carpe somnium

ich schaue grade diplomatische beziehungen, bin in einer folge, wo sie auf dem englischen land sind, einer gegend mit riesigen parks und gärten. bin dabei so weggenickert, hab dann im traum den m. auf dem land besucht, er hat mir seine projekte gezeigt, es war lustig und richtig und leicht, und alles grün, ich hab mich gefreut, zeit mit ihm zu haben. wollte ihm sagen, es wär doch schade, wenn wir die nacht nicht zusammen verbringen würden, weil so eine gelegenheit so selten ist oder sowas, ich wusste aber, das wird wohl nichts, weil er eine freundin hat, obwohl es der freundin nichts wegnehmen würde, da war ich mir sicher. im traum war er lebendig, alles war lebendig, aber nicht warm. ich wusste nicht, dass er tot ist. aufgewacht, bevor ich fragen konnte. da hat sich was bewegt, ist zur ruhe gekommen. (dankbar)

werbung wirkt, wenn das produkt stimmt, auf bluesky neulich hat jemand die farben der creuset-linien gezeigt, paar tage später habe ich becher gekauft, die ich nicht brauche, ich habe diverse services in viel zu wenig schränken, jedenfalls hat minuten später in der serie eine hauptdarstellerin einen dieser becher in der hand. kurz die angst, dass eines tages in den filmen am rand des geschehens die dinge auftauchen, die wir grade gegoogelt haben, als eine art mehrdimensionales product placement (hier haben sie es zuerst gelesen, danke). jedenfalls machen die das ganz gut, da bei creuset.

in der serie ist die hauptfigur leider nicht besonders sympathisch, sie wirkt sehr verbissen und hat keinen humor, lacht wenig. ich mag ja bei politserien die illusion einer gewissen leichtfüssigen souveranität der souveräns, wie es in west wing oft dargestellt wurde, aber vermutlich ist das hier näher dran. sie ist allerdings hinreisssend ungekämmt die ganze zeit.

ich würde jetzt gern zurück in den traum, aber der ist hinfort und kommt nicht zurück, nie wieder. godspeed.

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8. oktober 2023

die absurden gegensätze dieses tages. der krieg in israel macht druck auf der brust, versuche bisschen darüber zu lesen vorm aufstehen, aber die fassungslosigkeit wird nicht kleiner, die angst und sorge. ich schaffe es ehrlich gesagt noch während dem frühstück gut, das dann komplett zu verdrängen, und gehe voller vorfreude auf einen lang geplanten museumsbesuch mit dem g.-zwilling, der d.-zwilling konnte leider nicht, wir waren jedenfalls endlich noch einmal im pergamon, bevor es auf jahre schließen wird. ich nutze für die berliner museen jahreskarten und brauch keine zeitfenstertickets, musste aber trotzdem 25 minuten anstehen, um die neue karte zu kaufen. früher gabs die im abo, das ich immer vergessen habe zu bezahlen, jetzt holt man sich halt jedes jahr ’ne neue, das ist einfacher. habe dem sohn gleich eine ermäßigte spendiert, der war aber beim kauf noch nicht da, also ich mit foto von seinem studiausweis, ließ die bemerkung fallen „man muss sie ja zwingen zur kunst“, und die trotz riesenschlange und hunderten von leuten entspannte mitarbeiterin entgegnete mir energisch: „nein, das stimmt nicht, das funktioniert nicht“, und erklärte mir, warum das bei ihr nicht funktioniert habe, ich sagte meinen zweiten eher blöden satz „sie sind ja jetzt im museum“, sie „ja, an der kasse“. wir gingen mit einem lächeln auseinander, ich hab sie sehr bewundert. das museum sehr voll natürlich, aber die kunst ist so groß und wirkmächtig, das stört gar nicht. mit g. rede ich darüber, dass die kunst eigentlich nicht hierher gehört, er erzählt von den forschern, die zu dritt oder viert eine unmenge an stücken untersuchen sollen, wollen, müssen, und bis das geschehen ist, können die sachen nicht zurückgefordert werden, weil sie noch erforscht werden. es wird also noch jahre oder jahrzehnte dauern, und es klingt sehr nach einem arbeitsmodell, bei dem das eigeninteresse des museums im vordergrund steht.

