10. april 2021

stiller, kalter tag. geburtstagsgeschenke für die zwillis gesucht, diesmal bekommen beide fast das gleiche, wie eigentlich noch nie, aber es ist das erste mal, dass sie getrennt feiern, das kann ich ausnützen. ich habe dabei die bei jungen erwachsenen wichtigen bereiche praktisch, sport, werkzeug abgedeckt, plus je ein buch. sie werden 20, da vermissen sie hoffentlich das thema schönheit oder eleganz nicht so arg, oder ich habs mit dem sport abgedeckt.

mir selbst eine lustige balancescheibe gekauft, die stelle ich ins badezimmer und putz mir darauf stehend die zähne, so der plan. bisher nutze ich diesen moment schon zum balancieren auf einem bein.

neulich auf einer hunderunde 2 mädchen beobachtet, die mit bunten hula hoop -reifen spass haben, assoziationen sind irgendwie tiefste 60er, s/w-bilder von sportgymnastik mit regeln, mädchen mit pferdeschwanz. dann auf einer anderen hunderunde noch mehr mädchen mit hula hoops gesehen. normalerweise fällt mir sowas immer erst auf, wenn die welle schon wieder durch ist, also hier der hinweis an euch: sie sind wieder da, sind ein trendsport, es gibt kurse auf youtube mit jeder menge erwachsenen leuten, und man bekommt schnell gute laune beim zuschauen, es ist ein bisschen wie tanzen, aber es geht auch allein im wohnzimmer. habe mir also einen bestellt, es hilft, dass keiner dabei zusehen kann. sehr gespannt, ob ich das lernen werde, ohne meinen noch unversehrten rücken damit in unordnung zu bringen, es sieht nicht wirklich gesund aus, aber sehr lustig. wenn es ab juli dann wieder bisschen wärmer wird, freue ich mich auf lauter mit hula hoops in den parks herumwackelnde sportgruppen. tanzen wäre für den gesamtkörper glaube ich besser, aber so weit bin ich noch nicht.

wieder viel platz im hirn für die diese nebensächlichkeiten, wenn die pandemie keine angst mehr macht, wenn nicht alles, was ich tue oder lasse, vor dem hintergrund pandemie stattfindet, sondern einfach mal so vor sich hin passieren darf. naja, es sind schon noch ein paar elefanten im raum, aber der größte ist weg. hab ich erst nach dem impfen gemerkt.

vollkommen befremdlich, aber mehr im sinn von irre, dass keiner die verantwortung für ein paar wochen oder monate harten lockdown übernehmen will, und sie alle sich immer nur weiter im kreis drehen, als wäre diese dauerbelastung den politikern völlig wumpe, das andauernde feinjustieren des risikos, die unruhe bis angst im alltag, der riesenberg, den homeschooling und homeoffice und zuhausebleiben bedeuten. corona wird nicht von alleine weggehen. (mit dem klimawandel wird das genau so weiter gehen, da ist die gefahr ja noch leichter wegzuabstrahieren.)

8. april 2021

gestern geimpft worden, mit corminaty. heute bisschen wie erster tag sommerferien. die praxis hat das so organisiert, dass immer nur 3 leute da sind, einer wird geimpft, zwei warten die 15-30 min nach der impfung, wenn einer geht, kommt der nächste rein. mir wurde vorher die temperatur gemessen, ich musste ein paar blätter unterzeichen, wartezeit war um die 5 minuten. meine hibbelige vorfreude habe ich nicht 100 pro verstecken können, mir sind nacheinander die kassenkarte und mein portemonnaie auf den boden gefallen. die arzthelferinnen lächeln sehr freundlich, hinter den masken. die mitwartenden waren gefühlt kränker als ich. bin sehr erleichtert.

bei mir war es wohl die kombination aus grunderkrankung und arbeit mit kindern, die mir einen impftermin bei meiner ärztin verschafft hat. ich habe auch briefe und mails geschrieben, in denen ich diese gründe angeführt habe, bezweifle zwar, dass die einen effekt hatten, aber es hilft, etwas tun zu können, und oft haben die ärzte keinen genaues bild von euren lebensumständen.

durch meine nutzung von aaps lebe ich schon in enger beziehung mit einem code, jetzt habe ich etwas codiertes gespritzt bekommen, der ganze code, der uns in alltag und konsum umgibt, ist wahrscheinlich viel komplexer, aber diese grenzüberschreitungen in den körper fühlen sich nach einem größeren paradigmenwechsel an. der mrna-stoff wird codiert und reisefertig gemacht und ist dann nur noch überbringer eines auftrags, der körper braucht keinen virus mehr, um den antikörper zu erschaffen, der code setzt ihm eine abkürzung ins haus, und er ist leicht zu ändern für andere impfungen. schon cool. das ist alles vielversprechend und einen tick beängstigend, wenn man die irre komplexität des körpers vor augen hat. aaps reagiert als code (auf den blutzuckerspiegel, nach definierten parametern, gibt über die insulinpumpe entweder mehr oder weniger insulin), der impfstoff agiert, stellt etwas her, was vorher nicht da war. das ist schon ein unterschied. fühle mich jedenfalls noch mehr cyborg, und werde sicherheitshalber einen chartreuse drauf trinken.

am nachmittag habe ich noch eine hunderunde gemacht, seit gestern abend tut die impfstelle etwas weh, bin bisschen schlapp, alles im rahmen.

mein impfpass ist leider erst ein paar jahre alt, nur der d.-zwilling hat noch seinen ersten, ein schöner überblick über die vorteile der neuzeit. wir haben uns 2009 auch gegen die schweinegrippe impfen lassen, mit pandemix, damals beim amtsarzt. das war auch ein kleinerer akt, die zu bekommen, aber genaueres erinnere ich nicht mehr. als wir in den frühen siebzigern nach italien zogen, wurden wir gegen cholera geimpft, das hat mich beeindruckt damals, weil es sich in kinderohren so sehr nach abenteuer und piraten anhörte.

zum ersten mal seit längerem durchgeschlafen. sehr erholsam. in 3 wochen bin ich geschützt, in 6 wochen gibt es die zweite dosis, laut praxis, weil so die schutzwirkung noch höher sein soll als wie bisher mit dem zweitschuss nach 3 wochen, aber es ist alles in andauernder bewegung.

hoffe, auch mein blutzucker fängt sich jetzt wieder, hatte in den letzten beiden wochen einen fast verdreifachten bedarf fürs essen, nur fürs essen, der grundbedarf hat sich nicht verändert. schwierig einstellbar, weil bis jetzt hochvariabel. mein aaps-system benötigt regeln, genaue vorgaben für die insulindosen, also x einheiten für x gramm kohlehydrate. es nervt etwas. rätsel, das gelöst gehört. corona ist es nicht, habe mich jeden zweiten tag testen lassen. ydmv.

