nicht mehr in bibliotheken schreiben müssen.

g.-zwilling ist nach einer 29h langen busfahrt durch argentinien und chile an der südspitze chiles angekommen, schickt bilder vom hund des hostels in san gregorio (ein sennenhund, die sind wirklich international), fährt dann weiter nach punto arenas, an der magellanstrasse, gegenüber von feuerland. er sagt, es seien konstante 6-7° c draussen, weil es die südlichste großstadt der welt ist, auf wa, bin immer noch altmodisch geflasht vom kontakt über die ganze welt. im hostel gibt es kamine, schöne aufenthaltsräume, er trinkt tee mit den anderen gästen, auf einem großen bildschirm läuft tv mit moderatoren, die alle aussehen wie filmstars. die landschaft dort habe ich mir in einer albernen top gear-folge von 2015 angeschaut, es sieht alles atemberaubend aus, ich freue mich sehr, dass er da noch hingefahren ist und würde es gerne auch mal sehen.

martins tod ist in den hintergrund gerutscht in den letzten tagen, so wie die gedanken an ihn, als er noch lebte. darum hängt die trauerkarte mit seinem foto jetzt am kühlschrank, obwohl sich das unpassend anfühlt, was so dermassen egal ist, weil es ihn nicht mehr gibt, ich kann das bild auch unter die fußmatte legen oder gleich in die kiste mit den vorjahreskühlschrankpostkarten. das nie wieder macht mir zu schaffen.

22. 11. 22

twitter gibt es noch, es ist für mich genauso nutzbar wie vor musk, weil ich harmlose dinge poste. dauernd neue follower, sehr schräg. damals, als twoday kurz damit drohte, dichtzumachen, habe ich mir ein weblog auf eigener domain gebaut, das war ein fortschritt, da habe ich einen tritt gebraucht. mastodon wirkt bisher weniger wie ein netzwerk und mehr wie facebook, wo jeder seine dinge kundtut, ich weiß nicht, ob das nur an der optik liegt, es hat aber noch den zauber des neuen. ich schreibe da bisher auch nix rein, nehms mir aber vor. in italien gibt es mastodon auch, es wird hie und da erwähnt, ich weiß aber nicht, ob es auch so einen ansturm gab. in meiner timeline, wenn ich auf meiner instanz (mastodon.social) nachsehe, sausen jede menge spanische, englische und italienische posts durch, es scheint im italienischen twitter aber weniger thema zu sein. gemerkt, dass mir die aura von twitter, das design, die geschichte doch wichtig sind, was bei facebook nie so war, das ist reine und oft nervige funktionalität.

hab diese woche noch zwei urlaubstage, für die ich zum glück doch keinen spontanen trip gebucht habe, weil da jetzt die beerdigung von m. stattfindet. fürchte das ein bisschen, die gemeinsamen freunde können alle nicht mitkommen, denke, ich werde da kaum wen kennen und deutlich spüren, wie wenig ich teilhatte an seinem leben in den letzten jahren.

gegenwart ist alles.

vermisse die kinder, das langsame kleine hochköcheln der weihnachtsdinge ende november, anfang dezember, die pakete und verstecke, die lebkuchenberge. susan cooper ist da eine hilfe, schneelangsam hat die stattkatze es genannt, auch wenn ich die späteren bände zu … zu bedeutungsschwanger und übertrieben dramatisch fand, da hab ich die leise, beharrliche verbundenheit mit land, winter, kindheit und rittergeschichten vermisst. es muss nicht immer um alles gehen.

fahre weiterhin mit dem rad zur arbeit, wie immer auch bei schnee oder eis. bin aber vor ein paar monaten einmal mit dem rad hingefallen, kein sturz, mehr ein umkippen nach zu engwinkligem auffahren auf eine platte in der welt der holprigen berliner strassen. schmerzhafte prellung am knie, ich weiß noch, ich sass bei frau modeste mit frau engl zusammen, die auch grade einen (viel schlimmeren) radunfall hinter sich hatte. bei mir wars ganz klar das alter, fehlende schnelligkeit beim gegensteuern, bremsen, herumreissen, es ist so weit, es geht nicht mehr zurück, ich bin keine 50 mehr. klare innere stimme: du solltest in deinem alter bei schnee und eis nicht mehr rad fahren, und dann guck ich raus, die strasse sieht trocken aus, das eis in den pfützen kann ich doch umfahren … seit dem hinfall bin ich unangenehm vorsichtig geworden, ich fahre nicht mehr einfach drauflos, sondern plane jede kurve irgendwie, ein paar sekundenbruchteile, bevor mein rad sie fährt, wie ein mentaler spiegel, der alles genau wissen will. ich hoffe, das legt sich wieder. überlegt, die von den kids stammenden knie- und ellenbogenschoner anzulegen, wenn es unter null grad sind, es ist ja berlin, da geht alles.

