beim yoga neulich trugen mit einer ausnahme alle die gleichen australischen winterstiefel, mit einem gewissen selbstverständnis. wir sind alle eher jenseits von mode, es ist lustig, wenn der gemeinsame nenner zwischen pragmatik, qualität und stil so einhellig auf ein bestimmtes modell hinausläuft. die stiefel werden getragen, bis sie kaputt gehen, und dann kauft man sich das nächste paar.
davidzwilling zu besuch, sehr schön, wir haben zusammen eins der schöneren legosets gebaut, die orrery, und sie funktioniert, es sind etwa 365 umdrehungen der erde für ein jahr, eine komplett aus amerikanischen serien stammende sentimentalität, da bauen kinder immer sowas für die schule und die erwachsenen helfen. er will sie wieder abbauen, sagt er, denn ich möchte es nicht ins regal stellen.
weiter jobsuche, ich glaube, an einem ort, der im stellenangebot größten wert auf „konfliktlösungs- und durchsetzungsfähigkeit“ legt, will ich nicht unbedingt arbeiten, nach spandau oder zehlendorf (je 20km mit öffentlichen) will ich auch nicht täglich, und würde auch gern im öffentlichen dienst bleiben. es ist nicht mehr so einfach wie nach corona. drücken sie mir bitte die daumen.
nachmittags endlich mal wieder spaziergang mit freundinnen, u.a. über einen friedhof, viel über den tod geredet, wie wir begraben werden wollen, wie und wo die toten liegen, die uns nahe waren. echte novemberthemen. auf dem friedhof am leisepark gibt es so ca 2x2m große flächen, in der mitte ein turm aus übereinandergelegten ziegelsteinähnlichen platten, darauf namen und lebensdaten einer person, wild gestapelt, sozialbegräbnisse, meine ich zu erinnern, das hat mir mal jemand erklärt. das wollen wir eher nicht, so im haufen mit unbekannten anderen. danach noch einen kaffee.
immer noch zu kaputt fürs ausgehen unter der woche, ein jammer, so langsam melden sich die freunde gar nicht mehr.
einen interessanten aspekt zur trumpwahl hat alan moore im guardian beschrieben, über die veränderung des fandoms seit den sechzigern, infantilisierung der massen, die noch als erwachsene sich kindlichen heldenepen hingeben, keine auseinandersetzung wollen, emotional stehengeblieben sind, den größten unterhalter wählen, keine veränderung ertragen, keinen anderen helden neben ihrem dulden können. gefunden über die großartige und ein bisschen beunruhigend hyperaktive seite fumettologica. ein bisschen ist es count me in, aber ich nutze diese welten bewusst als eskapistische minitrips, die zur zeit leider nicht funktionieren. gestern dann etwas untypisches gemacht und mich in eine masse menschen begeben, freiwillig, um eine alte freundin wiederzusehen, die nach jahren woanders jetzt wieder in berlin lebt, das war sehr schön. so war ich auf dem spektakel zum mauerfall, der natürlich eine riesige party verdient. die organisatoren hatten die schöne idee, über 700 musiker*innen auf 5 bühnen in der stadt synchron ein paar hits zum mauerfall zu spielen zu lassen, in einem einstündigen konzert, ja, mich erinnert das auch an die foo fighters. fühlte mich gemeint, als jemand, der in der nacht dabei war, und nicht gemeint, ich bin ja in freiheit aufgewachsen, kenne die mauer nur von außen, und habe keine ahnung, wie sich das leben in der diktatur angefühlt hat. es waren sehr viele junge leute da, gefühlt jünger als 35, bei uns älteren hätte ich gern gewusst, ob es mehr ossis oder wessis waren, es wäre schön, wenn das egal wäre inzwischen, aber so ist es natürlich nicht. immerhin gibt es texte und bücher darüber.
die lotto-stiftung hat mit diversen organisationen und autor*innen aus hunderten von fotos, texten, artikeln ein buch zusammengestellt, es muss ein riesiger kraftakt gewesen sein, das ding bis zum 9. november fertig zu bekommen, einige fotos im buch wurden erst vor wenigen tagen geschossen. 2 große paletten des werks lagen vor einem container am brandenburger tor, der herausgeber stand daneben und gab sie an die leute weiter, sie sind ein geschenk an die besucher der veranstaltung, eine sehr schöne idee, vor allem weil die zahllosen selbst gemachten plakate auf den demos von ’89 dort dokumentiert werden, das gibt es glaube ich sonst nirgendwo. heute bekommt man sie noch auf dem campus für demokratie.
wahltag, und ich bin aufgeregter, als wenn die wahl bei uns wäre, also in deutschland oder italien. werde spät ins bett gehen und früh aufstehen, um etwas mitzukriegen, aber das ergebnis wird wohl noch länger auf sich warten lassen. es ist keine angenehme spannung, es steht einfach unangemessen viel auf dem spiel.
mit meiner mutter über ihr leben gesprochen, sie sagt: „ich hatte ein sehr schönes leben, es ist mir richtig gut gegangen.“ sie wirkt in frieden. ich hoffe auf ein gemeinsames weihnachten, auch wenn es ihr eigentlich zu viel ist, mit 90 jahren, von ihrem schlimmen unfall im mai hat sie sich aber inzwischen gut erholt und spaziert entspannt mit ihrem rollator durch die gänge, geht zum arzt, versorgt sich fast alleine. im coronajahr bin ich mit den jungs zu ihr gefahren und wir haben als überraschung im garten gesungen für sie, im seniorenheim geht das eventuell auch, sie hat ja einen balkon, mal schaun, mal sehen.
sie erzählt, wie sie mit ende zwanzig in einem job in der jugenpsychiatrie war, bei dem der chef alle interessanten dinge machte und sie mit ihrer kollegin eigentlich nur putzen und hinterherräumen sollte, und wie sie dann zu zweit auf einen berg gestiegen sind, der job war in tübingen, laut „scheiße!“ gebrüllt haben, und dann am nächsten tag beide gekündigt haben. sie sagt, sie hat immer nach richtig guten aufgaben und kolleg*innen gesucht, und wenn es das da, wo sie war, nicht gab, ist sie gegangen.