habe irgendwo gelesen (nicht mehr wiedergefunden leider), dass die kinder von chronisch kranken leuten häufig psychisch belastet sind, bei diabetes stand als problem glaube ich „verleugnung“ und minimalisierung, seitdem rede ich darüber, wenn ich mit irgendwas diabetischem ein problem habe. am liebsten mit anderen diabetiker*innen oder in einem problemlösekontext auf facebook oder bei der ärztin, jetzt auch mit meinen kindern, es kommt mir aber alles tmi vor, weil es meist keine relevanz für mein gegenüber hat. das nicht darüber reden im alltag fühlt sich nicht als verleugnung an, ich nehme den diabetes nicht als getrennt von mir wahr, er ist also in allem präsent, nicht als star oder drama, nicht als gegner, sondern etwa so wie meine haare oder mein gewicht, darüber rede ich ja auch nicht dauernd. so froh, dass ich nicht mit schmerzen oder schlimmerem leben muss, es gibt wirklich ganz andere erkrankungen. mit der angst vor folgen etc. lernt man zu leben, ich denke nicht dauernd dran, keine ahnung, wie das anders gehen sollte.

versuche, den corona-stress gehen zu lassen, mir einen richtig guten job zu suchen, den alltag zurück zu erobern, weg aus der reinen reaktion auf umstände, aber es ändert sich ja nichts, solange das nicht für alle möglich ist, und dann gilt: es gibt genug aufgaben auch ohne pandemie.

ich verspüre eine vollständig aus dem internet übernommenen neugierde auf kohlmeisen, spatzen und amseln, zum lunch kommen aber immer nur tauben, krähen und elstern. wie komme ich denn an eine amsel? gerade hat eine junge elster einen meisenball mitgenommen, vor ein paar wochen hat das eine krähe getan. sie warten, bis die tauben den ball etwas kleiner gefuttert haben, dann holen sie sich den rest.

unter 10°

wie jedes jahr bin ich im berliner eismärz gefangen, zuhause, in einer art winterlager, mit literweise warmem tee und wärmflaschen. die höhle verlassen muss ich zum glück nur zu pflichtgängen, aber nach den hunderunden brauche ich stunden, um wieder auf betriebstemperatur zu kommen, trotz vielschichtiger klamottierung. in meinem wintermanagement reicht die energie meistens bis ende februar, danach ist sense bis jenseits der 12°c- wetterscheide, die ja in berlin manchmal erst mitte april beginnt. zum ersten mal seit ewigkeiten hab ich dieses jahr auch keine bedürfnislage entwickelt, ich will ja im februar sonst immer, dauernd, kinder machen, eigentlich fast egal, mit wem. habs gar nicht vermisst. liege also mit 4 schichten, darunter ein wollener rollkragenpullover und ein dicker merinopulli und noch 3 anderen lagen auf dem sofa und harre der dinge, die das jahr noch bringen wird. mit der wärmflasche warte ich aber noch bis nach einbruch der dunkelheit. mein blutzucker spinnt ebenfalls. im berliner märz bin ich italienerin, für die alles ab appenin jenseits und norden ist.

(hmpf-text übers impf-theme. nichtmal lieder.)

das mit den impfungen macht mich wütend, es bringt mich zumindest auf. gleichzeitig fühle ich mich lächerlich, wenn ich mich darüber beklage, weil so viele, die in größerem ausmass gefährdet sind, sich auch nicht impfen lassen können. die reihenfolge der impfungen, nach alter, risiko etc. erscheint mir ein notwendiges werkzeug, um ein knappes gut zu verteilen, die triage ist eben das angemessene mittel, um zuerst die gefährdeten zu erreichen. dass es schlaumeier, abkürzer und gefalleneintreiber gibt, stört mich auch nicht, ich bin ja in italien aufgewachsen. aber ich kann nicht nachvollziehen, warum es in deutschland nicht genug impfstoff gibt, wie bei einem so wichtigen thema entscheidungsprozesse zu lange gedauert haben, zu wenig und zu spät bestellt wurde*, und warum der herumliegende impfstoff nicht einfach an andere verimpft wird. da hat jemand mist gebaut, und alle machen weiterhin mist, keiner kümmert sich, trifft entscheidungen, übernimmt verantwortung, wie frau modeste es heut sehr schön auf twitter formuliert hat. was für eine chance das hätte sein können, aber nee, es wird einfach verdaddelt.

*frau arboretum hat das thema im kommentar noch mal recherchiert. es gibt nachvollziehbare gründe für die verzögerungen, da hab ich nicht gut genug gesucht.

der virus ist womöglich einfach nicht gefährlich genug, die regierungen der länder können den einfach durch die bevölkerung durchlaufen lassen, und es ist ein wahljahr. ich möchte trotzdem lieber nicht erkranken, nicht bei dem irren aufwand, den ich für mein überleben die ganze zeit eh schon betreiben muss, aber das ist allen zuständigen egal, die verantwortung trägt immer der nächste in der reihe. dann gibt es pressekonferenzen, sie reden und reden, und dann öffnen sie die schulen und kindergärten, und die frisöre und die buchläden. ich komme mir albern vor, wenn ich das verstehen will, es ist vielleicht einfach nicht darauf angelegt, verstanden zu werden, es geht immer nur um begrenzte lokale ziele und abläufe, terminierte zahlen, nicht um das große ganze, also die verhinderung der infektionen, zerocovid. die relativ geringe sterblichkeit erfordert keine härteren massnahmen, das ist jedenfalls meine hilfserklärung. den stressjob mit den schweren fällen haben die mediziner*innen und pflegekräfte, und die interessieren sowieso niemanden.

mich macht das müde. liebe und verantwortung zeigen sich in dem, was du tust, nicht in dem, was du sagst, und hier handelt gefühlt gar keiner. ich kann als einzelne so wenig tun, ich renne hinterher mit meinen masken, immer schön mit abstand und gewaschenen händen, entwickle darüber so eine schräge und als bürgerin ungewohnte selbstwahrnehmung als jemand, der ignoriert und vergessen wird, das klingt dramatisch, aber es geht eben ums überleben, nicht um eine steuernachzahlung, ich möchte dieses blöde virus lieber nicht bekommen. es ist existentiell. kam einfach ein bisschen unerwartet, da von meinem staat im stich gelassen zu werden, nachdem er da erst so die verantwortung an sich gerissen hat, der staat, den ich sonst nur als bürokratisches system und abstraktum wahrnehme, eine entität, für die ich mit meinen steuern bezahle. bestimmt morgen oder so werde ich all das wieder wegrationalisieren, aber bis dahin kann ich es überhaupt nicht nachvollziehen, was da von staatlicher seite alles nicht passiert.

letzte woche (das posting liegt hier schon eine weile rum) sollten diabetiker schneller geimpft werden, aber nur, wenn sie ganz schlecht eingestellt sind, weil es da wohl statistiken gibt. das hat die berliner senatorin aber nicht erwähnt in ihrem interview, also haben sich diabetiker (auch ich) an ihre ärztinnen gewandt mit der bitte, ihnen eine bescheinigung auszustellen. die soll an die kassenärztliche vereinigung gehen, die sie dann ans einwohnermeldeamt weitergibt, und von dort sollten dann die die impfcodes kommen. die kv hat dann schnell eine meldung an die ärztinnen geschickt, mit der bitte, bloss keine atteste auszustellen, weil niemand bei ihnen weiß, wie sie weiter vorgehen sollen, nicht mal die datenrechtliche frage ist geklärt. heilloses durcheinander, jedenfalls doch keine impfung für diabetiker.

es wird wohl irgendwann klappen, in der einen oder anderen gruppe werde ich mich impfen lassen können, was mit allen anderen ist, steht in den sternen, und die varianten kommen ja munter weiterhin ins land.

es ist halt für alle die erste pandemie, eine zum üben. ich denke, es hat nicht geklappt. die nächste wird kommen, und ich hoffe, sie wird nicht tödlicher als diese, oder doch tödlicher, und dann gründlicher bekämpft? hmm.

