050825 #wmddgt

jetzt haben wir zufällig an einem 5. was unternommen, da bietet sich das doch an.

zu früh für ferien wachgeworden, mir und dem großen einen kaffee gebracht, fenster aufgerissen und die noch kühle frische luft hereingelassen – es gab dieses jahr noch keine dieser üblichen schwülen 35°c-tage hier, es ist tagsüber um die 28°, abends kühlt es auf 23° oder so ab, perfekt.

dienstags ist eigentlich markt in der stadt, aber ich hatte am tag zuvor eingekauft, wir konnten uns das frühe aufstehen wg parkplatznot sparen. gut gefrühstückt, ich mit mitgebrachtem müsli, der große mit salat, caprese und obst, alles klar von ihm selbst gemacht.

nach dem frühstück internet gelesen, unter vermeidung von nachrichten, da bin ich im urlaub im verdrängungsmodus.

nachmittags ist der große zu fuss zum strand gelaufen, ich bin erstmal noch in die stadt für einen einkauf, danach auch an den strand, dort jemanden verabschiedet, die zurück nach hause muss, außerdem mein seit paar jahren vergessenes schlauchboot identifiziert, also der große hat es in einem großen beutel in der umkleide, unter all denn minisurfbrettchen, flossen, einzelnen rudern uä entdeckt, mit nach oben genommen, es ist fast zu schwer zum alleine tragen. es passen 5 oder 6 leute rein, ich war in den letzten jahren halt immer allein hier.

dann schon um kurz vor 5 hoch, wir wollen nach locarno rüberfahren. der große kocht sich noch schnell was, ich räume bisschen herum, um halb sechs fahren wir los, nur bisschen später als vorgenommen. es sind um die 60km am see entlang, mir fällt der sehr dichte verkehr auf, vielleicht berufsverkehr? die kombi arbeit in der schweiz/ wohnen in italien ist recht beliebt. endlich die grenze, wie meistens komplett verlassen, ich fahre langsam durch. dann gibt es noch 12km autobahn, nach der ausfahrt in die stadt sofort auf parkplatzsuche, bin generell eher frei von orientierungssinn und bei der weit verbreiteten verkehrsführung mit unmengen von einbahnstrassen, kreisverkehren und fussgängerzonen schnell überfordert, trotz navi („kehren sie in 5m um“; „BITTE WENDEN“, etc.) bin kurz gestresst, dann einen der gesuchten parkplätze gefunden, die ab 19 uhr nix mehr kosten, kurz mit zwei jungen frauen geschnackt, die eine hatte eine feine kette über dem nasenrücken, zwischen zwei kleinen ringen an den nasenlöchern, das hab ich noch nie gesehen, nicht mal in berlin. danach gemütlich am see lang zur piazza grande gelaufen.

reihen von gelben plastikstühlen, hinten mit aufdruck "locarno film festival"

der platz ist noch relativ leer, sehr viele gelbe und schwarze plastikstühle sind dort aufgereiht, bis zu 8000, lese ich, aber das scheint mir doch etwas übertrieben. die leinwand ist wirklich riesig, die projektoren sind so groß wie ein container, schick in schwarz am ende des platzes, da reiche ich noch fotos nach. wir kommen von der leinwandseite des platzes um ca halb 8, es gibt eine taschenkontrolle, bei der ich mein mückenspray nicht deklariere, es hat nämlich ein „vorsicht brand“-zeichen an der seite und dürfte eigentlich nicht mit rein.

schwarzes sitzpolster mit aufdruck, ein leopardenkopf und aufschrift "prix du public UBS"

wir bekommen so sitzpolster mit werbung für teilnahme am publikumspreis („die größte jury der welt“ sagen entweder festivalsleitung oder einer der ubs-sponsoren später) und ziehen dann nacheinander noch einmal los, um kaffee und einen kleinen imbiss zu besorgen. es gibt viel zu gucken, der platz füllt sich rasch, mit dem großen versuchen wir die altersmischung zu schätzen, er meint „eher alt“, ich meine „eher jung“. schön angezogene, lächelnde menschen überall jedenfalls. wir hören, wie bei ein paar stühlen die lehnen abbrechen mit lautem knacks, da hat sich wohl jemand zu beherzt angelehnt.

dann gehen die lichter aus, der himmel ist noch nicht ganz dunkel, aber leinwand und film sind sehr gut sichtbar. nach den ersten szenen enttäuschung, die untertitel sind auf italienisch, sooo international sind die dann doch nicht, denke ich. sage dem großen, dass wir jederzeit gehen können, wenn ihn das nicht verstehen nervt, aber der film last dance ist auch so gut und nachvollziehbar verständlich, wir bleiben bis zum schluss.

filmleinwand an der liazza grande in locarno, vor dem film wird das publikum gezeigt

achtung, es folgen spoiler:

germain ist 75 und lebt in glücklicher ehe mit seiner frau lisa, die begeistert bei einem tanzprojekt von la ribot mitmacht, ihm filmchen schickt, viel erzählt. dann stirbt sie, germain wird von seiner familie und nachbarn aufgefangen, bekocht, begleitet, jeder übernimmt eine der rollen, die alle auf einem großen kalender in seiner wohnung farblich markiert werden. ihm ist es etwas zuviel, die vielen speisen bekommt die katze, bald mehrere katzen, weil es sich herumgesprochen hat.

das paar hat sich versprochen, für den anderen dinge zu ende zu bringen, falls eine/r früher gehen muss, er besucht also eine probe von la ribot und fragt, ob er mitmachen darf, findet sich so eher ausversehen in einer mehrmonatigen und sehr intensiven täglichen probezeit wieder, wo er langsam vom „pinguintanz“ (der große) in eine gewisse ausdrucksfähigkeit hineinfindet. er erzählt keinem davon, es gibt einige lustige missverständnisse deswegen, weil er nie zu hause ist und sich alle sorgen machen. der film endet mit der aufführung, die familie im publikum, die aufführung ist uns ein bisschen zu einfach gelöst, andrerseits sieht man die lücke, die seine frau gerissen hat, das passt dann wieder. schöner leichtfüßiger film.

