2./3. april

am flughafen erreicht mich eine nachricht vom g.-zwilling über wa, er müsse mir was mitteilen, er wolle sein studium jetzt doch abbrechen. erschrecke mich arg, argumentiere pädagogisch sinnvoll, und frage, was er denn stattdessen? dann kommt die antwort „voll erwischt, mama!“, und ja, hat er. umkehrung, früher war es immer anders rum.

auf dem flug nach mailand die familie in der ersten klasse, typ mit maga-basecap, „donald trump“ hinten drauf, teuer gekleidet. die frau hat ihren trenchcoat auf meinem rucksack abgelegt, im knäuel, an den ich nochmal ran muss (flug hatte verspätung wie alles grad verspätung hat), der mantel rutscht halb richtung sitz beim handling, sie ist genervt und sagt: jetzt geben sie schon her, sie zerknittern ihn ja. päärchen gibts, die wünscht man einander. die passen zusammen.

der einzige unterschied zwischen business und economy ist das essen. wir bekommen ein wasser und ein stück schokolade, sie irgendwas auf tabletts. stühle und abstände sind die gleichen, es gab nur 4 reihen erste klasse, ab reihe 5 war schon economy. es geht wohl wirklich nur ums vorne sitzen und eher reindürfen.

auf beiden flügen hatte außer mir nur noch eine andere person eine maske auf.

nachts heller vollmond, um halb sechs wach geworden.

ich hab für die woche nur handgepäck mitgenommen, wurde trotzdem am ber zur gepäckaufgabe gezwungen, flugzeug voll, irgendwas, machen sie sich keine sorgen, das haben sie dann in malpensa wieder, und so war es natürlich nicht, das gute stück mit insulin und sensoren etc pp drin war in frankfurt geblieben. am flughafen klargemacht, dass ich nicht ewig auf den koffer warten kann wg medikamenten, und nur einen halben tag später kam dann ein mann in einem kleinwagen und hat mir den koffer gebracht, er ist die strecke nur für mich gefahren. guter service bei lufthansa, andrerseits haben sie auch die weitergabe verbockt, oder es war die kollegin am flughafen, die nicht gesehen hat, dass nur ein halbe stunde zeit zwischen den flügen war. dann einkaufen gefahren, hier auch sonntags kein problem. dicke feine colomba von tre marie gekauft, 11€, die muss ich noch an freunde verfüttern.

erster tag am see fühlt sich an wie drei, so erholungsmäßig, so sicher funktioniert die konditionierung. weiß nicht, ob die vielen hier verbrachten ferien dafür verantwortlich sind, oder ob es einfach an italien liegt, mit licht, sprache, freunden und dem essen. es gab eine unangenehme sache heute, ich musste nescafe frühstücken, weil der kaffee alle war. freier blick über den see, der blick geht bis zum monte rosa ohne ein wölkchen dazwischen. ich starte morgens die heizung neu, die nachts nicht angegangen war, es ist im schatten nur 10° wärmer als in berlin hier unten, und versuche, den kamin anzumachen, scheitere an fehlendem kleinholz, dass ich suchen gehe, aber dann ist das papier alle und es gibt keine streichhölzer. in der sonne ist es fast zu heiß, ich setze mich in einen liegestuhl zum aufwärmen. sehr feine sorgen.

jetzt am montag 9:15 vergeht die zeit immer noch sehr langsam, mal schauen, wann sie fahrt aufnimmt, ich schätze so donnerstag. (sry, nur handybilder, hab kamera vergessen)

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das erste viertel ’23

dieses jahr immerhin schon ein bisschen kunst goutiert, habe im februar sogar in feiner begleitung meine allererste operette gesehen, die geschichte der fledermaus in der komischen oper, war sehr unterhaltsam und auf eine erich-kästner-hafte weise fabelhaft. mir sind arien aber lieber.

chancen für rockmusik hätte es in diesem jahr auch gegeben, frau gaga wollte mich gelegentlich mal mitnehmen, aber da konnte ich immer nicht. rockkonzerte sind mir auch eigentlich inzwischen zu laut, es sollte eher jazz oder klassik sein. julian lage hab ich leider verpasst, das hamburger konzert ist ausverkauft, amsterdam wäre noch zu haben, aber das erste konzert ist ebenfalls uitverkocht, nur mitte der woche ist noch was zu haben, und ich habe keine drei urlaubstage mehr übrig.