kw 43

neulich in einen yt-beitrag über magical thinking reingezappt, von einem therapeuten, der sehr engagierte beiträge für leute aus schwierigen („toxic“ nennt er das) familien macht. ich finde mich da oft drin wieder, denke aber, solche strategien werden von vielen genutzt. ich spiele lotto, das ist ja auch magical thinking, aber eher in der tradition von pepe in neapel, der immerzu für einen lottogewinn betet, bis ihm gott eines tages sagt: aho, beppe, aber ein los musst du schon kaufen.

habe immer noch unaufgebaute lego-sätze im haus, hatte bisher an keinem wochenende diese mischung aus regression und planlosigkeit, die ich dafür brauche. an den wochenenden am liebsten mindestens einen tag ohne verabredungen, um runterzukommen, aber weil ich freund*innen eh nur noch an den wochenenden treffe, gibt es diese leeren tage nicht. sie fehlen mir.

ich lese sehr gerne blogs, die täglich befüllt werden, nehme mir das immer wieder vor, habe aber nichts zu erzählen. mein alltag hat klare abläufe, nach dem job bin ich fast immer zu müde, der spass am schreiben ist mir bei erschöpfung nicht möglich. ich setze mich in den sessel, wenn ich zuhause ankomme, bleibe da eine halbe stunde kleben, dann haushalt und essen, telefonate, um 21 uhr werde ich irre müde und schlafe ein, bis zehn oder elf oder zwölf, dann nochmal eine stunde netz, dann kommt die nacht. es kostet mich oft überwindung, nicht kurz vor mitternacht noch irgendwas zu kaufen (eine isländische warme strickjacke, einen rechner, einen teppich, ein bild), das ist ein bisschen frustrierend, andrerseits lese ich es als hinweis darauf, dass ich doch noch bedürfnisse habe, die über den alltag hinausgehen.

heute mit freundin spazieren gegangen und einen kakao getrunken, im café lauter leute in tshirts, drum herum das ganze laub auf dem boden, schon nicht mehr knallbunt, sondern braun und krisp. es ist befremdlich. wir reden über k-filme und wie wir uns einen wünschen, der eine möglichkeit des postapokalyptischen lebens aufzeigt, statt immer nur in blöden kriegsphantasien und überlebenskämpfen zu verharren. eine dystopie mit utopischem anteil. die gewaltlust scheint genauso übermächtig wie die gier.

re 7

mit dem 9€-ticket eine alte art des reisens wiederentdeckt, das einfach herumfahren und schauen, wo man landet, aussteigen, wenn der ort spannend ist, eine stunde länger bleiben, weil die sonne grad schön steht. all das habe ich nicht gemacht, weil ich einfach nicht auf die idee gekommen bin, weiß auch nicht warum, anders als millionen anderer leute, die das jedes wochenende tun. und millionen von rentnern, die es unter der woche tun, was ich bei meinem ostseebesuch in warnemünde gemerkt habe. eine dame im abteil neben mir sabbelte ununterbrochen mit ihrer freundin, zweieinhalb stunden lang lebensgeschichte, geschichte aller freunde, kinder, kindeskinder, es nahm kein ende. das ist mir auch aufgefallen, die menschen reisen meistens in gruppen oder zu zweit.

blick in den sonnenuntergang aus einem zugfenster

jetzt ist august, ich fahre bald in die ferien und habe nur vier trips gemacht, ich hoffe, das angebot wird wiederholt oder doch fortgeführt, obwohl die kapazitäten der regionalbahn wirklich an ihre grenzen gekommen sind. gestern bei der heimfahrt in roßlau-elbe gelandet, ich hatte einen zugwechsel verpasst, bin also versehentlich zurückgefahren, musste deshalb dort umsteigen und eine weile herumstehen. nach dem nächsten zug war der bahnsteig komplett überfüllt mit menschen, die auch auf den re7 nach berlin gewartet haben. es ist ein ansonsten verlassener bahnhof, mit einer einfachen bahnsteigbrücke aus metall, von den wartenden fotografiert zusammen mit den roten lichtern am bahnsteigende, von links leuchtete der sonnenuntergang. die alte doppeltür zum bahnsteig ist zugesperrt und vollgeklebt mit antimasken-flyern, sogar ein tweet von julian reichelt hängt ausgedruckt im fenster. ich fotografiere das und sehe dabei, dass in der bahnhofshalle dahinter ein großer tisch steht, an dem ich im halbdunkel zwei menschen erkennen kann, außerdem noch zwei schaufensterpuppen zwischen tisch und tür, topfpflanzen, kein licht, es ist schon kurz vor 21 uhr. die türen zum bahnhofsvorplatz stehen offen, das kann ich von der bahnsteigseite sehen, ich gehe um das gebäude herum, frage die beiden, ob ich das bahnhofsklo benutzen darf, oder ob das hier privat sei. die bahnhofsutensilien sind rausgenommen worden, bis auf eine theke an einer seite, es stehen vasen drauf, es sieht aus wie ein riesiges wohnzimmer, ein bisschen eingerichtet im stil der fünfzigerjahre, ein sofa, regale, der große tisch mit tischdecke. es ist nicht privat, sagt die frau, aber sie dürften diesen ort nützen, können hier auch schlafen, und klar könnte ich aufs klo. beim rausgehen werde ich um 50ct gebeten, die ich ihnen gerne auf den tisch lege.