heute beim googeln erst gemerkt, dass ribot eine bekannte choreografin ist, sie hat 2020 einen goldenen löwen für ihr lebenswerk erhalten, und diese art arbeit mit biographischen elementen, dem körper wie er eben ist, mit professionellen und amateurstänzer/innen gleichzeitig auf der bühne, das passt zu ihren konzepten.

wir reden über die raubtiere bei festivals, bär und löwe waren halt vergeben, sind aber auch naheliegender, wie auch die palme für cannes. mal nachforschen, welche bedeutung ein leopard für stadt und gegend (tessin) hat, vielleicht nur die pelze der damen im nahen ascona um die jahrhundertwende? das festival gibt es seit den vierzigern, ich weiß nicht, ob es immer den leopard für den besten film gab.

es ist den ganzen abend schön warm, wir bleiben im t-shirt.

dann durch die stadt zum auto spaziert, um kurz vor mitternacht losgefahren. unterwegs noch fast kein benzin mehr, hat mich gewundert, an einer minitanke mit selbstbedienung noch den tank gefüllt. strasse jetzt fast leer, die dörfer und städte noch voller menschen, es ist august, da arbeitet niemand in italien. um eins ca zu hause.

beim austeigen ohrenbetäubendes grillenzirpen.

#wmdedgt steht für: was machst du eigentlich den ganzen tag?

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2. august 2025

heute bei kräftigem regen gefrühstückt, dann war wieder sonne und wir sind zur fähre gefahren, der große brauchte eine badehose, die es auf dem markt an der anderen seeseite geben würde. in saisonzeiten fährt alle 15minuten eine fähre, 13,60 für beide hin und zurück, drüben durch den ultravollen markt gelaufen, badehose gefunden, dann noch die suchtmässig leckeren zitronen-ricotta-tortellis geholt, 12 große stück für 16 euro, schwamm drüber, mit olivenöl (oder butter?) und frischem parmesan sind die eine sünde wert. viele deutsche extrem unelegante touris unterwegs, zu enge t-shirts, bauchteile frei, rote hälse und köpfe, ich weiß nicht, warum mir das so auffällt dieses jahr, es sollte mich nicht kümmern eigentlich. mein sohn trägt ein gestreiftes baumwollhemd und bermudas und sieht blendend aus, tjé.

ich hätte hunderte handtaschen wählen können, aber es war dann einfach zuviel auswahl, sehr lustig die gefakten birkinbags aus leoparden-kunstfell, hätt ich vielleicht mitnehmen sollen, aber die kosten meist auch über 200€, und sind nur im vergleich spottbillig*. (ich rechne dies jahr mehr, weil mir der in den letzten monaten zuviel gezahlte lohn {im öd ist man bei versetzung immer erstmal auf vollzeit und muss die teilzeit neu beantragen, das hatte ich übersehen, habe aber weiter teilzeit gearbeitet} auf einmal abgezogen wurde, ausgerechnet in den sommerferien.

mit den hörgeräten höre ich das haus knacken und weiß nicht, ob das früher auch schon so war.

mittags bekocht worden vom großen, andere tortelli aus dem kühlschrank mit einem extrem leckeren und frischen tomaten-gemüse-sugo, zum reinsetzen, dabei wollte ich eigentlich nur ein oder zwei probieren. am eher späten nachmittag dann noch zum see für eine runde schwimmen, lesen, plaudern mit den anderen, danach aperitiv, diesmal am see, auch hier teurer geworden, aber der blick ist natürlich unbezahlbar. abends bruschetta mit dem rest sugo, sehr lecker, und ein bierchen, lese am handy gründe für intensives weiteres daumendrücken nach, es ist ein elend alles, aber es wird alles besser werden, unbedingt, ausrufezeichen.

erholung setzt ein, es ist ein riesiger unterschied, nicht mehr restlos erschöpft zu sein bei urlaubsbeginn.

*nachgesehen: es sollte eine kelly und keine birkin gefaked werden, und die gab/gibt es sogar wirklich.

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31. juli 2025

erster tag see und strand, mit alten freunden und bekannten. wir merken, dass wir langsam die alten sind, die immer am strand sitzen und lesen, im schatten der großen birke. sonne mit wolken, es ist fast frisch gelegentlich, mit sonne aber wie immer, das wasser klar und kühl. abends aperitiv, diesmal oben an der strasse statt unten am see, weil es unten sehr voll ist und oben leckere häppchen dazu gereicht werden. danach hoch zum essen und abwarten, wann die sonne nicht mehr spürbar ist auf der haut. nivea.

tisch mit aperol und ein paar kleinigkeiten zum essen

gemerkt, dass ich endlich mal zum filmfestival nach locarno kann und es nicht wie sonst immer verpasse. es gibt für alles noch tickets, möchte gerne einen der filme auf der piazza grande sehen (slowtiger hat recht, den anblick sollte man mitnehmen), bisschen sorge, weil ich ja nach filmende noch anderthalb stunden um den see zurück fahren muss, aber wann, wenn nicht jetzt. tagsüber eine reihe kurzfilme, darunter bleifrei 95, dann sehnsucht in sangerhausen, abends happy worker, mit colm meaney, den ich als trekkie natürlich immer gern sehe, danach kommt auf der piazza grande noch ein mich null interessierender film über einen milliardär und seine tochter, den schaue ich just for the feeling sozusagen. der spannendere film läuft am abend davor, aber der kommt bestimmt auch mal nach berlin. oder lieber last dance? dafür ein gratis-ticket gebucht. 4+ -filme an einem tag, dafür habe ich jahrelang beim streaming geübt.

meine kamera in berlin gelassen, die alljährlichen aufnahmen vom rosanen monte rosa mit dem handy versucht, aber das klappt dann doch eher nicht.

blick auf den monte rosa im morgenlicht, etwas unscharf
monte rosa unscharf im morgenlicht

versucht, den großen herzulocken. eine zugfahrt würde 10 stunden dauern und hin und zurück über 330€ kosten (via trainline), flüge von köln/bonn nach malpensa hingegen nur 120€ hin und zurück. so wird das nix mit der energiewende.