(heute überall menschentrauben unterwegs, alle sind unter der woche nachmittags draussen, anteil der ansteckenderen varianten heute bei 44% – lieber masken aufbehalten.)

irgendwie unbefriedigender text, den ich nie wieder lesen werde, aber was solls.

15. januar 2021

bei yoga im januar bin ich elastisch wie diese gummibänder ganz hinten in den küchenschubladen deiner urgroßmutter, schwer wie ein schneesatter acker, die gelenke zu mürbe, um all die wintermasse vom boden wegzubekommen. hinab! plumpst man dann, wenn man endlich darf, und dann schummele ich auch noch in der kinderposition, weil ich meine beine nicht an den richtigen stellen geknickt kriege. schwer geht die luft, mühsam hebt sich mein bein in den baum, ich erinnere mich an den frühling, wenn sogar die füße leicht werden und nach oben wollen, nach oben können, als wäre ich eins mit mir („findet euren punkt“), und stünde nicht total daneben. ich bin jetzt im tiefen winter, ich vergesse die abläufe der asanas, ich bin überhaupt gegen abläufe im januar, es gibt ja kaum tage, es ist alles nur ein müdes lichtloses nacheinander, und jede zeit nach 4, jede zeit nach einbruch der dunkelheit ist nacht, für lange monate ist schwarze kalte berliner winternacht.

und meine neue forellenbegonie verliert grad die letzten blätter, obwohl ich ihr sogar das wasser entkalke. sie vertrocknen ganz langsam vom rand bis in die mitte, und dann fallen sie ab. blöde diva.

für die hunderunden lege ich einen weichen wollenen nierenwärmer an, unter dem rest, und trage kaschmir und lippenstift auf den freien flächen. ich wünschte, ich könnte die hunderunden nur im geiste machen, dann würde ich die richtige musik hören und könnte mich fast fühlen wie draussen.

überall liegt schnee, der versöhnt mit fast allem, außer hier, also genau hier, in meinem viertel liegt nur ein feiner, verwehender hauch, und zwar nur ganz oben auf den dächern, sonst überall in berlin meterhoch. wenn es schneit, mag sogar ich den winter, selbst wenn er dann länger dauert. sonst eher nicht.

24./25. dezember 2020

nachmittags einen überraschungsbesuch bei meiner mutter gemacht, wir haben die geschenke verpackt und uns ins auto gesetzt und hatten so noch 40min, um ein lied mehrstimmig zu üben. die fahrt durch berlin im regen, über leere strassen, während aus drei tiefen männerstimmen („du singst bass, ihr zwei tenor, ich alt, ok?“ „nein, ich bin kein tenor, ich bin auch bass“ „ich bin auch bass“) oh du fröhliche erschallt, ist mein lieblingsweihnachtsmoment geworden. wir haben uns bei meiner mutter in den vorgarten gestellt und ihr ein ständchen gesungen. sie kam auf den balkon, unfehlbar perfekt gekleidet, in meerblauem samt, und hat sich sehr gefreut. unter ihr wohnt eine andere alte dame, die auch auf ihren balkon kam, auch allein zu hause, auch sehr schön gekleidet, ob ich mich auch schön angezogen hätte, wenn ich weihnachten alleine bleiben müsste? höchstens halbherzig, also vielleicht obenrum elegant, unten yogahosen, oder umgekehrt. ich weiß es aber nicht. ich danach mit den jungs noch eine hunderunde zum grunewaldsee gemacht, dabei an einem tennisclub vorbeigekommen, wo eine große gruppe draussen im regen auch sehr laut oh du fröhliche sang, sie standen alle auf abstand, deshalb klang es irgendwie lauter. wir wollten kurz mitsingen, vielleicht ist es auch für andere das lied, auf das sie am wenigsten verzichten wollten, bei den weihnachtsgottesdiensten, an die ich mich erinnere, wird es zuletzt gesungen, während die gemeinde schon steht, und entlässt die leute in ihr privates fest. mein lieblingslied ist ja immer noch adeste fideles, aber für mehrstimmig hätten wir das üben müssen, was wir vorhatten, aber dann war es plötzlich gestern 14 uhr.

danach nach hause, essen vorbereiten, einen cremant trinken, bescherung.

ich hab vollkommen unerwartet richtige geschenke bekommen, darunter ein buch, was ich seit ewigkeiten lesen will, sehr gefreut! ein kleines startrek-modell zum selberbauen, aus metall, einen schönen füllfederhalter, mit etui, cremes, und lustigerweise einen fläschchen ostfriesenwhisky, auf den ich wirklich gespannt bin, von meiner mutter eins ihrer wunderschönen accessoires, die sie so langsam in der familie verteilt, und ein hyalurongel oder so etwas fürs gesicht, ja hmm, doch doch.

wir haben ein paar mal versucht drei familienteile per facetime, google meet oder skype zu verbinden, es hat aber immer nur mit zweien geklappt, haben wir halt wie sonst auch hintereinander miteinander geredet. gegen 23 uhr hab ich die gans in den ofen gelegt und die jungs sind ausgegangen, um sich mit freunden „auf abstand und mit maske, klar mama“ auf einem platz in der nähe zu treffen. dort haben sie gesungen, wie mir erzählt wird, und geredet, wie sonst vor einer kirche im kiez, die für jugendliche jedes weihnachten einen spätgottesdient mit hektolitern glühwein anbietet, immer sehr beliebt bei allen. zum ende hin, erzählt der große, kam eine gruppe coronaleugner vorbei, die wohl gestern von platz zu platz gezogen ist, „alt, so mitte dreissig“, ohne maske. sie sangen „fürchtet euch nicht“.

jetzt ist es kurz nach vier, nach der gans ist die küche wieder halbwegs okay, ich liege mit übriggebliebenen gerösteten brotwürfeln und einem glas rotwein auf der couch und telefoniere, die anderen ruhen. es ist schon wieder fast dunkel, stille, die adventskerzen sind heruntergebrannt. es war ein schönes fest, eigentlich, liegt bestimmt auch daran, dass wir nach diesem jahr gewohnt oder nur geübt darin sind, eigenen abläufen zu vertrauen. wie immer freue ich mich jetzt auf ein, zwei entspannte tage ohne pflichten, müsste aber eigentlich dringend an den schreibtisch. jetzt muss ich an den tisch, wir spielen irgendwas zusammen, ich werde heillos verlieren und so tun, als sei es absichtlich.