auf der fahrt nach berlin im überfüllten zug dann doch noch sprachlich vergriffen, indem ich meinen nachbarn auf englisch gefragt habe, ob ich mal durchs fenster fotografieren dürfte, weil der sonnenuntergang einen perfekten farbverlauf von dunkelgelb bis tiefblau gezeigt hat. er antwortete, auf deutsch, ich könne gerne bilder machen, mit einem hauch freundlichem spott. jut. der mann ihm gegenüber schwankte derweil gefährlich, ist immer wieder mit dem kopf auf den tisch gesunken, wieder hoch gekommen, schob die ganze zeit seine beine und füße herum und guckte dabei aus großen pupillen ins absolute leere, eine droge, dachte ich, jedenfalls ging es ihm nicht gut. neben dem müden, und mir gegenüber, sass eine sehr, sehr alte kleine dame im t-shirt und kurzen hosen, ganz mager und ein bisschen in sich eingerollt, ihre füße in sandalen, und nur die füße sahen nach strasse aus, und ihre paar beutel vielleicht noch. auf der anderen seite des ganges eine hochschwangere im pinkfarbenem bodenlangen kleid, reich mit goldtrassen verziert, die haare geflochten, mit zwei kindern, vielleicht 5 und 8, mit denen sie auf französisch sprach, schnell, spöttisch, laut, bis das kleine mädchen bitterlich anfing zu weinen, sie spricht weiter, das kind weint mehr, endlich erbarmt sie sich und ruft die kleine zu sich. ab dann habe ich sie nicht mehr angelächelt. neben ihr ein mann mit zopf, der die ganze zeit unbeweglich in bahnzeitschriften liest, oder zeitschriften zum thema bahnfahren, hochkonzentriert. er hat einen ganzen stapel vor sich. ein paar hunde waren auch da, die standen mit einer berliner familie, frau mit drei fast erwachsenen jungen leuten, weißblonder undercut, runde schultern, mit dieser soliden berliner warmherzigkeit, die jedes stundenlange herumstehen hinnehmen kann und dabei freundlich bleibt.

der re 7 ist schon sehr berlin.

gemerkt, dass ich auf den drei wochenendfahrten immer inmitten von andersprachigen leuten gesessen habe, türkisch, ukrainisch, französisch, tamilisch (vermutlich), englisch.

auf der rückfahrt von magdeburg letzte woche saßen mir gegenüber zwei gut gekleidete ältere gentleman, die „zum spazierengehen“ nach brandenburg gefahren waren, wie jedes wochenende seit dem ticket, wie sie mir sagten, ob ich auch spazieren gegangen sei? ich erzähle vom kindesbesuch, der eine der beiden erzählt dann, wie er seinen sohn in der türkei verloren habe, und seine frau, sie seien kurden. sein freund legt ihm die hand auf den arm, beide nicken, es klingt zeitlos, es ist ja auch für immer passiert. dann reden wir noch ein bisschen über das schöne wetter.

anstrengend war dabei nur die 14-köpfige großfamilie gestern auf dem stück zwischen wittenberg und jüterbog, die sich auf 5 plätze verteilte und dabei sehr, sehr lautstark debattierte, wer oben und wer unten sitzen sollte (vermute ich), weswegen ich die durchsage, dass der zug im pendelverkehr unterwegs ist, schlicht nicht mitbekam.

am alex ausgestiegen und den rest tram gefahren, dann müde ins bett.

schuhe kaufen

nicht online gestellt, weil für zu langweilig befunden, dann heute gelesen, dass der handel einen rückgang von 8,8% beklagt und gedacht, es wird wahrscheinlich irgendwann gar keinen handel wie heute mehr geben, es sei denn, für ein paar überlebenswichtige güter wie bücher, lebensmittel, werkzeugkram, solche sachen, der rest überlebt vielleicht als abholort für sendungen, wenn dhl und so weiter endgültig bestreikt werden oder durch die nächste pandemie hingestreckt. ich finde das schade, ich mochte das schlendern und sich überraschen lassen, aber das ist ja angesichts der ketten überall eh schon schwieriger geworden.

