komm lieber mai

ich habe im rechner eine eingescannte unterschrift von mir, die ich beim ausfüllen von formularen verwende, habe nie darüber nachgedacht, ich hoffe, das ist legal bzw. wird erst zur fälschung, wenn jemand anderes als ich damit etwas unterzeichnet. die behörden schreiben bei sowas dazu „ist auch ohne unterschrift gültig“, wieso eigentlich, können die das einfach setzen?

bücher sind ja auch ohne unterschrift gültig, aber es gibt händler auf zvab, die ausschließlich signierte bücher verkaufen, unmengen davon, die autoren sind (mir) nicht so bekannt, die titel auch nicht. es gibt keinen angemessenen weg, um herauszufinden, ob da vielleicht einfach jemand mit geschmeidigem handgelenk dahinter ist, oder ob die bücher wirklich alle selbst unterschrieben wurden. es ist ja auch eine möglichkeit für autor*innen, eigene werke für den 2-3fachen preis zu verkaufen, das lohnt bestimmt, solang man kein*e bestsellerautor*in ist, und der anbieter im netz bekommt dann eine vermittlungsgebühr, wie auf ebay.

für bestseller gibt es zb sogenannte autopens, ein kleines gerät, mit dem man unterschriften auf fertig gedruckte bücher oder einzelseiten setzen kann, das machen auch verlage, wenn sie numerierte und signierte sonderausgaben verkaufen, es ist vielleicht sogar legal. der verlag simon & schuster hat mal signierte bücher von bob dylan unters volk gebracht, für je 600$, alle mit einem autopen angefertigt, und musste das geld zurückzahlen. es gibt viele seiten im netz, die tips zur unterscheidung von handschriftlichen und automatisierten signaturen geben, zum ansatz der linie, den verlaufsspuren der tinten, es ist faszinierend und sehr meditativ. vielleicht sind wir menschen mit kleinem bibliophilem tick gar nicht so selten, dann kann man eine 2-wege-authentifizierung erfinden, wo es einen qr-code im buch gibt, mit dem wir ein video vom unterzeichnen freischalten können? das wird natürlich schwierig bei den toten autor*innen.

bei meinem letzten kauf hilft nur der glaube, es ist von einem eher bekanntem nichtdeutschen autor, ich sehe das ein bisschen wie beim potlatsch, wir geben zuviel, machen uns damit ein bisschen größer als wir sind, jemand im internet gibt uns etwas zurück, was uns größer erscheint, als es ist, alle sind glücklich. ich denke immer, ich kann es ja wieder in den markt zurück schicken, aber irgendwie kommt es nie dazu, obwohl der platz in der wohnung endlich ist.

balkone geputzt, blumen gegossen.

gelesen, dass seit dem beginn des ukraine-krieges erstausgaben von puschkin aus europäischen bibliotheken geklaut werden. weiß gar nicht, ob ich den mal gelesen habe. die diebe ersetzen die bücher mit perfekten faksimiles, das ist das interessante daran, warum der aufwand? der irrationale erste gedanke dazu war: sie holen heimlich raus, was ihnen wertvoll erscheint, dann machen sie alles platt. klingt aber ein bisschen zu filmreif. so sind die zeiten, sie sind schwer, es drückt von allen seiten auf den alltag und macht ihn dichter, intensiver, wie so ein tilt shift-effekt, bei dem alles genauer wahrgenommen wird.

der g.-zwilling ist wieder hier, eine andere party, es ist maienluft überall. er hatte erfreulicherweise großen hunger, mit ihm ins restaurant gegangen, zuviel trinkgeld gegeben, ich fühlte mich reich. er erzählt, er hätte sich grad die new-york-trilogie gekauft, und ein paar tage später ist auster gestorben, und wie merkwürdig sich das anfühlt. außerdem hat er den homo faber gelesen und war hingerissen vom buch, und bisschen beunruhigt, während bei mir die tatsache, dass die jungs lesen, zu einer tiefen beruhigung führt, sie haben einen hafen immer dabei. ins restwochenende mit minimalem alles-wird-gut-gefühl, das gibt es ja grad nicht umsonst wie sonst im mai.

salons

auf einem tiny hauskonzert gewesen, in einer großen altbauwohnung in mitte, auf sofas und kissen sitzen vielleicht 30 leute, sich überlagernde freundeskreise, deutsch -italienisch. es spielt der pianist und filmkomponist rocco di rosa, es gibt aperitif und geplauder, die fenster im großen salon stehen offen und rocco hat für alle lasagna gemacht. im zimmer der tochter präsentiert eine künstlerin ihre arbeiten, es ist das galerienwochenende, die gastgeberin ist irgendwie dabei. eingeladen hatte meine freundin sara, die solche events auch beruflich plant und begleitet, es lief also alles sehr smooth und war wie früher, als wir auch auf sofas in zimmern sassen und mit leuten, die man von irgendwo noch kennt, aber lange nicht mehr gesehen hat, bei einem glas holunderlimo oder rose plaudert, während es draussen ganz langsam dunkel wird. dann heimgeradelt mit offenem mantel.

mehr salons vorgenommen, das war doch eine zeitlang ein ding, wisst ihr noch? mit texten, gedichten, romananfängen.