gemerkt, dass ich meine heizung gerne etwas zu kalt einstelle, um meine wunderbaren norwegerpullis mal anziehen zu können, bei 20° ist es noch zu warm dafür. skifahren werde ich wohl nicht wieder, habe grad so bilder von früher im kopf, abfahrten in madonna di campiglio oder cervinia, ich konnte das ganz gut, mit relativem selbstverständnis, habe mich auch beim fahren im kreis drehen können, hatte keine angst, das gefühl ähnlich wie ich mir das surfen vorstelle. vielleicht einfach mal nach norwegen fahren mit den pullovern.
heute sind ja überall feierlichkeiten, ich habe zum zweiten mal keinen eimer süssigkeiten in der küche, weil ich begriffen habe, dass die kids nur bei anderen kids klingeln gehen. bin wg au zuhause, und war auch nicht in der kirche, ich glaube, nur in kirchlichen kindergärten dürfte man wahlweise statt arbeit in die kirche am reformationstag, das ist ja kein allgemeiner feiertag. verpasse heute leider auch die sehr liebevoll vorbereitete halloween-party der älteren gruppen im kindergarten, aber mein hausgast feiert auch, und zwar diwali, das höchste fest der hindhus, ein lichterfest, auch da gibt es wohl jede menge süßigkeiten. es ist unter anderem ein neujahrsfest, das neue hinduistische jahr beginnt. sie bekommt besuch und hat mir gesagt, ich bräuchte heut nicht zu kochen. ich habe meine chance genutzt und ein bisschen weihnachtsbeleuchtung vorher aufgehängt, aber in indien leuchtet natürlich alles überall, und eigentlich soll man neue lichter verwenden und die alten entsorgen, es ist ein sozusagen ein frischer, tagesaktueller sieg über die dämonen, über das böse, über die dunkelheit, ein anlass, um mit freunden und familie zusammen zu essen und zu feiern, und zwar 5 tage lang. das scheint angemessen ob der zeiten, die wir grade haben. ich bleibe heute brav auf dem bett und werde nur versuchen, gelegentlich wie zufällig mal in der küche vorbeizuschauen.
wenn ich schnell was bloggen will, klebe ich vorher immer sekundenlang am bildschirmbild, großartige naturbilder, die der rechner per zufall auswählt. nur bei „wald“ kann ich gleich schreiben, bei allen anderen erfreue ich mich erstmal.
2 tage richtig krank gewesen, entweder ein keim oder verdorbenes essen. – 2,5kg, nichtmal wasser war möglich. der erste schluck, als es wieder besser ging, köstliches, klares wasser, frisch aus der leitung, jedes molekül ein wunder. das beste, was ich je zu mir genommen habe. die existentielle erleichterung, als trinken wieder möglich war, wir sind so zerbrechlich alle. einen tag danach wieder arbeiten gegangen, weil so sind wir halt, dann am wochenende noch platt gewesen. eigentlich dauert es ein paar ganze tage, nein, eine ganze volle woche, bis das system sich richtig erholt hat, aber die haben wir alle nicht. statt erholung dann bei muttern gewesen, die mit 90 vollkommen aufgehoben in ihren eigenen bedürfnissen lebt, sozusagen eigemummelt, von außen muss da nichts mehr durchkommen. sie immerhin zu einer kleinen runde im freien animiert, dabei gesehen, dass sie beim lachen wieder aussieht wie als kleines mädchen. meinen ärger über den nachmittag vergessen können.
es gibt eine „kaspar hauser stiftung“, die stellen anbietet. na ich weiß ja nicht, da klingt schon der name eher deprimierend- ok, es sind anthroposophen, das ist eher nix für mich.
die herrlichen herbstfarben bisher keinmal fotografiert, das ist nicht in ordnung.
vermisse musik, höre fast gar nichts mehr. am leichtesten geht musik, wenn ich verliebt bin, dann ist es wieder bedürfnis, aber der aufwand scheint mir sehr hoch und schlecht planbar. sollte mit freundinnen mal wieder ins konzert gehen. heute spielt pat metheny in berlin, in der philarmonie! ich hab ihn damals in den scimmie in mailand gesehen, 80er, das war sehr aufregend, mit lyle mays im streifenshirt. musik als etwas, dass die seele einkleidet und schützt, wenn es passt, ist es rüstung, kostüm, hochzeitskleid in einem, für jeden bereich die passenden künstler*innen. julian lage hat das zuletzt bei mir geschafft.
der oktober dauert wirklich fast 5 wochen, er fühlt sich nicht nur so an.
der blick auf meinen rentencountdown hat mich immer deprimiert, noch 7 jahre, 10 monate, 20 tage, 2 stunden … und ich fühle jede davon. nach einem abend mit mek habe ich plötzlich wieder diesen drive in der lebensplanung, er hat ein paar gute kommentare abgegeben (wie andere freundInnen auch, fällt mir da ein, ich verdräng das immer), und ich kann ja auch mit fast 60 noch einmal dinge ändern. eventuell ist dann sogar wieder ein hund möglich! aus der erduldung wieder in die gestaltung switchen.
neuerdings möchte ich wirklich gerne mal in schottland eine geführte tour machen. ich würde natürlich den jungs schottenröcke kaufen, obwohl die nix für den klimawandel sind.
auf den zu warmen september folgt der allerdings hier übliche mittsommeroktober, blauer himmel, sonne, gelegentlich ein paar tröpfchen. ich liebe es. david-zwilling ist zu besuch, morgen kommt eine cousinentochter für ein paar nächte (sie arbeitet in md, ist häufig ein paar tage im monat in berlin), es ist immer was los. ich genieße das, das miteinander in der familie ist wunderbar entspannt, jeder macht seins, man trifft sich gelegentlich zum essen oder für einen kaffee oder ein gespräch zwischendurch. es ist so sehr anders als in der generation der eltern, wo man dauernd essen musste, dauernd auf dem sofa sass, kein alleinsein möglich war, alles gemeinsam stattfand, kein wunder, dass alle anwesenden unbedingt einen mittagsschlaf halten wollten, nein, auch gern auf der liege im garten.
