nicht begeistert vom dauerregen, dicke, schwere tropfen, die meine pläne für spaziergänge durcheinanderbringen. bin etwas angenagt von allem, bin aber foh, dass dieses jahr jetzt auch bald rum ist. es ist unterschiedlich schnell vergangen, die letzten wochen waren halbwegs angemessen, momentan könnte es gern wieder langsamer gehen. vorgenommen, in dieser woche die jungs mehr einzubinden, sie sind auch alle erledigt vom jahr, sehen freunde, spielen, lesen, essen, füllen den raum. es ist sehr zuhause alles.
mit dem großen den schönsten weihnachtsbaum ever gekauft, bei einem anderen stand als sonst, von einem mann, der aussah wie der weihnachtsmann. die große verkaufsfläche an der danziger str. ist schon leer, 3000 bäume hat er verkauft, sagt er, in dänemark gewachsen, wir zahlen 42€ für eine fast 1,80m große tanne mit dichten, saftigen ästen. armer baum, okay okay, nur diesmal noch, nächstes jahr vielleicht mal ohne, in der familie sind wir 2 zu 2 stimmen beim thema.
habe mein eigenes weihnachtsgeschenk schon ausprobiert, hatte etwas angst davor, dass es eh nicht passt, meine ohren sind eigentlich nicht für stöpsel geeignet. den auf bluesky gelesenen hinweis, man könne airpods als hörgeräte verwenden, fand ich aber viel zu verlockend, der d-zwilling hat sein ipad dabei, damit habe ich die dinger eingerichtet. in der wohnung bemerke ich ja, wenn sie rausfallen, für unterwegs werde ich mir wohl richtige geräte besorgen müssen, jedenfalls: das gefühl ist wirklich überwältigend. stand in der küche, hörte ein regelmässiges geräusch, so ein klack-klack-klack, bin ihm gefolgt, habe erst kurz vor der wand die uhr bemerkt, deren ticken ich plötzlich hören konnte. der boden ist irre laut, das holz knarzt überall, ich höre das auch ohne airpods, aber der klang ist irgendwie dreidimensionaler mit, das holz hat obertöne bekommen und wirkt plötzlich lebendig. ich höre, wie meine kleidung beim bewegen aneineinander reibt (richtige hörgeräte kann man bestimmt auch leiser stellen), es ist etwas beunruhigendes dabei. mein tinnitus ist plötzlich wieder nervig, den habe ich ewigkeiten kaum noch wahrgenommen. der hörtest auf davids ipad hat links 25 db, rechts 35 db ergeben, damit habe ich laut apple links noch keinen, rechts einen mittleren hörschaden, weiß aber nicht, ob das viel oder wenig ist. leider fallen die dinger erwartungsgemäß dauernd raus, und vermutlich brauche ich zum anschalten schon das gerät, mit dem sie eingerichtet wurden, und das ipad ist ja bald wieder in halle. oder geht das anders?
sollte mir jetzt doch vielleicht ein kassen-hörgerät anpassen lassen, laut einer tante sollte man damit nicht zu lange warten, weil das gehirn sonst das genaue hören verlernt.
solche ausgaben (knapp über 200€) erinnern mich daran, dass ich wenig verdiene, sonst habe ich mich eigentlich ganz gut in meinem finanziellen spielraum eingerichtet, wobei ich an der kasse von zeit für brot doch kurz dachte, es müsse eigentlich geld für brot heissen, fast 8€ pro kilo bauernbrot, den bauern will ich sehen, der das zahlen kann, und ich habe einen ganzen 4kg-laib gekauft, der von den jungs hoffentlich sehr schnell verstoffwechselt werden wird. das brot ist wirklich sehr gut, ich muss aufpassen, dass meine ansprüche nicht steigen.
zum jahresabschluss tatsächlich auf okc nochmal einen angeschrieben, er hat mich sofort blockiert. die paar atemzüge von der verletzung über die empörung in die geichgültigkeit, es lohnt einfach alles nicht. wie gehabt: freundschaften besser pflegen ist die devise, und liebe gibt es in der familie. das große erkennen, dass es in der kindheit schon nicht gegeben hat, das ist eh verloren, nicht rettbar, nie und nimmermehr. vielleicht irgendwann mal wieder einen hund.
ich wünsche euch schöne weihnachten, und hoffe, ihr erlebt (und hört) mehrheitlich schöne dinge.
endlich urlaub, der stress klebt fest an mir, ich bin noch nicht im erholungsmodus. baustelle im haus, laut nachfrage soll eine komplette lange flurwand in der wohnung unter mir abgerissen werden, falls der statiker sein okay gibt, so der handwerker. ich gebe kein okay, in alten häusern soll man keine langen wände einreissen, nur weil irgendeine passegere schöner-wohnen- mode das so vorsieht. wenn ich risse sehe, soll ich die dokumentieren, danke auch. ich denke ja, vor allem sollte man nicht mit dem abriss beginnen, bevor der statiker da war. was ist mit den leuten? sollen sie sich doch auf dem land einen bungalow ohne wände bauen.
dann lieber rausgegangen, aber es war schon nach 16 uhr, da ist in berlin alles finster, so finster, endlose meter dunkelheit, nur die lichtinseln hoch oben um die laternenschirme. der bürgersteig bleibt schwarz, man stolpert durch die vielen jahrzehnte alten löcher und rutscht über das viele pampige laub, dass da seit wochen herumliegt. ich hebe jeden fuss so hoch wie es geht und versucht einen weiten schritt, aber nicht zu weit, damit der auftrittswinkel nicht zu schräg wird, sonst ade gleichgewicht, motto: plumpe gazelle. es ist nicht einfach in berlin.
