zuwenig, zuviel

schon wieder krank, diesmal husten. mir vorgenommen, mich selber ernst zu nehmen und mich krankschreiben zu lassen, aber sobald ich nicht aufpasse, kommt das schlechte gewissen hoch wie ein leichter nebel im morgengrauen, und schon hab ich den moment verpasst und bin auf dem weg der genesung. gregor-zwilling ist im haus, ich halte mich fern von ihm, um ihn nicht anzustecken, was mir wirklich schwerfällt, ihm aber, realistisch betrachtet, nicht.

gemerkt, dass die berliner verhältnisse einen davon abhalten, sich gut um sich selber zu kümmern, es gibt schlicht keine facharzttermine für besonders beliebte richtungen, und es gibt keine termine in der verwaltung für besonders unverschiebbare bürgerdinge wie ausweise oder so. als jemand mit angeborener trägheit in der exekutive, sagen wirs mal so, habe ich da sogar verständnis für, gehe dann halt nicht zum arzt, laufe mit abgelaufenen papieren herum. diese schwierigkeiten sind rätselhaft, es gab sie früher nicht, ich bin mit foto usw. einfach hingegangen, habe ein paar stunden gewartet, den ausweis paar wochen später abgeholt. verstehe nicht, was da genau passiert ist, jedenfalls hat die sog. digitalisierung in berlin die funktionen der bürgerämter komplett zum erliegen gebracht, anstatt sie zu vereinfachen.

viel stress im kopf, wenig raum für dieses fliehende kleine teil besonderheit, das ich retten konnte über die jahrzehnte, das wiedererkennbare eigene. es geht verschütt, wenn man es nicht hegt und pflegt.

gregor war neulich im urlaub in italien, und dann, auf der rückfahrt per zug vom lago nach verona, von dort nach münchen, nürnberg, halle ist er nicht weit gekommen. der italienische zug blieb über stunden im nirgendwo stehen, der anschlusszug war weg. kein weiterkommen möglich, aber es gab einen flixbus am späten abend von verona nach münchen, er hatte eine freundin in verona im auslandssemester, und hat ganz entspannt in guter gesellschaft auf den bus warten können, der bus fuhr auch pünktlich ab, blieb dann aber nachts um drei an der grenze zu deutschland stehen, dort kamen junge schwer bewaffnete grenzbeamte mit mps (maschinenpistolen) im arm in den bus, holten die passagiere raus, sie mussten sich in eine reihe stellen und alle ihre ausweise vorzeigen. innereuropäische grenzen im jahr 2024. unfassbar. aussage des sohnes: lieber fliegen.

trying harder

der blick auf meinen rentencountdown hat mich immer deprimiert, noch 7 jahre, 10 monate, 20 tage, 2 stunden … und ich fühle jede davon. nach einem abend mit mek habe ich plötzlich wieder diesen drive in der lebensplanung, er hat ein paar gute kommentare abgegeben (wie andere freundInnen auch, fällt mir da ein, ich verdräng das immer), und ich kann ja auch mit fast 60 noch einmal dinge ändern. eventuell ist dann sogar wieder ein hund möglich! aus der erduldung wieder in die gestaltung switchen.

neuerdings möchte ich wirklich gerne mal in schottland eine geführte tour machen. ich würde natürlich den jungs schottenröcke kaufen, obwohl die nix für den klimawandel sind.

auf den zu warmen september folgt der allerdings hier übliche mittsommeroktober, blauer himmel, sonne, gelegentlich ein paar tröpfchen. ich liebe es. david-zwilling ist zu besuch, morgen kommt eine cousinentochter für ein paar nächte (sie arbeitet in md, ist häufig ein paar tage im monat in berlin), es ist immer was los. ich genieße das, das miteinander in der familie ist wunderbar entspannt, jeder macht seins, man trifft sich gelegentlich zum essen oder für einen kaffee oder ein gespräch zwischendurch. es ist so sehr anders als in der generation der eltern, wo man dauernd essen musste, dauernd auf dem sofa sass, kein alleinsein möglich war, alles gemeinsam stattfand, kein wunder, dass alle anwesenden unbedingt einen mittagsschlaf halten wollten, nein, auch gern auf der liege im garten.

(beim nachdenken darüber: es war vielleicht auch wichtig, den besuchs-charakter zu unterstreichen, damit sich keiner der verwandten zu sehr zuhause fühlte? diese geplanten abläufe haben ja immer auch was entfremdendes. und wie die ganzen unverarbeiteten gefühle sich leichter im zaum halten lassen in durchstrukturierten abläufen.)

marseille und toulon

im märz haben 2 freundinnen eine gemeinsame woche in südfrankreich vorgeschlagen, das ich nur vage erinnerte bzw. überhaupt nicht kannte. mitte september ist es noch warm und hell, der sommer ist noch fühlbar, und ich wollte als ewige allein- und immer nur italienreisende auch mal anders unterwegs sein.

blick auf marseille von notre dame de la garde aus geknipst

marseille war schwerer zu erreichen als geplant, wir sind in berlin verspätet gestartet (wegen einem passagier) und haben dann in frankfurt einen ordentlichen sprint zum abfluggate des zweiten fluges gemacht, den freundin a. mit elfengleicher leichtigkeit, ich mit sehr unangehmen gejapse absolviert haben, rennen aus dem nichts mit gepäck nach einem langen arbeitstag ist irgendwie nicht meins, beim rennen verschluckt, dann mit hustenanfall am gate angekommen und minutenlang nicht reden gekonnt, es gab aber eh nix zu sagen, das flugzeug stand noch da, wir durften aber nicht mehr rein aus irgendwelchen gründen, und haben dann von der lufthansa zwei hotelzimmer bekommen, mit einem shuttle, warterei etc lagen wir dann erst gegen mitternacht in unseren betten, am nächsten morgen um 6 sollte es frühstück und das shuttle zurück geben. das frühstück habe ich verschlafen und musste dann am flughafen versuchen, den 15€-bon irgendwie unters volk zu bringen.

egal, es ging in den süden.

mit dem ersten flug nach marseille weiter, und so die neue stadt zuerst im morgenlicht gesehen. wir haben unsere koffer ein bisschen bergab und bergauf gezogen, ich vor allem beim steilen bergauf-kilometer wieder an der kraftgrenze, und sind in einer wirklich traumhaften airbnb-wohnung gelandet, schöner altbau, elegant eingerichtet, familienbilder an den wänden, von der terrasse blick auf viele alte dächer mit kleinen schornsteinchen.