(beim nachdenken darüber: es war vielleicht auch wichtig, den besuchs-charakter zu unterstreichen, damit sich keiner der verwandten zu sehr zuhause fühlte? diese geplanten abläufe haben ja immer auch was entfremdendes. und wie die ganzen unverarbeiteten gefühle sich leichter im zaum halten lassen in durchstrukturierten abläufen.)
wieder eine nicht ganz kleine zeitlang mit der suche nach colliewelpen verbracht, und natürlich welche gefunden. ich habe keine zeit für einen welpen, ausrufezeichen, ich bin jeden tag 8h außer haus, ausrufezeichen, es geht schlicht nicht. außerdem kosten solche welpen inzwischen das dreifache (wtf), und ich bin doch eigentlich auch ganz froh, nicht mehr jeden abend noch einmal raus zu müssen, außerdem ist der klimawandel in europa nicht gut zu hunden mit wunderbar dichtem und seidigem pelz, und nach schottland ziehen möchte ich nicht. ja, aber so ein kurzhaar-collie? der wäre doch, der kann doch, der ist doch geeignet auch für längere 35°-perioden – und da gibt es auch grade welche, usw. usw. ich leide etwas. und ja, ich könnte einfach einen hund zum ausführen suchen, irgendwo mithelfen, aber es geht um die beziehung, die begleitung, die bindung an einen hund. usw. usw.
(ja, die suche nach mann mit hund war bisher erfolglos, jetzt verspüre ich einen hang zum hund ohne mann, ich erreiche sozusagen die nächste stufe)
(trotzdem mal mek fragen, wie sie die grunderziehung der hündin mit 2 berufstätigen menschen hingekriegt haben)
im märz haben 2 freundinnen eine gemeinsame woche in südfrankreich vorgeschlagen, das ich nur vage erinnerte bzw. überhaupt nicht kannte. mitte september ist es noch warm und hell, der sommer ist noch fühlbar, und ich wollte als ewige allein- und immer nur italienreisende auch mal anders unterwegs sein.
marseille war schwerer zu erreichen als geplant, wir sind in berlin verspätet gestartet (wegen einem passagier) und haben dann in frankfurt einen ordentlichen sprint zum abfluggate des zweiten fluges gemacht, den freundin a. mit elfengleicher leichtigkeit, ich mit sehr unangehmen gejapse absolviert haben, rennen aus dem nichts mit gepäck nach einem langen arbeitstag ist irgendwie nicht meins, beim rennen verschluckt, dann mit hustenanfall am gate angekommen und minutenlang nicht reden gekonnt, es gab aber eh nix zu sagen, das flugzeug stand noch da, wir durften aber nicht mehr rein aus irgendwelchen gründen, und haben dann von der lufthansa zwei hotelzimmer bekommen, mit einem shuttle, warterei etc lagen wir dann erst gegen mitternacht in unseren betten, am nächsten morgen um 6 sollte es frühstück und das shuttle zurück geben. das frühstück habe ich verschlafen und musste dann am flughafen versuchen, den 15€-bon irgendwie unters volk zu bringen.
egal, es ging in den süden.
mit dem ersten flug nach marseille weiter, und so die neue stadt zuerst im morgenlicht gesehen. wir haben unsere koffer ein bisschen bergab und bergauf gezogen, ich vor allem beim steilen bergauf-kilometer wieder an der kraftgrenze, und sind in einer wirklich traumhaften airbnb-wohnung gelandet, schöner altbau, elegant eingerichtet, familienbilder an den wänden, von der terrasse blick auf viele alte dächer mit kleinen schornsteinchen.
freundin h. war schon einen tag früher da und hat uns empfangen, sie hat schon mal eingekauft, und mit leichter hand lauter schöne ziele herausgesucht, wege, orte, museen, dabei auch gelegenheiten wie einen abend mit einer tanztruppe, im rahmen des tanzfestivals „constellations“ in toulon und hyères, der leider wg starkregen ins wasser gefallen ist. die stadt ist wirklich besonders, sie liegt am südrand des dingens-gebirges, und wann immer man bergab geht, landet man irgendwann am mittelmeer, das genügt eigentlich, um dort leben zu wollen. wir sind täglich um die 15km herumgelaufen, mein liebster spaziergang war erst rauf zur notre dame de la garde, errichtet zum schutz der seeleute, mit beglückendem blick auf die see, dann von dort durch die stadt bis runter ans meer, an den strand der propheten, dort mit familien und leuten am strand gelegen, zum baden war es mir anfangs viel, viel zu kalt, das hab ich erst am letzten tag von toulon aus geschafft, freundin a. hat sich sofort in die fluten gestürzt und schwamm davon, richtung horizont.
es gibt in marseille eine wunderbare durchgehende kilometerlange steinbank entlgang der küstenstrasse, der corniche kennedy, bis zum stadthafen kann man sich überall hinsetzen und aufs wasser gucken, sehr großzügig und menschenfreundlich gestaltet, leider nicht geknipst. mit dem bus zurück zum hafen, dann wieder hochspaziert, die stadt hält glaube ich jung, schon wegen der ganzen steigungen, war erleichtert, dass ich die problemlos raufkomme, zumindest ohne gepäck. abends war es für die terasse schon oft zu frisch, wir haben uns drinnen an den großen glastisch gesetzt, auf dem alten steinboden, und großartiges gazpacho, oder gemüse, obst, salate und natürlich käse gegessen, das war sehr entspannend, ich esse aus diabetesgründen weniger kohlehydrate, die freundinnen haben mitgemacht, ganz selbstverständlich, oder sind da auch irgendwie angekommen, wir sind alle ähnlich alt. es war eine gesunde woche, auch weil von uns dreien keine mehr raucht (eine hat nie), diesmal gabs auch fast keinen alkohol, ich hab in der woche 2 kleine biere gehabt, die anderen beiden haben nur wasser und tee getrunken, keine entscheidung nötig, einfach normalität.