also wieder zuhause, ein buch geholt, schlecht konzentrieren gekonnt, es ist fast befremdlich, nur text zu haben. sollte etwas weniger soziale medien konsumieren, da ist ohnehin selten unverzichtbares dabei, das scrollen ruiniert die kreativität, wie ich in den sozialen medien lese. das muss sich ändern.
ansonsten ist aber alles okay. alle geschenke im haus, gans im tiefkühler, nur der baum fehlt noch. es ist nur zu anstrengend. freu mich auf die kids, auf die ruhe, auf spieleabende und gemeinsames kochen, auf die konzerte, und ja, statt herumzujammern könnte ich auch einfach nochmal in ein theater gehen, oder in eine bibliothek. neulich hat ein freund meine gitarre mal wieder bespielt, das klang sehr schön, ein anderer sass am klavier, wir haben weihnachstlieder gesungen, das war fein. nächstes mal werde ich den musikalischen teil auch vorbereiten, nicht nur die versorgung mit essen und getränken (wieder mal gemerkt: es trinkt niemand mehr, es ist fast alles noch da), also liedauswahl, noten für gitarre und piano bereitstellen, damit die sich nicht erst zusammenraufen müssen. für die gitarre neue saiten bestellt.
aber dann, aber dann hält mich nix mehr davon ab, wieder zu spielen und zu schreiben, und was solls, zeichnen könnt ich auch mal wieder.
ich muss mich mit zähnen und klauen an meinem vorhaben festhalten, dieses weihnachten nicht soviel zu schenken, um lieber mit der familie eine woche zu verreisen im nächsten jahr. auf jeden fall einmal mit den jungs in den pianosalon christophori, um die berliner kulturwelten zu unterstützen, die so überaus rücksichtslos und kulturfeindlich ausgehungert werden sollen im nächsten jahr. wobei es zumindest bei der förderung der großen öffentlichen häuser ein einsehen gibt, das macht hoffnung.
dieses jahr habe ich mir zu weihnachten selber ein spiel gekauft, weil die aufgabe meine situation so gut wiedergibt, in der ich versuchen will, meine person in einen besser passenden arbeitszusammenhang zu bringen, in den worten des erfinders „teile in eine vorgefertigte box zu geben“. und hier stimmt sogar der name auf den teilen! beim suchen nach einem shop dafür ploppen lauter passende geschenke für die jungs auf, ich hoffe, sie haben immer noch spass an diesen dingen, von einem weiß ich es, der g.-zwilling hat da einen wunsch geäußert. bei mir hat es ich glaube 2004 angefangen, als ich bei meinem ersten besuch in nyc im moma für gefühlt viel geld, 50 oder 60$, dieses unwiderstehliche kleine objekt mitnehmen musste. es ist ein kleines puzzle und hat den anspruch an solche spielzeuge sehr hoch gehängt.
es gibt ein par namen in dieser spielewelt, die immer wieder auftauchen. bei den ideen von dr. latussek aus dem oben verlinkten yt-film mag ich die eleganz seiner objekte, sie wirken einfach und klar in ihren aufgaben, ähnlich wie der obige puzzleball von charles o. perry, die komplexität erschließt sich erst beim suchen der lösung. in eine andere richtung gehen die spiele von jean claude constantin („ein franzose, der in deutschland lebt“ sagen die youtuber immer in den lösungsfilmchen), er baut puzzles aus vielen materialien, darunter fast barocke dosen mit vielen details, die hätte ich gern mal in den händen, möchte sie aber nicht besitzen, das aufwendige und schön gearbeitete dekor verdeckt dort eher die lösung, die dann mit wenigen schritten machbar ist. er baut auch viele andere puzzles, mir sind dabei die sequentiellen konzepte lieber, wo viele schritte in der richtigen reihenfolge nötig sind, wie bei den himitsu-bakus, die ich vor jahren mal entdeckt habe und sehr liebe. oder jürgen reiche, der für seine firma siebenstein sehr schöne puzzles erfindet, zu finden zb hier, oder ebenfalls bei der knobelbox.
gestern endlich mal wieder ausgegangen, zu einem runden geburtstag ins ferne steglitz. auf der hinfahrt in der s-bahn unangenehm bedröhnte leute, die mich anstieren und dabei fast vornüberkippen, auf der rückfahrt war es eher berlinisch interessant, eine schöne junge frau, typ erwachsen gewordene niedlichkeit, die davon spricht, dass sie auf gar keinen fall kinder will, mehrfach sagt sie das zu ihren mitreisenden, einer frau und einem mann, auch sehr jung, sie fände kinder nervig, könne nichts damit anfangen, und es sei ja eine investion, an der man mindestens 18 jahre trägt. der junge mann, mit dem sie unterwegs ist, fragt, und wenn dann der mann deines lebens kommt, der kinder will? vielleicht wäre er das gern, denke ich, der mann ihres lebens, aber weiß natürlich weniger als nichts über die drei. er steigt jedenfalls später allein aus. sie sagt, dass sie noch nicht wissen kann, was vielleicht in 10 jahren sein wird, ihre eigenen eltern hätten es jedenfalls nicht gut gemacht. sie war immer eine woche beim vater, eine bei der mutter, der vater hat nicht gelernt und es nicht einmal versucht, ein guter vater zu sein, „der schickt mir nichtmal das kindergeld, und das könnte ich gut brauchen“. es sind studierende, dann reden sie eine weile über eine ökonomin, aber sie sprechen leiser, es ist nicht mehr für alle und die welt gesagt. mir gegenüber eine ebenso junge frau mit so einer versteckten schönheit, sie blitzt auf, sobald sie lächelt, was ich weiß, weil ich sie anlächeln musste und sie zurückgelächelt hat. nach dem umsteigen ein mann, den ich von hinten sehe, sein hals und nacken ist mit 6 langen roten linien tätowiert, wie zeilen, darauf steht in schwarz ein wort, sehr groß, aber ich kann es nicht lesen. genosse? grosse? gausse? er hat sich die haare auf dem hinterkopf sehr sorgfältig mit 10 haarklammern hochgesteckt, damit man seinen nacken lesen kann, also versuche ich es ernsthaft, bis meine haltestelle kommt. auf dem weg vom bahnhof nach hause hinter mir drei sehr junge männer, gefühlt eher schüler, die sich über laserpointer unterhalten, ey, 15km pro sekunde, 15-km-pro-sekunde, pro sekunde! ein anderer widerspricht, aber ich kann es nicht hören, dann sind alle ein paar meter lang fassungslos über die geschwindigkeit des lichts, 2-hundert-tausend-meter-pro sekunde, ey! das ist dreimal um die welt, bevor du mit blinzeln fertig bist! hinter der blau angeleuchteten kuppel des planetariums geht ein feuerwerk hoch, sekunden nach dem knall. zufrieden nach hause, häufigeres ausgehen vorgenommen. (apropos gesprächsfetzen, was macht eigentlich parka lewis?)