zwillis waren beide da am wochenende, wegen parties, wir konnten zusammen frühstücken, sehr nett. bin immer noch erschöpft, obwohl jetzt eine woche zuhause, weiß auch nicht, woran das liegt, die zweite wunderbare veranstaltung am wochenende habe ich nicht geschafft. weiß nicht, ob das früher anders war, ob die tage, die schwerkraft, die zeiten leichter waren, oder ob ich einfach länger brauche, um mich von infekten etc. zu erholen.

im herbst, schrieb eine klassenkameradin, mit der ich noch gut befreundet bin, plant jemand eine „40 jahre abi“- feier, der zeitraum fühlt sich völlig natürlich an, es sind erlebte vierzig jahre, anders als vor 20 jahren die letzte feier, bei der ich noch aufgeregt und ein bisschen fassungslos darüber war, wie schnell die zeit vergeht.

wir torkeln in den frühling

das konzert von julian lage am 19. april ist inzwischen endlich ausverkauft, habe nach wie vor ein ticket zu vergeben, im gretchen, irgendwo in neukölln ist das. wenn sich bis montag 8.4. keiner meldet, gebe ich es zurück, das geht bei dem anbieter.

edit: ticket ist weg.

hier nochmal der song vom wintergrass-festival vor 8 jahren, an dem ich damals klebengeblieben bin, beim herumsurfen im netz.

massiver anfall von frühjahrsmüdigkeit, abends so k.o., dass gar nichts mehr geht, liege mit geschlossenen augen herum und wünsche mir ein anderes leben, eins mit leichterem job, einem partner, der hilft, freundinnen, die mich bekochen, oder umgekehrt, stattdessen ist keiner da, für dates mit unbekannten muss ich mich umziehen und wach sein und dann irgendwo hin, obwohl es dauernd zwischenregnet. alles abgesagt, dabei hatte ich mir extra noch die haare nachgefärbt. einen tag später tuts mir ein bisschen leid, der mann sah aus wie knausgård und hat mich nach meiner absage gelöscht, vielleicht hab ich sie auch zu radikal formuliert? es ist beim dating jedenfalls besser, sich vorher im chat ein bisschen kennenzulernen, das gute aussehen des anderen allein holt mich nicht aus der kaputtheit am ende der woche.

unabhängig vom daten generell nur noch eine verabredung pro wochenende machen, statt 3, wobei das ja auch schön ist, leute sehen, ausflüge machen etc., es geht nur nicht, wenn man arbeitet. keine ahnung wie der rest der menschheit das regelt, vielleicht muss ich mich nach den 20 jahren alleinerziehen wirklich mal länger erholen, nicht nur ein paar jahre? ein jammer, dass die rente in diesem land erst so spät kommt. egal, jedenfalls: feierabendwärmflasche, wochenende!

(und dann platzt die wärmflasche und das wasser läuft über das macbook, bis jetzt traue ich mich nicht, es wieder anzumachen, erstmal gut durchtrocknen lassen.)

neue kategorie jammerpost, dafür sollte es so was anonymes geben wie damals trunken undb genau, erinnert ihr euch? inzwischen trinken wir nicht mehr, und wenn doch, ist es nicht mehr so lustig.

ich habe das vage gefühl, diese launen und abgesänge könnten eher mehr als weniger werden, schon jetzt gibt es beim treffen mit freund*innen immer erstmal ein paar minuten lagebericht mit open end nach unten, ins tal der tränen, der leisen seufzer, dabei, und das jetzt in kapitälchen, gehts uns noch gut, ausrufezeichen.

baustellenblues

heute zu ungewohnten zeiten herumgeradelt und in eine leichte unterzuckerung geraten, eine von den interessanten. die zeit dehnte sich, sie verging sehr langsam, die ampelphasen dauerten ewig, absolut überall waren baustellen, die radspur führt mitten auf die strasse, selbst in meinem gemütlichen tempo muss ich dauernd bremsen, überall baugruben, bauzäune, kein durchkommen. es gibt in berlin keine einzige strasse ohne baustelle, ich war mir sicher, habe in jede strasse hineingesehen, und es stimmt! ich fand das beim radeln sehr empörend, kein durchkommen nirgends, das ist jetzt genug mit berlin, beschloss ich, ich würde so schnell wie möglich woanders hinziehen, in den süden irgendwo, kann ja nicht sein, dass nachbarn und freunde von mir, die nie in ihrem leben in italien gewesen waren, kein wort italienisch können, da einfach hingezogen sind, mit sack und pack, pferden und hunden, und ich sitze hier immer noch im kalten, chaotischen und irgendwie total kaputten berlin. der rewe, wo ich zum einkaufen hinwollte, war nicht mehr zu finden hinter bauplanen, der nächste war ebenfalls hinter einem bauzaun, und hatte nur winzige kleine dreirad-körbe zum einkaufen. ich verstand das nicht, warum ist das so? was um alles in der welt bauen die denn da überall, da blickt doch keiner mehr durch, worum es geht, die baumafia in berlin muss gigantisch gut vernetzt sein. danach schob ich nach hause, weil mir das holperpflaster zu anstrengend war, mit den abgründen zwischen den kindskopfgroßen pflaster-klunkern, den löchern im belag. kaum zuhause, ist mir dann aufgefallen, wie kaputt das internet ist, google geht nicht mehr, überall nur noch eine anzeigenhölle, nur noch verkauf, es gibt keinen weg da raus, es sei denn, man bezahlt eine hohe monatliche ablassumme an irgendeinen anonymen großkonzern.