habe die größe der stadt nicht wahrgenommen beim herumlaufen, bestimmt ist einfach das historische zentrum sehr groß, und die gefährlichen randbezirke habe ich nicht besucht, nur die freundinnen haben dort eine führung durch die cité radieuse von le corbusier besucht, das hat mich nicht so brennend interessiert, außerdem habe ich in dieser ferienwoche meine ersten paar sätze französisch überhaupt gesprochen. in der zeit habe ich etwas gechillt, was bei mir zum erholungsprogramm dringend bis zwingend dazu gehört, also nichts tun in schöner umgebung.
vom laden maison empereur hab ich vorher noch nie was gehört, und hielt es erst für ein weiteres museum, aber nein, dort wird lauter sehr schwere marseiller seife verkauft, in dicken brocken, ich muss dafür glaub ich erst eine halterung eindübeln, und tausenderlei anderer kleinkram, den man dringend braucht. vielleicht das (unerreichte) vorbild für strauss innovation?
schöner ausflug auf die inseln, frioul ist bei 25° c sehr angenehm, kann mir das bei sommerlichen temperaturen über 35° gar nicht vorstellen, wobei der salzige mistral kühlt und ablenkt und die gedanken in bewegung hält, ich wollte gleich weiter, aufs meer, auf ein schiff, und nein, keins der riesigen kreuzfahrtschiffe, die wir in marseille und toulon gesehen haben, richtige burgen sind das, schlachtschiffe der touristischen invasion, unromantisch as heck. als göttin hätte ich den impuls, die einfach umzustupsen. lieber kleines böötchen mit segeln. wir laufe nach oben zur burgruine, ein bisschen über stock und stein, geniessen die aussicht und gehen dann doch lieber den breiten gepflegten spazierweg zurück zum hafen, vor allem, weil ich mit birkenstock-sandalen unterwegs war. die anderen beiden wollte auch noch auf der anderen seite der insel nach oben, mir hat ein hügel gereicht (der andere sah genauso aus) und bin dann nach dem spaziergang im stillen hafen eingekehrt, die eine freundin kam dazu und wählte einen teller mit muscheln, ich blieb bei grillgemüse, getränken und träumen.
das mucem fand ich aufregend, das gebäude mit dieser wabenartigen außenhaut funktioniert natürlich wie so vieles in der stadt besonders gut, weil man von überall hinaus aufs mittelmeer schauen kann, auch die brücke von der festung auf dem festland in die dachetage des museums ist aufregende architektur, würde da dauernd entlanglaufen als einwohnerin.
am letzten abend mit h. noch in der hafenbar la caravelle eingekehrt für ein weilchen, draussen leichter regen nach den vielen sonnentagen, glitzernd auf dem wasser, einen schönen mann gesehen, leider jahrzehnte zu jung. das lokal wirkt so, als wären da alle abenteuer möglich, die ganz großen wie die kleinen, und was sind schon ein paar jahrzehnte im großen lauf der dinge.
nach ein paar tagen marseille sind wir nach toulon weitergefahren, mit dem zug. dort eine fast genauso schöne unterkunft im stadtzentrum, die freundin hat sehr gut gewählt (die marseiller bleibe wurde 3 tage vor beginn der reise abgesagt, so dass wir sehr kurzfristig umdisponieren mussten, aber es war ein gewinn.) auch hier gehen die strassen bis zum hafen, im september noch voll mit privaten yachten und motorbooten, und nur ein paar meter weiter stehen oder liegen in toulon ein haufen kriegsschiffe herum, unter anderem ein veritabler flugzeugträger, die stadt beherbergt einen von zwei großen marinehäfen des landes, die marine will nicht noch einmal in die prekäre lage kommen, die eigene flotte versenken zu müssen, um sie vor der übernahme durch den feind zu schützen, wie im herbst 1942 geschehen.
wir laufen am ersten abend durch den freizeithafen und dann weiter durch ein kleines neubaugebiet, bis zum strand von mourillon, kaufen uns proviant in einem kleinen supermarkt und essen auf einer kaimauer, danach zurück in die altstadt, alles unter dem weiten, warmen septemberhimmel, mit gelgentlichen tröpfchen oder lüftchen. das heinrich-heine-denkmal haben wir verpasst, aber auch in toulon gab es wieder viel kunst, mit hafen- und seethemen. die stadt bietet viele kleine schöne ecken zum gucken und geldausgeben, so vorhanden, hätte fast ein leicht glamouröses strickjackett gekauft, wenn ich den laden wiedergefunden hätte.
in toulon haben wir uns wie in marseille ein wochenticket für die öffentlichen besorgt, weil da auch die ganzen schiffe mit inbegriffen sind, für 10€ glaube ich, überhaupt war der nahverkehr in beiden städten ungeheuer preiswert.
am letzten tag bin ich mit a. (h. war woanders unterwegs) in einem schiff zu les sablettes gefahren, einer kleinen halbinsel vorm hafen von toulon, und hab mich da mit ihr an den strand gelegt, in die sonne, wir waren sogar schwimmen, das wasser warm, tiefblau und sauber. ein geschenk.
p.s.: hatte zum bloggen nur ein altes tablet dabei, vorher getestet, es hat dann aber nicht funktioniert. nächstes mal wieder mit rechner.