heute vielleicht noch vinicio capossela, obwohl die freundin nicht mitkommen kann. sage ich, ich bin eigentlich zu geizig für jetzt-auch-noch-eine konzertkarte, sagt sie: sei nicht so protestantisch, sei bisschen katholischer und genieße, und sie hat recht damit, aber inzwischen ist das konzert leider ausverkauft.
partnerwahl unter älteren ist mühsam, wenn sie immer noch das spiegelbild suchen, mit demselben geschmack, denselben erfahrungen. die männer zeigen dann im netz ihren fast vollen setzkasten und wünschen sich jemanden, der ihn bei sich aufhängt. habe null hoffnung, dass es was wird, kleiner so what-stolz. neulich eine anfrage verpasst, dann hat er mich gleich geblockt, und er hat einen hund! vor allem deshalb ist es schade, aber so ist das leben, schnell rotierend auf allen kanälen.
allgemeine unlust bei allem, ich hoffe das legt sich schnell, brauche viel energie in nächster zeit. nur noch 1 monat bis weihnachten, freue mich auf die jungs und fürchte ein bisschen, dass die tage mit ihnen zu schnell vergehen werden. meine mutter will auch kommen, wie immer, sie fährt dann halt nach ein paar stunden wieder, wenn es ihr zuviel wird, ein guter plan, sie möchte bloss selber entscheiden, wie alles läuft, und das will ich trotz ihrer 90 jahre nicht mitmachen. sollte ich? wie seht ihr das? da muss ich noch bisschen nach kompromissen suchen, natürlich kann sie den vorwurfston wie am ersten tag, und mein schuldgefühl reagiert geschmeidig.
[ edit ] wie verbringt ihr weihnachten?
weiter mit jobsuche, und ich freu mich schon, wenn eine bestätigung per mail kommt, oft kommt gar nichts zurück. der versuch, wieder mal in ein anderes gewerbe zu springen, fühlt sich anders als früher eher beängstigend als dynamisierend an. ich bin nicht gut bei jobs, und es wirft mich immer aufs tatsächliche alter zurück, ich kann nicht in meiner eigenen wahrnehmung bleiben, die sich traumwandlerisch durch meine innenräume bewegt, zeitlos. bewerbe mich ua bei der stadt, dort kann ich die bereits hochgeladene bewerbung noch bearbeiten oder zurückziehen, das ist schon recht cool.
gemerkt, dass ein besonderer und mir lieb gewesener schauspieler schon unfassbare 9 jahre tot ist, gestorben an meinem geburtstag, jetzt kleine nachtrauer. er schien mir immer zeit- und alterslos, habe ihn wohl nie gegoogelt, er wäre sonst 80, was mir ein angemessenes alter erscheint, um noch am leben zu sein. roger rees. immer mehr person als rolle, dieses leicht amüsierte, gentlemanhafte gebahren, one of a kind.
beim yoga neulich trugen mit einer ausnahme alle die gleichen australischen winterstiefel, mit einem gewissen selbstverständnis. wir sind alle eher jenseits von mode, es ist lustig, wenn der gemeinsame nenner zwischen pragmatik, qualität und stil so einhellig auf ein bestimmtes modell hinausläuft. die stiefel werden getragen, bis sie kaputt gehen, und dann kauft man sich das nächste paar.
davidzwilling zu besuch, sehr schön, wir haben zusammen eins der schöneren legosets gebaut, die orrery, und sie funktioniert, es sind etwa 365 umdrehungen der erde für ein jahr, eine komplett aus amerikanischen serien stammende sentimentalität, da bauen kinder immer sowas für die schule und die erwachsenen helfen. er will sie wieder abbauen, sagt er, denn ich möchte es nicht ins regal stellen.
weiter jobsuche, ich glaube, an einem ort, der im stellenangebot größten wert auf „konfliktlösungs- und durchsetzungsfähigkeit“ legt, will ich nicht unbedingt arbeiten, nach spandau oder zehlendorf (je 20km mit öffentlichen) will ich auch nicht täglich, und würde auch gern im öffentlichen dienst bleiben. es ist nicht mehr so einfach wie nach corona. drücken sie mir bitte die daumen.
nachmittags endlich mal wieder spaziergang mit freundinnen, u.a. über einen friedhof, viel über den tod geredet, wie wir begraben werden wollen, wie und wo die toten liegen, die uns nahe waren. echte novemberthemen. auf dem friedhof am leisepark gibt es so ca 2x2m große flächen, in der mitte ein turm aus übereinandergelegten ziegelsteinähnlichen platten, darauf namen und lebensdaten einer person, wild gestapelt, sozialbegräbnisse, meine ich zu erinnern, das hat mir mal jemand erklärt. das wollen wir eher nicht, so im haufen mit unbekannten anderen. danach noch einen kaffee.