ich brauchte nach zwei fehlkäufen im netz neue schuhe und wollte sie mir letzte woche kaufen gehen, im stationären handel. ich suche ein paar sneaker und flache sandalen. im ersten laden hatten sie meine größe nicht (ich trage 39 1/2 oder 40, das ist wohl zu normal), im zweiten auch nicht. gut, also von den schuhen, die mir gefielen, es hätte da sicher bei all den anderen, die mir nicht gefielen, noch auswahl gegeben. ich habe es aber dem handel wirklich nicht leicht gemacht, denn ich wollte außerdem schuhe im angebot probieren, und davon gibt es immer nur noch die 37. wollte dann noch neue birkenstocks kaufen, es gäbe da an der friedrichstrasse noch einen laden, wurde mir gesagt, ich da hin, laden nicht gefunden. zeigt sich, er ist nur so groß wie eine halbe garage, man kann keine katze drin schwingen, und die schuhe kosten alle 139 euro, nicht mehr 80, wie neulich noch. etwas verstört ab. bin dann auf dem rückweg vom treffen mit einer freundin noch am hackeschen markt vorbeigefahren, wo es vor ein paar jahren noch jede menge schuhläden gab, aber es ist alles weg, gibt nur noch imbisse, kneipen, kleine restaurants, einen riesigen applestore. gerüchteweise soll es nur in schöneberg oder steglitz noch eine reihe von schuhläden geben, da würde ich auch mit dem 9€-ticket hinkommen, aber erstmal habe ich bei einem ausflug zum g.-zwilling am samstag in magdeburg auch mal geguckt und gemerkt, dass nicht mal die schuhe einer marke alle gleiche größen haben, sondern jedes modell anders ausfällt. will man so die kunden an marken oder modellreihen binden, oder muss eine 40 in asien eben anders ausfallen als hier, ähnlich wie bei klamotten, wo alles nur noch supersmall sein soll? vielleicht ist die schuhgröße irgendwann alles was bleibt vom leben auf großem fuß. es ist meganervig. schon eine normierung der schuhgrößen würde das unterfangen viel angenehmer machen, ich freue mich jedenfalls über cm-angaben beim verkauf.

soll ich meine ca. 30-40 paar schuhe wegwerfen, die ich alle nicht mehr trage? hohe schuhe, rote schuhe, lackschuhe. stehen nur noch rum, in erwartung der zeiten, die nicht wiederkommen. ich laufe fast nur noch in flachen schuhen mit fu´ßbett herum. nur chie mihara darf bleiben, und noch ein paar feine pumps hier und da. und die roten stiefel! paar mal getragen nur. im schuhtick am savignyplatz gekauft vor x jahren, ich schaue jetzt nicht nach, ob es den laden noch gibt.

nervendes, teil 1-3

wochenende. samstag 10 uhr, fühlt sich wie 9 uhr an, vabbeh, immerhin. ich habe heute gute laune, genieße den tag, freue mich auf den spaziergang nachher, will noch in den baumarkt, dann noch muttern versorgen, das wetter ist gut. frisur hält.

drei sorgentöpfe im regal, im ersten ist die weltlage, die ist ja wirklich besorgniserregend, das sickert so in den psychischen untergrund, es ist anstrengend, nichts ausrichten zu können dagegen und einfacher, alles zu verdrängen. der krieg hat einen despoten, dessen handlungen nicht vorhersehbar sind, aber beim klimawandel gibt es haufenweise möglichkeiten, die aus reinstem egoismus und aus profitgier nicht umgesetzt werden. es ist schwer, das mitanzusehen, nichts tun zu können, altruismus sollte vorgelebt werden, und es gäbe ja sogar eigennützige motive dafür, es geht ja um die zukunft von allen, auch um die der politiker und konzernchefs. wie albern sich so ein satz anfühlt, er ist so naiv in seiner selbstverständlichkeit, und macht nur fassungslos. ich lande bei diesen themen beim stoizismus (frierst du halt nicht nur im sommer, sondern auch im winter) und beim hedonismus (gegenwart genießen, sie kommt nicht wieder), verspüre aber einen gewissen stress.