anstrengende monate gehabt, abends oft so kaputt, dass ich um 21 uhr einschlafe und erst um 5 uhr früh wieder aufwache. es wird vermutlich so bleiben, grad keine große lust, den job noch 9 jahre zu machen, also drüber nachdenken, wie es besser werden könnte, ich muss mich besser organisieren, mehr planen, effizienter werden, ändern, was in meiner macht liegt, vor allem die ganzen dokumentationsaufgaben rutschen mir noch etwas durch. die dramatische personalsituation kann ich nicht verändern. noch eine woche, dann eine woche ferien, die nicht ausreichen wird. meine uffs sind legion.

mit etwas glück habe ich im herbst eine woche lang eine hinreissende hündin zu besuch, drücken sie daumen! beim kennenlernen damals zusammen mit emma bin ich ihr ein paarmal auf die pfoten getreten, aus nervosität, und weil sie so wuselig war, aber sie hat es vergessen, und ist ja auch inzwischen kein welpe mehr. hundeferien.

das wochenende ist voll, ein tag mutter, viel haushalt, wenig zeit zum chillen. allgemeines genervtsein, was nicht am wetter liegt, der viele regen ist mir willkommen in zeiten der trockenheit, er sollte noch ein paar wochen anhalten, bis die pflanzen alle im grünen sind (ups! kaffee geholt, jetzt ist der himmel wieder blau, immerhin echter april). habe das lesegruppenbuch noch nicht geschafft, das wird jetzt ein bisschen eng, ich verliere andauernd den faden, genau wie beim picard, die letzte staffel ist ein einziger intrigantenstadl.

die tröstlichste nachricht in all der entropie ist die möglichkeit von zeitreisen, zumindest auf quantenebene. es würde zwar eine million jahre dauern, um einen menschen eine sekunde zurückzuversetzen, und selbst wenn die entwicklung dieser quantentechnologie ähnlich wie bei moores law eher exponentiell als linear verläuft, dann sind wir auch in ein paar jahrzehnten erst bei einer zahl, die immer noch keinen ausweg aus der gegenwart bietet. auch vor einer stunde war die welt schon in einem traurigen zustand. well.

ich weiß gar nicht, ob ich lieber in die vergangenheit oder in die zukunft reisen würde, vielleicht sind dazu eh ganz verschiedene technologien notwendig, und die zukunftsreisen werden irgendwann in der zukunft erfunden werden, sind dann super einfach, aber die vergangenheitsreisen dauern immer noch eine ära für eine sekunde, das wär blöd, dann würden wir nie davon erfahren. vorwärts immer.

in diesem sinne werde ich morgen zum volksentscheid gehen und für eine schnellere energiewende stimmen, auch wenn ich dann ab 2030 in berlin nie mehr ein auto fahren werde.

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kw neu

gestern abend das alleinsein gefühlt, an den richtig kranken tagen war es auch spürbar, genau wie frau fragmente es beschreibt. ich hoffe, das geht mit dem gesundwerden wieder weg, kann mir natürlich auch statt untermieterinnen jemanden für eine wg suchen, das wären dann 2 fliegen. vor allem hätte ich dann auswahl, anders als bei den männern, mit glück neue freundschaft. das hab ich mir für dieses jähr vorgenommen, freundschaften intensivieren, neue suchen, alte frisch halten.

noch was schönes: herr sven k hat sich von einigen zeilen hier im blog inspirieren lassen, ich glaube, das hätte ich gern für mein dating-profil:

februar. eigentlich erwarte ich jetzt ab sofort den frühling.

zu früh wachgeworden, das gute daran: kaffee und bloggen, das schlechte: mir fällt noch nix ein. inzwischen läuft radio, will mal andere weckerarten versuchen, ich mag die themen, die musik auf dlf dazwischen ist allerdings schwer aushaltbar. wechsel zu rai oder radio capital, der sprachfluss ist eine wohltat. auf rai 1 eine bemerkung über einen parlamentarier, der trotz hohem lohn mit freunden zusammen lebt, wie so ein student, dann mäandern die sprecher weiter durch die italienische politik und ich verliere den faden. ah, es ist eine presseschau! stimmt, ist ja noch vor halb sieben. fühle mich gleich weiter südlich, sprache hilft ja immer. erstmal zweiter kaffee. hach, wetteransage „dalla liguria alla campania“. ich sollte vielleicht doch endlich zurück nach italien gehen. mein job ist da noch schlechter bezahlt als hier, dafür ist die rente wesentlich höher.