immer noch zu kaputt fürs ausgehen unter der woche, ein jammer, so langsam melden sich die freunde gar nicht mehr.
einen interessanten aspekt zur trumpwahl hat alan moore im guardian beschrieben, über die veränderung des fandoms seit den sechzigern, infantilisierung der massen, die noch als erwachsene sich kindlichen heldenepen hingeben, keine auseinandersetzung wollen, emotional stehengeblieben sind, den größten unterhalter wählen, keine veränderung ertragen, keinen anderen helden neben ihrem dulden können. gefunden über die großartige und ein bisschen beunruhigend hyperaktive seite fumettologica. ein bisschen ist es count me in, aber ich nutze diese welten bewusst als eskapistische minitrips, die zur zeit leider nicht funktionieren. gestern dann etwas untypisches gemacht und mich in eine masse menschen begeben, freiwillig, um eine alte freundin wiederzusehen, die nach jahren woanders jetzt wieder in berlin lebt, das war sehr schön. so war ich auf dem spektakel zum mauerfall, der natürlich eine riesige party verdient. die organisatoren hatten die schöne idee, über 700 musiker*innen auf 5 bühnen in der stadt synchron ein paar hits zum mauerfall zu spielen zu lassen, in einem einstündigen konzert, ja, mich erinnert das auch an die foo fighters. fühlte mich gemeint, als jemand, der in der nacht dabei war, und nicht gemeint, ich bin ja in freiheit aufgewachsen, kenne die mauer nur von außen, und habe keine ahnung, wie sich das leben in der diktatur angefühlt hat. es waren sehr viele junge leute da, gefühlt jünger als 35, bei uns älteren hätte ich gern gewusst, ob es mehr ossis oder wessis waren, es wäre schön, wenn das egal wäre inzwischen, aber so ist es natürlich nicht. immerhin gibt es texte und bücher darüber.
die lotto-stiftung hat mit diversen organisationen und autor*innen aus hunderten von fotos, texten, artikeln ein buch zusammengestellt, es muss ein riesiger kraftakt gewesen sein, das ding bis zum 9. november fertig zu bekommen, einige fotos im buch wurden erst vor wenigen tagen geschossen. 2 große paletten des werks lagen vor einem container am brandenburger tor, der herausgeber stand daneben und gab sie an die leute weiter, sie sind ein geschenk an die besucher der veranstaltung, eine sehr schöne idee, vor allem weil die zahllosen selbst gemachten plakate auf den demos von ’89 dort dokumentiert werden, das gibt es glaube ich sonst nirgendwo. heute bekommt man sie noch auf dem campus für demokratie.
wahltag, und ich bin aufgeregter, als wenn die wahl bei uns wäre, also in deutschland oder italien. werde spät ins bett gehen und früh aufstehen, um etwas mitzukriegen, aber das ergebnis wird wohl noch länger auf sich warten lassen. es ist keine angenehme spannung, es steht einfach unangemessen viel auf dem spiel.
mit meiner mutter über ihr leben gesprochen, sie sagt: „ich hatte ein sehr schönes leben, es ist mir richtig gut gegangen.“ sie wirkt in frieden. ich hoffe auf ein gemeinsames weihnachten, auch wenn es ihr eigentlich zu viel ist, mit 90 jahren, von ihrem schlimmen unfall im mai hat sie sich aber inzwischen gut erholt und spaziert entspannt mit ihrem rollator durch die gänge, geht zum arzt, versorgt sich fast alleine. im coronajahr bin ich mit den jungs zu ihr gefahren und wir haben als überraschung im garten gesungen für sie, im seniorenheim geht das eventuell auch, sie hat ja einen balkon, mal schaun, mal sehen.
sie erzählt, wie sie mit ende zwanzig in einem job in der jugenpsychiatrie war, bei dem der chef alle interessanten dinge machte und sie mit ihrer kollegin eigentlich nur putzen und hinterherräumen sollte, und wie sie dann zu zweit auf einen berg gestiegen sind, der job war in tübingen, laut „scheiße!“ gebrüllt haben, und dann am nächsten tag beide gekündigt haben. sie sagt, sie hat immer nach richtig guten aufgaben und kolleg*innen gesucht, und wenn es das da, wo sie war, nicht gab, ist sie gegangen.
gemerkt, dass ich meine heizung gerne etwas zu kalt einstelle, um meine wunderbaren norwegerpullis mal anziehen zu können, bei 20° ist es noch zu warm dafür. skifahren werde ich wohl nicht wieder, habe grad so bilder von früher im kopf, abfahrten in madonna di campiglio oder cervinia, ich konnte das ganz gut, mit relativem selbstverständnis, habe mich auch beim fahren im kreis drehen können, hatte keine angst, das gefühl ähnlich wie ich mir das surfen vorstelle. vielleicht einfach mal nach norwegen fahren mit den pullovern.