freundin h. war schon einen tag früher da und hat uns empfangen, sie hat schon mal eingekauft, und mit leichter hand lauter schöne ziele herausgesucht, wege, orte, museen, dabei auch gelegenheiten wie einen abend mit einer tanztruppe, im rahmen des tanzfestivals „constellations“ in toulon und hyères, der leider wg starkregen ins wasser gefallen ist. die stadt ist wirklich besonders, sie liegt am südrand des dingens-gebirges, und wann immer man bergab geht, landet man irgendwann am mittelmeer, das genügt eigentlich, um dort leben zu wollen. wir sind täglich um die 15km herumgelaufen, mein liebster spaziergang war erst rauf zur notre dame de la garde, errichtet zum schutz der seeleute, mit beglückendem blick auf die see, dann von dort durch die stadt bis runter ans meer, an den strand der propheten, dort mit familien und leuten am strand gelegen, zum baden war es mir anfangs viel, viel zu kalt, das hab ich erst am letzten tag von toulon aus geschafft, freundin a. hat sich sofort in die fluten gestürzt und schwamm davon, richtung horizont.

es gibt in marseille eine wunderbare durchgehende kilometerlange steinbank entlgang der küstenstrasse, der corniche kennedy, bis zum stadthafen kann man sich überall hinsetzen und aufs wasser gucken, sehr großzügig und menschenfreundlich gestaltet, leider nicht geknipst. mit dem bus zurück zum hafen, dann wieder hochspaziert, die stadt hält glaube ich jung, schon wegen der ganzen steigungen, war erleichtert, dass ich die problemlos raufkomme, zumindest ohne gepäck. abends war es für die terasse schon oft zu frisch, wir haben uns drinnen an den großen glastisch gesetzt, auf dem alten steinboden, und großartiges gazpacho, oder gemüse, obst, salate und natürlich käse gegessen, das war sehr entspannend, ich esse aus diabetesgründen weniger kohlehydrate, die freundinnen haben mitgemacht, ganz selbstverständlich, oder sind da auch irgendwie angekommen, wir sind alle ähnlich alt. es war eine gesunde woche, auch weil von uns dreien keine mehr raucht (eine hat nie), diesmal gabs auch fast keinen alkohol, ich hab in der woche 2 kleine biere gehabt, die anderen beiden haben nur wasser und tee getrunken, keine entscheidung nötig, einfach normalität.

habe die größe der stadt nicht wahrgenommen beim herumlaufen, bestimmt ist einfach das historische zentrum sehr groß, und die gefährlichen randbezirke habe ich nicht besucht, nur die freundinnen haben dort eine führung durch die cité radieuse von le corbusier besucht, das hat mich nicht so brennend interessiert, außerdem habe ich in dieser ferienwoche meine ersten paar sätze französisch überhaupt gesprochen. in der zeit habe ich etwas gechillt, was bei mir zum erholungsprogramm dringend bis zwingend dazu gehört, also nichts tun in schöner umgebung.

vom laden maison empereur hab ich vorher noch nie was gehört, und hielt es erst für ein weiteres museum, aber nein, dort wird lauter sehr schwere marseiller seife verkauft, in dicken brocken, ich muss dafür glaub ich erst eine halterung eindübeln, und tausenderlei anderer kleinkram, den man dringend braucht. vielleicht das (unerreichte) vorbild für strauss innovation?

schöner ausflug auf die inseln, frioul ist bei 25° c sehr angenehm, kann mir das bei sommerlichen temperaturen über 35° gar nicht vorstellen, wobei der salzige mistral kühlt und ablenkt und die gedanken in bewegung hält, ich wollte gleich weiter, aufs meer, auf ein schiff, und nein, keins der riesigen kreuzfahrtschiffe, die wir in marseille und toulon gesehen haben, richtige burgen sind das, schlachtschiffe der touristischen invasion, unromantisch as heck. als göttin hätte ich den impuls, die einfach umzustupsen. lieber kleines böötchen mit segeln. wir laufe nach oben zur burgruine, ein bisschen über stock und stein, geniessen die aussicht und gehen dann doch lieber den breiten gepflegten spazierweg zurück zum hafen, vor allem, weil ich mit birkenstock-sandalen unterwegs war. die anderen beiden wollte auch noch auf der anderen seite der insel nach oben, mir hat ein hügel gereicht (der andere sah genauso aus) und bin dann nach dem spaziergang im stillen hafen eingekehrt, die eine freundin kam dazu und wählte einen teller mit muscheln, ich blieb bei grillgemüse, getränken und träumen.

das mucem fand ich aufregend, das gebäude mit dieser wabenartigen außenhaut funktioniert natürlich wie so vieles in der stadt besonders gut, weil man von überall hinaus aufs mittelmeer schauen kann, auch die brücke von der festung auf dem festland in die dachetage des museums ist aufregende architektur, würde da dauernd entlanglaufen als einwohnerin.

am letzten abend mit h. noch in der hafenbar la caravelle eingekehrt für ein weilchen, draussen leichter regen nach den vielen sonnentagen, glitzernd auf dem wasser, einen schönen mann gesehen, leider jahrzehnte zu jung. das lokal wirkt so, als wären da alle abenteuer möglich, die ganz großen wie die kleinen, und was sind schon ein paar jahrzehnte im großen lauf der dinge.

nach ein paar tagen marseille sind wir nach toulon weitergefahren, mit dem zug. dort eine fast genauso schöne unterkunft im stadtzentrum, die freundin hat sehr gut gewählt (die marseiller bleibe wurde 3 tage vor beginn der reise abgesagt, so dass wir sehr kurzfristig umdisponieren mussten, aber es war ein gewinn.) auch hier gehen die strassen bis zum hafen, im september noch voll mit privaten yachten und motorbooten, und nur ein paar meter weiter stehen oder liegen in toulon ein haufen kriegsschiffe herum, unter anderem ein veritabler flugzeugträger, die stadt beherbergt einen von zwei großen marinehäfen des landes, die marine will nicht noch einmal in die prekäre lage kommen, die eigene flotte versenken zu müssen, um sie vor der übernahme durch den feind zu schützen, wie im herbst 1942 geschehen.

wir laufen am ersten abend durch den freizeithafen und dann weiter durch ein kleines neubaugebiet, bis zum strand von mourillon, kaufen uns proviant in einem kleinen supermarkt und essen auf einer kaimauer, danach zurück in die altstadt, alles unter dem weiten, warmen septemberhimmel, mit gelgentlichen tröpfchen oder lüftchen. das heinrich-heine-denkmal haben wir verpasst, aber auch in toulon gab es wieder viel kunst, mit hafen- und seethemen. die stadt bietet viele kleine schöne ecken zum gucken und geldausgeben, so vorhanden, hätte fast ein leicht glamouröses strickjackett gekauft, wenn ich den laden wiedergefunden hätte.

in toulon haben wir uns wie in marseille ein wochenticket für die öffentlichen besorgt, weil da auch die ganzen schiffe mit inbegriffen sind, für 10€ glaube ich, überhaupt war der nahverkehr in beiden städten ungeheuer preiswert.

am letzten tag bin ich mit a. (h. war woanders unterwegs) in einem schiff zu les sablettes gefahren, einer kleinen halbinsel vorm hafen von toulon, und hab mich da mit ihr an den strand gelegt, in die sonne, wir waren sogar schwimmen, das wasser warm, tiefblau und sauber. ein geschenk.

p.s.: hatte zum bloggen nur ein altes tablet dabei, vorher getestet, es hat dann aber nicht funktioniert. nächstes mal wieder mit rechner.