was für ein höllenwochenende das war. habe den blutzucker am sonntag abend immer noch nicht runter bekommen, bin dann in die rettungsstelle im friedrichshain, wo der eine bereitschaftsarzt zwar sagte, er möge diabetes so gar nicht, ich aber mein dringendes anliegen – frisches insulin! – schnell klarmachen konnte. eine (andere) ärztin drückte mir einen actrapid -pen in die hand und fragte nach der dosis (jede/r diabetikerIn hat einen eigenen sog. „korrektur-faktor“, also die menge einheiten, die es braucht, um den blutzucker um x mg/dl oder mmol runterzubringen.) sie schlug 1 einheit für 30mg vor, bei mir genügt eine einheit aber für ca 200mg/dl, was sie gar nicht glauben konnte, mir aber netterweise die dosierung überliess. mein blutzucker wurde mit über 500 gemessen (normal sind 80-100), und weil der wert schon seit über 24h so hoch war, habe ich mehr insulin gegeben, hatte auch keton im urin, das erhöht den bedarf noch mal ordentlich. dann hieß es warten, auf einer gemütlichen liege zwischen dan anderen patientInnen, ab und zu kam jemand und sah nach mir, fragte nach dem wert, man gab mir wasser über den arm und im becher. allgemein eine freundliche stimmung dort, höfliche ärztInnen und schwestern, angenehmer ort. nach 2h war der wert knapp unter 400, ein großer fortschritt, vor allem wirkte das insulin endlich wieder. um 21uhr war ich wieder zuhause, völlig k.o. heute dann zur ärztin, neues insulin holen, sie hatte leider auch keine ahnung, was es gewesen sein konnte, das ist so sehr ärgerlich bei solchen grenz-situationen, nix wissen, null, kein grund festzumachen, nur vage vermutungen, vielleicht ein infekt? schlecht gesetzte katheder? pumpe defekt? das hatte ich allerdings alles selber ausgeschlossen. der arzt im friedrichshain vermutete wie ich, das insulin sei nicht wirksam gewesen, vor allem weil der bz dann mit anderem insulin normal runter ging – aber wer weiß, was es war, vielleicht hatte ich nach dem tag dann doch endlich genug insulin auch für hohe werte im körper. das macht mich ganz kirre, dass ich keinen grund kenne, wir diabetikerInnen können uns mit den vielen verschiedenen parametern für eine gute einstellung halbwegs arrangieren, aber so ganz ohne irgendwas nachvollziehbares ist es einfach scheiße. habe das insulin in der apotheke abgegeben, die apothekerin hat beim hersteller angerufen und es reklamiert, musste meine daten angeben, mal sehen, ob sich da wer meldet.
mit dem neues insulin geht es mir seitdem wie immer, es ist problemlos dosierbar etc., habe allerdings kaum kohlehydrate gegessen, weil da der insulinbedarf immer noch sehr ungewöhnlich hoch ist. es ist manchmal. so. nervig. alles.
aber nun zu den heiteren aussichten: ich fliege am freitag mit zwei freundinnen für ein paar tage nach marseille! südfrankreich, mittelmeer, hurra, und dann fahren wir noch 3 tage woanders hin da in der gegend. wir haben uns airbnb-sachen gesucht, alles schon im märz, gestern hat der marseiller gastgeber abgesagt, das war dann kurz stress, wegen bettwanzen, okay okay, da wollen wir jetzt auch nicht mehr hin. schnell was anderes gebucht. vorfreude wächst, französisch hab ich leider keins mehr gelernt. bei aller vorfreude bisschen nervös, ich mach seit jahrhunderten keinen urlaub mit anderen menschen mehr, ich hoffe, ich kann das noch.
mein android-handy bekommt nach ein paar jahren intensivem einsatz häufig einen sehr heißen akku, und nach dem stress mit diab am we hab ich jetzt doch noch das neue handy vor den weihnachts-sales bestellt, ohne telefon bin ich ja aufgeschmissen, was meine therapie angeht, es läuft alles über die pancreas-app. habe mir einen nachfolger gekauft, auf einer holländischen plattform. eins von diesem jahr statt immer nur die vor-vorjahresmodelle, ich wollte mir das mal gönnen, es hat auch irgendeine ai wie das pixel 9, und eine sehr nette übersetzerfunktion, die ich auch bei der arbeit gut brauchen kann. sowas reisst allerdings ordentliche löcher ins budget, ich nehme mir dann immer vor, wieder mehr zu schreiben, oder auch mal täglich, wie die helden der arbeit auf meiner blogroll, vielleicht kommt dann zumindest über vg wort auch mal mehr rein als die üblichen ca 40-50euro jährlich. es fühlt sich andrerseits auch ganz gut an, wenn ich für solche luxusartikel bluten muss, ein opferfest, ich erinnnere mich dadran, diese dinge bleibt dann wertvoll, zumindest solange, bis mir die allgmeine ausbeuterei durch den kapitalismus, die absurden preise für den kram etc etc pp wieder einfallen.
*your diabetes may vary
[nachtrag: ein weirdes wiedererkennen in der station am sonntag durch die anderen patientInnen der rettungsstelle. ein etwas älterer schmaler mann mit einem bz von 20, später 300, am telefon mit seinem sohn, er wirkte sehr halt- oder ortlos im leben stehend, war wirklich nicht ganz bei sich, bei jemandem wurde der wert 80 gemessen, eine sehr alte und schon ganz kleine dame erzählte auf ihrer liege, sie wäre erzieherin gewesen, das sei ihr traumberuf gewesen, das habe sie wirklich gern gemacht, bevor sie am arm eines pflegers zum taxi nach hause davonwackelte.]
gestern den tag und heute die nacht mit ultrahohem blutzucker verbracht, über 400, ohne erkennbaren grund, alle systeme mehrfach ausgetauscht, insulingaben verdoppelt wegen ketonen (nach einem guten tip von facebook, wo man als looperin auch nachts um halb zwei noch unterstützung bekommt) ohne wirkung. nach 18h begann die hohe dosis insulin endlich zu wirken, ganz langsam. jetzt rätsel, was es sein kann. ich denke, mein insulin hat nicht mehr gewirkt, das ist letzte woche schon einmal passiert, da war es der letzte rest aus der letzten ampulle einer packung, habe ich es auf die hitze und die offene flasche geschoben und mir einen frischen pack aus der apotheke geholt, jetzt ist es schon wieder passiert, gefühl doof, es macht die totale abhängigkeit von einem medikament sehr deutlich. werde mir morgen ein anderes insulin verschreiben lassen, vielleicht ist mein körper nach 2 jahren mit lispro reif für eine andere marke? hmm, das kann eigentlich nicht sein. heute ballere ich ordentlich drauflos, bisher 100% mehr als sonst, blutzucker steigt trotzdem wieder. ich hoffe, die ärztin ist da fit. was für ein höllentrip.