heute sind ja überall feierlichkeiten, ich habe zum zweiten mal keinen eimer süssigkeiten in der küche, weil ich begriffen habe, dass die kids nur bei anderen kids klingeln gehen. bin wg au zuhause, und war auch nicht in der kirche, ich glaube, nur in kirchlichen kindergärten dürfte man wahlweise statt arbeit in die kirche am reformationstag, das ist ja kein allgemeiner feiertag. verpasse heute leider auch die sehr liebevoll vorbereitete halloween-party der älteren gruppen im kindergarten, aber mein hausgast feiert auch, und zwar diwali, das höchste fest der hindhus, ein lichterfest, auch da gibt es wohl jede menge süßigkeiten. es ist unter anderem ein neujahrsfest, das neue hinduistische jahr beginnt. sie bekommt besuch und hat mir gesagt, ich bräuchte heut nicht zu kochen. ich habe meine chance genutzt und ein bisschen weihnachtsbeleuchtung vorher aufgehängt, aber in indien leuchtet natürlich alles überall, und eigentlich soll man neue lichter verwenden und die alten entsorgen, es ist ein sozusagen ein frischer, tagesaktueller sieg über die dämonen, über das böse, über die dunkelheit, ein anlass, um mit freunden und familie zusammen zu essen und zu feiern, und zwar 5 tage lang. das scheint angemessen ob der zeiten, die wir grade haben. ich bleibe heute brav auf dem bett und werde nur versuchen, gelegentlich wie zufällig mal in der küche vorbeizuschauen.
wenn ich schnell was bloggen will, klebe ich vorher immer sekundenlang am bildschirmbild, großartige naturbilder, die der rechner per zufall auswählt. nur bei „wald“ kann ich gleich schreiben, bei allen anderen erfreue ich mich erstmal.
2 tage richtig krank gewesen, entweder ein keim oder verdorbenes essen. – 2,5kg, nichtmal wasser war möglich. der erste schluck, als es wieder besser ging, köstliches, klares wasser, frisch aus der leitung, jedes molekül ein wunder. das beste, was ich je zu mir genommen habe. die existentielle erleichterung, als trinken wieder möglich war, wir sind so zerbrechlich alle. einen tag danach wieder arbeiten gegangen, weil so sind wir halt, dann am wochenende noch platt gewesen. eigentlich dauert es ein paar ganze tage, nein, eine ganze volle woche, bis das system sich richtig erholt hat, aber die haben wir alle nicht. statt erholung dann bei muttern gewesen, die mit 90 vollkommen aufgehoben in ihren eigenen bedürfnissen lebt, sozusagen eigemummelt, von außen muss da nichts mehr durchkommen. sie immerhin zu einer kleinen runde im freien animiert, dabei gesehen, dass sie beim lachen wieder aussieht wie als kleines mädchen. meinen ärger über den nachmittag vergessen können.
es gibt eine „kaspar hauser stiftung“, die stellen anbietet. na ich weiß ja nicht, da klingt schon der name eher deprimierend- ok, es sind anthroposophen, das ist eher nix für mich.
die herrlichen herbstfarben bisher keinmal fotografiert, das ist nicht in ordnung.
vermisse musik, höre fast gar nichts mehr. am leichtesten geht musik, wenn ich verliebt bin, dann ist es wieder bedürfnis, aber der aufwand scheint mir sehr hoch und schlecht planbar. sollte mit freundinnen mal wieder ins konzert gehen. heute spielt pat metheny in berlin, in der philarmonie! ich hab ihn damals in den scimmie in mailand gesehen, 80er, das war sehr aufregend, mit lyle mays im streifenshirt. musik als etwas, dass die seele einkleidet und schützt, wenn es passt, ist es rüstung, kostüm, hochzeitskleid in einem, für jeden bereich die passenden künstler*innen. julian lage hat das zuletzt bei mir geschafft.
der oktober dauert wirklich fast 5 wochen, er fühlt sich nicht nur so an.
der blick auf meinen rentencountdown hat mich immer deprimiert, noch 7 jahre, 10 monate, 20 tage, 2 stunden … und ich fühle jede davon. nach einem abend mit mek habe ich plötzlich wieder diesen drive in der lebensplanung, er hat ein paar gute kommentare abgegeben (wie andere freundInnen auch, fällt mir da ein, ich verdräng das immer), und ich kann ja auch mit fast 60 noch einmal dinge ändern. eventuell ist dann sogar wieder ein hund möglich! aus der erduldung wieder in die gestaltung switchen.
neuerdings möchte ich wirklich gerne mal in schottland eine geführte tour machen. ich würde natürlich den jungs schottenröcke kaufen, obwohl die nix für den klimawandel sind.
auf den zu warmen september folgt der allerdings hier übliche mittsommeroktober, blauer himmel, sonne, gelegentlich ein paar tröpfchen. ich liebe es. david-zwilling ist zu besuch, morgen kommt eine cousinentochter für ein paar nächte (sie arbeitet in md, ist häufig ein paar tage im monat in berlin), es ist immer was los. ich genieße das, das miteinander in der familie ist wunderbar entspannt, jeder macht seins, man trifft sich gelegentlich zum essen oder für einen kaffee oder ein gespräch zwischendurch. es ist so sehr anders als in der generation der eltern, wo man dauernd essen musste, dauernd auf dem sofa sass, kein alleinsein möglich war, alles gemeinsam stattfand, kein wunder, dass alle anwesenden unbedingt einen mittagsschlaf halten wollten, nein, auch gern auf der liege im garten.
(beim nachdenken darüber: es war vielleicht auch wichtig, den besuchs-charakter zu unterstreichen, damit sich keiner der verwandten zu sehr zuhause fühlte? diese geplanten abläufe haben ja immer auch was entfremdendes. und wie die ganzen unverarbeiteten gefühle sich leichter im zaum halten lassen in durchstrukturierten abläufen.)
wieder eine nicht ganz kleine zeitlang mit der suche nach colliewelpen verbracht, und natürlich welche gefunden. ich habe keine zeit für einen welpen, ausrufezeichen, ich bin jeden tag 8h außer haus, ausrufezeichen, es geht schlicht nicht. außerdem kosten solche welpen inzwischen das dreifache (wtf), und ich bin doch eigentlich auch ganz froh, nicht mehr jeden abend noch einmal raus zu müssen, außerdem ist der klimawandel in europa nicht gut zu hunden mit wunderbar dichtem und seidigem pelz, und nach schottland ziehen möchte ich nicht. ja, aber so ein kurzhaar-collie? der wäre doch, der kann doch, der ist doch geeignet auch für längere 35°-perioden – und da gibt es auch grade welche, usw. usw. ich leide etwas. und ja, ich könnte einfach einen hund zum ausführen suchen, irgendwo mithelfen, aber es geht um die beziehung, die begleitung, die bindung an einen hund. usw. usw.