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– tag 11

mit den freundinnen zunehmend krankheitsgespräche, bisschen sorge, vorgenommen, bei ende der akutphase corona damit wieder aufzuhören. vom diabetes rede ich ja auch fast nie. glaube, die angst verursacht diesen erhöhten redebedarf, der mir selber auf den keks geht, im blog stört mich das weniger, das kann man ja überlesen, hier darf ich’s sein. googeln hat jedenfalls ergeben, dass kreatinin im urin normal ist, was mir die ärztin ruhig hätte sagen können, jetzt bin ich enorm erleichtert, ich teste ja sonst nur den blutzucker. schnelltest heute wieder negativ, hab aber immer noch schmerzen. sehr froh über die impfungen, habe das gefühl, es wäre sonst schlimmer ausgegangen. hoffe sehr, dass ich übern berg bin.

habe seit über 20 jahren nur erkältungen gehabt und gelegentlich eine blasenentzündung (gegen die es eine impfung gibt, wer hätte das gedacht? es sagt einem niemand, was vielleicht daran liegt, dass die wirkung der impfung nicht bewiesen wurde) und einmal hochrisiko-hpv, das war auch unheimlich und ist zum glück wieder vorbei. ein grund gegen sex mit diesen seriell aktiven männern aus den datingportalen. ah, einmal nierenbecken-entzündung, fast vergessen. ich bin ein gesunder mensch, großes glück. hoffe, das bleibt eine weile so. beobachte, wie ich eher interessiert als ängstlich auf meine selbstwahrnehmung bzgl. corona gucke, der abstand durch rationalisierung ist da sehr hilfreich.

an den richtig kranken tagen tng geschaut, hat geholfen. ich glaube, alles in allem wäre mir das leben in einem raumschiff zu anstrengend.

hunde auf der tierheim-seite angeschaut, viele problemhunde mit bissvorfällen, viele listenhunde mit maulkorbpflicht, oft schwierige fälle. vielleicht ist das großstadttypisch? ich weiß, dass ich als ihk-zertifizierter hundemensch vermutlich freie wahl hätte (ich will und kann grade keinen hund, wollte nur mal schauen), aber es wäre dann hauptsächlich therapiearbeit, die da fällig wäre, wenig sorgloses miteinander. ich kann gewalt von hunden genauso schlecht ertragen wie gewalt von menschen. überlege aber, ein bisschen ehrenamtlich mit diesen hunden zu arbeiten, spazierengehen, vielleicht gibt es da eine möglichkeit, so ganz ohne hunde ist es auch doof. jedenfalls lieber ein welpe, wenn ich in 10 jahren oder so wieder tagesfreizeit habe.

grundsteuer gemacht, es war nervig, aber nicht so schlimm, über elster. beneide die italiener etwas, dort kostet nur die seconda casa steuern, also das wochenend- oder ferienhaus, weil das erste haus als grundrecht gilt, wenn man dort lebt. musste einige sachen ein paar mal probieren und habe nicht verstanden, warum es dann doch geklappt hat, besonders die quadratmeterzahl, die dann mit dem bodenrichtwert auf eine seite kommt, war nicht nachvollziehbar. nach ein paar versuchen, hat die seite meinen vorschlag akzeptiert. bin gespannt und befürchte sehr viel höhere steuern. sollte gleich meine anderen steuern auch noch machen, habe eigentlich spass mit formularen.

bester satz kam von einer freundin: wenn du wieder gesund bist, ist der januar auch vorbei.