diese endlose hitze fühlt sich verjüngend an, es erinnert so an die italienischen sommer, wo es ab ende mai einfach durchgehend heiß und hell war, ein sonnentag folgte auf den anderen, sommer ohne wenn und aber, gelegentlich ein gewitter. ich genieße das sehr, es soll bitte ewig so weitergehen, wird es aber nicht, nächste woche ist es vorbei damit, ich hoffe aber in jeder beziehung auf einen langen altweibersommer. alle meine sommerkleider angezogen, sogar die eigentlich-nur-strand-kleider.
freue mich aber auf morgende ohne die riesigen radlerInnen-pulks auf den engen radwegen vor der ampel, wenn die ganzen sommerradler endlich wieder auf andere verkehrsmittel wechseln, in herbst und winter habe ich private radwege extra für mich. kleine aggressionen ggü den elektroradlern, die einfach anstrengungslos überholen, gut, ich sollte vielleicht die reifen mal wieder aufpumpen.
ein hausgast ist heut früh von einem scharfen schmerz am arm wachgeworden, eine 2cm große schwarze spinne sass dort und biss grade zu, sie hat sie weggehauen, aber der schaden war schon passiert. das fenster war offen, das viech ist wohl vom nahen baum herübergeweht worden, die äste sind weniger als einem halben meter entfernt. der biss wurde dick und schmerzte, habe ihr fenistil gegeben und dann doch lieber beim bereitschaftsarzt angerufen, weil in italien ein todesfall durch eine violinspinne durch die medien ging. die ärztin hat alles abgefragt, gesagt, worauf man achten muss nach dem biss, die gefahr einer allergischen reaktion war wohl größer als die einer giftspinne in prenzlauer berg. das zimmer abgesucht, möbel und sofa von der wand abgerückt, nix gefunden. ich denke, sie ist unten an bett oder sofa oder hinten an der heizung. dann eine weile lang schwarze spinnen gegoogelt, kein vergnügen, ich hoffe, die kommen mir nicht in die träume. und ja, es gibt immer mehr exoten, die hier überleben können, der klimawandel hilft. abends ist die stelle noch immer rot und warm, sagt sie. noch nie passiert sowas, in 37 jahren berlin. eins der kinder verweigert jetzt den besuch, und ich habe vom balkon aus die äste des baumes beschnitten, an die ich herankam.
später zum ersten mal wieder mit den mädels yoga gemacht, draussen auf der wiese, vorm sonnenuntergang. es war nicht mehr heiß, es wehte eine laue brise, die freundlich gerade genug abgekühlt hat. die wiese, die ich grün und saftig erinnere, war braun und vertrocknet, ein jammer. war danach unterzuckert, habe die anstrengung unterschätzt oder vergessen in meinen paar jahren pause, ich hoffe, ich halte es jetzt durch, mit 7h arbeit sollte es machbar sein. sehr wohltuend, aber es öfffnet auch, macht körper und sinne spürbar, hatte so ein kurzes sehnen, wie ein vibrato, nach mehr, nach dem großen ganzen, dem anderen, aber dann hatte der alltag mich wieder.
musste eine neue yogamatte bestellen, hab die alte in italien vergessen und es bis jetzt nicht einmal gemerkt, so wenig war yoga in meinem leben. sachen gibts.
nach der freude über den fächer in der handtasche habe ich heute meine kaleidoskope auspacken können, ein kleines klassisches mit bunten steinen oder dingen vorne drin und ein umgebungskaleidoskop, das nur mit einer oder mehreren linsen arbeitet. das kleine taschenkaleidoskop hat einen abschraubbaren schlüsselhaken und ein beutelchen dabei, ich kann es mitnehmen, aber vermutlich sind die spiegel darin doch eher zerbrechlich. beide sind sehr hell und klar beim durchsehen, selbst das kleine mit nur 10cm länge hat eine lichtstärke, die die kleinen steine zum leuchten bringt, als wäre ein lämpchen drin. das große ist wirklich wunderbar, klar, hell, sehr hypnotisch, besonders feine linien vervielfältigen sich beim durchgucken sehr schön. ein k. hat in einem meist runden hohlkörper ein dreieckiges konstrukt aus spiegeln, dann vorne dran eine linse, entweder klar oder mit dingen gefüllt, man kann mit dem telefon problemlos durchs guckloch fotografieren, bilder davon hätte ich gern schon beim aussuchen gehabt.
keine ahnung, warum ich so einen impuls verspürte, ein kaleidoskop für erwachsene zu besitzen, aber es gehört klar zu den schönen dingen in meinem an schönen dingen leider nicht armen leben. kleines sammlergen habe ich. bei sowas dann immer unangenehme gefühle beim gedanken daran, dass die jungs sich nach meinem abgang eventuell streiten könnten über gegenstände, aber ich kann jetzt auch nicht alles dreimal kaufen. da hatte das erstgeborenenrecht schon paar vorteile. oder es spricht sie nicht an und es landet eh alles beim trödler und macht viel arbeit. der große hat beim thema mal abgewinkt und gesagt: mach dir keine sorgen, mama.