(ja, die suche nach mann mit hund war bisher erfolglos, jetzt verspüre ich einen hang zum hund ohne mann, ich erreiche sozusagen die nächste stufe)
(trotzdem mal mek fragen, wie sie die grunderziehung der hündin mit 2 berufstätigen menschen hingekriegt haben)
im märz haben 2 freundinnen eine gemeinsame woche in südfrankreich vorgeschlagen, das ich nur vage erinnerte bzw. überhaupt nicht kannte. mitte september ist es noch warm und hell, der sommer ist noch fühlbar, und ich wollte als ewige allein- und immer nur italienreisende auch mal anders unterwegs sein.
marseille war schwerer zu erreichen als geplant, wir sind in berlin verspätet gestartet (wegen einem passagier) und haben dann in frankfurt einen ordentlichen sprint zum abfluggate des zweiten fluges gemacht, den freundin a. mit elfengleicher leichtigkeit, ich mit sehr unangehmen gejapse absolviert haben, rennen aus dem nichts mit gepäck nach einem langen arbeitstag ist irgendwie nicht meins, beim rennen verschluckt, dann mit hustenanfall am gate angekommen und minutenlang nicht reden gekonnt, es gab aber eh nix zu sagen, das flugzeug stand noch da, wir durften aber nicht mehr rein aus irgendwelchen gründen, und haben dann von der lufthansa zwei hotelzimmer bekommen, mit einem shuttle, warterei etc lagen wir dann erst gegen mitternacht in unseren betten, am nächsten morgen um 6 sollte es frühstück und das shuttle zurück geben. das frühstück habe ich verschlafen und musste dann am flughafen versuchen, den 15€-bon irgendwie unters volk zu bringen.
egal, es ging in den süden.
mit dem ersten flug nach marseille weiter, und so die neue stadt zuerst im morgenlicht gesehen. wir haben unsere koffer ein bisschen bergab und bergauf gezogen, ich vor allem beim steilen bergauf-kilometer wieder an der kraftgrenze, und sind in einer wirklich traumhaften airbnb-wohnung gelandet, schöner altbau, elegant eingerichtet, familienbilder an den wänden, von der terrasse blick auf viele alte dächer mit kleinen schornsteinchen.
freundin h. war schon einen tag früher da und hat uns empfangen, sie hat schon mal eingekauft, und mit leichter hand lauter schöne ziele herausgesucht, wege, orte, museen, dabei auch gelegenheiten wie einen abend mit einer tanztruppe, im rahmen des tanzfestivals „constellations“ in toulon und hyères, der leider wg starkregen ins wasser gefallen ist. die stadt ist wirklich besonders, sie liegt am südrand des dingens-gebirges, und wann immer man bergab geht, landet man irgendwann am mittelmeer, das genügt eigentlich, um dort leben zu wollen. wir sind täglich um die 15km herumgelaufen, mein liebster spaziergang war erst rauf zur notre dame de la garde, errichtet zum schutz der seeleute, mit beglückendem blick auf die see, dann von dort durch die stadt bis runter ans meer, an den strand der propheten, dort mit familien und leuten am strand gelegen, zum baden war es mir anfangs viel, viel zu kalt, das hab ich erst am letzten tag von toulon aus geschafft, freundin a. hat sich sofort in die fluten gestürzt und schwamm davon, richtung horizont.
es gibt in marseille eine wunderbare durchgehende kilometerlange steinbank entlgang der küstenstrasse, der corniche kennedy, bis zum stadthafen kann man sich überall hinsetzen und aufs wasser gucken, sehr großzügig und menschenfreundlich gestaltet, leider nicht geknipst. mit dem bus zurück zum hafen, dann wieder hochspaziert, die stadt hält glaube ich jung, schon wegen der ganzen steigungen, war erleichtert, dass ich die problemlos raufkomme, zumindest ohne gepäck. abends war es für die terasse schon oft zu frisch, wir haben uns drinnen an den großen glastisch gesetzt, auf dem alten steinboden, und großartiges gazpacho, oder gemüse, obst, salate und natürlich käse gegessen, das war sehr entspannend, ich esse aus diabetesgründen weniger kohlehydrate, die freundinnen haben mitgemacht, ganz selbstverständlich, oder sind da auch irgendwie angekommen, wir sind alle ähnlich alt. es war eine gesunde woche, auch weil von uns dreien keine mehr raucht (eine hat nie), diesmal gabs auch fast keinen alkohol, ich hab in der woche 2 kleine biere gehabt, die anderen beiden haben nur wasser und tee getrunken, keine entscheidung nötig, einfach normalität.
habe die größe der stadt nicht wahrgenommen beim herumlaufen, bestimmt ist einfach das historische zentrum sehr groß, und die gefährlichen randbezirke habe ich nicht besucht, nur die freundinnen haben dort eine führung durch die cité radieuse von le corbusier besucht, das hat mich nicht so brennend interessiert, außerdem habe ich in dieser ferienwoche meine ersten paar sätze französisch überhaupt gesprochen. in der zeit habe ich etwas gechillt, was bei mir zum erholungsprogramm dringend bis zwingend dazu gehört, also nichts tun in schöner umgebung.