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kw 29, 2025

es ist mir zu kalt inzwischen, dauernd komme ich durchgeregnet zuhause an, trotz regenklamotten, diese bindfäden kommen überall rein. berlin ist ja eigentlich nur im sommer richtig schön, und wenn der nicht stattfindet, bleiben nicht so viele gute gründe. ich sach ja nur.

die geburtstagssträuße alle noch stehen gelassen und ihnen beim verwelken zugesehen, die lilien öffnen sich immer weiter, nehmen raum ein, bleiben dabei aufrecht, ich wünschte, ich könnte das malen und nicht nur fotografieren, muss an einen onkel denken, der jedes wochenende zum malen ins fränkische umland gefahren ist (die fränkische schweiz), aquarelle, jeder in der familie hatte ein paar davon in der wohnung hängen, zumindest in den ersten 10 jahren nach seinem tod, es waren dezente, angedeutete landschaften, aufs wesentliche reduziert. am see hängen noch seepanoramen, die er gemalt hat.

generelle genervtheit über die kapitalisierung von restlos jedem medizinischen bedarf. meine insulinpumpe hat den riesigen nachteil, dass die dafür angebotenen katheder überhaupt nix taugen, auch lange kaum lieferbar waren, ich also die anderer hersteller nutze, die natürlich nicht richtig passen, weil die verbindungen zwischen pumpen und kathedern meistens über einen proprietären anschluss laufen. katheder von medtronic passen nur auf pumpen von medtronic usw., die pumpen von medtronic lassen sich aber nicht durch meine loop-app steuern, sondern nur durch ein vom hersteller angebotenes system. die auswahl der katheder ist oft von unverträglichkeiten oder körperstrukturen abhängig, also werden adapter für die verbindung der systeme selber gedruckt, von uns, aber da sind die materialien nicht immer richtig, kommen manchmal in kontakt mit dem insulin, und das will ich dann auch nicht unbedingt. es ist ein bisschen wie früher, als jedes handy seine eigene ladebuchse hatte, an die nix anderes passte, der weg zum usb-c-eingang für alle war weit, und da gab es nur 4 varianten oder so, bei den insulinpumpen sind es fast 10 hersteller, weltweit verteilt.

auf bluesky einen langen thread über die reacher-filme gelesen, mit denen ich leider nichts anfangen kann, weil sie so sehr auf körperlichkeit hin ausgelegt sind, nur prügeleien, der schauspieler ein riesiger, cartoonesker muskelmann, er nimmt drogen für den film, hat er erzählt. auf die bücher von lee child hab ich mich jedes jahr gefreut, sommerlektüre, auch weil die art mann, die reacher darstellt, in den büchern eine bischen diskretere version von körperlicher überlegenheit hat, zumindest bleibt sie im text und drängt nicht ins bild, es gab platz für dialoge, beziehung, für die umgebung als archetypisch untiefe amerikanische provinz, nicht die reine unfassbar langweilige männliche überlegenheit durch muskelmasse, ein endpunkt für narration, plotentwicklung, spannungsaufbau, alles, er haut druff und das problem ist aus dem bild. inzwischen schreibt wohl lee childs bruder die bücher weiter, habe tatsächlich 16 bände reacher auf dem kindle. es spricht natürlich für die bücher, wenn sie so unterschiedlich gelesen, nein: so derbe reduziert werden können, das weite feld, finde es trotzdem traurig, wie wenig von meiner faszination es in die verfilmung geschafft hat. es ist ein reiner uncharmanter männerfilm geworden, der so nebenbei mittransportierte bias dabei, die vermutlich männliche angst/bequemlichkeit: nur ein superheld kann gerechtigkeit walten lassen, alle anderen sind irgendwie entschuldigt, das stört mich in den büchern nicht, da ist es teil der suspension of disbelief, es ist halt ein james bond, eine modesty blaise, ein poirot. und die kraft der hauptfigur bleibt mittel und verselbständigt sich nicht zum zweck. wobei, ich sollte mal wieder reinlesen, vielleicht erinner ich das falsch.

wobei ich dazu sagen sollte, dass ich bei gewalt immer sofort vorspule und also verhältnismässig wenig gesehen habe von der serie.

darauf ein paar lilien:

rosafarbene große lilienblüte
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musik und parties

eine freundin fragte an, ob ich eventuell in die philarmonie wolle, sie hätte da eine steuerkarte übrig. immer, natürlich, wer will das nicht? es war auch noch ein wirklich sehr guter platz in der ersten reihe von block b, der saal voll, etwas über ein drittel weißhaarige menschen, die anderen von ca. 12 jahren an aufwärts. seit langem mal wieder ein abend, bei dem ich so gut wie nichts vorher kannte, oder zwar schon mal gehört habe, aber ohne eine beziehung zur musik aufzubauen. liszt und strauss, thielemann und erin morley, eine sensationell gute sopranistin aus den usa. beim zuhören kann ich es kann glauben, dass jemand (strauss) so eine melodieführung schreiben kann für eine stimme, es scheint eine sehr wilde reise, doch sie bleibt souverän, gutgelaunt, charmant in einem wunderschön schwingenden plisseekleid in bianchigrün. die orchesterlieder sind es, thielemann erzählt, dass er ein bisher unbekanntes lied gefunden habe, für piano, und daraus ein orchesterstück geschrieben hat, unfassbar eigentlich. das lied war fein und voller schönheit, ganz leicht und elegant, nicht so voller sensationeller effekte wie die anderen lieder.