dummerweise im museumsshop vorbeigekommen, der ist da schrecklich, riesengroß, voller kram, der nice to have ist, „es ist schrecklich hier“, sagte ich an der kasse, „ja, das sagen viele“ antwortete die kassiererin, bevor ich noch einen kleinen sticker mit nofretete (wozu? um himmels willen, ich werde den nie tragen) in die schale lege. es war ein teurer, aber sehr schöner tag im museum.

nachher bin ich mit dem g. noch in den neubau gegenüber dem bode-museum ins café gegangen, wir haben uns das pergamon- panorama angesehen und haben einen kaffee getrunken, mit bester aussicht auf die museen, ein toller ort, nur die focaccia war alle. danach ist er weiter und ich bin noch kurz rüber in die alte nationalgalerie, um mir die secessionen-ausstellung anzusehen, das kleine triumphgefühl, wenn man an der sehr sehr langen schlange einfach vorbeilaufen kann, wegen jahreskarte, das hab ich dann einfach genossen. maske vergessen, leider, aber wenig gehuste, die saison beginnt erst noch.

bis heut früh noch dieses körpergefühl „hund“ in den sinnen gehabt, wo liegt sie, was braucht sie, bewusst gedacht: sie ist wieder weg. gefühl zwischen vermissen und erleichterung.

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kw frei

beim verfolgen der reise von mek + k nach spitzbergen ein mir unbekanntes stück land entdeckt, eine große insel, die zu europa gehört, nowaja semlja genannt. eine weile gefreut, neues land, wie aufregend, warum kenn ich das nicht, über google earth bilder geguckt, schöne, karge und kalte landschaft, keine stadt gefunden, nur ein paar einzelne häuser. dann nachgelesen, seitdem entsetzt; es ist ein testgebiet für atomwaffen. hunderte wurden da gezündet bis 1990. die menschheit verdient wirklich alles, was auf sie zukommt.

mit der hündin und mit frau wortschnittchen und ihrem max eine hunderunde gemacht, mit anschließendem kuchenessen mit frau modeste, wie früher eigentlich, wunderbar. heute werde ich frau ruhepuls sehen, nach jahren.

auf den spaziergängen mit der hündin treffe die menschen, die sich an mich mit emma erinnern, sie freuen sich und zeigen daumen hoch, fragen nach, dann erkläre ich meinen urlaubshund. ich bin mir ja nicht einmal sicher, ob ich diese bekanntschaften ohne ihre hunde wiedererkennen würde, mit ein zwei ausnahmen, wo die freundschaft einen weg ins restleben gefunden hat. vermisse das entspannte soziale mit- und nebeneinander auf hunderunden.

habe die woche frei, bis jetzt hab ich keins der dinge getan, die ich mir vorgenommen hatte, schreibtisch (den ich nicht mehr nutze seit dem neuen job) aufräumen, bücher fertig lesen, meine konzentration ist grade nicht nachweisbar. gitarre spielen. silber putzen. der herbst fängt einfach nicht an, es bleibt kurzärmelig warm, das gefühl ist befremdlich. wenn die grenzen der jahreszeiten so verschwimmen, sich auflösen, ganz woanders liegen, scheint nix mehr sicher, auf eine nicht nur negative weise, vielleicht ist viel mehr änderbar, als ich glaube, vielleicht sind sogar neuanfänge noch möglich, so ganz unauffällig mitten im geschehen, naaa, ich fang zu plaudern an.

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bergauf und ab

beim blick auf die ganzen berge hier am see versuche ich immer, mich als anderer mensch zu imaginieren, als jemanden der gerne wandert und ein bergmensch ist, statt ein meermensch wie ich. je abstrakter die vorstellung, desto eher trägt sie, aber wenn ich mir die bekannten berge vorstelle, das stundenlange bergauf über felswege, dann weiß ich, dass mein atem vielleicht für eine viertelstunde reicht, danach schwitze ich und mir tun die beine weh. technik macht es, bestimmt, langsam laufen, gut atmen etc., aber mein körper kann diese art anstrengung einfach nicht, bin da nicht trainierbar. der große ist ja durch spanien gelaufen, hat nach dem abi den camino gemacht, mit rucksack, das wäre eher meins, mit nur gelegentlicher steigung. aber so im morgengrauen starten, dann stundenlang nach oben, nein. das meer hingegen, es ist flach! bis zum horizont und weiter, mein ganzer körper atmet da auf und wird ruhig, das wasser trägt dich, es ist blaugrün unter den händen, darüber die möwen, anytime, echt. meer, da fährt man dann hin, und dann fängt das wasser an, und man kann nicht weiter, das sei doch doof, sagte oder schrieb jemand neulich, das ist natürlich ein standpunkt. auf berge fahre ich gern mit dem auto/bus/seilbahn rauf, um mir oben die aussicht anzugucken.