22. dezember 2020

das beziehungssystem der drei brüder untereinander beim ersten weihnachten, an dem alle studieren und auf dem weg sind, ist viel dynamischer als sonst. wie diese bilder, auf denen blickbewegungen aufgezeichnet werden. sakkaden, fixationen, regressionen, da capo. musik aus boxen, umgeräumte zimmer, picknick im flur, weil da ein gespräch passiert ist, sie streiten sich, werden aktiv, unterhalten sich auf dem balkon, sitzen nebeneinender auf der couch und gucken pixarfilme von früher, freunde besuchen sie und stehen mit maske im treppenhaus vor offener tür, gespräche über die gegensprechanlage finden statt. ich komme erstmal gar nicht vor, die wohnung ist bühne, es gibt keinen rechten tagesrhythmus, mal schauen, wann sie wieder runterkommen auf normalnull, ich wundere mich, es fühlt sich an wie mehr als 3 kinder, die alten rollen und die neuen leben im schnellen wechsel, ich merke ihre neugierde aufeinander, auf die veränderungen, das neue, besonders nach diesem jahr mit sowenig input von außen. bin gespannt, ob der abend vor weihnachten wie immer den klassischen riesenstreit bringen wird, um die luft zu klären. habe schwierigkeiten, die wohnung für mich zu reklamieren, stromere so herum und räume dinge auf, die mir begegnen, schuhe, socken, bücher, geldbörsen, handies, der große und der g.-zwilling haben keinen ort mehr für ihre sachen und verlegen alles dauernd. es ist mir zu unordentlich, aber alles hat scheints ein eigenleben.

großeinkäufe für muttern und uns erledigt, einfach zweimal direkt hintereinander durch den supermarkt gegangen, das ist viel einfacher, als nachher beim eintüten alles auseinanderzufieseln. es waren eh zwei sehr volle wagen. vorgenommen, meine kochfaulheit zu überwinden in den feiertagen und also jeden tag was zu kochen, wie früher, verspüre diesbezüglich aber eine müdigkeit existentiellen ausmaßes. ich kann die söhne ja auch mal dran lassen. als aufhänger die idee, in den weihnachtsferien jedes küchengerät einmal zu verwenden (von twitter, glaube ich), mal schauen, ob man mit der eismaschine auch was anderes machen kann, wobei, zitroneneis geht auch im dezember. pasta machen ist fein, so einen unbenutzten spätzlehobel haben wir glaube ich auch irgendwo, hoffentlich findet sich im haushaltskram wenigstens ein total rätselhafter gegenstand, zu dem niemandem etwas einfällt. heute habe ich schon mal gar nicht gekocht, hatte online yoga zur kochzeit, der große hat sich spiegeleier mit harzer drauf gemacht (ich habe so getan, als sei die kombi das normalste von der welt), ich hatte knäckebrote mit fenchelsalami vom markt, die zwillis waren verschollen in ihren welten, in- und aushäusig.

weihnachtsgefühl habe ich, doch. noch nichts eingepackt, der baum steht und ist geschmückt, ich habe ein paar mal bach einschummeln können, aber es fehlt die antwort der umwelt, das zeichen der welt, das gelebte fest, soviel von den stadtbildern, weihnachtstreffen, etc. findet ja sonst im zwischenmenschlichen statt, wird gespiegelt und reproduziert und verstärkt durchs miteinander. jetzt ist es erinnerung und alte strohsterne am baum, wobei, halt: und eure vielen baumbilder auf instagram. das ist schon gegenwärtig.

im freundeskreis bleiben alle in ihren kernfamilien und sind eher erleichtert darüber, bei gleichzeitigem mitleid mit den einsamen senioren.

die stadt heute war sehr voll, der supermarkt auch. die leute auf der strasse fast alle ohne masken. mit meiner mutter einen spaziergang mit großem abstand gemacht, beide mit ffp2. sie konnte sich nicht wie sonst einhaken bei mir, wir mussten also sehr langsam laufen. sie macht das super, aber es ist schwer in dem alter, sie sieht nicht mehr gut und hat hörgeräte, dazu die maskenbänder …

hoffentlich muss ich in diesem jahr nicht mehr so oft los, bedürfnis sich von der außenwelt incl nachrichtenportale mal für ein paar tage abzukoppeln, um in diesem schrägen jahr etwas so normales wie weihnachten überhaupt geschehen lassen zu können, aber auch lust, mal gar keinen zu sehen und allein ein buch zu lesen. innerer stress bei all dem normalen alltag ist sehr groß, liegt an den umständen mit lohn und brot, die viel zu offen sind für mein alter.

wäre schön, wenn die pandemie bald vorbei wäre.

10. dezember 2020

glühwein an jeder strassenecke. ich war eigentlich für morgen abend mit einer freundin verabredet, auch einen zu trinken, schon zur feier des wahlsiegs (wir hofften, t. hätte es bis dahin aufgegeben), aber auch zur feier einer erledigten aufgabe, die für mich morgen noch ansteht und mir angst macht. die glühwein-idee ist großartig, strassenverkauf, bisschen guter verdienst für die geplagten gastronomen, denn glühwein ist ja leider meistens ein rechtes gesöff, das ohne viel aufwand erzeugt werden kann. aber die leute stellen sich dann mit ihren glühweinbechern alle zusammen in die nähe der ausschankstellen, meistens an die nächste strassenecke, wo sie dann in pulks von 10-15 leuten beisammen stehen, plaudern, trinken, lachen, wie auf einem sommerfest im garten. ohne masken. so merkwürdig.

es ist anders als es im sommer war, wo man sich mal zu zweit mit abstand vor eine kneipe setzen konnte, es ist neu und also mit hipnessversprechen (wie heißt das heute? trend erscheint so lahm), es scheint halbwegs okay, weil draußen, der schutz der gruppe ist gegenwärtiger als die vage angst, sich anzustecken, und weil niemand die abstände kontrolliert, kann die freundesgruppe gegen den rest der welt zusammen sein, das zusammensein wirkt nach den monaten der isolation bestimmt schon drogenartig intensiv. das glück der gruppe. ich finds interessant, und schade, weil ich so den verabredeten glühwein mit freundin nicht trinken gehen kann.

the expanse angefangen. tolle effekte, wunderbar und selbstverständlich divers, sehr viele tolle starke frauen. in der zukunft werden ein paar planeten und ein asteroidengürtel von menschen bevölkert, diese kolonien werden selbständig und geraten in konflikt um ressourcen. die serie zeigt figuren, die sich zwischen diesen parteien hin und herbewegen, es gibt für den zuschauer keinen eindeutig guten oder bösen, jede partie hat gute gründe, das fand ich wirklich fascinating. es gibt bisher, staffel 2 bin ich, es sind 5 inzwischen, eigentlich nur eine lange reihe von konflikten zwischen allen parteien, intrigen, machtkämpfe, wobei diese intrigen und manipulationen oft wie eine dramaturgische abkürzung wirken, um den konflikt eben filmisch voranzutreiben, und dabei trotzdem die menschheit als eigentlich friedliebend darstellen zu können, also der böse einzelne vs. den am frieden als systemerhalt interessierten regierungen. der entwurf dieses systems ist toll gemacht, die un als weltregierung, die erde total überbevölkert und größtenteils im elend lebend, die regierung als netzwerk von privilegierten, das ist irgendwie glaubwürdig. so könnte es werden.

die plots wirken ein bisschen wie eine verfilmung eines geschichtsbuches, in dem die nicht kriegerischen aspekte des lebens nicht vorkommen müssen. musste an „der große krieg“ von herfried münkler denken, in dem mit bewundernswerter unermüdbarkeit die strategien auf die einzelnen entscheidungen heruntergebrochen und dann detailliert erzählt werden, in all ihrer komplexität, die ja oft nicht mehr als reine gleichzeitigkeit ist.

hier herfried münkler zum thema gesellschaft nach corona, auch interessant.