ydmv* (tl;rl)

was für ein höllenwochenende das war. habe den blutzucker am sonntag abend immer noch nicht runter bekommen, bin dann in die rettungsstelle im friedrichshain, wo der eine bereitschaftsarzt zwar sagte, er möge diabetes so gar nicht, ich aber mein dringendes anliegen – frisches insulin! – schnell klarmachen konnte. eine (andere) ärztin drückte mir einen actrapid -pen in die hand und fragte nach der dosis (jede/r diabetikerIn hat einen eigenen sog. „korrektur-faktor“, also die menge einheiten, die es braucht, um den blutzucker um x mg/dl oder mmol runterzubringen.) sie schlug 1 einheit für 30mg vor, bei mir genügt eine einheit aber für ca 200mg/dl, was sie gar nicht glauben konnte, mir aber netterweise die dosierung überliess. mein blutzucker wurde mit über 500 gemessen (normal sind 80-100), und weil der wert schon seit über 24h so hoch war, habe ich mehr insulin gegeben, hatte auch keton im urin, das erhöht den bedarf noch mal ordentlich. dann hieß es warten, auf einer gemütlichen liege zwischen dan anderen patientInnen, ab und zu kam jemand und sah nach mir, fragte nach dem wert, man gab mir wasser über den arm und im becher. allgemein eine freundliche stimmung dort, höfliche ärztInnen und schwestern, angenehmer ort. nach 2h war der wert knapp unter 400, ein großer fortschritt, vor allem wirkte das insulin endlich wieder. um 21uhr war ich wieder zuhause, völlig k.o. heute dann zur ärztin, neues insulin holen, sie hatte leider auch keine ahnung, was es gewesen sein konnte, das ist so sehr ärgerlich bei solchen grenz-situationen, nix wissen, null, kein grund festzumachen, nur vage vermutungen, vielleicht ein infekt? schlecht gesetzte katheder? pumpe defekt? das hatte ich allerdings alles selber ausgeschlossen. der arzt im friedrichshain vermutete wie ich, das insulin sei nicht wirksam gewesen, vor allem weil der bz dann mit anderem insulin normal runter ging – aber wer weiß, was es war, vielleicht hatte ich nach dem tag dann doch endlich genug insulin auch für hohe werte im körper. das macht mich ganz kirre, dass ich keinen grund kenne, wir diabetikerInnen können uns mit den vielen verschiedenen parametern für eine gute einstellung halbwegs arrangieren, aber so ganz ohne irgendwas nachvollziehbares ist es einfach scheiße. habe das insulin in der apotheke abgegeben, die apothekerin hat beim hersteller angerufen und es reklamiert, musste meine daten angeben, mal sehen, ob sich da wer meldet.

screenshot der pancreas-app mit sehr hohem blutzucker
bild nur zum andenken

mit dem neues insulin geht es mir seitdem wie immer, es ist problemlos dosierbar etc., habe allerdings kaum kohlehydrate gegessen, weil da der insulinbedarf immer noch sehr ungewöhnlich hoch ist. es ist manchmal. so. nervig. alles.

aber nun zu den heiteren aussichten: ich fliege am freitag mit zwei freundinnen für ein paar tage nach marseille! südfrankreich, mittelmeer, hurra, und dann fahren wir noch 3 tage woanders hin da in der gegend. wir haben uns airbnb-sachen gesucht, alles schon im märz, gestern hat der marseiller gastgeber abgesagt, das war dann kurz stress, wegen bettwanzen, okay okay, da wollen wir jetzt auch nicht mehr hin. schnell was anderes gebucht. vorfreude wächst, französisch hab ich leider keins mehr gelernt. bei aller vorfreude bisschen nervös, ich mach seit jahrhunderten keinen urlaub mit anderen menschen mehr, ich hoffe, ich kann das noch.

mein android-handy bekommt nach ein paar jahren intensivem einsatz häufig einen sehr heißen akku, und nach dem stress mit diab am we hab ich jetzt doch noch das neue handy vor den weihnachts-sales bestellt, ohne telefon bin ich ja aufgeschmissen, was meine therapie angeht, es läuft alles über die pancreas-app. habe mir einen nachfolger gekauft, auf einer holländischen plattform. eins von diesem jahr statt immer nur die vor-vorjahresmodelle, ich wollte mir das mal gönnen, es hat auch irgendeine ai wie das pixel 9, und eine sehr nette übersetzerfunktion, die ich auch bei der arbeit gut brauchen kann. sowas reisst allerdings ordentliche löcher ins budget, ich nehme mir dann immer vor, wieder mehr zu schreiben, oder auch mal täglich, wie die helden der arbeit auf meiner blogroll, vielleicht kommt dann zumindest über vg wort auch mal mehr rein als die üblichen ca 40-50euro jährlich. es fühlt sich andrerseits auch ganz gut an, wenn ich für solche luxusartikel bluten muss, ein opferfest, ich erinnnere mich dadran, diese dinge bleibt dann wertvoll, zumindest solange, bis mir die allgmeine ausbeuterei durch den kapitalismus, die absurden preise für den kram etc etc pp wieder einfallen.

*your diabetes may vary

[nachtrag: ein weirdes wiedererkennen in der station am sonntag durch die anderen patientInnen der rettungsstelle. ein etwas älterer schmaler mann mit einem bz von 20, später 300, am telefon mit seinem sohn, er wirkte sehr halt- oder ortlos im leben stehend, war wirklich nicht ganz bei sich, bei jemandem wurde der wert 80 gemessen, eine sehr alte und schon ganz kleine dame erzählte auf ihrer liege, sie wäre erzieherin gewesen, das sei ihr traumberuf gewesen, das habe sie wirklich gern gemacht, bevor sie am arm eines pflegers zum taxi nach hause davonwackelte.]

kw 30 2024

die schweiz gefühlt voller als sonst, aber entspannt zu fahren, die gesamten 277 km lang. bernardino wie immer leer, wärend ich im radio die nachricht von 1-mehrstündigen wartezeiten vorm gotthard-tunnel höre, ich verstehe nicht, warum da jemand freiwillig fährt. deutschland empfing mich mit einem heftigen gewitterregen, na gut, denkt man, der dauert ein paar minuten, dann ist man durch, und so war es, bis dann nach ein paar kilometern der nächste sintflutartige wasserfall herunter kam, und dann noch einer, und noch einer, die ganzen verdammten 600km bis halle, ein gewitter nach dem anderen, ich musste mich aufrecht hinters lenkrad setzten dabei, um irgendwas von der strasse sehen zu können. insgesamt 12h gefahren. das war keine gute idee.