(ist jetzt keine entgegnung auf zb kaltmamsells schöne reiseberichte, ich hab einfach vergessen, das zu posten, als ich am see war)

ich hab meine kindheitsurlaube am mittelmeer verbracht, meine kinder am see in bergnähe zumindest, und sie sind bergmenschen geworden, ich nicht. wie der g.-zwilling einmal nach langen sommerferien mit meer und see bei der rückfahrt oben auf dem bernadino sagte: das ist der schönste moment des urlaubs. es scheint eine prägung zu sein, not?

oder wandern als lebensweg, eine richtig lange wanderung planen, paul salopek ist vor 10 jahren schonmal losgelaufen, auf den spuren der frühen menschheitswanderungen. es gibt da ein paar weltenwanderer, karl bushby wollte einfach von puntas arenas nach hause laufen, angekommen ist er immer noch nicht.

das meer fehlt mir. habe mir grad für einen tick zuviel einen ring aus billogold gekauft, weil so ein schöner türkisener stein drauf ist, und mich die farbe im licht halten wird, „im sommer halten“ kann man ja irgendwie schlecht sagen grade, aber das licht schwindet ja trotzdem. als aquamarin verkauft, wahrscheinlich ist es apatit oder glas, irgendsoein scheinstein, egal. ernsthafte winterprep.

ansonsten heute letzter arbeitsag, es werden hundeferien, weil mek seine hündin heute vorbeibringt. große vorfreude.

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25. september 23

nachmittags anderthalb stunden über einen friedhof spaziert, um ein grab zu finden. m. hat geburtstag, er wäre jetzt so alt wie ich. der einzige weg, wie sich der altersunterschied zwischen zwei menschen vergrößern kann. wie altert jemand, der tot ist? eine weile nachgedacht, was ich anziehen soll, weil er schöne schuhe liebte, mich dabei nicht albern gefühlt, mal schauen, wie sich das entwickelt über die nächsten jahre. noch jemanden mit blumenstrauss getroffen, ich rufe seine familie an, die andere frau findet schließlich das grab, es liegt direkt neben einer dicken, vielleicht anderthalb meter hohen hecke, die bei der beerdigung im letzten november noch nicht da war. auf dem grab ist eine fahrradklingel befestigt, sehr schöne idee. das radeln nach kreuzberg genossen, ein warmer, sonniger septembertag. durch die sucherei war es zu spät, um am grab zur ruhe zu kommen, aber in zukunft werde ich es wiederfinden können. alles intensiv wahrgenommen, das leben ist kostbar.

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kws 37 + 38

familienfeste sind schön geworden, seitdem wir sie selber veranstalten. der moment, wo wir alle abends im garten sassen und der große von einer kleinen runde mit einem ausgestopften mäusebussard zurückkam, „hat jemand rausgestellt“, kurz drauf kam noch eine etwas zombiehafte elster und noch ein vogel dazu. der bussard wurde an die wand gehängt, aber niemand wollte sich darunter hinsetzen. später lief ein reh durch den vorgarten, aber das hab ich nicht gesehen. es gab großartiges essen, selbstgebackenes brot, gespräche, fotos, geschichten, einen spaziergang an den fluss mit füßen im wasser. gefühl einer übergabe an die nächste generation, die jugend unter ca. 30 war in der mehrheit, lächeln, lachen, gegiggel und geplauder überall. eine tolle familie, vielen dank an die cousine, die das in ihrem haus und garten veranstaltet hat. rückfahrt mit beiden zwillis, der freundin des einen und meiner mutter, das war auch eine sehr nice sache.

neulich früh auf der stargarder (fahrradstrasse) lauter polizisten, die autofahrer anhalten, sehr erfreulich. die eine dame im dicken bmw-suv mit münchner kennzeichen, die das fenster runterlässt und „ich bin anlieger!“ brüllt, „anleger, anleger“, will man da antworten, aber es fällt mir natürlich nicht schnell genug ein.