mit ubahn zurück, wie immer mit pendelverkehr, ich weiß auch nicht, was grad in berlin los ist.

so, das war am 6. juli, schon wieder über eine woche her. im klassikblog, das ich oben verlinkt habe, sind seitdem schon wieder drei komplette seiten gefüllt, ich habe mir zum 60. mal wieder das weiterbloggen vorgenommen, egal wie, egal was, nicht mehr warten, bis die ganzen angefangenen texte mit ideen, sätzen, abschweifungen angereichert werden. überhaupt: nicht auf ideen warten, einfach losschreiben, wie früher. ich tue das nicht mehr, weil mein beruf die meiste zeit des tages einnimmt, auch die meiste kraft verbraucht, das freie fliessen der gedanken, wie es idealerweise bei mir aus einer gewissen langeweile heraus entsteht, das kann man nicht erzwingen. na, mal schaun, mal sehn. im neuen job bin ich abends nicht erschöpft, vielleicht klappt es da mit gewohnheit, wenn ich nicht mehr dauernd einfach so einschlafe, sobald ich nicht mehr stehe. jeden abend ein paar zeilen vorm einschlafen oder so.

meinen geburtstag im kleinen kreis gefeiert, nach jahren mal wieder, weil runde zahl etc. der davidzwilling hat mir ganz selbstverständlich beim vorbereiten geholfen, er hat die rolle übernommen, denn der gregorzwilling war in umbrien, der große steckt in seiner abschlussarbeit. es war sehr schön und fast herbstlich heimelig, weil es draussen so geschüttet hat die ganze zeit, die luftfeuchtigkeit ist fast so hoch wie am lago, das ist gut für haut und haar. reden, zuhören, plaudern, die freundeskreise mal zusammenbringen. man bleibt im fluss miteinander. vorgenommen, das wieder regelmässig zu machen, weil jünger werden wir ja nicht.

s/w-bild, in der mitte ein tisch, drumherum menschen im gespräch

foto: gaga nielsen

habe meine geburtstagszigarette jedenfalls sehr entspannt am sofatisch genossen, ich biete das bei einladungen immer allen an, raucht drinnen, ich mag das aroma, macht aber keiner mehr, der gang auf den balkon ist konditioniert, ist ja auch so ein ausstieg aus der sozialen situation ins ganz eigene, du mit deiner kippe unterm nachthimmel, das hat was.

heute dann auf der arbeit mit einem kuchen und einem blumenstrauss überrascht worden, nasse augen bekommen, es ist ein wirklich guter ort, an dem ich gelandet bin.

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5. juli 25

endlich sommer, also verlässliche temperaturen über 20°, mehr will ich ja gar nicht. ich bin immerhin abends wieder ansprechbar und für spontane aperitivs zu haben, ein riesenfortschritt, nehme die stadt wahr, die schön gekleideten jungen leute, viel weiß dieses jahr, anliegende weiße schlauchkleider und -shirts, bei denen ich überhaupt nicht in versuchung komme. parallel dazu empfinde ich meine sommerkleider als einen tick zu blümerant und bunt, aber ich kann ja nicht jedes jahr neue kleider kaufen, nur weil die mode sich dauernd ändert, wobei ich mich dunkel erinnern kann, dass ich das früher deutlich anders wahrgenommen habe. und ja, mein schrank ist sehr voll.

dies posting entsteht nach dem schönen text übers schreiben beim herrn buddenbohm, über frau kaltmamsell.

mich beschäftigt die vor monaten gelesene statistik über die vielen frühen tode von typ einsern immer noch, ich habe das bedürfnis, meine rente früher zu beantragen, die stunden zu reduzieren bis auf ein mass, dass nicht mehr anstrengend, sondern nur noch auslastend und angenehm ist. gregorzwilling sagt, ich solle wieder mehr sport machen, er hat recht, aber grade habe ich überhaupt keine energie übrig dafür. das ist schon ungut, sagen wirs mal so. ja, ich weiß, der sport bringt energie, aber die müdigkeit ist eine koppel ohne gatter, rausgucken ist einfach, rauskommen weniger. erstmal über den zaun irgendwie. jedenfalls werde ich mir so bald wie möglich joggingschuhe nachkaufen, nachdem die letzten von einem sohn erst ausgeliehen und dann irgendwie übernommen wurden. heute, sonntag, hätte ich wunderbar zeit dafür. ich bin nicht unfit, aber fit bin ich auch nicht, und das reicht nicht mehr.

kann sein, dass es ein frauending ist, wenn wir dann in der menopause angekommen sind und immer noch nicht genau wissen, ob das jetzt alles so bleibt, oder ob ich in die etwas zu groß gekauften bhs auch noch reinwachse, wie aus den erst neulich gekauften hosen wohl bald wieder heraus, gleichzeitig ändert sich der masstab peu a peu, ich bin dankbar dafür, dass ernste erkrankungen bisher ausbleiben.

ich werde 60 in dieser woche, das ist schon richtig cool eigentlich. am geburtstag bin ich bei patti smith, falls ich das ticket nicht noch loswerde, ich wär auch einfach gern allein gut essen gegangen. mal sehn.

jetzt gleich mit einer von einer freundin vermittelten steuerkarte in die philarmonie, liszt und ein paar strauss-lieder, gemerkt, dass meine ganzen sommerschuhe ungeputzt und staubig im schrank stehen, ich weiß gar nicht mehr, ob ich damit länger laufen kann. trage mal wieder das alte graue lieblingskleid, mit meiner grauen perlenkette, die mir plötzlich viel zu grob und groß vorkommt, merkwürdig. immerhin passe ich noch rein.