wie immer nach langen fahrten durch d fluche ich eine weile über die rückgratlosen und desinteressierten politiker*innen, die das dämliche tempolimit nicht durchkriegen, das es in allen anderen ländern längst gibt. und während die deutsche regierung da stupide und borniert stehenbleibt, entwickelt sich alles andere weiter, die lage auf den strassen vor allem ändert sich weiterhin ins schlechte, es sind immer mehr autos unterwegs, immer mehr lkws, es gibt überall baustellen, die gründe für ein limit von 100-120km/h werden mehr und nicht weniger. niemand von den entscheidern fährt selber auto, mit 90 in der lkw-spur, dann da nicht mehr wegkommen, weil auf der überholspur die wagen mit 150+ sachen entlangrasen, ja, ohne lücken, auch im unwetter, weil sie dürfen ja, wozu dann verantwortung. es ist einfach nur noch horror alles. irre volle strecken, sonntags wie unter der woche, einfach dauernd. autofahren in deutschland ist ein alptraum, das ist die kollektive schwarze fläche, das verdrängte loch in den entscheiderhirnen, der fetisch wird nicht angerührt, und wenn einer stirbt, wenn schon, selbst schuld. sehe wirklich nur ich das so?

in halle hat mir david-zwilling die wetterapp gezeigt, ich bin einfach die ganze strecke unter ein und demselben gewitter langgefahren. abends völlig k.o. mit den jungs durch halle zum restaurant gelaufen, und jetzt war ich diejenige, die alle naslang fragte „sind wir bald da?“, genau wie früher die kinder auf den fahrten, das war lustig. so schön, von den jungs zu hören, sie miteinander zu erleben, sie sind super engagiert in ihren studien, ziehen sich gegenseitig auf, ziehen alles durch, ich bin da bodenlos dankbar.

die nacht im hotel dann durch lärmende junggäste wachgehalten, die bis 3 uhr spass hatten, ganz klar der nachteil von billigen hotels (ibis). morgens nach frühstück mit den zwillis durch normalen regen nach berlin gefahren.

seit anfang juli hat sich mein bolusbedarf fast verdreifacht, zum ersten mal seit über 10 jahren hat sich da was verändert. die basalrate ist gleich geblieben. verdacht, dass mein körper erst jetzt, 4 jahre nach menopause, kein östrogen und progesteron mehr herstellt. die ärzte sagen dann immer, das ist quatsch, also etwas höflicher, aber mein stoffwechsel ist seit je vollkommen unvorhersehbar chaotisch, einen tag so, einen so, mich retttet da mein algorithmus. früher, vor den pumpen mit stündlich einstellbarer basalrate, hatte ich auch einen bedarf von 3ie pro 10g kh, jetzt bin ich da fast wieder. endgenervt davon, aber nichts davon liegt in meiner hand, nichts kann ich ändern. glaube manchmal, meine irrationale vorliebe für bücher und filme mit vom schicksal geleiteten figuren, großen gut/böse-konflikten rührt aus dieser abhängigkeit von meinem vollkommen willkührlich agierendem stoffwechsel, wo nie irgendwas gut wird, es für immer nur ums überleben, weitermachen, durchkommen geht. lösbare und sinnvolle konflikte, nach denen alles gut wird sind da ein kleiner hafen.

milano

ein bisschen bin ich der trägheit anheimgefallen, keiner nur guten, wie das ja immer so ist. also gegen mittags spontan mit dem zug nach mailand gefahren, wollte dort bisschen shoppen, bisschen kunst gucken, also zuerst zur triennale, von der ich einen tag vorher noch genau wusste, wo sie war, direkt im park hinter dem bahnhof, höchstens 1km. im zug verliess mich dann das roaming, zum glück hat niemand nach dem ticket gefragt, also in mailand losgelaufen und mich sehr, sehr doof gefühlt, weil ich in meiner alten heimatstadt nichtmal die kunstpaläste wiederfinden konnte. 2 leute gefragt, drei richtungen gezeigt bekommen, also im kiosk karte gekauft, die sie nach langem suchen auch gefunden haben. triennale gefunden, gae aulenti angesehen, von der ich vorher nie etwas gehört habe, mochte die olivetti-schreibmaschinen, so eine habe ich glaube ich auch, in rot, die hat aber ettore sottsass designt, der ist auch schon tot. im triennale-shop hab es einige feine sottsass-objekte, lampen, kalender, alles im höheren drei-vierstelligen bereich. bei den objekten von aulenti eher so eine hmm-stimmung, vielleicht waren die im zeitlichen kontext aufregend und neu, die aufgebauten räume ihrer wohnung wirkten so authentisch wie befremdlich, so out of context, weil persönliche dinge fehlten, sie hatte als erfolgreiche designerin natürlich eine sehr durchgestylte design-wohnung. interessante erfahrung war es allemal.

dann weiter in die fabbrica del vapore, mit stadtplan hinspaziert, ich vergesse wegen berlin immer, wie klein mailand ist. war gut besucht, schöner platz mit bänken unter bäumen, da habe ich etwas ausgeruht, es war deutlich über 30°.

(rechts „alfreds day off“, bei den erbsen hab ich keinen titel gefunden) diese miniaturen sind nice, ich weiß nicht, ob es kunst ist, vielleicht eher kunsthandwerk? enormer niedlichkeitseffekt. kleine lustige stillleben und so panoramen, im shop eine kleine holzminiatur mit ein paar gebäuden unter glas gekauft und eine mini-lavalampe. von da ins zentrum gelaufen, durch meine alte schulgegend, zona garibaldi, in einem schaufenster ein blaues raumschiff, wie von möbius gezeichnet, der künstler im laden, aber er kannte möbius nicht, hat sehr begeistert von seinen objekten erzählt, alles aus alten elektronischen bauteilen zusammengeklebt, dann vetrifiziert, wie er mehrmals für die gäste im laden erklärt. vollkommen schräg, wie aus einer anderen welt.

ein raumschiff aus elektro-müll, von pietro messina.

einbinden von fotos kann ich gar nicht, merke ich, es dauert zu lang und sieht doof aus. ist halt ein textblog. zum shoppen war es mir zu heiß, wollte weihnachtsgeschenke für die jungs kaufen, ein paar schöne klamotten aus milano gehen ja immer eigentlich. so bin ich schon am spätnachmittag auf gut glück zum bahnhof zurück und mit richtigem papierticket zurück an den see gefahren, gefroren, die züge sind intensiv klimatisiert. guter tag, mailand lohnt immer.

baustellen

gestern abend ist nach einem unwetter in trier ein großes, schweres dachblech vom schornstein durch das glasdach des wintergartens gefallen, mit einem riesigen krach, wie der große erzählt, einen halben meter von einem wg-mitbewohner und 2 schritte vom großen entfernt. es ließ sich nachts nicht reparieren, dazu hätten sie aufs kaputte dach gemusst, also haben sie mit einer großen müllplane versucht, den eventuellen regen direkt in die badewanne zu leiten. (die wohnung hat einen originellen schnitt, man kommt vom wintergarten ins badezimmer und geht dann weiter in andere räume). heute kommt jemand und richtet es irgendwie. das war viel zu knapp. durchatmen.