(zufällige seite aufgeschlagen, sehr schön ein zitat von moltke: „Ein feindliches Holland im Rücken könnte bei dem Vormarsch des deutschen Heeres nach Westen von verhängnisvollen Folgen sein, besonders dann, wenn England die Verletzung der belgischen Neutralität als Vorwand nehmen sollte, an dem Krieg gegen uns teilzunehmen. Bleibt Holland neutral, so sichert es uns damit den Rücken, denn England wird die holländische Neutralität nicht seinerseits verletzen können, wenn es uns wegen unserer Verletzung der belgischen Neutralität den Krieg erklärt.“ [S. 89], es geht um den schlieffenplan.)

the expanse wirkt authentisch, es gibt kein beamen und keine lichtgeschwindigkeit (zumindest in staffel 2 noch nicht), und die einzige außerirdische lebensform tritt nicht in beziehung zur menschheit, sondern dient im drehbuch eher als projektion, ist wie eine wesenswerdung (richtiges wort fehlt mir grade) der hoffnung an gewissenlose unbesiegbarkeit. die auseinandersetzung der figuren mit einer solchen waffe könnte interessanter sein, wenn es nicht immer nur um nationalität bzw. zugehörigkeit und um persönliche rachebedürfnisse ginge, ein paar anspruchsvolle ethische debatten würde ich gerne mal gut verfilmt sehen. aber das ist in der wirklichkeit bestimmt genauso, die diskussionen über best. waffen finden alle innerhalb des militärs statt, stimmen von außerhalb sind ja nicht kriegsrelevant. in expanse wirken die argumente gegen den einsatz einer außerirdischen lebensform als waffe deswegen alle ein bisschen flowerpower -mässig, die figuren, die sie äußern, bleiben seltsam farblos, weil sie keine argumente bringen dürfen, so dass ihre haltung als gesetzt erscheint, und von außerhalb des politischen systems kommt (eine pastorin glaube ich), zumindest außerhalb der politischen intrige (ein etwas farbloser guter regierungschef), weil, klar, es eben eine scifi-serie ist, und da soll ja dauernd gekämpft werden.

so ähnlich stelle ich mir die welt im spiel eve vor, darum interessiert es mich nicht.

eine serie, deren gewalt ich gut aushalte. nachteil ist der ewige konflikt, den ich als wenig befriedigend und ein bisschen langweilig empfinde, dauernd kämpfe, dauernd weltuntergang, wenig humor, wenig spielerei, wenig neugierde, keine utopie. ein bisschen utopie braucht eine gute scifi-serie. hatte in staffel zwei deswegen erstmal keine lust mehr, mal schauen, wann ich weitergucke.

21. november 2020

auf hunderunde erfahren, dass die schulkinder sich einen festen freund für den winter aussuchen müssen, den sie dann ausschließlich besuchen dürfen. wenn es nicht klappt, ist das eine zementierung des doofen gefühls, in keiner mannschaft gewollt zu werden. es ist sicher merkwürdig für die kids, wenn der stromschnellenreiche fluss der kinderfreundschaften so fixiert wird, andrerseits fangen ja viele schöne geschichten so an, dass zwei aneinandergeraten, die das eigentlich nicht so geplant hatten. wenn die lehrer*innen die auswahl den kindern überlassen, kann das zur benachteiligung einzelner kinder führen, überhaupt scheint es schwierig, als lehrerin über das privatleben der schüler entscheiden zu wollen.

vorhin ging meine tastatur nicht, da wollte ich kurz einen found-footage-beitrag schreiben mit copy und paste. das war aber zu mühsam, dann habe ich nach einem neuen bett gegoogelt, ich kann ja das schlafzimmer der wohnung wieder beziehen, seit der g.-zwilling auszgezogen ist. aber ein schickes, nicht-ikea- bett kostet ab 1.5, eher richtung zweieinhalb tausend, das ginge grad sowieso nicht. lieber tastatur instand gesetzt. kleinanzeigen sind vielleicht auch eine lösung? es trennen sich doch genug leute. ich bin jedenfalls inzwischen im richtigen alter für ein bett, statt schlafsofa statt europaletten statt bodenlager wie bisher. ich schlafe überall problemlos, habe mir aber vorgenommen, trotzdem eine gute neue matratze zu besorgen. die beste, auf der ich je gelegen habe, befand sich in einem hotel pacific in monterey, californien, an die betten erinnern sich sogar die kinder noch nach 8 jahren, sie war genau richtig, und man hatte das bedürfnis, von ihr zu sprechen, zu schwärmen, sich wieder hinzulegen, obwohl wir an den morgenden alle wunderbar ausgeruht waren.

trump ignoriert seine niederlage seit inzwischen über 2 wochen, unfassbar. der tsp sieht dahinter reines machtkalkül, offenbar soll mit dem drive der empörten t.-anhänger eine senatswahl in georgia gewonnen werden, die allerdings erst im januar stattfinden soll. die republikaner befördern nur noch eine dystopische zukunftsvision, und kommen damit durch, verlieren keine anhänger, werden gewählt etc. fehlt es an geld oder an ideen, um den kahn noch zu wenden? bildung fördern, studienschulden erlassen, laber rhabarber, es wäre vielleicht einfacher, die politiker zu erziehen, anstatt die gesamte wählerschaft. ich frage mich, ob die lage schon immer so kurz vor hoffnungslos war, oder ob ich jetzt im alter bin, indem man die welt von zu weit oben betrachtet, also tendenzen sieht statt entscheidungen, strömungen statt unmoralischer menschen, und sich damit die hoffnung nimmt, noch etwas bewegen zu können.

die tiefe vorbeuge war eine meiner liebsten yogaübungen, beim ausatmen die nase aufs knie legen, die hände flach auf den boden, rücken und beine in angenehmer anspannung, danach hoch aufrichten mit den armen in richtung zimmerdecke. nach ein paar monaten pause bekomme ich nur die fingerspitzen noch auf den boden, und mein rücken signalisiert, er sei eigentlich nicht dafür geschaffen. mit training verbessert sich die beweglichkeit wieder, aber was passiert dabei? werden sehnen wirklich länger, also wachsen sie? werden sie dann wieder kürzer, wenn ich sie nicht fordere, oder verkürzen sich die muskeln beim nichtstun und müssen trainiert werden? googeln ergab die erstaunliche info, dass in den sehnen auch insulin produziert wird, und dass in ihnen eigentlich gar nichts mehr weiterwächst, wenn das kind mal groß ist. auch bei verletzungen entstehen kaum neue fasern, anders als bei knochen, die neue zellen bilden können, bilden sich bei verletzten sehnen nur vernarbungen, und die fasern, die nachwachsen, tun das in der falschen richtung, also quer zum dehnungsverlauf. es sind also die muskeln, die länger werden, wenn der mensch seine arglosen glieder in einen spagat zwingen will, was ich keinesfalls vorhabe, entweder werden dafür die muskelzellen elastischer oder sie werden mehr, um die entfernung zu ermöglichen. ich hatte in meiner anatomischen einfalt angenommen, muskeln könnten nur in eine richtung wachsen, im umfang, und nicht auch in die länge. wenn mir das jemand erklären kann, ich wäre erfreut!