beim diabetes war ich auch ein bisschen doomscrolling. ein anruf bei abbott hat nach zähem weiterfragen ergeben, dass der libre 2 allerhöchstens bis ende des jahres verfügbar bleibt, danach „muss er vom markt“, abbott ist in einen umfangreichen patentstreit mit dem konkurrenten dexcom verstrickt. der neue libre 3 sensor ist unhackbar, habe also einen termin gemacht für einen wechsel zu dexcom, obwohl deren nächster sensor eventuell auch so dicht sein wird. neue anforderungen durch die zulassungsbehörde in den usa bezgl. der cybersecurity ermöglichen den herstellern, jede offene stelle zu schließen, als nutzerin habe ich damit keine möglichkeit mehr, meine daten selber zu verarbeiten oder sie zu nutzen und bin auf die oft miesen programme der hersteller angewiesen. die werte sind dann schwer zu exportieren, zu vergleichen, nach eigenen kriterien zu durchsuchen, dem arzt vorzuzeigen etc. pp. hier mit mehr hintergrund ausgeführt. hoffnung gibt die bemerkung des autors, dass unhackbar für leute gilt, die aus finanziellen motiven hacken, die also aufgeben, wenn der aufwand nicht lohnt. beim loopen sind es existentielle und sehr persönliche interessen, da fällt das dranbleiben leichter. und dass die großen firmen, nach einer erfolgten zulassung durch die fda (food and drug administration), eventuelle lücken nicht mehr nachkorrigieren, weil sie kein finanzielles risiko bedeuten.

die looperei ist sicher die zukunft der t1-diabetes-therapie, inzwischen gibt es neben den selbstgemachten allgorithmen auch welche von der industrie, hier stellt jemand alle im letzten jahr angekündigten oder verfügbaren systeme vor. die meisten sind proprietär und kosten geld, dh. ich müsste dann ein bestimmtes insulin oder eine bestimmte insulinpumpe nutzen oder zb. 80 pfund mtl. dafür zahlen. damit steigt dann auch das interesse der firmen, den nutzern ihre zahlen nicht zur verfügung zu stellen. alles wird zu geld gemacht. man sollte in den louvre gehen und alle kunst verschenken, oder nee, die ganzen vorstände sollten etwas kulturell wertvolles herstellen und verschenken, und schauen, wie sich das anfühlt, oder jemanden glücklich machen, ohne etwas dafür zu erwarten oder zu verlangen, klar gibt es eine wasserscheide zwischen beruf und privatleben, aber bei einer krankheit gibt es diese trennung ja auch nicht. und danach sollten sie eine weile für die luft bezahlen müssen, die sie atmen, wobei das bestimmt auf lange sicht nur zu einer atemsteuer führen wird, so wie die welt grade läuft. love is the answer, ihr idioten bei lilly, die insulin in den usa unbezahlbar machen.

ich wünschte, ich könnte hacken.

außerdem noch genervt über das tarifrecht, aber mit weniger impetus, weil ich ja schließlich ein anderes leben hätte führen können. trotzdem ärgert es mich, wenn in anderen bundesländern monatliche zulagen durchgesetzt werden, dazu zusätzliche freie tage, und in berlin nichts davon ankommt. dabei fehlen deutschlandweit über 230.000 pädagogische fachkräfte, in berlin 7000, also weitaus mehr als menschen in kneipen oder flughäfen. das wird sich auch nicht ändern, niemand möchte einen so anstrengenden job für so wenig geld machen, aber berlin ist wohl wirklich pleite, wenn es nicht um flughäfen oder so geht.

so, husch husch ins körbchen, ihr nerven, auf zur ohne-hunde-runde.

3. juli 2022

nachdem ich mir jetzt doch zweiter hand etwas lego gekauft habe, komme ich nicht dazu, es aufzubauen. das ist gut, es ist viel los, besuch, freundinnen, es braucht eine spezielle form der langeweile, um dafür lust zu haben. es funktioniert wie der regenschirm, den man nur dabeihat, wenn es nicht regnet. der merkwürdige widerspruch, dass ich im internet problemlos davon schreiben kann, es mir aber beim besuch ein bisschen peinlich ist, mit lego zu spielen, es zumindest eine zu überwindende hemmschwelle gib, die dem spielreiz etwas nimmt, also warte ich lieber. die unterschiedlichen arten von intimität in den formen von öffentlichkeit, die ich kenne. ich werde den kram mit an den see nehmen, wo sich bisher nur eine freundin angekündigt hat. sonst kann ich es ja wieder verkaufen.

wegen einem besuch den kühlschrank aufgeräumt, damit sie auch ein paar sachen hineinlegen kann. dabei unzählige 6 halb- oder ganzvolle gläser und gläschen mit marmelade entsorgt, mit sorten wie birne/mirabelle, pflaume/apfel, erdbeer/irgendwas, alle in brauntönen und mit eher fester konsistenz. ich finde diese brauntönige marmelade nicht appetitanregend, und das quittengelee, das mit einem befriedigenden plumps komplett in die tonne gerutscht ist, das mag ich auch nicht. wonach schmeckt quitte? nach nichts halbem und nichts ganzem. das meiste mitgebracht als gastgeschenk. ich esse fast nie marmelade, und wenn, dann lemon curd von chivers oder hagebutte, es steht also alles schon eine lange weile dort. auch die mutterhefe musste gehen, ich habe sie zu lange vernachlässigt, ich backe nicht mehr, seit ich so gut es geht auf kohlehydrate verzichte. die gläser habe ich alle in die spülmaschine gestellt, die werfe ich dann beim entrümpeln der abstellkammer weg.