früher bin ich gerne runter ins dorf gelaufen, habe im kiosk eine zeitung gekauft und mich mit dem hund in die bar gesetzt, für einen cappuccino mit brioche. der alte inhaber des kiosk ist gestorben, dann gab es kurz einen nachfolger, der die hälfte der ladenfläche in eine gelateria umgebaut hat, jetzt ist der kiosk geschlossen. in der nächsten kleinen stadt hat erst der große kiosk in der mitte am lungolago zugemacht, vor ein paar wochen auch der am bahnhof (è fallito, sagt mir einer, als ich danach frage), jetzt gibt es noch ein paar tageszeitungen in einem stand neben der tür in einer bar und in einem laden hinter der tankstelle, der hat aber eine lange mittagspause. den espresso, italienische version des spiegel mit ähnlicher aufmachung und anspruch, gab es in den letzten jahren als sonntägliche beilage in der repubblica, jetzt ist das magazin laut webseite zwar wieder am kiosk erhältlich, es gibt aber keinen kiosk mehr.

die zeitschrift wurde nach dem tod von eugenio scalfari (mitgründer der repubblica und des espresso) im jahr 2022 ein paar mal weiterverkauft, es gab ein hin und her in der leitung, zuletzt 2022 ist ein chef nach nur ein paar monaten zurückgetreten/abgesetzt worden, weil er vermutlich (!) in einem text über waldbrände im amazonas profiteure der abholzung benannt hat, und die gehörten zu den eigentümern. ersetzt wurde er durch mauro rossi, der sich eher bei themen im wohlfühlbereich hervorgetanhat, in zeitschriften über luxusgüter und für anlageberatung. mal sehen, wieviel vom ursprünglichen anspruch noch übrig ist, jetzt gehört das heft mehrheitlich einem ölkonzern, ich weiß ja auch nicht. die namhaften journalisten sind weg, sogar der großartige karikaturist altan hat das gekaperte flaggschiff verlassen. das abendland hätte besseres verdient.

unbedingt weiterhin taz lesen und sponsern.

die kleinen läden in der kleinen stadt mit schuhen oder schmuck oder schreibwaren sind alle geschlossen, immerhin ist der laden mit eisenwaren noch da, wo wir uns früher taschenmesser angesehen haben, es aber auch alles für garten und haushalt gibt. den buchladen habe ich bisher vermieden, habe genug bücher dabei, da geh ich dann kurz vor der rückfahrt vorbei.

zeitläufte. ich würde mich ja freuen, wenn irgendwas mal interessanter, freier, vielseitiger, abgelegener, einzigartiger etc.pp würde, statt immer nur abgeschafft, eingestellt, geschlossen.

pasqua con chi vuoi

der eine chill-tag fehlt im osterprogramm, aber die ablenkung durch unternehmungen trägt eher zur erholung bei. ein tag mit einer freundin, mit der mein leben verwachsen ist seit fast 30 jahren, zusammen auf dem schönen st. matthäus-friedhof das grab ihres mannes gepflegt, unkraut entfernt, sie hat blümchen gepflanzt, am grab von den kindern erzählt, das hätte ihm gefallen, glaube ich. danach zu ihrer tochter, die grade das zweite kind bekommen hat und umgezogen ist, geplaudert, ihre großartige ratatouille gegessen.

Blick auf eine dunkle Horizontlinie vom Strand aus, Wasser grünlich, Himmel hellblau, eine Möwe fliegt

am karsamstag bin ich früh um halb acht nach warnemünde gefahren, in einem fast leeren zug, um einen tag meer zu haben, hatte 2 stunden in relativer ruhe am strand, dann kamen die massen dazu, weit verteilt, weil da soviel platz ist, aber es hat die illusion allein-am-strand doch schwieriger gemacht. war mich nicht sicher, ob mich das stört. viele schiffe gesehen, unter anderem ein paar scandlines-fähren mit einem riesigen schornstein.

Blick vom Strand auf eine Scandlines-Fähre mit dem großen Flettner-Rotor in Schornsteinform

jemand auf bluesky hat ein bild davon erkannt und als flettner-rotor identifiziert, und der g.-zwilling, der grad eine klausur zur strömungslehre geschrieben hat, konnte mir erklären, wie das funktioniert. die fähre ist eine art segelschiff, sehr faszinierend. auch ein riesiges sandfarbenes schiff mit merkwürdiger form war dabei, jemand meinte, damit würde der hafen ausgebaggert. viele fähren, viele passagierschiffchen, ein lustiges treiben überall, kam mir vor wie so eine rentnerin, die das hauptamtlich macht, und es schien nicht das schlechteste leben. aber es war mir dann viel zu voll, man kam am nachmittag kaum durch, dabei eine traumartige atmosphäre, in der luft war wohl eine menge sand aus der sahara, alles schien wie durch eine feine gaze, merkwürdig schattenlos. nächstes mal wieder unter der woche und an keinem feiertag. immerhin vormittags paar stunden im sand gelegen, in den himmel geguckt, ausgeruht. füße in der ostsee gehabt, eiskalt. ein paar sehr weiße menschen waren komplett im wasser, unfassbar. außer mir waren nur ein oder zwei andere frauen (oder männer) allein unterwegs, das ist mir aufgefallen, habe es nicht verstanden, ist das so außergewöhnlich, alleine einen ausflug ans meer zu machen? das anstrengendste war, wie immer bei tages- oder nachtausflügen, die heimfahrt vom hauptbahnhof mit der m10, voll mit schrillen und schrägen sieh-mich-an, hör-mir-zu-gestalten, das war mir dann einfach zuviel input nach so einem tag.

das erstemal seit jahren keinen osterstrauss, komplett vergessen, und keine kirche, da zu viel programm. mache ich nächstes jahr anders, da plane ich wieder selber. jungs sind alle woanders, vermisse sie natürlich, aber es geht ihnen gut, sie sind beschäftigt. g.-zwilling hat zwei monsterwochen mit klausuren überstanden, der große sitzt im masterstudiengang, d.-zwilling ist in danzig mit freunden und hat danach weitere klausuren. der alltag fehlt, die gespräche orientieren sich dann an ereignissen und fließen nicht mehr wie ein strom durch leben, alltag, alles.

heute zur mutter gefahren, wollte eigentlich nicht, bin aber hin aus dieser pflicht heraus, dem gefühlsersatz. es geht ihr nicht gut, sie wird irgendwie durchsichtig, schläft schlecht, hat hohe entzündungswerte, nimmt ab. in ihrem hohen alter geht sowas sofort an die substanz, ich werde spürbar genervt, als sie sich nicht in bewegung bringen lässt, nicht mir mir einmal um den block gehen will, reisse mich am riemen, aber sie merkt es doch natürlich und beschwert sich, zu recht.