2. november 20

ein schönes volles wochenende. noch eins mit großeinkauf, der g.-zwilling war wieder zu besuch, marktrunde mit dem d.-zwilling, um äpfel, eier und pasten zu kaufen. markt war voll, ein paar nasenmänner, sonst alle mit maske. lange hunderunde mit freundin, romanze gelesen, weil ich bei all den texten zu den usa, dem klimawandel und allgemein dem untergang des abendlandes etwas nur emotional packendes lesen musste, nichtmal serien gehen zur zeit, ich habe die neue folge discovery nicht zu ende gucken können, bin immer wieder raus zu den nachrichtenportalen. nicht gut, so bin ich gar nicht eigentlich. abends stew gekocht, den tisch im wohnzimmer gedeckt, dem ausgezogenen das familiengefühl mitgeben, als wäre es eine postkarte, es hat aber funktioniert, das system familie trägt. er sagt, es würde sich hier bei jedem besuch etwas anders anfühlen.

sonntags großes frühstück, lange schlange vorm bäcker um 10uhr. mein blutzucker ist die ganze zeit zu hoch, insulinbedarf um ein drittel oder mehr höher, das liegt auch bisschen an einer art fortbildung mit prüfungen, die ich grad absolviere, aber hauptsächlich an der weltlage. glaube ich, ich weiß es ja nicht, merke bloss die symptome, wer weiß, welche hormone da auch noch den üblichen ärger machen, vielleicht sind es ja auch noch die wechseljahre. ich bin aber bei tag 360, nach einem jahr ohne ist frau durch, heißt es, dann beginnen die heiteren jahre der postmenopause, bei der noch ein haufen schöner dinge verloren gehen können, u.a. die haare, die kreativität, die geschicklichkeit, die gelenke und die figur. bekomme jedenfalls fast keine guten postprandialen werte mehr hin, trotz allem, was ich weiß und kann. das erdet und lehrt demut. trotzdem gute laune.

nachmittags ist mir aufgefallen, dass die museen ab heut geschlossen sein werden und bin mit dem g.-zwilling noch mal in die gemäldegalerie. es war sehr voll, eigentlich ein gutes zeichen, dass die berliner nochmal kunst tanken, das mit dem abstand und den masken hat gut funktioniert. in der wandelhalle in der mitte der galerie findet eine eher finstere ausstellung statt, the last judgement scultpure von anthony caro, mit massiven strukturen aus holz, stein und metall, etwas bosch-artig, ohne das spielerische, humorvolle, lebensbejahende von bosch. sehr deprimierend, wirkte wie diese eingänge zur hölle in den indiana jones-filmen, wo pfeile, fallen und allerlei machenschaften den durchgang verhindern sollen.

ich wollte dem g. ein paar bilder zeigen, aber es war leider zu voll für einen ruhigen zugang. wollte mir ein meeruferbild von einem holländer ansehen, als trost für den dieses jahr ausgebliebenen blick aufs meer, habe es aber trotz mehrfachem herumsausen nicht finden können. jetzt hab ich es als bildschirmhintergrund, das funktioniert vielleicht auch. hatte freude an den bildern von üppigen gelagen und feierlichkeiten, überhaupt ansammlungen von menschen, daran dann doch gemerkt, dass mir was gefehlt hat in diesem jahr. das bild oben ist von einem joachim pantenier, „die ruhe auf der flucht nach ägypten“, von ca. 1520, mit seiner idyllischen landschaft hat es fast wehgetan, gibt es doch für die flüchtlinge von heute keinerlei hafen und keine ruhe mehr (es scheint verschiedene schreibweisen zu geben, im netz heißt es patinir, im museum patenier).

lustig die sprichwörter von brueghel, das bild ist mir vorher nie aufgefallen, habe fast keines erkannt. auf meinem kühlschrank hängt eine magnettafel mit einem verschwommenem foto und der aufschrift „leg dich lieber wieder hin“, den brueghel gab es als große postkarte im museumsshop, der wäre als fokussierhilfe und muntermacher vielleicht sinnvoll in den dunkeln morgenstunden, schade, zu spät.

ein unerwartetes geschenk war die ausstellung zum 300. geburtstag von piranesi, dessen römische veduten ich sehr liebe. habe nix davon mitbekommen, weil ich so fern der kunst war, was für ein glück, das noch erwischt zu haben, gemäldegalerie oder kupferstichkabinett zeigen ja alle paar jahre etwas von piranesi, diesmal ging es um wege und umwege seiner kreativität. auch hier wieder eine finstere folter-phantasie, mit einigen anderen kerker-bildern ein zentrales moment der austellung, zumindest haben sie eine ganze wand eingenommen. kann aber auch sein, dass mir das nur so auffällt mit meiner zzt. deutlich erhöhten grundunruhe.

heiliger bimbam! schon wieder soviel text. das liest doch keiner, aber zum kürzen hab ich jetzt natürlich wieder keine zeit. ich sehne mich auch nach meiner poetischen dichte und hoffe, ich finde sie wieder.

das noch: da hat doch 2014 ein begabter junger mensch aus kunstinteressierter familie einen ganzen haufen piranesi-zeichnungen identifizieren können? was für eine schöne geschichte.

der schrank

in folie eingewickelt steht er seit 17 jahren vergessen auf einem dachboden, ein schrank, er gehörte der schwester meiner urgroßmutter, der tante ahne, „von der haben wir ja ein paar möbel geerbt, die vitrine und der sessel gehören auch dazu“, wie meine mutter erzählt, „die konnten wir gut brauchen“. die tante ahne ist kurz nach meiner geburt gestorben, es gibt noch ein foto von ihr mit mir auf dem schoß, in ihrem sessel, der jetzt bei mir steht. ein arm fehlte ihr, den hat sie im bombenschutzkeller in berlin verloren. sie war eine frau mit vielen geschichten und einer soliden haltung zum leben, „kolossal zart, diese musik“ hat sie gesagt, als meine mutter ihr mal eine bach-single geschenkt hatte, und „sie hatte einen so burschikosen berliner humor“. der bruder meiner großmutter ist in berlin geblieben, er war pfarrer und hat mich getauft, vielleicht erinnert sich aus seiner familie noch jemand an sie, aber der kontakt zu diesem zweig ist seit langem eingeschlafen.

mein vater hatte den schrank in seinem arbeitszimmer, hat darin aktenordner und seine tagebücher gelagert, ganz unten, unter einer schicht alter zeitungen, hat er seine playboyhefte aufbewahrt, männer brauchen so etwas, hieß es in der familie, was für eine bürde, wenn die sexualität ewig auf dem niveau der pubertisten hängenbleiben muss, weil keine aufgeklärte entwicklung möglich ist. als mein vater starb, hatte ich keinen platz für den schrank, meiner mutter war er zu finster. ein freund von mir hat angeboten, ihn bei sich zu lagern, und dann kam alles mögliche dazwischen, und ich hab ihn vergessen. eine woche, nachdem das erste kinderzimmer wieder zur verfügung steht, meldet sich der schrank wieder, als wäre er jetzt an der reihe, also die besitzerin der dachetage fragt ganz freundlich an, was denn damit sei. ich könnte ihn eventuell sogar dort stehen lassen, aber will den langmut der inhaberin nicht weiter beanspruchen, schließlich kennen wir uns kaum, und der freund wohnt da auch schon lange nicht mehr.