die jungs fehlen mir. das nachgekaufte lego ist bei mir eine sentimentale erinnerung an die zeiten, als hier dauernd lego gebaut wurde, an die weihnachtsabende im steinübersähten wohnzimmer, überhaupt an das viele spielen und bauen in der wohnung, die stimmen und streits, das aufräumen und das chaos. wenn die söhne mal hier sind, ignorieren sie mein lego, natürlich, sie sind da rausgewachsen, es ist meine trauer, nicht ihre.

heute zum kaffee mit einer liebsten freundin ins cafe am neuen see geradelt, bzw es versucht, nicht durchgekommen, der gesamte tiergarten war mit hohen stellzäunen abgeriegelt, wegen einem skatermarathon, ich konnte nicht einmal den radweg am 17. juni nutzen. die angst der leute vor gewalt ist bestürzend und fühlt sich übertrieben an, besonders natürlich, wenn man deswegen viel zu spät kommt. oder fürchten die veranstalter quereinsteiger? ich erinnere jedenfalls das eine mal, als ich mit den kindern innerhalb des abgesperrten 17. junis war, irgendein fussballsieg, und wirklich gestresst davon war, nicht einfach durch den park weggehen zu können, wegen den meterhohen zäunen, man fühlt sich wie ein kaninchen im gehege, ein hamster im rad.

das café nach der renovierung dann ein echter reinfall, viel zuwenig personal, überall steht benutztes geschirr auf den tischen oder regalen herum, die himbeerlimo schmeckt nach wasser, der kaffee kam kalt nach einer halben stunde. meiden sie das, es macht traurig. wir aber lagen in den sofas und haben es genossen, uns mal wieder zu sehen. das rückradeln dann auf umwegen, aber ganz schön, herrliches wetter, wollte dann noch schuhe gucken am hackeschen markt und musste erneut feststellen, dass die zeit nicht stehenbleibt, keine läden übrig, nur camper und luccicco.

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volksbühne – mein gott, herr pfarrer!

ein problem des spätmittleren alters ist dieser unklare mangel, den frau nicht genau begründen kann. lässt der verstand nach, ist das gedächtnis einfach von alleine zum sieb geworden, hab ich jetzt wirklich schon mit ende fünfzig arthrose, ist es ein leichtes postcovid, oder sind es die wechseljahre? geht das vorbei, oder bleibt das so? der bauch wird wohl sicher bleiben. es ist ein kreuz mit dem frausein.

dann lieber theater, gestern erst hinten, dann wegen leeren plätzen im mittleren drittel gesessen, sophie rois und inga busch sehen beide alterslos und jung aus, da ist vielleicht aber auch die entfernung von der bühne besser als cgi oder andere maßnahmen, und nope, das vergleichen kennt kein halten, ist aber nicht mehr so existentiell bedrohlich wie früher die wahrnehmung von schönheit anderer frauen, die waren fast alle immer schöner, jetzt ist es mehr interesse. das altern schafft gleichheit, es ist sehr demokratisch.

nicht mehr alles hören können leider, aber das stück war solide, pointiert, also mehr pointen als handlungsverläufe, einzelne zeilen sind so gut, im ernst, ich versuche dann da in meinem stuhl mir die zeilen zu verinnerlichen, aber derweil geht ja das stück weiter, nicht schlimm, man kommt immer wieder rein in den flow, das synchrone vs das diachrone theater, wie immer denke ich dann beim zuschauen, ich hätte vielleicht etwas verpasst, würde gerne nachschauen (ein paar pollesch-stücke gibt es als buch, aber viele sind nicht zum nachspielen freigegeben, falls jemand weiß, wo man sie zumindest nachlesen könnte, bitte gerne!), das stück passiert im text, im wortwechsel, im gespräch.