sommer hier und da

seeblick nach abfahrt, lungolago in porto valtravaglia

wollte ja wieder mehr bloggen, aber das bedürfnis ist grad gar nicht da, anders als immer, weiß auch nicht, woran das liegt. in den ferien war ich sehr angenehm im privatmodus, eigentlich zum ersten mal mit dem gefühl, dass mein innenleben eigentlich keine öffentlichkeit braucht bzw. umgekehrt, und es fehlt mir nichts. hatte jedenfalls sehr schöne ferien, hab viele leute gesehen, einen ausflug ans meer und einen in die berge gemacht, gut gegessen, gut geschwommen, die 3 wochen waren eigentlich zu kurz, brauche eine, um überhaupt aus der erschöpfung rauszukommen, eine, um in den genussmodus zu kommen, und kann dann in der letzten woche die sorglosigkeit freier tage auskosten bis zum letzten tropfen, und am freitag fahre ich dann ja immer schon. mein job ist definitiv zu anstrengend.

sehr schön war, dass meine neue untermieterin, die ich noch gar nicht kannte, mich mit einem leckeren curry empfangen hat, weil man das in ihrer heimat so macht. nach hause kommen.

es ist mir zu kalt hier mit dem ewigen aprilwetter. das sichere helle und luftige plateau verlässlicher hochsommertage, vielleicht gehört das auch zur vergangenheit.

minus noch 9 tage

die erste woche ist schon um, die zweite hat angefangen, hab es kaum gemerkt, bin aber schon im totalen zeitlosmodus ohne termine und mir selbst überlassen. gestern mit den freunden ein essen in der tana del ghiro, einem b&b ein stück den berg rauf, wir sitzen an zwei großen tischen auf einer stufe im berg über dem restaurant, blick über den gesamten riesigen see, die berge, die wälder drumherum, als wir kommen, ist es noch heiß, es gibt einen sonnenschutz und kaltes wasser zum ankommen, dann leichte weißweine. ich hab einige der leute seit jahren nicht gesehen, viel freude, viele geschichten, nummern werden ausgetauscht, und ja! da bist du, ich hab dich noch. die betreiber haben einen pizzaofen gebaut, wir bekommen erst focaccia und brote mit salami, bresaola, schinken, olivenöl, dann pizza, dann rippchen und hühnerschenkel aus dem ofen, mit ofengemüse in großen keramikschalen serviert. es hat zwischendurch mal gegossen, aber nur 2 minuten, darum essen wir das fleisch aus der hand, während das tageslicht verschwindet, setzen uns dann noch mal hin für die letzte flasche wein (ich nur wasser), die ruhigen minutengespräche, wenn der laute abend leiser wird. inzwischen sind von der anderen seeseite nur noch die lichter zu sehen, lange reihen entlang den bergstrassen, und die städte am ufer natürlich. viel spass, viel reden, gutes essen, um 23 uhr löst es sich auf und ich fahre über die seestrasse zurück nach hause, mit wenig verkehr. die tana del ghiro macht das im sommer häufig, man kommt am besten mit 10, 20 leuten.

die ferien ausgenutzt, um auf ein anderes cgm-system zu wechseln. ich hatte den vielgelobten g6 von dexcom, der liefert aber die ersten 24h sehr springende werte und läuft insgesamt nur 10 tage, ist also nur 9 tage nutzbar, und er ist viel größer als der libre 3. ein begabter coder hat eine app geschrieben, mit der sich die werte des libre 3 auslesen und in eine andere app wie xdrip+ überführen lassen, von dort bekommt sie dann aaps, meine pancreas-app. drücken sie mir die daumen, dass es läuft. es ist immer ein weg über eis, weil ich zwar den anweisungen für die einstellung der neuen app folgen kann, es aber nicht selbsterklärend ist, und die fehlersuche gestaltet sich dann oft mühsam, weil ein haken in einem untermenue in einer der apps anders gesetzt gehört und das dann eventuell einfluss auf die andere app hat. keine sorge, die lieferung von insulin ist von diesen einflüssen nicht betroffen, da ist aaps sicher.

im oktober spielt julian lage in berlin, das weiß ich seit mitte juni, und es sind nirgendwo tickets zu kriegen, bei eventim gibt es seit heute immerhin eine warteliste, nachdem es wochenlang nur „nicht verfügbar“ hieß. im netz steht, er spielt im kammermusiksaal, aber im netz steht auch, er spielt im institut français de berlin of all things, aber die webseiten des instituts und die vom kammermusiksaal wissen beide von nichts. geheimnis. bitte daumen drücken, dass der vorverkauf einfach noch nicht begonnen hat. [edit 26.08.: es war zu früh. grade gibts noch tickets!]

heute faulen tag gehabt, damit verbracht, endlich die letzte staffel meiner lieblingsserie zu gucken, aus prinzip, an der ich bis jetzt immer gescheitert bin. meine konzentration nicht halten können, die staffel ist ein bisschen kraut und rüben. gehört, dass sie in den staaten auf prime und google buchbar ist, jetzt hoffnung für euch, ich hab sie natürlich als dvd, und, äh, als video.

urlaubsreif

erinnere mich nicht daran, jemals so kaputt gewesen zu sein bei ferienantritt, zum ersten mal auch körperlich angeschlagen, schmerzende gelenke, schmerzendes herz, vergesslich, unkonzentrierbar, wortfindungsstörungen, hundemüde. richtig erledigt. zuletzt lauter 12h-tage mit den gefühlt 100 kisten beim umzug der mutter, die sich schlecht trennen kann, obwohl im neuen zuhause gar kein platz ist. bin nach drei tagen immer noch k.o. mich gleichzeitig darin wiedererkannt, ich könnte mich auch schlecht trennen von büchern und bildern, sie gehören ja zu einem, sind hafen und geist, das alter ego, das im alltag keinen interessiert, und es ist wirklich traurig, sich zum lebensende davon verabschieden zu müssen, nur weil das altersheim zu wenig platz hat. mir in den letzten wochen bei jedem nachhausekommen reduktion vorgenommen, aber womit anfangen?

bücher wären natürlich möglich, aber das kleine neu eingetroffene biedermeierbänkchen von tante ahne ist das objekt, das ich bis jetzt am wenigsten brauchen kann, es ist zu unbequem, um damit zb das gemütliche ikeasofa im gästezimmer zu ersetzen, es passt nirgendwo hin, usw. usw. ich weiß, ich habe im bestfall noch 20 jahre zeit damit, ich hoffe, die wahrnehmung rutscht in ein paar wochen von alleine wieder von masse zu substanz. es ist jedenfalls nichts schön daran, eine wohnung aufzulösen, das hab ich jetzt gelernt.

meinen geburtstag sehr schön in ruhe verbracht, zwei alte freunde waren da, wir haben einen prosecco getrunken und ich wurde bekocht, das hätte ich gar nicht besser planen können. ein paar liebe anrufe und viele nachrichten, sehr gefreut, was mit dem eigentlich egal wunderbar in einen korb passt. feiern will ich wieder zum 60. in zwei jahren, wenn nichts dazwischenkommt. die beiden corona-jahre haben mich bequem gemacht, ich hatte seit jahren nicht mehr so viele menschen in der wohnung und kann es mir gar nicht mehr vorstellen.

beim umzug zum ersten mal einen partner vermisst, der mit anpackt. ich habe den bestimmt auch in den jahren des alleinerziehens mal vermisst, aber diese männliche konnotierten eigenschaften wie kraft, entschiedenheit, die waren es nicht.