ich versuche auf die schnelle, einen lieferwagen zu buchen, keine chance, aber er könnte ganz knapp in den kofferraum meines kombis passen, und grade sind beide zwillis in berlin. wir fahren hin, laufen 5 stockwerke hoch, ganz hinten im unausgebauten dachboden steht er, noch vom umzugsunternehmen in blisterfolie verpackt. und ja, er ist groß und breit, und wie sich herausstellt, sehr massiv. die zwillis bekommen den schrank mit müh und not, mit rutschen, kippen, wackeln („mama, warte einfach unten auf uns“) die treppen hinunter auf den hinterhof, von da geht es meter für meter weiter richtung auto. er lässt sich nicht gut greifen, weil er so gut eingepackt ist, rutscht immer wieder fast aus den händen. die laderaumöffnung hinten am auto ist 1m und 5cm breit, der schrank ist auch 1m und 5cm breit, das finde ich kurz lustig, aber er ist zu schwer, um es einfach mal zu probieren. die jungs stellen ihn hinterm auto auf, es sind 700m bis nach hause, keine chance. ich laufe zu einem nahen möbelladen, der inhaber leiht mir freundlicherweise gegen ein pfand so dicke gurte mit einer stahlkralle unten dran, die kann man sich um die schultern legen und unter das möbel haken und es dann mit der kraft des rückens und der schulter hochwuchten. die zwillis laufen in trippelschritten, mit dem hohen wankenden schrank zwischen sich, kommen zuhause an, und schaffen das möbel dann nach einer pause noch die treppen hoch. er wiegt ungefähr soviel wie ein klavier. als ich die gurte zurückbringe, zeige ich dem ladenbesitzer ein foto vom schrank und lerne, dass es wohl mal 2 davon gab, der zweite vermutlich ein sekretär, das biedermeier hat symmetrie geschätzt, also sieht die tür des schranks von außen genauso aus wie die vorderseite vom verloren gegangenen partner, mit drei blinden schlössern, ein blender. mahagoni, sagt der sehr freundliche inhaber noch, geht grad nicht so, aber wenn ich ihn loswerden wolle, er würde ihn auch abholen, da musst ich dann doch lachen. innen ist er leer, leider fehlen auch die regalböden, nur hinten in der ecke liegt irgendwas kleines buntes: es ist eine filmpatrone, mit negativfilm, ein zettel mit einer nummer ist draufgeklebt, der liegt da auch seit mindestens 17 jahren ungefunden und unenwickelt im dunkeln, vielleicht noch eine kleine geschichte. sonst nichts.

ich wollte die leeren räume der zwillis eigentlich eher hell und weiß einrichten, mit wenigen und neutralen möbeln, mal sehen, wieviel raum der schrank beanspruchen wird, ein kleines mahnendes gefühl bekomme ich sofort, waren doch die beerbten alles wohlsituierte bürger, eine familie von der ahe, bankiers, apotheker, politiker, mit geschichten, karrieren und villen. sie haben ihre schränke nicht selber getragen. aber alles ist vergänglich, außer diesen paar möbeln, und das meiste wird vergessen, besonders, wenn ein weltkrieg geschieht, und ich befinde mich eigentlich ganz wohl in meiner gegenwart.

13. oktober 2020

sie sind voller energie, schlagfertig, schnell, sie gehen dauernd aus, wenn wir zusammen essen, reden wir im schnellen wechsel über alle möglichen themen, über alles, außer dem neuen, was auf sie zukommt, da gerät das reden listenartig, hast du das und das schon erledigt, ich zähle auf, worum man sich kümmern muss nach dem umzug, sie wollen es nicht hören, ja mama, alles im kasten. sie freuen sich, wollen los, werfen sich wieder und wieder ins netz, das sie hier hält. jeder schaut im zimmer des anderen nach, ob der irgendwas vom anderen mitnehmen will, pullover und hosen werden durchgesehen, g.-zwilling, der zuerst ausziehen wird, muss alles vorzeigen. d.-zwilling hat schon einen mathe-vorbereitungskurs, jeden vormittag, total doof, sagt er, weil er flüchtigkeitsfehler macht bei den aufgaben, und hat die angst schon vergessen, womöglich gar nicht mitzukommen. sie gehen zusammen tischtennis spielen, fast jeden tag, mit ein paar freunden, ihre tage scheinen nicht planbar, oder die pläne werden nicht an mich weitergegeben, andauernd ergibt sich noch etwas, das ganze jahr muss jetzt nachgeholt werden, so scheint es mir, und ich protestiere wg corona, aber nein, es sind ja die alten freunde, sagen sie, keine clubs oder großparties. einer geht sicher, der andere hofft noch auf eine zusage. ich wollte eigentlich noch irgendeinen rite du passage aus dem hut zaubern, aber das klingt nicht an bei ihnen, non risuona, es geht ja nicht mehr um mich ab jetzt. es ist ihr weg. den ritus brauche ich.

im freundeskreis erste bedenken über eine zukunft mit maske und ohne besuche. die argumente dagegen fallen mir leicht, es sind aber alles rationale und wissenschaftlich fundierte argumente, und die angst vor einsamkeit ist damit nicht zu erreichen. es wird andere wege geben, sich nahe zu sein, sage ich, aber man will doch die enkel umarmen und anfassen, sagt x, wie soll das gehen! und es gäbe ja auch in der wissenschaft verschiedene meinungen, sicher, sage ich, das ist ein kennzeichen von wissenschaft, dass meinungen sich ändern und in frage gestellt werden, aber es muss doch meine entscheidung sein, ob ich mich dem risiko aussetze, sagt x, es ist doch mein leben. ja, aber damit werden doch auch andere gefährdet, sage ich, nein, das sei ein missverständnis, sagt x, x sei ja bereit, ein bis anderthalb jahre keinen zu besuchen, aber für immer sei das unaushaltbar, besonders für alte leute. es ist nicht für immer, sage ich, aber das haben sie gesagt, sagt x, dass sich die situation bis auf weiteres nicht ändern würde, und man dürfe ja nicht mal mehr eine andere meinung äußern, dabei würde x das aus den achtzigern kennen, dass man debattiert, den diskurs sucht, in freundschaft, ohne gleich zum nazi abgestempelt zu werden. niemand stempelt dich zum nazi, sage ich x, so ein quatsch, wir reden doch gerade in freundschaft, und man wird sich einfach anpassen müssen an die neuen gegebenheiten, vielleicht vor besuchen eine woche in quarantäne gehen, oder sich testen lassen, und die masken seien doch nun wirklich kein drama. wenn es tatsächlich so kommt, dass ein neuer lockdown und das verbot von besuchen beschlossen würden, dann würde x auch demonstrieren gehen, sagt x. ich sage, aber dann demonstrierst du mit nazis, diese demos werden gekapert von rechtsaußen, das ist unentschuldbar, mit denen gemeinsame sache zu machen. x sagt nein, ich bin kein nazi, das kannst du doch nicht in einen topf werfen. hm, sage ich. x will dann eben eigene demos organisieren. wir schweigen eine weile, ich beruhige mich schon wieder, sagt x, ich musste das nur mal los werden.

im kern des gesprächs stand die angst vor einsamkeit, vorm verlust der sozialen und familiären kontakte, so mein eindruck, und die erkenntnis, dass eben für jeden andere dinge aushaltbar sind, und dass wir wege suchen sollten, diese ängste anzugehen, anzusprechen, auswege zu suchen.