das bühnenbild war toll, es ist mehr eigene kunstform als nur ergänzung und staffage, das gefällt mir, es gab auch einen mädchenchor, der halleluja und ein kyrie gesungen hat, ich weiß nicht, der gehörte irgendwie mehr zum bühnenbild als zum textanteil des stücks. der taz-kritik entnehme ich heute, dass der bergman-film von 1962 „licht im winter“ fürs stück eine zentrale referenz ist, nun ja, hätte ich das gewusst! es hätte nichts verändert vermutlich, das stück trägt sich selber, mit leichtigkeit. ich les ja vorher keine kritiken. so blieb ein bisschen offen, woher allgemein das thema jetzt gekommen ist, wobei die klare und herzzerreißende frage „mein gott, warum hast du mich verlassen?“ natürlich seit zweitausend jahren im raum steht, und, wie sophie rois im stück sagt: „es hat immer noch niemand geantwortet.“ auch sehr schön: „alle reden immer von erlösung, aber hier sind gar keine erlösten.“ (oder so ähnlich). sie ist ein energiebündel, wirkt wie eine tänzerin, die jederzeit alles vom stapel lassen kann, wie bei sehr guten musikern spürt man bei den leisen, eindringlichen stellen, wie gut sie ist. sie füllt den raum. benny claessens übrigens genauso sensationell, bei ihm kommt mehr emotion rüber, also wenn ich meine jetzt paar tage später aufplopppenden erinnerungen richtig deute, die körper/stimme-einheit funktioniert irgendwie anders, von seiner körperlichen präsenz ist mehr spürbar. sehr gern gesehen jedenfalls, geht hin.

danach gegenüber der vb noch ein bier vorm hostel, umgeben von sehr, sehr jungen menschen, die alle zigaretten, sogar zigarren!, und ein bier in den händen halten, teilweise gleichzeitig. sie kommen aus holland und sind das wohl gewöhnt so.

die ankündigungen vom datingportal („sie haben post!“) lese ich inzwischen mit ähnlichem gefühl wie die von der lottogesellschaft („sie haben gewonnen!“)- die nachrichten lassen sich in etwa zusammenfassen mit „hi, hier sind 3 euro fuffzich, und ich seh keine likes.“

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volksbühnenlärm

ein lauter und wilder und gelegentlich zarter volksbühnenabend, zu dem ich völlig unbeleckt hin bin, ich wusste nicht mal genau, wann es anfängt, nämlich eine halbe stunde früher als erwartet, also mit dem rad hingejagt. im saal war die hälfte der leute auf der bühne, der zuschauerraum mit langen leeren sitzreihen. ich dachte mir, ich muss jetzt nicht mit auf die bühne, vielen dank, aber nein, ich bleibe sitzen. der text zum stück total überfüllt mit verweisen und namen, als hätten die autoren alles mit reingenommen, was ihnen entlang dem stück so eingefallen ist, ein wildes gedroppe von namen. licht aus.

dann kam sehr, sehr laute musik, also krach mit erkennbaren signalen, bassläufen, kreischen, es klang so, wie ich mir death metal immer vorgestellt habe, plus techno gleichzeitig. habe die ohrstöpsel verwendet, die beim einlass vergeben wurden, und mal abgewartet, aber nach 20 minuten ununterscheidbarem dj-ing oder was auch immer, mit den fingern in den ohren, wars mir zu doof und ich habe mir ein bier geholt. das publikum tanzte auf der bühne, der einlass sagte, nach einer stunde würde das theater anfangen, hab ich mich draussen aufs sofa gesetzt und gewartet. mir sind ja symbolische hinweise lieber als so ein angriff auf mein gehör, keine ahnung, was das soll, aber auf dem sofa und mit ohrstöpseln ging es. um kurz vor acht wurde es stiller, zwei frauen haben auf großen leinwänden über tolstoj, dostojewski und das leben und die liebe gesprochen, alles über mikro, dann pause. dann umbau der bühne, mit vielen riesigen fensterwänden, einem schlafzimmer, einem bad, das war toll, wie sie die wände eingeschoben und ausgerichtet haben, es entstand ein zur bühne hin geschlossener raum, nur das schlafzimmer und das bad waren einsehbar, über der bühne wird eine große leinwand aufgezogen, dann beginnt das zweite stück des abends, wir sehen es als eine art live-film, die kameraleute laufen hinter den schauspielern her, ein essen in einem großen salon, der film perfekt geschnitten, technisch und handwerklich sehr gute arbeit, leider habe ich jetzt, 4 tage später, schon wieder vergessen, worum es ging, um die liebe und das leben, aber es waren lauter geschliffene, zitierbare sätze dabei, es war spannend, toll gespielt, intensive szenen, mit sex und mord, gutes theater, halt der blick von außen auf diese menschen, die ihre letzte party feiern, immer weiter, bis dann die welt untergeht durch eine vorher rituell herumgereichte axt, alle im einverständnis, alle im wissen um ihr ende, das genau jetzt eintreffen wird – das war ein klares und funktionierendes bild.