wetter am anfang 35°, zu heiß, dann gewitter, heute ist es regnerisch und angenehm kühl. bisher einen tag am see und in der sonne verbracht, wie sich alle zellen der haut drüber freuen ist immer wieder ein erlebnis. der see ist warm, erfrischt aber noch etwas, man muss rausschwimmen, er ist in der mitte 400m tief, so weit kommt die hitze nicht.

die jahrelange lieblingsbar direkt unten am see ist merkwürdig verändert, das personal meckert die gäste an, ist schnippisch und wird laut, wenn man was essen möchte und nicht weiß, dass die küche zu ist. sehr strange. der freund sagt zu einem kellner, es sei wie fisch ins gesicht (pesce in faccia), was mich an vercingetorix erinnert und mir gute laune macht. wir wollen da nicht mehr hingehen, obwohl wir „schon hingegangen sind, als der kellner noch nicht auf der welt war“ (freund), es ist ein jammer wegen der erinnerungen und der 1a-lage. auch gedacht, so ist das mit dem alt werden, nee, dem älter werden.

hier in norditalien wird die mülltrennung sehr akribisch und übergenau überwacht, es werden durchsichtige mülltüten verwendet, und wenn man was falsches reintut, bleiben sie liegen. gegen das übermass an plastik haben sie mit dem kleinsten angefangen, so lassen sich die deckel von den plastikflaschen nicht mehr so leicht abdrehen, ein letzter plastikfaden bleibt und hält den deckel, man muss ihn mit einem ruck abreissen, oder man lässt es, der deckel bleibt hängen und wird nicht vergessen. bei den millionen täglich verkaufter plastikflaschen macht das bestimmt einen mindestens einstelligen zuwachs an recyclingmaterial aus.

5. april 2023, matthäuspassion im dom

früher konnte man einfach reingehen in die kirche, die tür stand immer offen, wie meine freundin a. sich erinnert hat, im innenraum stehen die kirchenbänke in der breite für 4 personen in blöcken hinter- und nebeneinander, meine karten sind für die navata centrale, die ersten paar reihen sind abgegrenzt, bestimmt für die honorationen, sonst ist alles demokratisch offen, wir sitzen weit vorne. fassungslosigkeit angesichts der höhe dieses kirchenschiffs, die mächtigen pfeiler voller figuren, es ist alles so auf überwältigung ausgerichtet, und es funktioniert natürlich, es ist ja eine biophysische reaktion.

zur info: im mailänder dom wird jedes jahr abwechselnd eine der beiden bach-passionen aufgeführt, in der osterwoche, man kann die karten ungefähr eine woche vorher auf der webseite online buchen. sie kosten nichts. in der osterwoche wird die jeweilige passion auch noch zwei oder dreimal im konzertsaal des orchesters aufgeführt, dafür muss man tickets kaufen.

matthäuspassion im mailänder dom, 5. april 2023, orchester und 2 chöre
foto: arianna geith

es gibt ein programmheft mit dem vollen text auf deutsch und italienisch, sehr angenehm, es fehlen bloss so kleine displays auf der rückseite der sitze, die hülfen bestimmt auch bei den lateinischen messen, die da immer noch gelesen werden. wir sind früher in der sommerhitze manchmal reingegangen, ich fühle mich in diesem monsterdom sofort allein, irgendwie vereinzelt durch den leeren raum, die kühle wie etwas, das man empfängt, auch gestern kam die kälte im lauf des abends langsam von oben herab und lief den rücken hinunter. so etwas wie eine gemeinschaft der gläubigen ist nicht spürbar, es bist nur du, tief unten und kaum sichtbar. bin sehr froh, dass zwei freundinnen mitgekommen sind, ich hatte tickets über, dann ist noch bisschen anker zur gegenwart und zur alltagsperson, die ich meistens bin.

und dann kommt die musik und … nein, erstmal kommt ein mensch der kirche und erzählt von der tradition dieser konzerte, dann kommt ein dottore und hält einen bestimmt 15minütigen vortrag über die passion, ein brillianter und guter vortrag, der sofort vergessen ist, als die vorführung dann endlich beginnt.

es dauert ein paar takte, bis ich dabei bin, aus planung und aufwand und allem, auf der kirchenbank im hier und jetzt. die stimmen sind klar und schön, es gibt einen kinderchor (voci bianche, weiße stimmen heißen die auf ital.) und den chor la barocca, sie sind richtig gut, der riesige raum des doms liefert von allen seiten ein weiches und flüssiges echo, tiefgang und körper, wie ein riesiges instrument, es vertieft und intensiviert den klang, es ist kein hall wie befürchtet, es klingt wie eine zusätzliche dimension, ein paar sekundenbruchteile nach dem ton, die stimmen und instrumente wie ein feiner wellenkamm auf dem klang des riesigen kirchenraumes, man badet darin, und es trägt.

matthäuspassion im mailänder dom, im bild der tenor martin platz
foto: arianna geith

am liebsten mochte ich diesmal ein rezitativ, tenor mit begleitchören (nr. 19, o schmerz, hier zittert das gequälte herz!), ganz überraschend, das ist mir beim cd-hören nie aufgefallen, durch den großen raum ist der dialog zwischen stimme und chor perfekt auf eine weise, die überall sonst anders klingen wird. das erbarme dich vom countertenor ist natürlich auch zum steineschmelzen, eine körperlose und klare stimme, sogar im lagenwechsel höre ich keine veränderung. bei allen solisten konnte man den aufwand sehen, den diese kirche bedeutet, der tenor (auf dem bild oben, martin platz) war mit vollem körpereinsatz dabei, der sopran (katja stuber) hatte es am schwersten, das kann aber auch an meinen schlechten ohren liegen. gehört hat man die anstrengung aber nicht, so gut waren sie.

in der reihe vor uns eine alte dame in steppjacke und wollmütze, sie ist aufgestanden und hat sich hin- und hergewiegt bei den arien, ihr mann neben ihr blieb sitzen. vielleicht war es etwas medizinisches, aber es wirkte wie ihr persönlicher umgang mit der musik, wie ein bedürfnis.

ich wollte eigentlich das letzte „oh haupt voll blut und wunden“ noch hören, mit beiden chören, aber die arie des countertenors (nr. 52, können tränen meiner wangen) nahm kein ende, viermal wird sie wiederholt, und wir mussten den letzten zug erwischen. hatte schlechtes gewissen, habe mich nochmal umgedreht, aber das orchester mit solisten schon gar nicht mehr sehen können, so groß ist der raum. mit taxi zur stazione garibaldi, im zug auf dem handy hätten wir die letzte halbe stunde noch als stream sehen können, erst um kurz vor halb zwölf waren sie fertig.

der letzte zug fährt nur bis gallarate, dann müssen wir in so einen kleinen modernen bus umsteigen, mit noch zwei anderen fahrgästen, und fahren noch über einen stunde durch die pampa, 1000 kreisverkehre, der bus fährt jedesmal in eine andere richtung als erwartet, bin total lost, kenne keinen ort in diesem hinterland. um halb zwei im bett, erst heute am karfreitag wieder halbwegs beieinander.

bisher die schönste mp, die ich live erlebt habe, einmal mit guttenberg in der philarmonie, die war effektvoller auf eine nichtbachsche weise, romantischer, das hätte im dom gar nicht funktionieren können. die ist jetzt auf platz zwei gerutscht, mit einigem abstand.