dann ging zum glück der blutzucker endlich wieder nach oben.

erinnert, dass ich zu den baustellen auf deutschen autobahnen schon mal geschrieben habe, und ja, in berlin wird auch nie gearbeitet auf den baustellen, zumindest nicht frühmorgens, mittag oder nachmittags, wenn ich daran vorbeifahren muss. nie. vielleicht sind es unterschiedliche auftraggeber? einer macht überall absperrungen, dann ist die baustelle als stelle sozusagen deklariert, die finanzierung gesichert, dann kommt nach monaten irgendwann mal eine baufirma und fängt an, den boden aufzureissen, dann ist das erledigt, dann ändert sich in der regel nie mehr irgendetwas, ein bisschen wie in unsreren lebensläufen, wo die löcher auch irgendwann nicht mehr füllbar sind.

(aufgew.)

geträumt von einem mann, den ich auf einer steilen bergaufstrecke gefunden habe, er sitzend in einer art rundem, flachem planschbecken aus schnee, auf rädern, langsam den berg hochfahrend, er war krank, hatte krebs gehabt, ich hab ihm den berg hochgeholfen, oben sind wir ins gespräch gekommen, er hat mir etwas sehr nahes gesagt, ich fand sein breites lächeln wunderbar. ins aufwachen hinein darüber nachgedacht, ob ich so ein risiko eingehen soll, mit einem mann, der eventuell bald sterben wird, gleichzeitig sicher, das da etwas sehr schönes ist zwischen uns. das merkwürdige gefährt hatte ich vielleicht von einem stück zusammengebundenem erdreich, auf dem frühlingsblumen wachsen, wie ein mini-hochbeet, das stand gestern vor einem blumenladen, aus dem eine freundin etwas mitnehmen wollte, es sah gleichzeitig leicht zerbröselbar („bloss nicht anfassen“ gedacht, als die freundin es hochheben wollte) und sehr naturnah und gewachsen aus.

kw 11

gehe heute ins be, yana ross inszeniert knausgård, sterben lieben kämpfen. habe bisher kein stück von ihr gesehen, es wird höchste zeit, sie macht internationales theater, davon gibt es sehr, sehr wenig, bleiben doch theaterregisseur*innen mitsamt ruf und ruhm meistens innerhalb ihres sprachraumes. ihren macbeth an der volksbühne 2008 hätte ich sehen können. wollte diese woche knausgård lesen, um wieder in diesen raum zu kommen, der sich damals beim lesen wie ein zuhause angefühlt hat, als eines von nur ganz wenigen büchern/autor*innen über die jahre, bolaño war es vor knausgård zuletzt, zur zeit könnte es auster werden, aber ich kann grad nur sehr schlecht lesen, meine aufmerksamkeit ist ein löchriger flickenteppich. habe meinen sterben-band wohl dem großen geliehen, der ihn zu meiner freude sehr gern gelesen hat. jetzt digital nachgekauft, es genossen, in den arbeitspausen sofort wieder im text drin zu sein. gehe erfreulicherweise mit frau gedankenträger, deren blog mich ja damals auf knausgård gebracht hat.

war bei der lesung von k. im haus der berliner festpiele, 2015, damals las er aus „träumen“, wenn ich das richtig erinnere, und hab danach sehr, sehr lange in der schlange zum signieren gestanden, der mann hat mir leid getan, ist aber sehr diszipliniert sitzen geblieben und hat ein erkennbares kürzel im buch hinterlassen, mit datum und stadt. darüber nachgedacht, warum eine signatur so einen unterschied macht, sie ändert nichts am text, aber irgendwie hat der/die autor*in mir das buch dann persönlich übergeben, nee, ist präsenter im text? auch nicht. die signatur öffnet auch keine türen, so steht die dicke signierte erstausgabe von the tunnel immer noch größtenteils ungelesen im regal, weil die hauptfigur so eine unangenehme person ist. als leserin bleibe ich auch bei signierten büchern eine von vielen, aber das buch ist eins von wenigen, die der/die autor*in persönlich authentizitiert hat.

habe im letzten jahr zu meinem erstaunen damit angefangen, mir fan-utensilien zu kaufen, ein kostüm, für die faschingsfeste im job (sonst gibt sowas nicht in meinem umfeld, habe aber gemerkt, ich habe spass daran), war dieses jahr ein science officer aus dem ds9-universum, trug einen overall mit reissverschluss hinten, sehr lästig, dazu einen schicken comunicator, aber auf die perrücken/kontaklinsen-kombi habe ich verzichtet, weil wir ja mit sehr kleinen kindern gefeiert haben. ein oder zwei eltern haben es erkannt, immerhin, immerhin. jetzt grade einen thermos-becher mit defiant-aufkleber, genau wie die in der serie verwendeten. ich verstehe meinen spass daran selber nicht genau, warum will ich da was manifestes im haus haben, zum anfassen, ist das eine steigerung der weltflucht, indem ich mir echte teile des fluchthafens ins haus hole? ein zusammenbringen der welten? etwas in die realität holen, mich auch im alltag daran erinnern/erfreuen. es ist ähnlich wie mit den signierten büchern.