immer faszinierend, wie die begeisterung für bestimmte dinge hochschwappt und sich dann wieder verläuft. habe zb ein paar sehr schöne murmeln, ein oder zwei himitsu bakus aus japan, etliche stifte von caran d’ache, eine leider irreparabel kaputte zither (ich hatte sie zur reparatur extra nach münchen zu einem fachhändler geschickt, aber der preis wäre nicht angemessen gewesen), legosets für erwachsene, und dann diese pop-up-bücher … ich mag das handwerk dahinter, die tradition, das fachwissen, suche dann filme oder texte über herstellungsprozesse. bin zum glück nach der eroberung von ein paar schönen objekten immer wieder befreit von der jagdleidenschaft. es fühlt sich an wie eine art serielle monopragmie (pragma, das ding/die sache), oder ist es eher serielle pragmaphilie?
immer wieder etwas zwischen aufgehoben und beunruhigt, wenn es dann wie zufällig ganze netflixshows zb übers glasblasen gibt, bei kaleidoskopen steht das allerdings nicht zu befürchten, aber das wort fällt mir grade schon häufiger auf. wahrnehmungsbias. hoffe jedenfalls, ich habe nach abklingen des crushs erst mal eine weile ruhe und kann mich wieder mit anderen kunstformen beschäftigen.
es wird wieder dunkler. alle lampen erscheinen mir zu schwach, zu abgedimmt, mau und eher angedeutet, nur das helle wolkenlose sonnenlicht ist echt und macht die tage wirklich hell, schattenlos und durch und durch sichtbar. ich will 200w- glühbirnen! nein, 20w- ledbirnen!
ich bin ja, was das altern angeht, bisher noch auf der guten seite, nehme es noch nicht optisch war, die falten sind da, aber ich nehme sie nicht als dominant war, sie sind eher eine kadenz, ein kommentar, vielleicht täusche ich mich damit aber auch. für die jugend sind wir alle ab 35+ steinalt, die grenze zum altsein verschiebt sich ja dankenswerterweise mit den jahren nach hinten. damit meine ich den punkt, ab dem das alter das erste ist, was ich an einem gesicht wahrnehme, also nach dem geschlecht, nicht den typ, die frisur, die brille, den style. dabei sind die jahre der jugend viel variantenreicher als die jahre des altseins, aber vielleicht ändert sich das auch noch, wenn ich (falls ich) die endsechziger oder siebziger erreiche. als frau beklage ich bis jetzt nur einen immer geringeren kalorienbedarf (inzwischen unter 1400kcal ca), schmerzende gelenke, einen menopausen-bauch und den zu schnell nachwachsenden weißen haaransatz, dabei weiß ich nichtmal, ob inzwischen alle haare weiß wären, oder nur die schläfen. wenn ich jemanden mal ein paar jahre nicht sehe, ist die alterung im gesicht des anderen immer ein paar sekunden lang deutlich erkennbar, bis dann in der wahrnehmung wieder das vertraute und die gegenwart im vordergrund sind. ich dachte, ich hätte eben glück mit den genen, aber bin da wohl wie alle, wie ich hier lesen muss. es gibt wellen beim altern!
als es mit dem kollwitzmarkt grade losging, machten wir uns lustig über die arg geschniegelten leute, die dort unterwegs waren, danach störten die ganzen kinderwägen, die alles blockierten. dann hatten wir selber kinderwägen dabei. dann störten die ganzen kinder, die immer im weg standen, und die eltern, die nach ihnen suchten, dann waren wir selber mit kindern dort unterwegs, jetzt sind die kinder aus dem haus und ich hatte heute so einen moment, wo ich die ganzen älteren damen zu aufgetakelt fand, und naja, schon stunden später habe ich mich selber bisschen herausgeputzt und bin ziemlich aufgeregt in die s-bahn nach tegel gestiegen, mit dem anderen kleid, nachdem mein lieblingstanzkleid jetzt doch unangenehm eng geworden ist. auf dem bahnhof gaga getroffen, die den abend geplant und aufs beste organisiert hat, wir laufen ungefähr eine viertelstunde durch den ort, mit fußgängerzone, schönen kleinen altbauhäusern, eher ruhig, und sind dann plötzlich direkt am tegeler see, die strasse endet auf einem kleinen platz mit aussicht aufs wasser, sehr schön, voll naherholung.
direkt an der ecke zum see ist unser ziel, die hafenbar tegel. es stehen schon eine menge leute davor, um 20 uhr wird aufgemacht. wir laufen die treppe hinunter, es ist ein tiefergelegtes lokal, mit theke, bühne und vielen kojen mit tischen um den freiraum in der mitte herum. dort wird heute das wichtigste passieren, deswegen sind wir und die vielen anderen auch nicht mehr jungen (gaga meinte, wir drücken den altersschnitt) besucher da, viele weiße haare, männer im hemd, damen in kleidern. gaga hat uns eine koje reserviert, wir holen getränke, ina kommt, lydia wird noch erwartet, dann beginnt die band zu spielen. eine dame an unserem tisch, ca. um die 70+, springt nach den ersten takten auf und beginnt sofort zu tanzen, obwohl sie eigentlich am liebsten ac/dc hört, wie sie uns erzählt hat.
wir sind dann alle recht schnell auch auf den beinen, die band covert 60er und 70er und 80er jahre rock, man kennt jedes stück, es ist alles tanzbar, es tanzt sich von alleine, die körper finden die vielen langen nächte von früher problemlos wieder, wie es sich anfühlt, mitzugehen, aufzugehen in dem, was dieser eine song jetzt von uns will. dann stehst du kurz, es ist irre warm, du bist außer atem, und dann fängt der nächste song an. die energie und gute laune der band sind ansteckend, wir tanzen alle fast das ganze konzert durch, es geht immer noch, ich war ja in den achtzigern eine, die jede woche paarmal tanzen musste, war dann später mit dem tango auch paar nächte jede woche unterwegs, eigentlich seit ende der neunziger fast gar nicht mehr, dann kamen die kinder und es war okay, hat mir nicht wirklich gefehlt. ich war kein einziges mal techno tanzen, war nicht so meins, zu seelenlos (anders als die kids, der große hat sogar mal raves organisiert), und ich hatte das gefühl einfach vergessen, aber es war noch da, hab es sofort wiedererkannt, alles im körper erinnert sich, will in die bewegung, in den raum, reine energie, die freundinnen dabei, es ist toll, in guter gesellschaft zu tanzen. eine sehr heiße nacht im august, zum austoben.