muss mir womöglich ein neues cgm-system suchen, weil mein heißgeliebter libre 2 ausläuft und durch den, sie ahnen es, libre 3 ersetzt wird. der neue sensor gilt als nicht hackbar, die werte können nur übers internet in meine pancreas-app eingespeist werden, nicht über bluetooth, wie beim libre 2. ich kann fragen, ob ich auf arbeit das dortige wlan für private zwecke nutzen darf, halte das aber für unangemessen. das internet ist ja generell in deutschland nicht sicher verfügbar, ich füge also meiner ohnehin großen abhängigkeit von technologie noch eine weitere hinzu, bei der ich gar nichts mehr selber beheben kann – kein netz ist kein netz. die firma abbott hat null interesse daran, uns loopern zu helfen, es ist ein rein markt- und nicht kundenorientiertes unternehmen. anders als der hauptkonkurrent dexcom, der da eine gewisse kulanz zeigt, aber in der anwendung mit dem loop sehr viel komplizierter ist, mit u.a. einer weiteren app, nicht zuletzt mit einem fast dreimal so hohem preis (120€ bei abbott vs 313€ bei dexcom monatlich) etc. der sensor muss alle 10 tage ausgetauscht werden, der libre nur alle 14 tage, das sind wichtige details, es geht um lebensqualität. ich muss es sowieso erst bei der kasse beantragen. sehr genervt.

der markt ist da aber hoffentlich noch in bewegung. wir diabetiker verfügen ja über einen völlig autonomen, erfolgsunabhängigen hoffnungsgenerator, anders ginge es gar nicht. ein weiteres neues system, der eversense, muss vom arzt unter die haut verpflanzt werden, hält aber im idealfall 6 monate, das klingt richtig gut, aber es muss mit einem per magnet auf der haut über dem sensor gehaltenen lesegerät ausgelesen werden. wozu dann etwas implantieren, wenn ich doch wieder etwas drauf befestigen muss?

es wird wohl dexcom.

gestern mit freundinnen durch berlin mitte spaziert, sehr touristisch gefühlt, auf eine gute, unkritische art. die vielen gut angezogenen jungen leute, die konsequenz, mit der die leute sich kleiden und stylen, es bleiben keine leeren stellen, alles stimmt. das fühlt sich immer mehr wie etwas an, das außer geschmack und geld auch ein ideell anderes wertsystem erfordert, das ja-nein in den teuren designerläden, auf den stangen die gleichen klamotten in unterschiedlichen farbschattierungen, die gesellschaftliche vorauswahl durchs preisniveau wird ja woanders und für immer getroffen. das erobern der feinen, nur für insider erkenntlichen unterschiede, diese eine uhr, der schuh, die unversäuberte naht. die samstagsrunde in mitte wie eine art kirchgang. ich mag ja die leute und finde sie schön, und es ist schwer genug, einen weg zu finden in der welt von heute. ich erinnere mich dran, das selber wichtig gefunden zu haben, das glück als beute, die lückenlose außenhaut, kein lindenblatt hatte platz. wir haben dann in den heckmann-höfen noch einen sprizz genommen, uns über krankheiten, immobilien und urlaub unterhalten, ganz automatisch, es hat keine von uns gestört. das system ist betörend.

seit langer zeit mal wieder ein buch gekauft, das in einem anderen buch erwähnt wurde, sehr gespannt darauf, eine taschen-ausgabe vom augsburger wunderzeichenbuch. den k-filmen mal ein bisschen kunstgeschichte entgegensetzen. so ist es immer, ich will kein einziges buch mehr kaufen, noch dazu kein großes, noch dazu keines, dessen abbildungen komplett online verfügbar sind. und dann. es bleiben keine leeren stellen.

28. juni 2022

heute um vier wach geworden, allerdings auch um 22 uhr eingeschlafen, es war also okay. im lesegruppenbuch gelesen, dabei langsam auf die geräusche aus dem hinterhof aufmerksam geworden. es war befremdlich, wie in einem traum, als würde da frühmorgens etwas völlig anderes stattfinden als tagsüber. die wände ringsum sind mit efeu bewachsen, der hof ist durch zäune in drei eher kleine teile geteilt, es wachsen ein paar gepflanzte dinge und ein paar windgesähte durcheinander.

musste die recht große datei in mp3 konvertieren, ich hoffe, man hört noch was. meine aufnahmeapp ist der notorisch komplizierte field recorder, ich bin da immer froh, überhaupt eine aufnahme hinzukriegen.