zum cosplay bin ich aber noch nicht bereit, weiß auch nicht, ob ich zu einer convention fahren würde, nicht alleine, glaube ich, mit freund*innen sofort. wobei, „im letzten jahr“ stimmt nicht, ich habe mal ein von darren e. burrows (alias ed chigliak) verziertes solides taschenmesser gekauft, ich glaube, nicht über etsy. weil frau ja, wie gibbs es sagt, immer ein messer dabei haben sollte. ich werde für solche postings die kategorie peinliches hinzufügen, falls mir kein freundlicheres wort dafür einfällt. mit zunehmendem alter sollte immer mehr platz für solche albernheiten sein.

berlinale, another end *

*spoileralert

heute früh auf, weil ich um 9 uhr (an einem sonntag! grrr.) ins kino wollte, mit null lust, aber nuja, für gael garcia bernal stehe ich natürlich immer auf, habe aber gestern trotzdem noch versucht, dem grade zu besuch weilenden david-zwilling das ticket anzudrehen, weil sonntag ist sonntag. ihn heute extra dafür mit kaffee geweckt, dann nochmal geschaut, und siehe da! es gab wieder tickets, also sehr zufrieden, fast glücklich, mit dem sohn ins kino gefahren, diesmal nur eine minute zu spät gekommen. ein riesensaal, verti music hall, kannte ich nicht, sie haben glaub ich noch stühle vor die saalreihen gestellt, daher die zusätzlichen tickets.

der film hatte muckis, ein riesenthema, eine traurige liebesgeschichte, ein mann, der seine partnerin verloren hat, findet keinen weg, damit umzugehen, und wendet sich an eine firma, die das bewusstsein und die persönlichkeit von menschen für kurze zeit in einem anderen menschen unterbringen kann, einem host, damit ungesagtes gesagt werden kann, ein abschied möglich wird. schön fand ich den weg, wie im film ein erklärbär der firma den kunden erklärt, wie sie es schaffen können, die teilweise anwesenheit des toten in eine vollständige gegenwart zu verwandeln, für die wenige zeit, die sie noch miteinander haben, wie sie bei der begegnung mit den hosts eine notwendige willing suspension of disbelief (das steht irgendwie immer und überall in kursiv) durchlaufen müssen, damit das bewusstsein der trauernden darüber hinweggehen kann, dass der körper der geliebten person ein anderer ist. in einem streit sei das leichter, so der erklärer, weil da sofort verbindende emotionen ins spiel kämen. dem mann gelingt das auch, und im streit erkennt man sehr schön, wie gut sich die beiden kennen, es entsteht eine merkwürdig vibrierende nähe, weil man etwas über die vergangene beziehung der beiden erlebt, nicht nur erfährt. schreiben vs schreiben über, das alte ding. gleichzeitig bleibt das gefühl der fremdheit des mannes gegenüber dem host spürbar, schauspielerisch sicher eine schöne aufgabe. das war ein filmisch sehr dichter moment.

ich stelle mir erinnerungen immer als einen synchronen moment in der diachronen wahrnehmung vor, wo *etwas in der gegenwart uns an personen, situationen, an andere ereignisse erinnert und beides sekundenlang miteinander verbunden wird, eine glitzernde synapsenkette lang (sry), eine intensive und physiologisch spürbare gegenwart im bewusstsein des erinnernden haben, aber dadurch werde ich auch getrennt von meiner umgebung, das ist womöglich bei gemeinsamen erinnerungen in einer liebe anders, weil das gefühl da sofort gespiegelt wird vom anderen, ein zusätzlicher anker, als bei erinnerungen an eine liebe, eine erinnerte liebe ist auch eine liebe, aber liebe braucht gegenwart, es erscheint mir unvorstellbar, den tod aus einer erinnerung zu löschen, er färbt doch alles, was noch da ist, es wäre ein sehr gruseliges gefühl übrig. (hmm, ich weiß leider nicht mehr, wohin ich mit dem gedanken wollte, fällt mir vielleicht morgen wieder ein.)

der film ist spannend und funktioniert, ich war drin, hatte am ende tränen in den augen, ich mochte auch die fast beiläufig gezeigte erkenntnis, dass leute sich nicht ändern können, selbst wenn es nur noch diese eine chance gibt, das zu tun, auch weil der tod sofort nicht mehr vorstellbar ist, wenn er aufgehoben wird. und dann nahm der film in den letzten minuten noch eine wendung, die diese erkenntnis als nicht relevant für den film markiert hat, darauf hat mich david-zwilling aufmerksam gemacht, durch das ende bekommt der film noch eine andere richtung, der handlungsbogen schließt sich ganz anders als erwartet, es bleiben offene stellen, nicht nur die nicht abgeschlossene trauerarbeit, die ist wie im richtigen leben, wo sie ja auch niemals endet, sich nur verändert.