aber vor allem war es die total entspannte wohnzimmeratmo in der (vollen) hafenbar, come as you are, und lass es raus. sehr schöner abend, vielen dank, liebe gaga! es war ein geburtstagsgeschenk. sie hatte ihre kamera dabei, es gibt noch mehr schöne bilder, schaut mal rein. habe auf dem heimweg um ca. eins den söhnen ein handybild wie das obere geschickt, und d.-zwilling und g.-zwilling haben beide mit selfies und dem kommentar „stehe noch an“ geantwortet. vorteil der lebenserfahrung: wir gehen dahin, wo man nicht anstehen muss.
sonntag abend vom großen und seiner freundin ins kino mitgenommen worden, am anderen ende der stadt, gemerkt, dass ich da alleine niemals hingefahren wäre, bin voll in der kiezphase meines lebens angekomen, kneipen im umfeld, theater ebenfalls, museen sind alle bergab mit dem rad erreichbar. die jugend steigt in die ubahn und fährt halt kreuz und quer durchs riesige berlin. ich war auch mal so! jedenfalls abends allein mit der u8 zum hermannplatz, bahn unklimatisiert, voller menschen, die merkwürdig riechen, sich dauernd kratzen, vornüberkippen, mir auf die nackten füße in sandalen treten. dann im abendlicht durch die hasenheide, kino suchen, von diversen allein im halbdunkel herumstehenden männern angesprochen worden, „kino? gradeaus und dann rechts!“, sehr zuvorkommend. zuletzt im freilichtkino war ich glaub ich vor corona, zuerst im film anfang der achtziger, mit freunden, wir waren sehr begeistert. der große und freundin kannten den film natürlich auch, das kino war relativ voll, ein herr erschien sogar mit sonnenbrille, hut und anzug, wie sich das gehört. gefreut über die lieblingszenen, der große stupst mich an und sagt in der imbissszene: das ist aretha franklin, und vielleicht schließt sich da ein kreis und ich hab sowas im gleichen film und in der gleichen szene auch mal jemandem gesagt. in den letzten 20 minuten oder so konnte ich keine karambolagen mehr sehen, aber es war der tag, an dem lindner mit der unfassbaren meinung herauskam, man müsse mehr autos in die städte bringen, da passte das irgendwie. dann mit der u-bahn wieder nach hause. sehr schöner abend.
danach wieder muttern-montag, ich begleite sie zu einer untersuchung, sie hat erzählt, dass ihre 89 jährige schwester nach einigen kleinen schlaganfällen jetzt doch wieder auto fährt, nur die freundin besuchen, keine großen touren mehr. rufe sie an, um sie davon abzubringen, keine chance. „das auto ist super in schuss, und das waren ja gar keine schlaganfälle, das war so eine schwellung, weißt du, und ich kann ja wieder alles bewegen“. sie verspricht mir, möglichst wenig zu fahren, „du, ich muss ja einkaufen, hier gibts keinen bus oder sowas“. klar gibts keinen bus, sie lebt am stadtrand einer nicht so großen stadt an der elbe. sie wird weiter auto fahren.
tl;dr für nicht-diabetiker*innen
neue insulinpumpe bekommen, sehr freundlich ins haus geliefert von einem mitarbeiter der firma, das ist immer ein aufregender moment. bin bei sooil geblieben, habe jetzt nach 6 jahren das nachfolgemodell von meiner alten dana bekommen, einen tick größer, und endlich mit einer normalen batterie betrieben. die alte brauchte so eine in der größe einer halben AA, die musste man bestellen, die gibt es fast nirgendwo im handel, und dann gingen die oft nicht, so dass von 4 vorrätigen batterien 4 nicht funktioniert haben, sehr nervig. wie immer meiner krankenkasse wirklich zutiefst dankbar, dass sie das alles vollkommen selbstverständlich übernimmt. den kindern hocherfreut die pumpe gezeigt, sie haben höflich gelächelt.
die looperei ist auf jeden fall die zukunft, es wird immer mehr und immer bessere systeme dafür geben, noch gibt es nicht wirklich eine konkurrenz auf dem markt, weil die typ1-diabs so eine minderheit sind. es gibt momentan nur 3 verschiedene möglichkeiten, die therapie in form eines loops zu machen, ich hoffe sehr, es ist irgendwann alles so einfach und selbsterklärend, dass jeder typ einser das zumindest mal versuchen kann.
mächtig aufgeholt hat ypsomed, sie kombinieren ihre insulinpumpe ypsopump mit einem sensor von dexcom oder dem libre 3 und dem programm camaps, für android, das innerhalb von ca 14 tagen den stoffwechsel der nutzer kennenlernt, erst dann wird die automatik möglich, die app ist sozusagen selbstlernend. laut dem diaexpert magazin zahlt der hersteller der ypsopump auch die 80 euro, die camaps sonst im monat kostet, wenn ich das vor meiner neuen pumpe gewusst hätte … viele zahlen das auch einfach so, mir ist es zuviel. camaps soll es irgendwann auch für ios geben, da wäre ich dann mit meiner nächsten pumpe eventuell auch wieder dabei, hätte gern mal wieder ein iphone.
fürs iphone gibt es auch jetzt schon eine möglichkeit, dazu braucht man eine sehr alte insulinpumpe oder eine omnipod-patchpumpe und einen dexcom sensor, und einen entwickleraccount bei apple, der 100€ im jahr kostet, näheres hier.
noch bin ich beim diy-system aaps, schon oft verlinkt, das mit diversen insulinpumpen und sensor-systemen funktioniert, aber einiges an aufwand bedeutet, vor allem müssen die nutzer*innen es mit hilfe aus dem internet selber bauen, alles mit anleitung, aber trotzdem immer ein aufwand. es kostet halt nix und lässt sich sehr detailliert an die bedürfnisse der nutzer*innen anpassen.