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23. dezember 2022

habe versucht, weihnachten zu verschieben, um nur einen tag, wollte wie die italiener am 25. feiern, bescherung nach der gans oder so. die familie hätte wohl auch mitgemacht, aber die jungs haben ihre hilfe angeboten, bei den gesprächen wurde klar, dass die ganzen vielteiligen abläufe, auch wenn ich sie als leger oder entspannt wahrnehme, entscheidend und grundlegend für die weihnachtserfahrung sind. die kann man nicht einfach ändern, nicht wegen einer erkältung, oder nur vorsichtig, element für element, das datum ist zu groß, es ist nicht änderbar. ich werde aber, anders als in den letzten jahren, nicht mehr einfach nur buletten und kartoffelsalat machen, mir ist aufgefallen, dass ich das immer nur einmal pro jahr mache, ich bin einfach kein fan von kartoffelsalat, sondern ne quiche, dazu leckereien vom markt, und einen großen salat, alles brav mit handschuhen, die erkältung dieses jahr ist wohl für alle neu und sehr ansteckend, ich hoffe, an tag 10 nicht mehr so stark. die gans für den ersten weihnachtsfeiertag kommt wie immer spätabends bei 80° in den ofen und schmurgelt dann über nacht vor sich hin.

der baum liegt seit einer woche im auto, ich hoffe, der ist noch grün, denn kann heut der große rauftragen, wenn er gleich kommt, mit dem nachtzug aus trier. danach wird er hoffentlich den großeinkauf hochtragen, obwohl der bei 5°c ebensogut im auto bleiben kann, bis der d.-zwilling nachmittags kommt. vorfreude auf die söhne, ich sage ihnen, das ist wirklich eine schöne sache, haben sie bitte geduld mit ihren eltern, die sie unbedingt da haben wollen über die feiertage, das ist was elementares.

ich huste weiterhin ordentlich, corona negativ, werde lüften und maske tragen, wenn ich nicht esse oder trinke. kirchgang fällt flach, vielleicht mögen ja die jungs alleine gehen, das wäre eine pragmatische anpassung an die situation, wie in den letzten jahren, wo wir wg corona alle nicht gegangen sind. singen kann ich grad eh nicht.

habe den kindern wie jedes jahr angekündigt, dass sie diesmal wirklich keine geschenke bekommen, inzwischen bekomme ich darauf nicht mal mehr eine antwort. eine freundin dazu: ja, aber du schenkst ja auch gerne, das stimmt natürlich, und irgendwas findet sich immer, nur selten die volltreffer, aber die sind eh schlecht planbar, dazu braucht es serendipity. bei den vielen leuten im umfeld, die sich nichts mehr schenken, eine mischung aus respekt und mitleid. bekommt nicht jeder gern geschenke?

ich wünsche euch jedenfalls friedliche und schöne weihnachten, und wenn es stressig wird, sucht euch kleine momente, die ihr genießen könnt, es muss ja nicht alles toll sein.

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9. dezember 22

fürs nächste jähr mehr literatur vorgenommen. ich lese kaum noch, ich glaube, weil ich so wenig mitbekomme, was es an büchern grade gibt, worüber gesprochen wird. die auswahl fällt mir schwer, weil ich nicht 50 bücher pro jahr lesen möchte, lesen kann, zu müde und kaputt abends, sondern vielleicht 5 bis 12. in den buchläden gibt es die tische, bestimmt nach verkaufszahlen oder neuigkeiten ausgewählt, in der presse gibt es die kritik, aber ich finde immer weniger davon. literaturblogs sind der neue weg, vielseitig, überraschend, frei, sehr ergiebig, es gibt viele davon, im gründe sollte ich ein gut besprochenes werk lesen um herauszufinden, ob die kritik meinen Geschmack trifft. heute über twitter ein Interview mit italienischen Kritikern gefunden, die eine neue kulturzeitschrift im netz gründen wollen. der macher beklagt die sinkende qualität der literaturkritik in der (italienischen) presse, es ginge dabei oft nur um leseerfahrungen, er vermisst „intellektuelle aufrichtigkeit, mutige und analytische genauigkeit„. interessant fand ich seinen anspruch, die kritik solle aus den büchern das herausholen, was nicht einmal der/die autor*in dort vermuten würde, das finde ich eigentlich etwas schwierig, da geht es doch um dekonstruktion des literarischen schaffens, ein nackig machen verborgener absichten, diese anmutung von allwissenheit ist mir meistens zu viel. das ist doch ein akademischer ansatz, gehört diese art von kritik nicht an die uni? lieber respekt vor den autor*innen und vor mir als leserin, die einen eigenen weg finden möchte. trotzdem interessantes projekt, werde es lesen.