es war dann irgendwann 23 uhr, nach 4 stunden bin ich in der zweiten pause gegangen, der letzte teil soll dann nochmals total anders gewesen sein, aber nuja, ich habe nicht den eindruck, etwas verpasst zu haben.

wochenende sehr ruhig verbracht, nur eine freundin zu einem spaziergang getroffen, samstag nicht aufgestanden, das war erholsam. lauter kram im netz gekauft, den ich nicht unbedingt brauche, eben fast noch ein dirndl, das überkommt mich jedes jahr zu oktoberfestzeiten, obwohl ich da nur in der vergangenheit einmal war, in der zukunft plane ich es nicht, dann überlegt, einen sari zu kaufen, weil die frauen in indien den ja auch bei sommertemperaturen tragen können, gemerkt, ich müsste 1 stunde früher aufstehen, um den richtig zu wickeln, würde ihn aber alles in allem lieber tragen als ein dirndl.

seit dem unfassbar lauten volksbühnenabend ist mein tinnitus viel lauter und schriller geworden, ich hoffe, das legt sich wieder, wäre ich amerikanerin, würde ich die verklagen auf körperverletzung. geht da lieber nicht hin.

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peter fox in der waldbühne, 22. august 2023

der g.-zwilling war nicht dabei. wegen ihm wollte ich ja überhaupt zum konzert, er hat einen hammerjob als backgroundtänzer auf der tour von peter fox erhalten, die tour war ausverkauft, ich hab dann per serendipity über eine freundin tickets bekommen, die jemanden kannte, der welche loswerden wollte, für den 22. der g. wird leider erst einen tag später dabei sein, das hat er aber erst kurz vorher erfahren.

waldbühne berlin, peter fox mit tänzer*innen

ich war dann unsicher, ob überhaupt hingehen oder nicht, und meine begleitung war ähnlich zwiegespalten, wir haben uns dann bis paar meter vorm eingang damit zeit gelassen, die tickets wären wir zu jedem moment noch losgeworden. wir sind dann doch reingegangen, haben einen platz im oberen drittel gefunden, geschaut und geplaudert, immer mit dem gefühl, wenns doof wird, können wir ja gehen. dann kam nach anderthalb stunden erstmal der voract auf die bühne, eine paula hartmann, sehr charmant overwhelmed von der bühne, dem auftritt, dem leben, das war ganz süß, obwohl mir die songs zu sehr liebeskummer für ganz junge menschen waren („ich war noch nie verliebt„). es gab einen song, da sollte das publikum den mittelfinger zeigen, was fast alle mit begeisterung getan haben. da fühlte ich mich alt. dann laaange umbaupause. es war voll bis auf den letzten platz.

mit peter fox dann kam dann sofort sehr viel lebensfreude auf, auf die ersten takte schon, keine ahnung, wie sie das immer schaffen, das ist die hohe kunst, dass die musik sofort mit 100% im herzen ankommt, hochenergetisch, das publikum stand sofort auf, ich erst so innerlich ochnöö seufzend, stehen? aber dabei noch beim ausatmen in bewegung geraten. ich kannte die alten songs alle noch, konnte aber nicht überall mitsingen, anders als die menge wusste ich nicht immer sofort, was alt und was neu ist, aber es war auch gar nicht wichtig. gute musik ist ja eh zeitlos.

(der g.-zwilling war vorher noch nie dort, und konnte so die waldbühne das erste mal von der bühne aus erleben, was ich schon recht cool fand.)

wir sind dann geblieben bis zur zweiten zugabe, die ganze zeit getanzt, stillstehen unmöglich, und es passte einfach alles, ich fand es toll, dass er menschen wie den g.-zwilling und die anderen zum mittanzen engagiert hat, eine sehr demokratische bühnenshow, und sie waren alle vom ersten song an dabei, lauter junge leute. bei einigen passagen haben sich aus der gruppe die profitänzer herausgelöst, sich einen freiraum geschaffen, ohne sich in den vordergrund zu drängen, es wirkte ungeheuer organisch, ich mochte besonders die energiereichen dicken tänzer und tänzerinnen, habe mich beim mittanzen über jedes gramm auf den hüften gefreut. irre lebensfroh und bejahend, musik, herr fox, alles wirklich gut. platte gekauft.