jetzt, um kurz vor acht, hört man nur ein oder zwei tauben und die hofamsel. oder hatte einfach mein tinnitus kurz pause, und es ist immer so viel zu hören? die tonhöhen sind ja ähnlich. vielleicht schaltet das bewusstsein den t. jeden morgen neu ein, und ich muss es nur irgendwie schaffen, die wahrnehmung selektiv auszuhebeln, um ihn loszuwerden. interessant.

der sommer kommt mir zupass, weil die zeit da viel leichter zu dehnen ist. wenn ich um 16 uhr oder so zuhause bin, kann ich nach der arbeit wieder in mein eigenes zeitgefühl hineinzufinden, es sind es noch endlose stunden bis zum sonnenuntergang. die wärme stört mich nicht, ich registriere sie und begebe mich automatisch in den schatten oder in einen windzug, aber die meisten teile von mir nehmen alles ähnlich hochkomplex auf wie der field-recorder, mit nebengeräuschen, dem sommergeruch, dem weichen licht, der hitzestille, der fehlenden temperaturgrenze zwischen körper und nichtkörper, speichern für den winter, oder für übermorgen, wenn es wieder unter 20 grad sein wird, wie immer in berlin.

12. juni 2022

ich würde so als wirklich rundum funktionierenden eskapismus gerne eine serie gucken, in der die usa vom waffenwahn geheilt werden. die nra wird dort entmachtet, die leute geben ihre waffen ab, es werden keine kinder mehr erschossen. gerne als politshow, gerne west wing- oder borgen-qualität. als prequel oder prolog die umstrukturierung der wahlfinanzierung nach europäischem modell, mit einem neben- oder hauptplot, in dem es um den umgang mit den sozialen medien geht, mit der radikalen rechten. die schulbildung wird besser, der frauenverachtende religiöse wahn wird wieder marginalisiert, bah, es müssten an sovielen stellen veränderungen stattfinden, das gibt 20 staffeln mindestens. da wäre eine zeitreise zur unabhängigkeitserklärung einfacher. eine version der usa, in der james madison seiner regierung vertraut und den bürgern kein recht auf waffen in die verfassung schreibt.

durch die stadt geradelt, nach moabit, zu den uferhallen. wie es im wedding keine radwege gibt, sofort flashbacks an die berliner sommer der achtziger, als ich durch leere strassen in kreuzberg geradelt bin, die bunte vielfalt und das helle licht aufgesogen habe, mal hierhin, mal dorthin, mal ein kaffee irgendwo. wie sich diese touren ewig angefühlt haben, zeitlos. die strassen waren natürlich sehr voll diesmal, also wie früher hindurchschlängeln, als gäbs kein morgen. der verkehr war so laut, ich hab mein sirrendes vorderrad nicht mehr gehört, irgendwas schleift da. ich weiß im ernst nicht mehr, wie man eine fahrradkette auswechselt, dabei ist auch das dringend nötig.

offene ateliers in den uferhallen. viele viele künstler*innen arbeiten dort, unter anderem auch mein freund hansjörg schneider, von dem ich eine schöne arbeit im wohnzimmer hängen habe, eine große qualle. er macht jetzt ganz wunderbare papierskulpturen, die eigentlich weggehen sollten wie warme semmeln, aber die leute kaufen in kriegszeiten vielleicht nur die wirklich berühmten künstler*innen. ein großes bild von peter böhnisch hat mich, hat uns beeindruckt. es geht über die ganze länge des ateliers. er weiß noch nicht, ob es fertig ist, sagt der künstler, ich mag gerade das lebendige, vibrierende daran, die offenen grenzen, das unfertige als teil des konzepts. und das blau natürlich.

peter böhnisch

ich mochte auch die arbeiten von rainer neumeier, denen man ihre tiefe erst auf den zweiten blick ansieht. mesmerizing, und schön altmodisch mit farben, klingen, sieben und anderen materialien erst aufgebaut und dann wieder ins zweidimensionale zurückgebracht, wie kleine welten. oder hat so ein analoger weg einen schwierigen stand im zeitalter digitaler bildbearbeitung? ich mag ja den handwerklichen aspekt bei bildern.

noch ein paar andere funktionierende arbeiten, aber auch viel wilde persönlichkeitskunst gesehen, da müsste man den/die künstler*in dann gleich mit ins haus holen.

die uferhallen sind bedroht durch ein bebauungsprojekt, sie wollen ein elf stockwerke hohes haus reinstellen, mit platz für 800 menschen, die künstler sollen in der mitte des grundstücks in so einer alten fabrikhalle ateliers bekommen, wie bienen im stock, das weitläufige, freie und wilde des orts wird verloren gehen. man kann noch protestieren dagegen, hier ist der link. denkt an ford prefect! irgendwann ist alles schöne weg.