es wird jedenfalls überall viel zu viel besprochen. könnt ihr etwas empfehlen, werte leserschaft? letteratura hat oft (übersetzte) italienische literatur, der kaffeehaussitzer ist wohl auch eine gute adresse.

wenn ich einmal im jahr nach italien fahre, gehe ich immer in den hervorragend sortierten buchladen bei uns im ort und frage die inhaberin, was sie empfielt, kaufe dann meistens den neuen carofiglio und das buch, das den Premio Strega gewonnen oder fast gewonnen hat, und ein von ihr empfohlenes, in dem ich mich festlesen konnte. es sind immer nur drei italienische romane pro jahr, obwohl es in berlin sehr schöne italienische buchläden gibt. ich hab natürlich auch einfach keinen platz mehr für neue bücher, jedes davon landet auf einem stapel, die regale sind alle voll. sinnvoll wäre es, sich für ein buch zu entscheiden, es dann aus der bibliothek auszuleihen, aber das sind schon wieder zuviele schritte für jemanden wie mich, schade, am see gibt es auch eine moderne und relativ gute bibliothek. bei deutschen büchern habe ich noch kein so hilfreiches (wenn auch natürlich beliebiges) kriterium gefunden, bisher drangen interessante titel immer irgendwie zu mir durch, durch netz, presse, twitter, freund*innen, aber es gefällt mir fast nichts davon wirklich gut. ich brauche dringend neue lieblingsbücher, im ernst, ich bin dazu übergegangen, kochbücher zu verschenken, das kann so nicht weitergehen. sollte vielleicht mal darüber nachdenken, was mir gefällt. mich dabei ertappt, den söhnen schon wieder klassiker zu weihnachten schenken zu wollen. letztes oder vorletztes jahr waren es gesamtausgaben von ein paar deutschen dichter*innen, heine, rilke, celan, bachmann, die einfach jeder im regal haben sollte. so könnte ich weitermachen, etwas neues und einen klassiker, grundwortschatz und freispiel. (ich hoffe, wirklich, die jungs lesen mein blog weiterhin nicht.)

es geht aufwärts, brauche nur noch nachts schmerzmittel und bin wieder in der welt. das wirklich luxuriöse am angestelltenjob mit krankschreiben ist dieses sich nicht zusammenreissen müssen, nicht trotzdem alles schaffen wollen, nicht mit brummendem schädel und wackligen gliedern am schreibtisch sitzen und irgendwas fertig kriegen müssen, egal wie. wobei ich ehrlich gesagt als selbstständige fast nie krank war, weil kein kontakt mit kranken, anders als jetzt, wo ich permanent kleine umgeimpfte schniefnasen auf dem arm habe, dafür ist es mir im letzten jahr eigentlich ganz gut ergangen, toi toi toi. immer noch kein corona, viermal geimpft, aber ich rechne wöchentlich damit.

ein nachbar will das ganze wunderbare grünzeug, dass die hofwände bedeckt, abreissen, weil ihn das frühmorgendliche gezwitscher am schlaf hindert. unfassbar, oder? da gibt es schon so eine oase, ein geschenk inmitten der großstadt, und nein, es muss weichen, weil es einen einzelnen menschen stört. er hat jetzt um seinen balkon herum alles abgerissen, wo er dran gekommen ist. so viel zerstörungswut. macht mich wirklich traurig.