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august

ein treffen mit freunden ausmachen, wenn die alle unterschiedliche apps nutzen, ist kein vergnügen. einer nur whatsapp, eine nur signal, einer pn auf x, eine nur discord, oder gar nur sms. wie haben wir das früher gemacht? es müsste wie bei den mails sein, wo die messages auf allen plattformen von den verschiedensten medien empfangen/beantwortet werden können.

erinnert mich an meinen wunsch von ganz früher, ein zeitungsabo abzuschließen, bei dem ich jeden tag eine andere zeitung lesen kann, oder eben einen monatsbetrag zu zahlen, um dann lauter verschiedene artikel lesen zu können, von allen möglichen zeitungen und zeitschriften. geht ja schon über die bibliotheken, aber da ist das ui ein graus, ich will einen link auf mastodon anklicken und den text lesen können, ohne ihn erst umständlichst in anderen portalen suchen zu müssen. es braucht dringend neue abomodelle.

immer noch bisschen empört, im august arbeiten zu müssen. august ist hochsommer, wiese, baden, freunde sehen, da hält die kindheitsprägung mit 3 monaten sommerferien bis heute. die abgedunkelten zimmer, die stille am mittag.

mein handy ist über google auf italien gestellt, seit jahren habe ich keine möglichkeit, das land zu ändern, trotz deutscher zahlungswege. seit dem sommer ist auch facebook (nutze ich für die diabetes-gruppen) nur noch auf italienisch, es wirkt wie eine art ferientwitter, lauter filmchen und nachrichten mit meer, mopeds, hunden, nichts davon selber ausgewählt. sehr strange. fühle mich gekapert.

sehr besonders, wenn jemand seit fast 30 jahren keine neuen spuren im internet hinterlässt (gelegentliches googeln von exmännern). ich hoffe, er lebt noch.

meine augen sind ohne befund, die alte einblutung hat sich zurückgebildet, ich war sicher, ich bekomme da ein paar punkte für meinen antrag auf schwerbehinderung. große erleichterung, merke, wie ich den sba da eher vorgeschoben hatte, um dem zustand etwas gutes abgewinnen zu können. bandscheibe ist auch nicht, sondern iliosakral oder sowas, wenn ich den ortho richtig verstanden habe, er hat mit viel schwung geredet und mich kaum zu wort kommen lassen. fühle mich jedenfalls gleich wieder jünger. nächste woche noch kardiologe und gyn, mal sehen, was da noch anfällt. [edit: nüscht.]

der ruhige balkon zum hinterhof

heute ausflug abgebrochen, da zu warm zum radeln in vollsonne, und ich nach schönem und etwas zu langem abend mit freunden zu k.o. jetzt auf dem hinterhofbalkon, eis essen, atmen, wärme geniessen, es könnte ewig so weiter gehen, ich liebe diese temperaturen, außen knapp unter körpertemperatur, die grenzen kaum mehr fühlbar, alles ist eins.

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5./6. august 23

die gefahr des sich abfindens, wie es von den kleinen dingen am rand (bus kommt nicht, eine karte nicht gekriegt, sowas) weitersickert in die substanz, bis man am ende keine wünsche mehr hat, mit nur einem leichten vermissensgefühl. kann leute verstehen, die alles kontrollieren wollen. ich lebe ja eher im geschehenlassen, hab allerdings mit dem stoffwechsel schon genug arbeit.

mit frau fragmente essen gewesen, in einem umwerfend guten restaurant im tiefsten neukölln, dem eins44 (früher die postleitzahl des bezirks), das essen war perfekt komponiert, jede zutat wiedererkennbar im geschmack, fein austariert, mit gut passenden überraschungen (erdbeeren am feinen eichelschwein), wie eine mehrstimmige arie, wirklich, es macht einen zum synästheten. es war mein geburtstagsgeschenk, ich bin ein glückspilz.

war mir sicher, ich hätte die erste staffel good omens geguckt, ein paar momente scheinen mir auch bekannt, aber das große ganze ist weg. hatte also 2 komplette staffeln vor mir, es ist bisschen douglas adams für erwachsene („Hastur, duke of hell, is now trapped inside Crowleys antique telephone answering machine“, s2 ep4), bisher kleiner mangel an frauenfiguren, die so vielschichtig und grandios sind wie aziraphale und crowley.