der film wirke „verkopft“, so der sohn, und ich habe jetzt auch mühe, die letzten minuten des films zu rekapitulieren, wer war jetzt host, wer kunde, wessen verlust wird da bearbeitet, die schöne authentizität der figuren gerät durch diesen pirandello-moment durcheinander. da wär ich gern beim gespräch dabei gewesen, falls es eins gegeben hat. [edit: es gibt die pressekonferenz] david hätte sich außerdem gewünscht, dass die beziehung zwischen den beiden hauptfiguren vertieft wird, glaubwürdiger wird, dass es in den gesprächen nicht nur ums thema geht, es ist irgendwie ein sehr lang anhaltender dramatischer höhepunkt, dieser umgang mit spannung ist aber glaube ich modern in der gegenwärtigen dramaturgie, ich mag das ja auch nicht so. wir beide hatten auf dem heimweg das gefühl, der film hätte bisschen kürzer sein können, david hatte auch eine perfekte letzte szene im kopf: der moment, als der mann, mit tränen in den augen, im bordell von der prostituierten weggeschoben wird, sobald er nähe sucht.

der film wird was gewinnen, so mein vollkommen unprofessionelles gefühl.

kw 2

kälte ist selten geworden, dabei kommt sie ja jedes jahr für ein paar tage. erinnert ihr euch an die jahre mit minus 18° bis in den märz? das grün-blau schimmernde eis auf den bürgersteigen bei den hunderunden, vorbei vorbei. die kälte beisst noch in die beine beim radfahren, man vergisst sie nicht, auch wenn man im warmen sitzt, sie bleibt in der wahrnehmung wie etwas solides, das mag ich, innen und außen sauber getrennt. auf der strasse war es nicht glatt, überall sonst schon, komme mir auf dem rad aber eher dämlich als cool vor. ich mag dieses jahr auch das bewusste einkleiden, schicht um schicht in die wärme, baumwolle-seide-wolle, fast schade, dass es schon wieder über null grad sind.

genervt von der stadt berlin, die mit der inflationszulage (pdf) nicht herausrückt, dabei hatte ich die praktisch schon ausgegeben, und nicht, weil ich auf großem fuße lebe, sondern weil die gasnachzahlung ein riesenloch gerissen hat. silly me. januar bis märz wird es werden, also wohl april, wenn wir glück haben. fühle mich und meine arbeit nicht gewertschätzt, dabei geht es mir ja noch gut im öffentlichen dienst, obwohl ich für größere rücklagen nicht genug verdiene. weiß nicht, wie die mitarbeiter der privaten und kirchlichen träger durch die angespannte lage navigieren können, also ohne unterstützung durch partner*in oder familie. wir können ja wohngeld beantragen, wenn es eng wird, sagte im november der verhandlungsführer der tdl. pff.

edit: es wird in berlin doch schon im februar überwiesen, alles gut.

morgen auf eine demo gegen die afd gehen, obwohl ich nicht weiß, ob das wirklich hilft. inzwischen bin ich ja eher im alter für die omas gegen rechts, egal, sucht euch was aus, die aufrufe werden bis morgen vielleicht noch mehr. bei der einschätzung dieses treffens in potsdam bin ich eher beim kommentar aus der taz, zuviel aufmerksamkeit für diese paar traurigen gestalten, aber jetzt rollt die welle, man kann sie nicht mehr aufhalten, nur noch reiten. auf der demo wird es bestimmt sprüche für ein verbot geben, afd, nee nee nee, aber der weg dahin ist lang, das ergebnis unsicher, wie ein verfassungsrechtler im zdf erläutert, das ist frustrierend. also die rechtsradikalen positionen dieser partei als faschistisch oder präfaschistisch kennzeichnen, die grenzüberschreitung sichtbar machen, als demokratiefendlich deklarieren? damit jeder weiß, wen er da wählt.

hmm. schwierige lage. ich hoffe, da sind profis dran, harhar. zur erinnerung der sehr lesbare text von eco (auf englisch) über seine kindheit im faschistischen italien, mit den berühmten 14 punkten, an denen sich faschismus zeigt.

der soundtrack dazu. gleich festgehört, wollte nur mal wieder winterreise, weil mitten im tiefen winter usw., und für die bekannten versionen (die von matthias goerne mag ich zb) ist die zeit dann doch zu offen, unklar, brüchig, you name it, und maurenbrecher hat wirklich was neues draus gemacht. omg, ist das auch schon wieder 10 jahre her? das ist bitter.

hups, wieder soviele links, bitte um entschuldigung. ich hoffe, meine ausflüge ins politische geschehen bleiben so fremdverankert sozusagen, ich möchte nicht, dass die politik einen größeren teil in meinem alltag hat, demokratie lässt einen ja in ruhe, nur die despoten wollen einen teil an allem haben, überall mitmischen, den ganzen menschen. ich bleibe lieber allein damit beschäftigt, mein schiefes geheimes selbstbild gradezurücken (dieser satz ist ohne rechten zusammenhand, er stand als erster im posting, den hab ich mir irgendwann mal notiert und wollte ihn einbinden).

die lampe

großartig finsteres januarwochenende, bin allein in der wohnung, was selten vorkommt, es ist ein liegenbleiben, dass die ganze wohnung umschliesst, alles ist still. wenn die zeit langsam vergeht, bin ich schon im erholungsmodus, wenn sie zu schnell ist, besteht noch bedarf. jetzt ist es erst kurz vor drei, alles ist gut.