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kw neulich

am tag vor dem 1. mai lustiges supermarkterlebnis, ich konnte wieder lachen, weil ich auf einem diebstahl durch kartenbetrug wohl nicht sitzenbleiben werde, den tag darüber aber verloren habe, deshalb zu spät doch noch einkäufe für muttern und mich, und es war wie beim minigolfen mit lauter großfamilien, alles rannte komplett ziellos durcheinander, im kreis, hin und her, viele mittelalte männer, die in den gängen stehenbleiben und laut äähm sagen, große gruppen teenager, die sich aneinander festhalten und dann dramatisch innehalten, weil sie gummibärchen wollen. allgemein besonders viel herumgeirre in diesem besonders labyrinthisch angelegten rewe in der kulturbrauerei, in den ich selten gehe, weil es keine fahrradparkplätze gibt und ich mich dauernd verlaufe in dem doofen durcheinander an versperrten durchgängen und fehlender sardellenpaste.

(eine woche später habe ich mein geld immer noch nicht wieder, die reiseagentur, bei dem der/die betrügerIn es ausgegeben hat, kriegt die rückbuchung nicht auf die reihe, es könnte noch „tage oder wochen“ dauern, bis sie das hinbekommen, so schreiben sie. werde die bis dahin anlaufenden dreistelligen dispozinsen dann auch ihnen aufbürden. echt, wie schwer kann das sein?)

zwischendrin ideen, vielleicht doch nicht ewig in berlin zu bleiben. die stadt hat sich ein bisschen abgenutzt über die jahrzehnte. vielleicht nach bayern? oder in den freiburger raum? möbel und bücher hier lassen, einfach losziehen, der freundeskreis ist eh seit jahren mobiler als ich, lebt paar jahre hier, paar jahre dort, meistens woanders jedenfalls. ich bin ungebunden.

oder endlich ans meer.

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ohne ansatz

die menschen werden größer. auffallen tut es mir bei den frauen, einen kopf mindestens größer als ich, mit langem, wehendem haar, das ist hier grade in, wie in den 70ern. früher in der tram habe ich fast alle überragt mit meinen 1,74m, die italiener*innen waren mehrheitlich kleiner als ich, jetzt laufe ich besonders in meinem innenstadtviertel oft an gefühlt +1,90m -menschen vorbei, männer und frauen. vielleicht schrumpfe ich schon, oder es gibt andere gründe, orte, wo die erdanziehung geringer ist, die masse leichter nach oben kommt. zu den sternen.

neulich den gedanken gehabt, dass gar nicht alle leute meines alters plus noch keine grauen haare haben, sie färben bloss wesentlich professioneller als ich, die das selber macht, sobald der ansatz sichtbar wird. ich fühlte mich ein paar tage wirklich unangemessenn hippiesk beim gedanken, dass fast alle mittelalten leute außer mir alle 4-6 wochen haare färben lassen. es kann aber natürlich sein, dass sie auch nur vorm ausgehen oder vor veranstaltungn nachfärben, und dazwischen auch mal ein, zwei wochen mit ansatz herumlaufen, oder sind da alle super organisiert? bürojobs mit anwesenheit sind ja nochmal ein anderer anlassgeber.

beim grau werden gibt es ja unterschiede, die menschen mit einzelnen silbernen haaren im schopf, sehr dekorativ, und die mit den zonen, schläfen oder stirn, wo kompakte weiße stellen auftauchen, wie mit dem pinsel aufgetragen.

in italien sind die menschen sehr gepflegt und gestylt, kein falsches haar nirgendwo, gefärbt bis ins hohe alter, das schicke gut geschnittene grau und weiß, an das ich mich hier noch nicht herantraue, gibt es dort fast nicht. das wäre mal ein anlass!

jedenfalls leises othering bei diesen themen, das mich bei meiner jahrelangen beruflichen unbehaustheit auch schon länger begleitet. wenn ich es bei anderen beobachte, bin ich es dann doch meistens selber, die differenz als schutzraum für das eigene. vielleicht bin ich einfach zu lange single.

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kw 16 2025

man macht was mit. dinge bei kleinanzeigen reingestellt, nach 2min will eine frau was kaufen, schickt qr-code, um ihre zahlung zu belegen, ich trottel lade den und verdanke der firewall meiner bank, dass ich nicht ausgeraubt wurde. mein konto wurde daraufhin komplett gesperrt, ich musste extra heute hin, aufwand, aber zg ohne schaden. der nächste käufer will eine rechnung, die ich nicht mehr finde, und glaubt jetzt, ich wolle chinesische nachbauten verkaufen, ein anderer will mich auf die hälfte runterhandeln, nee nee, danke. das war doch früher einfacher! ich schätze, unter 100€ ist es easy, danach wirds unseriös oder man selber wird für unseriös gehalten.

neues portemonnaie gekauft (das alte hat nach 5 jahren keinen reissverschluss mehr), zuerst fast als fake-version, erst nach einer weile den unterschied bemerkt. faked euch doch selber, echt, aber natürlich braucht eigentlich niemand dieses markengetue, es ist ein kennzeichen für diese kleine offene stelle im system, die das markenzeichen überdeckt wie ein lindenblatt. jetzt wieder wie zuletzt in den 80ern etwas von mandarina duck, immerhin in tiefrot, wie mein konto, und nicht diskret grau oder schwarz wie sonst immer, habe mich inspirieren lassen von einer freundin, die mich neulich zum essen ausgeführt hat, küsschen nach frankfurt.

vorfreude auf die jungs, die hoffentlich alle hier auftauchen über ostern, die zwillis haben dieses jahr am karfreitag geburtstag, in ihrem geburtsjahr war ostern ähnlich spät. habe deshalb besonders gute (und zu teure) schokoeier besorgt und denke über ein menue nach, kocht ihr ostern was besonderes? mir tun die lämmer so leid, das geht irgendwie nicht mehr.

eigentlich also alles in guter bewegung, aber die weltlage belastet mich, eine körperlich fühlbare anspannung, die beim nachdenken darüber merkwürdig abstrakt bleibt angesichts der realen gefahren, ein paar nerven immer im wer-da-modus. befremdlich und entfremdend im alltag. ich bin nicht mehr ganz im hier und jetzt, nicht mehr all in, was mich ärgert, das leben ist zu kostbar für diese energiefresser.

freude heute über die universität harvard, die sich absurden bedingungen verweigert und ihren prinzipen treu bleibt, dann europäische unis gegoogelt, die in ihrer frühen geschichte fast alle unfrei waren in der wahl ihrer lehrinhalte, die uni bologna hat sich erst 1155 durch friedrich barbarossa eine gewisse unabhängigkeit gesichert, über 150 jahre nach ihrer gründung 1088, die sie dann bei stetig wechselnden herrschern immer mal wieder aufgegeben hat oder aufgeben musste, zuletzt im italienischen faschismus. harvard ist ja eine vergleichweise junge 600 jahre jünger, ich hoffe, sie haben dort noch für viele jahre energie und rückgrat, und kapital.