3. oktober 2020

1987/88, als ich zurück nach berlin zog, hat mich der osten nicht interessiert. er war weiter weg als der ostblock, er war fremd, und es bestand keine aussicht, diese fremde vertraut zu machen, niemand wollte das, es war das große andere, und das würde so bleiben. die mauer stand für immer, daran muss ich denken in diesem schlimmen 2020, und versuche gar nicht erst, mir vorzustellen, was noch alles passieren könnte.

berlin war für mich westberlin, geburtsstadt, unistadt, aufregende kulturhauptstadt. in italien haben wir nichts gelernt über die ddr, die italienische linke war der ddr eher wohlgesonnen, aber niemand wusste genaues. meine klassenfahrten gingen nicht nach berlin, sondern irgendwo ans mittelmeer, nach neapel, und nach camogli bei genua, mit der besten foccaccia der welt.

ich habe zwei dicke smemorandas aus der zeit, ’87 und ’88, habe noch mal reingelesen, leider keine tagebücher von ’89. eine seite über die erste party bei franziska, in ostberlin, ich war begeistert von ihr, bisschen verzaubert, unsicher, mir fiel auf, dass die gäste schicker angezogen waren, dass ich ein bisschen herumstand, ich hab aufgeschrieben, dass die gastgeberin ziemlich früh ihre party verließ, um zigaretten zu holen, und erst um 23:30 wiederkam, als ich losmusste, was ich bedauert habe. sie war die freundin einer ostberliner cousine meiner besten freundin, habe sie auf einem tagesausflug mit der freundin kennengelernt und war ein bisschen am haken. die besuche waren eher abenteuer, wir hatten früchte und zeitschriften dabei, die manchmal an die grenzbeamten gingen, manchmal nicht. ananas, und ich meine mich an die mischung aus arroganz (ananas!) und unsicherheit (kommunisten stehen da drüber) zu erinnern, wenn wir die herzeigten am übergang. von den 25 mark zwangsumtausch haben wir uns meistens bücher gekauft, shakespeare-gesamtausgabe, hermann kant, anna seghers, weil man in den caffees nie mehr als ein paar mark loswerden konnte. im intershop war ich auch paarmal, fällt mir ein! da ging das geld schneller weg. habe nichts aufgeschrieben über die grenzübergänge, oder über den tränenpalast, die grenzkontrollen etc., die waren eben lästig, und über die schlange an der grenze am brenner oder so hab ich ja auch nie etwas geschrieben.

ein besuch war besonders, weil ich die freunde in einem wochenendhaus in klein-venedig besucht habe, in einem käfer cabrio mit italienischem kennzeichen, in dem ich damals herumfuhr, und die stadt eigentlich nicht verlassen durfte als tagesgast. es gab kuchen, es war ein normaler besuch bei leuten an einem wochenende, es gab einen mann, den ich interessant fand, ich erinnere mich nicht daran, dass die mauer und die ddr thema war, wobei halt, ab wann durfte ich denn mit dem auto in die ddr fahren, war das nicht nach mauerfall? weiß ich nicht mehr, nur, dass ich über die grenze bornholmer strasse eingereist bin, innerstädtisch.

franziska kam jedenfalls irgendwie und irgendwann im sommer ’89 mit der bitte heraus, einen ihrer freunde zu heiraten, der unglücklich war und in den westen wollte, ich hab mich informiert, es gab diese anwälte am kudamm, die mir helfen wollten, ich musste nicht einmal hingehen, anruf genügte, und der apparat fluchthilfe ist angerollt, mit einer gewissen routinierten bürokratie. mir wurden eine reihe von infoblättern zugeschickt für die vorbereitung eines heiratsantrags, zu stellen an die ddr natürlich, nicht nur an den partner, mit empfehlungen, wie viele briefe und besuche nötig waren, um einen anschein von glaubwürdigkeit aufrechtzuerhalten. roger, der mann, war freundlich und eher still, der aufwand war ihm unangenehm, es waren die freunde, die sich sorgen gemacht haben um ihn und ihm helfen wollten. ich glaube, er konnte nicht studieren, was er wollte, aber ich weiß es nicht mehr, ich kannte ihn ja gar nicht. er hat keine perspektive für sich gesehen, kein mögliches glück, es waren die jahre, wo die situation in der ddr noch bleiern und statisch war, obwohl unter der oberfläche alles schon auf ein ende hinzustürzen schien, ich hab das aber nicht bemerkt damals, ich habe es später nachgelesen. die infoblätter tragen einen stempel vom august 1989, damals war der bruch schon im gange, ungarn hat ein paar hundert ddr-bürger ausreisen lassen, aber der weg dahin erforderte noch die bereitschaft, alles hinter sich zu lassen, familie, freundschaften, besitz, für immer. es war noch nicht vorstellbar, einfach auszureisen, im sinn von: legal ausreisen, schon aus angst um die familie, um die dableibenden. rausheiraten war eine alternative dazu, als westlerin hätte ich unterschreiben müssen, dass ich mich auch in der ddr ansiedeln würde, aus liebe, ich so beim lesen: hmm. ich weiß nicht, wie es dann weitergegangen wäre, ein paar monate wurden aber angesetzt, um die behörden zu überzeugen, da hätte ja jeder kommen können. ich habe glaube ich noch ein paar briefe geschrieben und war einmal noch drüben, um roger zu besuchen, aber ich erinnere mich nicht mehr genau dran. vielleicht auch nicht. wir hätten die ehe sofort nach seiner ausreise zum vom staat subventionierten sonderpreis von 1000DM scheiden lassen können, annullieren ging glaub ich nicht, und natürlich hab ich alte romantikerin darüber nachgedacht, ob ich mich eventuell in ihn verlieben könnte, wo er doch seine freundin sowieso nicht hätte mitnehmen können. dann fiel die mauer und ich hab ihn nie wiedergesehen.

ps: wollte die beziehung pci/ddr googeln und bin dabei auf die geschichte von benito corghi gestoßen: der arme mann war lkw-fahrer und sollte eine ladung schweinefleisch aus cottbus nach italien transportieren. ihm fehlte eine erlaubnis an der grenze, die grenzer haben ihm die durchfahrt verweigert, er wollte zu fuss die paar hundert meter vom lkw zur grenze zurücklaufen, um das papier zu besorgen, die beamten haben ihn nicht erkannt, er hat ihre warnrufe nicht verstehen können und wurde daraufhin erschossen, hinterrücks, mit drei schüssen in den rücken. 1976.

edit: auch eine heirat in den westen war eine ausreise und hat familien zerrissen, und wer einmal ausgereist war, durfte meistens nicht einmal für einen besuch zurückkommen. bei der bundeszentrale für politische bildung gibt es einen bericht darüber. noch ’89 haben 50000 menschen eine ausreisegenehmigung bekommen.