habe good grief geguckt, netflix, schöner film, der haarscharf neben dem thema trauer bleibt, wenig zeigt, nicht übergriffig im leid schwelgt. mochte die etwas dick aufgetragene anfangsszene, da habe ich ein bisschen die liebe vermisst, also bei mir, nicht im film. hätte-wäre-könnte. ich bin das alleinsein zu gut gewöhnt.

dann nach telefonaten mit freundinnen in den sessel gesetzt und die lampe angeschaut, die ich in der weihnachtswoche mit hilfe der jungs endlich aufgehängt habe, angetrieben durch die fragen meiner mutter, was ist mit der lampe, hast du sie ausgepackt? also die jungs haben sie aufgehängt, ich habe nur mit „vorsicht! vorsicht!“ -rufen genervt. seit meine mutter ins seniorenheim umgezogen ist, war die lampe ein paar monate in 2 kisten und mehrere quadratkilometer packpapier verpackt, mit vielen einzelteilen. es ist das dritte erbmöbel in der wohnung, natürlich zuerst erdmöbel geschrieben, wie bei den anderen beiden weiß ich noch nicht sicher, ob ich es behalte oder weitergebe. die tante ahne hat sie in den zehnerjahren des letzten jhs auf ihrer hochzeitsreise in venedig gekauft, nach ihrem tod in den sechzigern (ein satz, ein leben, so ist das irgendwann) lag die lampe eine weile im keller, bis sie vor 50 jahren erst in mailand und dann vor 25 jahren in berlin bei meiner mutter wieder aufgehängt wurde. sie erzeugt für ihre funktion zuviel aufruhr, ist nicht diskret, hat einen verspielten stil, den sie mit nichts in der wohnung teilt. habe sie mit 6 x 40w-led-birnen bestückt, die ein gleissend helles licht erzeugen, bei dem der ganze raum etwas schattenlos zweidimensionales bekommt. muss andere birnen besorgen. gestern stand ein krankenwagen eine zeitlang vorm haus, das blaulicht hat die blumen an der fassung zum glitzern gebracht, das hatte was. bei mir heißt die lampe noch „der kronleuchter“, aber sie kommt langsam an, ich erfreue mich jetzt am gelb und blau der blumen, über das rosa kann ich hinwegsehen. farben sind ja was feines im berliner winter. immerhin hängt sie weit genug oben.

wie die jugend meistens die deckenlampen verwendet und nicht die kleinen steh- und tischlampen in den räumen, helligkeit ist wichtiger als raumgestaltung, und sie sind die ganze zeit nur auf der durchreise, wenn sie mal hier sind, bleiben nur kurz, suchen sachen, essen dinge, ziehen weiter, anders als ich.

alte welten

beim bücherlüften mal wieder das kleinste und älteste hervorgeholt, ein kleines taschenbuch in pergament, sehr charmant.

kleines, in pergament gebundenes altes buch auf einem glastich

es enthält eine ausgabe der fünf erhaltenen bände des geschichtsschreibers polybios*, leider in einer schriftgröße, die vielleicht bis zum alter von ca. 29 lesbar ist, mit ich glaube einem nachwort von wolfgang musculus, einem pfarrer und reformator mit bewegtem leben. vielleicht hat der den band auch veröffentlicht? das buch ist noch zu musculus‘ lebzeiten erschienen, 1554.

titelseite der historie von pol<bios in einer ausgabe aus dem 16. jh.

ich habe anstandshalber eine übersetzung besorgt (ups. ich habs für die hälfte gekauft. es gibt aber auch ein reclambändchen für paar euro), die ich nie lesen werde, lieber mal wieder den mommsen nicht lesen, der ist immerhin ein bisschen frischer.

im einband steht handschriftlich „quod mortale fuit posita requieris in urna“ oder so ähnlich, was sterblich ist, bleibt in der urne, und dann geht es weiter mit „spiritus afora vanet“, der geist verschwindet im draussen, bei der letzten zeile brauch ich hilfe: gimnasiaretu rufus oder so, google sagt „rothaarige im fitnessstudio“.

innerer einband eines alten buches, darin erkennbar ein paar handschriftliche zeilen

vielleicht ist die form von gimnasiare rumänisch und das buch stammt vom siebenbürger teil der vaterfamilie? da war ein prof für ur- und frühgeschichte dabei, allerdings mit schwerpunkt rumänien.

nichts bleibt. so ähnlich geht es mir auch oft in dieser jahreszeit, es ist allgemeingültig, aber dieses buch setzt dem schon was entgegen, not?