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dingliches

wie viele berliner*innen stecke ich grade in der anfallsweisen entsorgungs- und aufräumaktion zum start der neuen saison. kleider, die ich nicht verkaufen werde, sondern einfach in die kleidertonne werfe, weil das mit dem verkaufen ja doch nix wird, und es ist ja berlin, da gibt es überall klamotten umsonst. nagut, bis auf die joop- oder burberry-blusen, die verschenke ich lieber direkt. eigentlich hat von allen alten dingen nur der kasten mit der coboro- murmelbahn, den ich auch ganz hinten in der kammer wiedergefunden habe, seinen den wert erhalten oder sogar steigern können, die murmelbahn wird aber auch noch genau so verkauft. merke den generationenwechsel am sinkenden wert all der dinge, die vor nicht einmal 20 jahren noch wertvoll oder sogar kostbar waren, wie diese sasha-puppen aus meiner kindheit, oder wie die eine leica-kompakt kamera, die ich auch gefunden habe, es ist alles nur für knapp übern hunni irgendwo im netz zu verscheuern. nicht geschafft, die puppen zu entsorgen, weil ich ja vielleicht doch einmal großmutter, usw. usw., no pressure, sagt gregorzwillling, und die kamera will der davidzwilling, also filme ge- statt kamera verkauft, denn der markt kennt eh keine gnade und nein, auch für biedermeier-möbel ist es vorbei, das wird sich nicht mehr zurückdrehen lassen, seien wir ehrlich. der zirkus ist weiter gezogen. dann in der langen schlange vor der einfahrt der entsorgungstelle gestanden, die besteht allerdings unabhängig von jahreszeiten. (nein, ich habe keine biedermeiermöbel weggeschmissen, natürlich nicht.)

neben der murmelbahn und den puppen auch eine weinkiste mit schleichtieren und matchbox-autos behalten, jahrelang besuchspielzeug für freundinnen mit kleineren kindern, aber all diese kinder sind inzwischen ebenfalls lange aus dem haus. eine schwere kiste mit holzbausteinen steht auch noch herum, fällt mir ein. es ist verrückt, wie schnell die zeit vergeht.

ich bin müde dieses jahr, nur ganz langsam macht der frühling den alltag wieder etwas leichter. zu wenig sport gemacht vielleicht, ich bin aus dem training. letzte tage im alten job, den ich nicht vermissen werde, mit den netten kolleginnen bleibe ich ja in kontakt, dann etwas urlaub in der stadt, die auch überall wieder lebendig wird, schön gekleidete menschen, klackerschuhe! statt winterstiefel, hurra. mehr schlendern als eilen, flanieren mit schönem mantel und geraden schritten, wie gestern frau wortlaute, mit der ich spazierengegangen bin. viel mehr fahrräder leider, da genieße ich die leere im winter, jetzt wird wieder gedrängelt, zu eng überholt, mit lastenrädern der radweg blockiert, und so weiter.

sehr schön: zur zeit mal wieder einen gasthund im haus, ein scheues und zurückhaltendes exemplar. inzwischen kommt sie hallo sagen und lässt sich den hals kraulen, das ist sehr nett. ich hatte ja immer den plan, spätestens in ein paar jahren wieder einen hund ins haus zu holen, aber einer der söhne hat eine allergie entwickelt, da werde ich mir was einfallen lassen müssen, die jungs sollen ja immer und ohne eine minute planung nach hause kommen können. vielleicht kann ich die hundeliebe generalisieren, also auf die persönliche beziehung verzichten und hunde von anderen ausführen? da würde wenig übrig bleiben, fürchte ich, ich möchte einen hund ja auch gegen das alleinsein, als familienmitglied. naja, es wird sich was ergeben. der sohn ist da zum glück auch tiefenentspannt, ein wochenende hat er mit dem gasthund schon ohne niesen überstanden.

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berlin und zeugs

finanziell harter tag, weil eine firma, deren aktien ich gekauft habe, von diversen anwälten mit einer sammelklage wegen betrugs angegangen wird. hätte ich das schon vor kauf im januar ergoogeln können? ich hab damals nix gefunden, hab aber auch nicht wahnsinnig intensiv gesucht. verlust bisher um die vierhundert, ja, das tut mir weh, obwohl es natürlich spielgeld war. denke grad über mein einkommen nach, die berliner sparkasse gibt da einen guten überblick, ergebnis: es geht mir einigermassen, seitdem ich im öffentlichen dienst bin. vor allem ist die arbeit sehr sinnvoll, wenn das auch ein bisschen ein nachgeschobener trost ist, weil es natürlich nicht wirklich viel geld ist.