(oh, weblog ist volljährig geworden am 1.4., hab ich verpasst. es ist mir immer noch lieb und teuer, es funktioniert, gibt auslauf und bodenhaftung. ich hab früher so viel schönere texte geschrieben, das ist wohl der lauf der zeit. alles ist eitel.)

2./3. april

am flughafen erreicht mich eine nachricht vom g.-zwilling über wa, er müsse mir was mitteilen, er wolle sein studium jetzt doch abbrechen. erschrecke mich arg, argumentiere pädagogisch sinnvoll, und frage, was er denn stattdessen? dann kommt die antwort „voll erwischt, mama!“, und ja, hat er. umkehrung, früher war es immer anders rum.

auf dem flug nach mailand die familie in der ersten klasse, typ mit maga-basecap, „donald trump“ hinten drauf, teuer gekleidet. die frau hat ihren trenchcoat auf meinem rucksack abgelegt, im knäuel, an den ich nochmal ran muss (flug hatte verspätung wie alles grad verspätung hat), der mantel rutscht halb richtung sitz beim handling, sie ist genervt und sagt: jetzt geben sie schon her, sie zerknittern ihn ja. päärchen gibts, die wünscht man einander. die passen zusammen.

der einzige unterschied zwischen business und economy ist das essen. wir bekommen ein wasser und ein stück schokolade, sie irgendwas auf tabletts. stühle und abstände sind die gleichen, es gab nur 4 reihen erste klasse, ab reihe 5 war schon economy. es geht wohl wirklich nur ums vorne sitzen und eher reindürfen.

auf beiden flügen hatte außer mir nur noch eine andere person eine maske auf.

nachts heller vollmond, um halb sechs wach geworden.

ich hab für die woche nur handgepäck mitgenommen, wurde trotzdem am ber zur gepäckaufgabe gezwungen, flugzeug voll, irgendwas, machen sie sich keine sorgen, das haben sie dann in malpensa wieder, und so war es natürlich nicht, das gute stück mit insulin und sensoren etc pp drin war in frankfurt geblieben. am flughafen klargemacht, dass ich nicht ewig auf den koffer warten kann wg medikamenten, und nur einen halben tag später kam dann ein mann in einem kleinwagen und hat mir den koffer gebracht, er ist die strecke nur für mich gefahren. guter service bei lufthansa, andrerseits haben sie auch die weitergabe verbockt, oder es war die kollegin am flughafen, die nicht gesehen hat, dass nur ein halbe stunde zeit zwischen den flügen war. dann einkaufen gefahren, hier auch sonntags kein problem. dicke feine colomba von tre marie gekauft, 11€, die muss ich noch an freunde verfüttern.

erster tag am see fühlt sich an wie drei, so erholungsmäßig, so sicher funktioniert die konditionierung. weiß nicht, ob die vielen hier verbrachten ferien dafür verantwortlich sind, oder ob es einfach an italien liegt, mit licht, sprache, freunden und dem essen. es gab eine unangenehme sache heute, ich musste nescafe frühstücken, weil der kaffee alle war. freier blick über den see, der blick geht bis zum monte rosa ohne ein wölkchen dazwischen. ich starte morgens die heizung neu, die nachts nicht angegangen war, es ist im schatten nur 10° wärmer als in berlin hier unten, und versuche, den kamin anzumachen, scheitere an fehlendem kleinholz, dass ich suchen gehe, aber dann ist das papier alle und es gibt keine streichhölzer. in der sonne ist es fast zu heiß, ich setze mich in einen liegestuhl zum aufwärmen. sehr feine sorgen.

jetzt am montag 9:15 vergeht die zeit immer noch sehr langsam, mal schauen, wann sie fahrt aufnimmt, ich schätze so donnerstag. (sry, nur handybilder, hab kamera vergessen)

endlich freitag.

gestern wg ko einen ko-tag genommen (1 tag krank ohne krankschreibung), da aber allerhand dinge zu hause erledigt, haare nachgefärbt habe ich auch. abends zahnprophylaxe, auf die frage, wann denn die letzte gewesen sei, wusste ich keine antwort, jedenfalls hat mir damals niemand stundenlang an den zähnen herumgeschmirgelt und gekratzt, da habe ich nur so eine detektivpaste auf die zähne bekommen, die dann zeigt, ob man richtig oder falsch putzt. ich dachte, das gehört so! jetzt ganz neues zahngefühl. plane den erwerb von zahnseide. unter anderem hat mir der zahnarzt erzählt, dass die naturfarbe der zähne eher gelblich ist, nur der schmelz darauf ist so weiß. der wird mit der zeit dünner, das gelb scheint mehr durch, also wenn ich das da mit weit offenem mund liegend, dem unangenehmen gerät lauschend, richtig verstanden habe. ich war etwas unentspannt. ich fragte nach dem blendamed-lächeln der schauspieler*innen und hab gelernt, dass es sich dabei nur um so eine art abdeckung handelt, die aufs vorhandene gebiss verfertigt wird, und das wird vorher dünner gemacht, damit die masken platz haben. den d.-zwilling mit den strahlend weissen zähnen gefragt, ob sein gebiss noch echt ist, darauf hin rief er am selben abend noch an. sehr gefreut. vielleicht sollte ich in zukunft einfach mehr fragen aus der luft greifen, dann meldet er sich häufiger. seine zähne sind echt, er ist ja auch erst 21.

das erstaunliche an den gesprächen zum krieg und zur politik ist die häufig lückenlose sicherheit der argumentationsketten, und wie die menschen davon ausgehen, auf der seite der wahrheit zu stehen, alles zu wissen, eine erklärung parat haben, die ihnen recht und dem anderen unrecht gibt. es gibt keine grauzone, die meinung muss klar und eindeutig sein. mir ist das unheimlich, ich bin ja nicht so ein meinungstyp. es sterben sehr viele menschen, und jeder tote im krieg ist einer zu viel. das finde ich sehr schwer auszuhalten, dieses sterben, das leben ist kostbar und einzig. keine chance habe ich im gespräch, versuche es allerdings auch gar nicht wirklich, da ich eh kein russisch kann, ich weiß also nicht, was die russische seite sagt.

fahrt nach leipzig gebucht, freu mich sehr. wollte mit dem g.-zwilling in dieses bowie-stück gehen, aber er sagt, da würde er schon mit dem großen hingehen, wenn der ihn besuchen kommt. gibt es tips für so einen kurzen wochenendtrip, was außer dem bach-museum soll ich auf jeden fall anschauen gehen?