der autor hatte ein sehr aufregendes leben, er hat von 200 bis 120 oder 117 v. ch. gelebt, geboren in megalopoli in arkadien, griechenland (wie aus einem superhelden-epos), hatte als sohn eines anführers des achaiischen bundes politische ambitionen, er wäre wohl fast als hipparchus, eine art offizier der achaiischen reiterei in den krieg gezogen, daraus wurde aber nichts (wikipedia), war 167 v. ch. einer von 1000 griechischen geiseln, die nach der niederlage griechenlands im dritten makedonischen krieg nach rom gebracht wurden. seine politische karriere wurde dadurch gestoppt, aber er hatte wohl auch so ein gutes leben, er wurde wegen seiner umfassenden bildung privatlehrer für die söhne des mannes, der den krieg in der entscheidenden schlacht gewonnen hatte. er blieb 17 jahre in rom und schrieb in der zeit seine historien, zug dann mit dem jüngeren der söhne, scipio aemilianus, in den dritten punischen krieg und erlebte dort 146 v.ch. den untergang von karthago und corinth. er entwickelt eine art der geschichtsschreibung, die immer noch ernst genommen wird und erkenntnisfördernd ist, analytisch, pragmatisch, bedacht auf zusammenhänge und analysen. im netz steht, er würde tyche eine wichtige rolle in seinem geschichtsverständnis zuschreiben, der göttin des schicksals und des guten gelingens, gleich gedacht, ich sollte das buch dem großen vererben, der als einen von ähm mehreren auch den namen tycho trägt. polybios wurde 80 jahre alt, ich würde glaube ich eine tv-show über dieses leben gerne ansehen. er hat zb auch eine chiffriermethode entwickelt, die bis ins letzte jahrhundert verwendet wurde.

es gab über die jahrhunderte immer wieder autoren, die sich an übersetzungen und ausgaben der bücher gesetzt haben, ihn interpretiert und diskutiert haben. fast 100 jahre lang hat zb ein institut an einem lexikon von polybios gearbeitet, mit einer konkordanz und allem, was dazu gehört, leider auf altgriechisch. sowas hätte ich auch gerne gemacht im leben.

da buch ist ein paar hundert euro wert, also zuwenig, um es guten gewissens zu verkaufen, jetzt habe ich es mir eh wieder lieb gebloggt. beim projekt dinge entsorgen muss ich mir abgewöhnen, sie vorher anzusehen, ergebnis des tages: 700 seiten buch dazu. nächstes mal fange ich gleich in der kammer an.

carpe somnium

ich schaue grade diplomatische beziehungen, bin in einer folge, wo sie auf dem englischen land sind, einer gegend mit riesigen parks und gärten. bin dabei so weggenickert, hab dann im traum den m. auf dem land besucht, er hat mir seine projekte gezeigt, es war lustig und richtig und leicht, und alles grün, ich hab mich gefreut, zeit mit ihm zu haben. wollte ihm sagen, es wär doch schade, wenn wir die nacht nicht zusammen verbringen würden, weil so eine gelegenheit so selten ist oder sowas, ich wusste aber, das wird wohl nichts, weil er eine freundin hat, obwohl es der freundin nichts wegnehmen würde, da war ich mir sicher. im traum war er lebendig, alles war lebendig, aber nicht warm. ich wusste nicht, dass er tot ist. aufgewacht, bevor ich fragen konnte. da hat sich was bewegt, ist zur ruhe gekommen. (dankbar)

werbung wirkt, wenn das produkt stimmt, auf bluesky neulich hat jemand die farben der creuset-linien gezeigt, paar tage später habe ich becher gekauft, die ich nicht brauche, ich habe diverse services in viel zu wenig schränken, jedenfalls hat minuten später in der serie eine hauptdarstellerin einen dieser becher in der hand. kurz die angst, dass eines tages in den filmen am rand des geschehens die dinge auftauchen, die wir grade gegoogelt haben, als eine art mehrdimensionales product placement (hier haben sie es zuerst gelesen, danke). jedenfalls machen die das ganz gut, da bei creuset.

in der serie ist die hauptfigur leider nicht besonders sympathisch, sie wirkt sehr verbissen und hat keinen humor, lacht wenig. ich mag ja bei politserien die illusion einer gewissen leichtfüssigen souveranität der souveräns, wie es in west wing oft dargestellt wurde, aber vermutlich ist das hier näher dran. sie ist allerdings hinreisssend ungekämmt die ganze zeit.

ich würde jetzt gern zurück in den traum, aber der ist hinfort und kommt nicht zurück, nie wieder. godspeed.

25. september 23

nachmittags anderthalb stunden über einen friedhof spaziert, um ein grab zu finden. m. hat geburtstag, er wäre jetzt so alt wie ich. der einzige weg, wie sich der altersunterschied zwischen zwei menschen vergrößern kann. wie altert jemand, der tot ist? eine weile nachgedacht, was ich anziehen soll, weil er schöne schuhe liebte, mich dabei nicht albern gefühlt, mal schauen, wie sich das entwickelt über die nächsten jahre. noch jemanden mit blumenstrauss getroffen, ich rufe seine familie an, die andere frau findet schließlich das grab, es liegt direkt neben einer dicken, vielleicht anderthalb meter hohen hecke, die bei der beerdigung im letzten november noch nicht da war. auf dem grab ist eine fahrradklingel befestigt, sehr schöne idee. das radeln nach kreuzberg genossen, ein warmer, sonniger septembertag. durch die sucherei war es zu spät, um am grab zur ruhe zu kommen, aber in zukunft werde ich es wiederfinden können. alles intensiv wahrgenommen, das leben ist kostbar.

volksbühne – mein gott, herr pfarrer!