verspüre deutlichen unmut, was berlin angeht, brücken werden erst jahrzehntelang nicht instand gehalten und dann abgerissen, es gibt kein konzept einer verkehrswende, die radwege sind meistens eng, löchrig oder nicht vorhanden, bürgersteige erfordern wanderschuhe, termine bei ämtern gibt es nur mit monatelangem vorlauf, termine bei fachärzten entweder gar nicht oder auch nur mit bis zu 10 monaten vorlauf, der alltag ist nicht unmühsam. vielleicht ist die stadt einfach zu groß? es gibt auch viel zuwenig gymnasien und oberschulen, die schulwechselphasen (selbstlink ins ferne 2012) sind eine zumutung für eltern und kinder. in berlin konnten bis zum letzten jahr die eltern noch mitentscheiden, auf welche weiterbildende schule ihre kinder kommen, in den gymnasien gab es dann ein probejahr, nach dem endgültig entschieden wurde, dieses jahr gab es stattdessen einen einzigen probetag (für alle kinder, die mit einem notenschnitt schlechter als 2,2 trotzdem auf ein gymnasium wollen), mit einem test, dabei sind 97,4 % der kinder durchgefallen, ein deutliches fy des senats an die eltern.

meinem eindruck nach war es vor 15 jahren noch etwas einfacher, aber vielleicht vergesse ich da nur selektiv, denn die kinder sollten jeweils in weit auseinanderliegende schulen eingeschult werden, mit verteilung der zwillis auf zwei grundschulen in entgegengesetzter richtung, später beim gymnasium sollte wieder ein zwilling an den stadtrand mit >1h anfahrt, der andere in die erwünschte schule, und die sog. geschwisterregelung, nach der also die geschwister an dieselbe schule dürfen, galt damals mal ja und mal nein, unvorhersehbar. ich habe dann jeweils geklagt und gewonnen, weil alleinerziehend, aber es war unverhältnismässig aufwändig alles.

bei all diesen wirklich schwierigen bedingungen sind die leute, die dann in den ämtern und schulen sitzen, in meiner erfahrung freundlich und zugewandt, sagen aber meist: da können wir nichts tun. ja wer kann denn nu was tun?

die ausgaben berlins im zb bildungsbereich finden sich inzwischen bei der gew (pdf), im vergleich zu 2012 sind es nicht mehr 5,2% des bip, sondern nur noch 4,9%. und man merkts. lustigerweise hat berlin höhere personalkosten im schulbereich, obwohl die lehrer*innen deutlich weniger verdienen als woanders, das liegt laut gew vor allem daran, dass in berlin 72% der kinder ganztagsschulen besuchen, im vergleich zu 50% im bundesdeutschen schnitt. berlin hat eine arbeitende bevölkerung.

vielleicht werde ich auch einfach älter.

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20 jahre hotelmama

worte, worte, worte. unfassbar viel text, mein blog wird am 1. april 20. als frisch alleinerziehende habe ich damals irgendeinen ort für mein glück gebraucht, und es war wahnsinig aufregend, einfach texte ins netz stellen zu können, ohne schwellen, ohne schwierigkeiten, in einem rutsch in die welt, press pubblish and go, das funktioniert für mich 2025 immer noch. inzwischen sind die kinder schon ein paar jahre ausgezogen und in ihren eigenen leben, aber die bloggerei ist für leute wie mich immer noch der schönste weg, text zu veröffentlichen. es gab ja damals eine richtige bloggerszene in berlin, mit treffen und parties, ich hab freunde und liebhaber gefunden, die liebsten davon sehe ich immer noch regelmässig. ihr leser und leserinnen seid meine bezugsgruppe, on- und offline. danke.

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gras wachsen hören

gestern mein hörgerät bekommen, seitdem kommt mir die welt sehr laut vor, alles macht geräusche! das klicken auf der tastatur, die fingernägel auf dem tisch, der holzboden meiner wohnung knarzt in vielen tonlagen. die akustikerin meinte, das gehirn muss sich wieder daran gewöhnen, soviel zu hören, in den ersten tagen oder wochen fällt einem jeder ton auf, den das leben so erzeugt, alles fühlt sich einen tick zu laut an, später reduziert sich die wahrnehmung wieder aufs notwendige. war gestern abend so richtig hirnmüde, verspürte eine klangunlust, bitte endlich wieder ruhe! ich trage jetzt unitron moxi b1-312, ersteinmal für drei wochen, dann teste ich noch ein anderes gerät und darf mich dann entscheiden. die geräte verbinden sich via bluetooth mit dem handy, streamen und telefonieren geht dann automatisch, ob sie sich auch mit dem rechner verbinden lassen, weiß ich noch nicht. zuzahlung wäre nur 10€ pro seite.

die akustikerin hat mir die aufgabe gegeben, während der anpassung 15min am tag klassische musik zu hören, „laut!“, das mache ich natürlich gern. und ja, bald ist ostern, die mp (selbstlink, sry) geht schon wieder, hurra!

meine diagnose war eine mittelgradige auf der einen und eine leichte schwerhörigkeit auf der anderen seite, es ist mir bisher im alltag nicht so wahnsinnig doll aufgefallen, ich habe in gesprächen mit anderen halt öfters nachgefragt oder mein nichtverstehen stillschweigend akzeptiert, nur flüstern ging irgendwie gar nicht mehr. und ja, die geräte halten auch bei kleinen ohren sehr sicher, und ich hatte richtig sorge, dass sie rausfallen, wie alle anderen kleinen ohrstöpselchen.

neulich freunden erzählt, dass die airpods bei mir nicht halten, nein, auch nicht mit den kleinen adaptern. eine freundin hatte eine erklärung: die dinger werden für männerohren gebaut, die einfach größer sind. fand ich interessant, wäre empörend, falls wahr. in meinem umfeld bin ich jedenfalls die einzige, bei der solche dinger überhaupt nicht halten, das ist mit einiger wahrscheinlichkeit aber wohl eher eine anekdotische evidenz. falls nicht, kann es ja ein anreiz zur meistens geschäftsfördernden diversifizierung sein.

vor ein paar jahren hat mir ein hno-arzt von hörgeräten abgeraten, es sei alles noch nicht so wild, und ich solle mein gehör trainieren. es scheint aber so, als ob ich mich eher dran gewöhnt hätte, ohne obertöne zu leben. außerdem hat mich die aussicht auf mehrere hundert bis tausend euro zuzahlung abgehalten, dabei geht es auch ohne. jetzt gespannt darauf, ob das gerät wieder aus meiner wahrnehmung verschwindet. erstmal jedenfalls ein hoch auf die krankenkassen, und auf fielmann.