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kunst, 3d, fluchten

in einer ausstellung in mailand (was rede ich da, ich war dieses jahr überhaupt nur auf 2 ausstellungen) das erste mal so eine vr-brille getragen, in einem durch eine stellwand abgegrenzten, vielleicht 2m im durchmesser großen bereich. gezeigt wurde die geschichte des gebäudes, der biennale. es war aufregend intensiv, durch bewegen so eines kleinen irgendwasses, vielleicht einer art 3d-maus, konnte man wölkchen jagen. tolles gefühl, aber eingeschränkt durch mein wissen, dass nichts davon real ist. ein paar wochen später in einem film im planetarium gesessen, wo der sich bewegende himmel viel größer ist, weil wir uns unter einer 35m-kuppel befunden haben, das erlebnis war unmittelbarer und wirklicher, obwohl die filmkulissen nicht so realistisch aussahen (gebäude, objekte, sowas), als ob der optisch wahrgenommene raum einen größeren effekt hat als die bewegung des körpers im raum, den ja diese brillen imitieren. vielleicht können die kids, wenn sie spielen, das bewusstsein besser ausschalten?

(nehme mir immer mal wieder vor, zu spielen, aber verliere bei versuchen immer nach ein paar minuten den fokus, weil mir die ganze gewalt so auf den keks geht. gewalt interessiert mich nicht, es sei denn, sie richtet sich gegen mich oder meine lieben.)

mit freundinnen gesprochen, eine war auf der fridays-for-future-demo, die in berlin wohl wiederaufgenommen werden sollen. die marxistisch-leninistische gruppe war da mit ihrem ewigen megaphon, viele andere kleine gruppierungen, die auf jeder demo in berlin mitlaufen. im gespräch gemerkt, dass ich die hoffnung auf ein stoppen des klimawandels aufgegeben habe. es kümmert keinen, politiker und wirtschaftsbosse gehen keine risiken ein, jeder ist sich selbst der nächste. niemand übernimmt verantwortung. gedacht, alles stehen und liegen zu lassen und in neuseeland fuss zu fassen, damit meine kinder dahin können, wenn es soweit ist, ca. ende des jahrhunderts, also eher meine kindeskinder. es wird auch dort verteilungskriege geben, wer weiß, wie lang man da überhaupt noch hinziehen kann, es ist ja jetzt schon schwieriger und teurer. skandinavien wäre nicht so weit weg, aber da ist es kalt und dunkel. früher ist nicht jedes gespräch über den klimawandel in so einer ecke gelandet, ob es am altwerden liegt? nichtmal die lächerliche 120km/h-regel schafft das land. meiner mutter neulich zu meiner großen überraschung einen sehr dramatischen kurzvortrag des inhalts geladen, sie sollten die bilder ruhig verbrennen, wenn das was hülfe, was es nicht tun wird, nichts hilft, weder demos noch wissenschaft noch internationale abkommen, und gewalt natürlich schon gar nicht. das ist genauso unfassbar wie der diktator, der mit atombomben droht. was ist mit den leuten?

(vergessen, das zu posten, es ist von anfang september, aber es ist nicht zeitsensitiv. ich wollte das mit neuseeland noch rausnehmen, weil zu albern. who cares? die zeiten sind verrückt.)

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16 august 2022, lago

noch in der ausatmen-phase. am vorletzten arbeitstag musste ich wg diabetesdingen freinehmen, dabei gemerkt, dass mein insulin nicht mehr lieferbar ist, sehr unangenehmes erlebnis. musste zur ärztin, die mir eine andere marke verschrieben hat, angeblich identisch in der zusammensetzung. habe gleich 3 packungen geholt. am nächsten tag nach der arbeit noch gepackt, samstag früh nach münchen, kein vergnügen, überall baustellen und sehr viel verkehr. bei der tante wie immer sehr gastfreundlich aufgenommen worden, weißwürste bekommen, gutes bier, familiengeschichten geupdatet. sie erzählt, wie sie (sie ist die cousine meines vaters) mit ihrer familie in hermannstadt am sonntäglichen mittagstisch saß, als meine geburt per telegramm mitgeteilt wurde. „es ist ein mädchen!“. daran gedacht, als croco auf twitter die geschichte ihrer geburt erzählt hat, sehr dramatisch. meine geburt ist für die nächste generation so lange her wie für mich die meiner eltern in den dreissigern, also frühe vorgeschichte, details wie das telegramm (oder der große kreissaal wie bei croco) helfen dabei, die länge der zeitschiene wahrzunehmen.