ein problem des spätmittleren alters ist dieser unklare mangel, den frau nicht genau begründen kann. lässt der verstand nach, ist das gedächtnis einfach von alleine zum sieb geworden, hab ich jetzt wirklich schon mit ende fünfzig arthrose, ist es ein leichtes postcovid, oder sind es die wechseljahre? geht das vorbei, oder bleibt das so? der bauch wird wohl sicher bleiben. es ist ein kreuz mit dem frausein.

dann lieber theater, gestern erst hinten, dann wegen leeren plätzen im mittleren drittel gesessen, sophie rois und inga busch sehen beide alterslos und jung aus, da ist vielleicht aber auch die entfernung von der bühne besser als cgi oder andere maßnahmen, und nope, das vergleichen kennt kein halten, ist aber nicht mehr so existentiell bedrohlich wie früher die wahrnehmung von schönheit anderer frauen, die waren fast alle immer schöner, jetzt ist es mehr interesse. das altern schafft gleichheit, es ist sehr demokratisch.

nicht mehr alles hören können leider, aber das stück war solide, pointiert, also mehr pointen als handlungsverläufe, einzelne zeilen sind so gut, im ernst, ich versuche dann da in meinem stuhl mir die zeilen zu verinnerlichen, aber derweil geht ja das stück weiter, nicht schlimm, man kommt immer wieder rein in den flow, das synchrone vs das diachrone theater, wie immer denke ich dann beim zuschauen, ich hätte vielleicht etwas verpasst, würde gerne nachschauen (ein paar pollesch-stücke gibt es als buch, aber viele sind nicht zum nachspielen freigegeben, falls jemand weiß, wo man sie zumindest nachlesen könnte, bitte gerne!), das stück passiert im text, im wortwechsel, im gespräch.

das bühnenbild war toll, es ist mehr eigene kunstform als nur ergänzung und staffage, das gefällt mir, es gab auch einen mädchenchor, der halleluja und ein kyrie gesungen hat, ich weiß nicht, der gehörte irgendwie mehr zum bühnenbild als zum textanteil des stücks. der taz-kritik entnehme ich heute, dass der bergman-film von 1962 „licht im winter“ fürs stück eine zentrale referenz ist, nun ja, hätte ich das gewusst! es hätte nichts verändert vermutlich, das stück trägt sich selber, mit leichtigkeit. ich les ja vorher keine kritiken. so blieb ein bisschen offen, woher allgemein das thema jetzt gekommen ist, wobei die klare und herzzerreißende frage „mein gott, warum hast du mich verlassen?“ natürlich seit zweitausend jahren im raum steht, und, wie sophie rois im stück sagt: „es hat immer noch niemand geantwortet.“ auch sehr schön: „alle reden immer von erlösung, aber hier sind gar keine erlösten.“ (oder so ähnlich). sie ist ein energiebündel, wirkt wie eine tänzerin, die jederzeit alles vom stapel lassen kann, wie bei sehr guten musikern spürt man bei den leisen, eindringlichen stellen, wie gut sie ist. sie füllt den raum. benny claessens übrigens genauso sensationell, bei ihm kommt mehr emotion rüber, also wenn ich meine jetzt paar tage später aufplopppenden erinnerungen richtig deute, die körper/stimme-einheit funktioniert irgendwie anders, von seiner körperlichen präsenz ist mehr spürbar. sehr gern gesehen jedenfalls, geht hin.

danach gegenüber der vb noch ein bier vorm hostel, umgeben von sehr, sehr jungen menschen, die alle zigaretten, sogar zigarren!, und ein bier in den händen halten, teilweise gleichzeitig. sie kommen aus holland und sind das wohl gewöhnt so.

die ankündigungen vom datingportal („sie haben post!“) lese ich inzwischen mit ähnlichem gefühl wie die von der lottogesellschaft („sie haben gewonnen!“)- die nachrichten lassen sich in etwa zusammenfassen mit „hi, hier sind 3 euro fuffzich, und ich seh keine likes.“

sommer hier und da

seeblick nach abfahrt, lungolago in porto valtravaglia

wollte ja wieder mehr bloggen, aber das bedürfnis ist grad gar nicht da, anders als immer, weiß auch nicht, woran das liegt. in den ferien war ich sehr angenehm im privatmodus, eigentlich zum ersten mal mit dem gefühl, dass mein innenleben eigentlich keine öffentlichkeit braucht bzw. umgekehrt, und es fehlt mir nichts. hatte jedenfalls sehr schöne ferien, hab viele leute gesehen, einen ausflug ans meer und einen in die berge gemacht, gut gegessen, gut geschwommen, die 3 wochen waren eigentlich zu kurz, brauche eine, um überhaupt aus der erschöpfung rauszukommen, eine, um in den genussmodus zu kommen, und kann dann in der letzten woche die sorglosigkeit freier tage auskosten bis zum letzten tropfen, und am freitag fahre ich dann ja immer schon. mein job ist definitiv zu anstrengend.

sehr schön war, dass meine neue untermieterin, die ich noch gar nicht kannte, mich mit einem leckeren curry empfangen hat, weil man das in ihrer heimat so macht. nach hause kommen.

es ist mir zu kalt hier mit dem ewigen aprilwetter. das sichere helle und luftige plateau verlässlicher hochsommertage, vielleicht gehört das auch zur vergangenheit.