vom laden maison empereur hab ich vorher noch nie was gehört, und hielt es erst für ein weiteres museum, aber nein, dort wird lauter sehr schwere marseiller seife verkauft, in dicken brocken, ich muss dafür glaub ich erst eine halterung eindübeln, und tausenderlei anderer kleinkram, den man dringend braucht. vielleicht das (unerreichte) vorbild für strauss innovation?
schöner ausflug auf die inseln, frioul ist bei 25° c sehr angenehm, kann mir das bei sommerlichen temperaturen über 35° gar nicht vorstellen, wobei der salzige mistral kühlt und ablenkt und die gedanken in bewegung hält, ich wollte gleich weiter, aufs meer, auf ein schiff, und nein, keins der riesigen kreuzfahrtschiffe, die wir in marseille und toulon gesehen haben, richtige burgen sind das, schlachtschiffe der touristischen invasion, unromantisch as heck. als göttin hätte ich den impuls, die einfach umzustupsen. lieber kleines böötchen mit segeln. wir laufe nach oben zur burgruine, ein bisschen über stock und stein, geniessen die aussicht und gehen dann doch lieber den breiten gepflegten spazierweg zurück zum hafen, vor allem, weil ich mit birkenstock-sandalen unterwegs war. die anderen beiden wollte auch noch auf der anderen seite der insel nach oben, mir hat ein hügel gereicht (der andere sah genauso aus) und bin dann nach dem spaziergang im stillen hafen eingekehrt, die eine freundin kam dazu und wählte einen teller mit muscheln, ich blieb bei grillgemüse, getränken und träumen.
das mucem fand ich aufregend, das gebäude mit dieser wabenartigen außenhaut funktioniert natürlich wie so vieles in der stadt besonders gut, weil man von überall hinaus aufs mittelmeer schauen kann, auch die brücke von der festung auf dem festland in die dachetage des museums ist aufregende architektur, würde da dauernd entlanglaufen als einwohnerin.
am letzten abend mit h. noch in der hafenbar la caravelle eingekehrt für ein weilchen, draussen leichter regen nach den vielen sonnentagen, glitzernd auf dem wasser, einen schönen mann gesehen, leider jahrzehnte zu jung. das lokal wirkt so, als wären da alle abenteuer möglich, die ganz großen wie die kleinen, und was sind schon ein paar jahrzehnte im großen lauf der dinge.
nach ein paar tagen marseille sind wir nach toulon weitergefahren, mit dem zug. dort eine fast genauso schöne unterkunft im stadtzentrum, die freundin hat sehr gut gewählt (die marseiller bleibe wurde 3 tage vor beginn der reise abgesagt, so dass wir sehr kurzfristig umdisponieren mussten, aber es war ein gewinn.) auch hier gehen die strassen bis zum hafen, im september noch voll mit privaten yachten und motorbooten, und nur ein paar meter weiter stehen oder liegen in toulon ein haufen kriegsschiffe herum, unter anderem ein veritabler flugzeugträger, die stadt beherbergt einen von zwei großen marinehäfen des landes, die marine will nicht noch einmal in die prekäre lage kommen, die eigene flotte versenken zu müssen, um sie vor der übernahme durch den feind zu schützen, wie im herbst 1942 geschehen.
wir laufen am ersten abend durch den freizeithafen und dann weiter durch ein kleines neubaugebiet, bis zum strand von mourillon, kaufen uns proviant in einem kleinen supermarkt und essen auf einer kaimauer, danach zurück in die altstadt, alles unter dem weiten, warmen septemberhimmel, mit gelgentlichen tröpfchen oder lüftchen. das heinrich-heine-denkmal haben wir verpasst, aber auch in toulon gab es wieder viel kunst, mit hafen- und seethemen. die stadt bietet viele kleine schöne ecken zum gucken und geldausgeben, so vorhanden, hätte fast ein leicht glamouröses strickjackett gekauft, wenn ich den laden wiedergefunden hätte.
in toulon haben wir uns wie in marseille ein wochenticket für die öffentlichen besorgt, weil da auch die ganzen schiffe mit inbegriffen sind, für 10€ glaube ich, überhaupt war der nahverkehr in beiden städten ungeheuer preiswert.
am letzten tag bin ich mit a. (h. war woanders unterwegs) in einem schiff zu les sablettes gefahren, einer kleinen halbinsel vorm hafen von toulon, und hab mich da mit ihr an den strand gelegt, in die sonne, wir waren sogar schwimmen, das wasser warm, tiefblau und sauber. ein geschenk.
p.s.: hatte zum bloggen nur ein altes tablet dabei, vorher getestet, es hat dann aber nicht funktioniert. nächstes mal wieder mit rechner.