13. mai 2022

letzter tag meiner ersten frühdienstwoche. ich komme immer nur 5 minuten zu spät und muss dann eben schneller aufschließen, wecker klingelt früh genug für einen kaffee im bett, es ist ja schon hell und also machbar. hab mich über den frühen feierabend gefreut, ihn aber gar nicht richtig nutzen können, weil ich ziemlich ko war. abends um 21 uhr sind die tage dann vorbei. ich kann die frühdienste auch tauschen, sie sind relativ beliebt, bin noch unentschlossen.

gestern nachmittag dann noch emmas asche abgeholt. die streubox ist etwa so groß wie diese 1l-trinkflaschen, die es grad überall gibt. das tierkrematorium ist ein paar kilometer vor berlin, in einer schleife aus abfahrten und auffahrten auf die a10, ein relativ eleganter kleiner neubau mit dem schornstein, den ich nicht ansehen mag. das gebäude ist autobahnumtost. innen viel glas, beton, schwarzweißdrucke von steinen, eine freitreppe, es sieht aus, als hätte es preise gewinnen können. an einem tisch im empfangsraum sitzt ein paar und spricht mit einem mitarbeiter, der dann mit einem kleinem hundekorb weggeht, das tier darin in eine decke gewickelt. es gibt eine auffällig schön gestaltete kleine wiese neben dem gebäude, mit einem teich, schilfgras, blumen, erst auf dem heimweg fällt mir ein, dass das wohl die blumenwiese ist, wo man die asche seines tieres verstreuen (lassen) kann. der mitarbeiter sagt mir, nach dem bezahlen, ich solle ihm folgen, ich wundere mich, dass er mir die box nicht einfach über den tresen reicht, aber durch einen gang kommen wir in einen kleinen raum, wo die box auf einem tischchen steht, mit einer brennenden kerze und einer schmuckkarte. daneben ist ein sofa, ich kann da bleiben, „solange wie sie es brauchen, rufen sie mich dann einfach“. ich danke und sage, ich würde sowieso schon heulen, ich würde jetzt lieber gehen. ich bekomme die eingewickelte box in einer kleinen tragetasche mit. ich hab das krematorium eigentlich nur ausgewählt, weil es das preiswerteste war, aber die freundlichkeit und der respekt der mitarbeiter vor der trauer der tierbesitzer ist wirklich wohltuend. überall standen boxen mit taschentüchern. es hätte sogar die möglichkeit gegeben, vor der kremierung in einem raum von ihr abschied zu nehmen, aber das hab ich ja schon in der klinik gemacht. ich habe mich (natürlich) für eine einzeleinäscherung entschieden, es ist ein vertrauensvorschuss, wenn man nicht dabei ist, aber das gehört zum gehenlassen, denke ich. ich bekomme als sicherheit einen stein mit einer nummer, der liegt mit in der box, habe das prinzip aber nicht verstanden. es kostet 318 euro, soviel in etwa habe ich damals bei jack auch bezahlt. ich denke darüber nach, ob das heizkosten sind, oder gebühren, oder ob das eben der preis ist, den so etwas kostet. es ist ein drittel teurer als die einäscherung eines menschen.

ich wollte die asche eigentlich auf einer wiese im umfeld verstreuen, aber eins der kinder wünscht sich die ostsee, damit sie wirklich frei sein kann und nicht im abwasser berlins landet. ich wundere mich die ganze zeit darüber, wie wenig zugriff mein verstand auf die trauer hat, wie viel anwesenheit emma noch in meinem kopf hat, wie schwer mein bewusstsein seele und körper des hundes voneinander trennen kann, ein hund kommuniziert ja mit dem ganzen körper, alles an ihm ist irgendwie sprache, ok nee, aber doch beziehung und kommunikation. mein kopf denkt sie noch dauernd mit, die beziehung läuft halt ins leere, füllt vielleicht jetzt meinen umgang mit der asche, weil es ja sonst keinen ort mehr für sie gibt.

auf der rückfahrt vom krematorium gleich noch das auto gewaschen und die meisten hundehaare rausgesaugt.

eine liebe freundin, die seit einiger zeit sterbeamme ist, hat von einer aus den staaten kommenden art der kompostierung gesprochen. der körper wird mit einer art kompost-trigger innerhalb von vier wochen zu guter erde (es gibt dabei auch methoden, die sich eher brutal und bisschen mafiaesk lesen, sehr gruselig), anders als, wie sie es beschrieb, die särge im berliner lehmboden, die ewig lang dort liegen, ohne dass sie wieder zu dem staub werden können, aus dem wir alle sind, mensch und tier.

(ich habe über die lebendige emma weniger geschrieben als über die tote. fühlt sich doof an, aber ich muss halt wohin damit. sie war in den letzten 10 jahren meistens dabei, bis auf die stunden im job, seit 5 monaten. das alleinsein hat ihr glaube ich nicht gut getan.)