(falls ihr euch das auch überlegen wollt: termin beim/bei der hno fürs rezept, dann termin bei einem hersteller oder bei fielmann, dort wird auch noch einmal ganz genau getestet, was ihr braucht oder wollt. es gibt ein paar geräte zur auswahl, von verschiedenen firmen, die werden jeweils ein paar wochen getragen und dabei angepasst, dann bekommt man ein eigenes, je nachdem mit oder ohne zuzahlung.)

edit/ergänzung: seit gestern die liedzeile „listening to the voice of my soul“ samt melodie im kopf, jetzt hat gregorzwilling sie identifiziert, es ist „listening to the wind of my soul“, das passt nur ungefähr, but well:

edit hinterdrein: es gab beim f. kein zweites hörgerät zum testen, mein jetziges wurde nur noch einmal in der einstellung angepasst. der termin fürs zweite wurde abgesagt, einen weiteren hab ich nicht bekommen – also ganz so toll war das doch nicht alles. bin zufrieden mit dem gerät, hätte aber schon gern noch ein anderes zumindest ausrobiert.

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bei der hand

ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe eigentlich genug, ich kann gar nicht alles nutzen, was ich besitze. mein kleiderschrank hat alles vom notwendigen bis zum untragbaren ballkleid, oder dem armani-hosenanzug, den ich eigentlich neulich bei gaga hätte tragen können, statt dem eher konventionellen glitzer-abendkleid von der abifeier des großen. ich ziehe vielleicht 10, 15 verschiedene dinge an, der rest bleibt liegen oder hängen. ich war das mal, ich war soviel, spitze und samt, prada und kenzo, meist secondhand oder geerbt oder yoox. würde es vermissen, wenn ich alles weggeben würde, vor allem schreckt mich der weg aus der bedeutung, dem besonderen, der erinnerung ins große nichts des universums, dem das ja alles egal ist.

früher im sinne von 80er-jahre-früher habe ich eine bestimmte art mantel auf eine kindlich unversehrte weise geliebt, er stand für etwas gutes. die dinger waren damals in italien seriöse bisness-kleidung, mein vater hatte einen aus lammfell, den jetzt der große übernommen hat, zu meiner freude. ist der geschmack wirklich so sehr prägung? dufflecoats waren im 19.jh. ein zeitlang soldatenkleidung, hauptsächlich wohl marine, und sind dann in den zivilen bereich diffundiert. ich kenne sie als „mongomerys“, die namensgebung entstand durch metonymie, weil ein general montgomery seinen dufflecoat andauernd trug, eben den monty, in kamelbraun. die alten fotos im netz zeigen männer mit militärmützen, hmm, immerhin trug cocteau auch einen, „and nothing else“ (aus oben verlinktem video). im stadtraum sehe ich keine mehr nur einzelne, es gibt besonders in berlin nur noch funktionsjacken- oder mantelträger*innen. zu spät, ich besitze jetzt einen dunkelroten dufflecoat, im schlussverkauf gefunden. es ist leider noch zu kalt dafür, oh möge der morgen endlich brechen. (noch mehr sachen.)

Bild einer Imhof-Weltzeituhr aus den 60ern, die Zeiger stehen auf 12:04 mittags.
es ist fünf nach zwölf

wenn ich am schreibtisch sitze, fällt mein blick auch auf jede menge kram, das meiste hat noch eine erkennbare funktion – festplatten, eine geerbte weltzeituhr (geht nicht mehr), cds (diabetologie in theorie und praxis, oder „sara und tim, playlist zum 10jährigen hochzeitstag“), der sentimentale wert genügt. neben dem schreibtisch hängt ein kleines glasregal, darauf wörterbücher, der zingarelli von 1984, „undicesima edizione“ steht drauf, mit einem aufkleber der democrazia proletaria, die es seit 91 nicht mehr gibt.

Seite aus italienischem Wörterbuch mit Zeichnungen von Schmetterlingsarten
Seite aus dem Zingarelli aus den achtzigern

den hab ich fürs abi bekommen, und den sansoni von 1987, vielleicht fürs studium oder ähnliches gekauft. die bibel, fremdwörterbuch und anderes. ich mag sehr das kleine „lexikon untergegangener wörter“, die seiten sind schon etwas gilb, es ist von 2004, gefühlt vorgestern. „herzenszähmerin“ steht da für die dichtkunst, those were the times, „“eine poetische Benennung der Dichtkunst, weil sie die Herzen zähmet, d.h. empfindend und gefühlvoll macht; auch Herzensbändiger.“ heutzutage wäre ein gezähmtes herz eines, das nicht mehr so viel empfindet und fühlt, oder nur noch auf angemessene weise. merkwürdiger wandel.

lustig auch „hofieren“, als synonym steht dann da „cacare, […] seine Nothdurft verrichten. Das Kind hat in das Bett hofiert.“ werde ich häufiger dran denken, wenn ich die andauernd beifall klatschenden höflinge um trump herum sehe.

im regal daneben stehen die ganzen hundebücher, die behalte ich natürlich, gestern mit meiner schwester herumgesponnen, dass sie mir einen hund ausbildet, ich ihn dann sozusagen fertig übernehmen kann, weil für die ausbildung habe ich keine freiräume, sowas dauert mindestens ein bis 2 jahre. an meiner neuen arbeitstelle gibt es sogar hunde, da könnte ich eventuell einen mitbringen. vielleicht eine idee für später, so als nebenjob: büro- und arbeitsbegleithunde ausbilden? mit extras wie dinge in den mülleimer bringen, schuhe klauen, sofas besetzen.

(soviel schlimmes passiert, da fühlen sich so herummäandernde texte an wie sinnloses geplapper. I am babbling.)

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