was für ein höllenwochenende das war. habe den blutzucker am sonntag abend immer noch nicht runter bekommen, bin dann in die rettungsstelle im friedrichshain, wo der eine bereitschaftsarzt zwar sagte, er möge diabetes so gar nicht, ich aber mein dringendes anliegen – frisches insulin! – schnell klarmachen konnte. eine (andere) ärztin drückte mir einen actrapid -pen in die hand und fragte nach der dosis (jede/r diabetikerIn hat einen eigenen sog. „korrektur-faktor“, also die menge einheiten, die es braucht, um den blutzucker um x mg/dl oder mmol runterzubringen.) sie schlug 1 einheit für 30mg vor, bei mir genügt eine einheit aber für ca 200mg/dl, was sie gar nicht glauben konnte, mir aber netterweise die dosierung überliess. mein blutzucker wurde mit über 500 gemessen (normal sind 80-100), und weil der wert schon seit über 24h so hoch war, habe ich mehr insulin gegeben, hatte auch keton im urin, das erhöht den bedarf noch mal ordentlich. dann hieß es warten, auf einer gemütlichen liege zwischen dan anderen patientInnen, ab und zu kam jemand und sah nach mir, fragte nach dem wert, man gab mir wasser über den arm und im becher. allgemein eine freundliche stimmung dort, höfliche ärztInnen und schwestern, angenehmer ort. nach 2h war der wert knapp unter 400, ein großer fortschritt, vor allem wirkte das insulin endlich wieder. um 21uhr war ich wieder zuhause, völlig k.o. heute dann zur ärztin, neues insulin holen, sie hatte leider auch keine ahnung, was es gewesen sein konnte, das ist so sehr ärgerlich bei solchen grenz-situationen, nix wissen, null, kein grund festzumachen, nur vage vermutungen, vielleicht ein infekt? schlecht gesetzte katheder? pumpe defekt? das hatte ich allerdings alles selber ausgeschlossen. der arzt im friedrichshain vermutete wie ich, das insulin sei nicht wirksam gewesen, vor allem weil der bz dann mit anderem insulin normal runter ging – aber wer weiß, was es war, vielleicht hatte ich nach dem tag dann doch endlich genug insulin auch für hohe werte im körper. das macht mich ganz kirre, dass ich keinen grund kenne, wir diabetikerInnen können uns mit den vielen verschiedenen parametern für eine gute einstellung halbwegs arrangieren, aber so ganz ohne irgendwas nachvollziehbares ist es einfach scheiße. habe das insulin in der apotheke abgegeben, die apothekerin hat beim hersteller angerufen und es reklamiert, musste meine daten angeben, mal sehen, ob sich da wer meldet.
mit dem neues insulin geht es mir seitdem wie immer, es ist problemlos dosierbar etc., habe allerdings kaum kohlehydrate gegessen, weil da der insulinbedarf immer noch sehr ungewöhnlich hoch ist. es ist manchmal. so. nervig. alles.
aber nun zu den heiteren aussichten: ich fliege am freitag mit zwei freundinnen für ein paar tage nach marseille! südfrankreich, mittelmeer, hurra, und dann fahren wir noch 3 tage woanders hin da in der gegend. wir haben uns airbnb-sachen gesucht, alles schon im märz, gestern hat der marseiller gastgeber abgesagt, das war dann kurz stress, wegen bettwanzen, okay okay, da wollen wir jetzt auch nicht mehr hin. schnell was anderes gebucht. vorfreude wächst, französisch hab ich leider keins mehr gelernt. bei aller vorfreude bisschen nervös, ich mach seit jahrhunderten keinen urlaub mit anderen menschen mehr, ich hoffe, ich kann das noch.
mein android-handy bekommt nach ein paar jahren intensivem einsatz häufig einen sehr heißen akku, und nach dem stress mit diab am we hab ich jetzt doch noch das neue handy vor den weihnachts-sales bestellt, ohne telefon bin ich ja aufgeschmissen, was meine therapie angeht, es läuft alles über die pancreas-app. habe mir einen nachfolger gekauft, auf einer holländischen plattform. eins von diesem jahr statt immer nur die vor-vorjahresmodelle, ich wollte mir das mal gönnen, es hat auch irgendeine ai wie das pixel 9, und eine sehr nette übersetzerfunktion, die ich auch bei der arbeit gut brauchen kann. sowas reisst allerdings ordentliche löcher ins budget, ich nehme mir dann immer vor, wieder mehr zu schreiben, oder auch mal täglich, wie die helden der arbeit auf meiner blogroll, vielleicht kommt dann zumindest über vg wort auch mal mehr rein als die üblichen ca 40-50euro jährlich. es fühlt sich andrerseits auch ganz gut an, wenn ich für solche luxusartikel bluten muss, ein opferfest, ich erinnnere mich dadran, diese dinge bleibt dann wertvoll, zumindest solange, bis mir die allgmeine ausbeuterei durch den kapitalismus, die absurden preise für den kram etc etc pp wieder einfallen.
*your diabetes may vary
[nachtrag: ein weirdes wiedererkennen in der station am sonntag durch die anderen patientInnen der rettungsstelle. ein etwas älterer schmaler mann mit einem bz von 20, später 300, am telefon mit seinem sohn, er wirkte sehr halt- oder ortlos im leben stehend, war wirklich nicht ganz bei sich, bei jemandem wurde der wert 80 gemessen, eine sehr alte und schon ganz kleine dame erzählte auf ihrer liege, sie wäre erzieherin gewesen, das sei ihr traumberuf gewesen, das habe sie wirklich gern gemacht, bevor sie am arm eines pflegers zum taxi nach hause davonwackelte.]
gestern den tag und heute die nacht mit ultrahohem blutzucker verbracht, über 400, ohne erkennbaren grund, alle systeme mehrfach ausgetauscht, insulingaben verdoppelt wegen ketonen (nach einem guten tip von facebook, wo man als looperin auch nachts um halb zwei noch unterstützung bekommt) ohne wirkung. nach 18h begann die hohe dosis insulin endlich zu wirken, ganz langsam. jetzt rätsel, was es sein kann. ich denke, mein insulin hat nicht mehr gewirkt, das ist letzte woche schon einmal passiert, da war es der letzte rest aus der letzten ampulle einer packung, habe ich es auf die hitze und die offene flasche geschoben und mir einen frischen pack aus der apotheke geholt, jetzt ist es schon wieder passiert, gefühl doof, es macht die totale abhängigkeit von einem medikament sehr deutlich. werde mir morgen ein anderes insulin verschreiben lassen, vielleicht ist mein körper nach 2 jahren mit lispro reif für eine andere marke? hmm, das kann eigentlich nicht sein. heute ballere ich ordentlich drauflos, bisher 100% mehr als sonst, blutzucker steigt trotzdem wieder. ich hoffe, die ärztin ist da fit. was für ein höllentrip.