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sommer hier und da

seeblick nach abfahrt, lungolago in porto valtravaglia

wollte ja wieder mehr bloggen, aber das bedürfnis ist grad gar nicht da, anders als immer, weiß auch nicht, woran das liegt. in den ferien war ich sehr angenehm im privatmodus, eigentlich zum ersten mal mit dem gefühl, dass mein innenleben eigentlich keine öffentlichkeit braucht bzw. umgekehrt, und es fehlt mir nichts. hatte jedenfalls sehr schöne ferien, hab viele leute gesehen, einen ausflug ans meer und einen in die berge gemacht, gut gegessen, gut geschwommen, die 3 wochen waren eigentlich zu kurz, brauche eine, um überhaupt aus der erschöpfung rauszukommen, eine, um in den genussmodus zu kommen, und kann dann in der letzten woche die sorglosigkeit freier tage auskosten bis zum letzten tropfen, und am freitag fahre ich dann ja immer schon. mein job ist definitiv zu anstrengend.

sehr schön war, dass meine neue untermieterin, die ich noch gar nicht kannte, mich mit einem leckeren curry empfangen hat, weil man das in ihrer heimat so macht. nach hause kommen.

es ist mir zu kalt hier mit dem ewigen aprilwetter. das sichere helle und luftige plateau verlässlicher hochsommertage, vielleicht gehört das auch zur vergangenheit.

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wettermacht

heute regen, es ist angenehm kühl. beim ausflug ans meer letzte woche waren es 35°, ich stand nach einem kaffee kurz in einer schlange in der sonne, um die beste focaccia der welt zu kaufen, und hab gemerkt, wie meine beine nachgeben wollten, von den freunden hingesetzt worden, getrunken, pause gemacht, im stolz gekränkt. der umgang mit sich selber bei hitze erfordert eine gewisse behutsamkeit und vorsicht, weil nicht klar ist, wie der körper reagiert, zumindest, wenn er nicht mehr taufrisch ist. lese dann auf twitter über die zustände in catania, wo bei 44° der strom ausgefallen ist und kein wasser mehr aus der leitung kommt, durch die hitze, außerdem ist nach einem brand der flughhafen gesperrt und es hat heut nacht ein erdbeben mit 3,1 auf der richterskala gegeben. jetzt muss mit schwerem gerät hilfe gebracht werden. die radikalen folgen des klimawandels kann man auf sizilien schon beobachten, es genügen ein paar wochen hitze. es schnürt einem die kehle zu.

meine kenntnisse über hagel aufgefrischt. in der repubblica stand, dass mit jedem grad wärme mehr die luft um 7% mehr feuchtigkeit aufnehmen kann, und wenn die warme luft schnell aufsteigt, bilden sich in den höheren kalten schichten der wolke kleine eiskerne, die dann eine weile auf- und abgewirbelt werden und sich mit anderen eiskernen verbinden, bis sie zu schwer werden und als hagel auf den boden fallen. in der nähe von mailand sind riesige eisstücke vom himmel gefallen und haben zusammen mit starkregen die strassen unter eiswasser gesetzt, ich habe noch nicht verstanden, warum es gleichzeitig hageln und regnen kann.

in den letzten tagen eine art hagelpanik entwickeln und für mein auto eine hageldecke gebastelt aus luftpolsterfolie und alten decken, einfach, weil ich in ein paar tagen zurückfahren muss und meine windschutzscheibe bis dahin behalten möchte, aber hier am see ist es bis jetzt nicht so extrem. gemerkt, dass mein traum vom alter am meer der realität wohl nicht standhalten wird, wenn es dort 3 monate im jahr zu heiß für alles wird. der tourismus wird vielleicht die jahreszeit wechseln, ferien nicht mehr im hochsommer, sondern im frühjahr oder herbst, lieber ostsee, nordsee als das gloriose mittelmeer? im juli/august nur noch hitzefrei.

twitter wird megaspontan zu „x“ aus mir unklaren gründen, ausge“x“t, sofort heute, und ich habe nichtmal mehr lust, den grund dafür verstehen zu wollen. heute war auf dem tab oben noch das vögelchen zu sehen, auf der seite steht es schon nicht mehr, wenn da auch ein x steht, bin ich ganz weg. ist nicht mehr meins. der impuls ist auch nicht mehr spürbar, für mastodon ist das feeling bisher nicht wiedergekommen, da sind es andere leute in der tl, ich werde nicht warm damit. vielleicht ist das durch bei mir.

also endlich, endlich wieder mehr bloggen.

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