habe meinen fotoapparat und eine gitarre mitgenommen, mal schauen. kamera habe ich schon benutzt, gitarre geht noch nicht, bin bei ankunft direkt beim ersten gepäckhochtragen auf der steintreppe hingefallen und muss jetzt eine weile daumen schonen. alles bisschen viel, und man wird nicht jünger, hab das auch auf der gesamten, eigentlich sehr geliebten strecke durch die schweiz gemerkt, war nicht in der gegenwart, nur alte stressfilme im kopf, wie wenn beim abfluss leerpumpen erstmal der müll hochkommt. jetzt ist das vorbei, noch nicht die erholsame langeweile, aber innen wird es ruhiger. gedacht, kein job sollte so anstrengend sein, dass man danach völlig erledigt ist. in meinen was-wäre-wenn überlegungen stelle ich mir gelegentlich die frage, ob ich ohne finanzielle notwendigkeit weiter so arbeiten würde, so als kriterium, ob der job gut ist oder nicht. grade ist es ein lautes hmm. aber nützt ja nüscht.

heut um 8:30 auf dem dach der coop parkplatz gefunden, das ist immer schwer am markttag. schüsseln nachgekauft, im buchladen bücher, eins von carofiglio, hurra! möge er weiterhin eins pro jahr veröffentlichen, und einen krimi, mal schauen, mal sehen. noch bin ich in der agatha-christie-phase meiner ankunft, die ollen zerfledderten bände, die mich jedes jahr behutsam und in sicherheit aus dem alltag herausbegleiten. zeitungen gab es immer noch keine, weil gestern ferragosto war. auf dem markt nur ein ganz paar ffp2-masken gesehen, ein paar ältere beim abholen im auto, im supermarkt trägt niemand eine, habe meine auch am arm vergessen.

seit jahrzehnten zum ersten mal alleine am see, bisher war immer mindestens emma dabei. genieße es, der hund fehlt natürlich, aber der eigene rhythmus ist so leichter wiederzufinden. übermorgen kommt der g.-zwilling für ein paar tage, und egal wie richtig und toll und superig das alleinsein ist, wenn ein kind kommt, ist das weggewischt, als wäre es nichts, und nur noch freude ist da, in jeder zelle. vorgenommen, dieses jahr wieder kontakt aufzunehmen zu den tollen leuten, die ich hier noch kenne. es gibt theater und kunst im seesommer, und lustige neubauten am stadtrand.

so, und jetzt erstmal an den strand.

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die regenwolken hängen tief, 18°c, wir haben den monte rosa erst ein paar mal sehen können. aber auch, wenn sie tief hängen, ist darüber noch ein bergpanorama und ein himmel und darunter der große, tiefe see, und aus dem sonnenbad-alter bin ich eh raus. die kinder im segelkurs abgegeben, im centrovela hinter der bar, da gibt es noch einen versteckten kleinen bootshafen mit diesen hölzernen schwimmstegen, die trotz wechselnder wasserstände benutzbar sind. ich gucke mir die eltern an, die ihre kinder bringen, sie haben allesamt ein feines irgendwas, vielleicht ist einfach die kleidungswahl konservativer, die männer in dunkelblauen oder braunen pullovern über kurzen chinos und hemden, barfuss in ledermokassins, sommerfreizeit, die frauen gebügelt und geschmückt wie immer, ich merke, wie außergewöhnlich das berliner umfeld ist.

am ersten tag sind die jungs ein paar mal gekentert, ich weiß nicht, ob ich das gut finden soll, aber es hat ihre laune nicht verdorben, sie finden es cool. elias trägt neue wasserschuhe und hat so ein sportbrillenband zum festziehen, er ist groß und sieht sehr nach teenager aus. die jungs sind aufgeregt und freuen sich, ich freue mich auch auf die stunden alleine ohne kinderbetreuung. immer noch bisschen bauchschmerzen beim gedanken an das loch, das diese 870 euro ins budget reißen. ich nehme mir mal wieder so im hinterkopf vor, mehr geld zu verdienen, so wie man sich vornimmt, die abstellkammer mal aufzuräumen, gerne geld bis zur sorglosigkeit, aber es gibt keine realistische möglichkeit dazu, und so denke ich wieder an was anderes und widme mich der frage, welchen modesty-blaise -band ich als nächstes lesen soll.

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