alte platten

wie davidzwilling beim sonntagsfrühstück hinhört, fast gegen seinen willen, als „as falls wichita, so falls wichita falls“ läuft, auf dem wiederbelebten plattenspieler, wie man immer hofft, etwas von sich in den kindern wiederzuerkennen. die t-shirts mit den breiten streifen von metheny, die riesige wollbergmähne von lyle mays am piano, es war glaube ich die tour für offramp in den frühachtzigern, konzert in den scimmie in mailand. gebannt sassen wir davor und hatten keine ahnung, was als nächstes kommen würde, es war alles so anders, wir waren hin und weg, ich erinnere mays fast intensiver als metheny, es war etwas nie vorher gehörtes, und der sass da inmitten seines haares und spielte, als wär es nix. auch: wie wenig die aufregung von damals reproduzierbar ist, beim hören heute eher „noja, bisscken sphärisch allet, hat aber momente“, ich hoffe, ich habe mich verändert, nicht die musik.

lollapalooza

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erstes festival seit sagen wir mal über 20 jahren, und so toll, man kommt mit der s-bahn hin! die kinder sind sehr aufgeregt und freuen sich, es sind unglaublich viele leute gekommen, 45000 verkaufte tickets, hören wir dann. viele wunderhübsche sehr junge menschen, lauter mädchen mit blumenkränzen im haar und glitzer im gesicht, um die zwanzig jahre alt, schätze ich, ein drittel dreissiger, viele mit auch kleinen kindern, und auch ein paar wenige fuffziger wie mich, oft mit teenagerkindern.

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ich kannte ja nur wenige der bands, erkenne aber dauernd stücke beim zuhören. lauter echte fans im publikum, der großteil kann mitsingen bei den headlinern abends, dazwischen als beifall unglaublich hemmungsloses kreischen, ich benutze dann mein oropax wegen der fans, nicht wegen der bands.

P1070950am samstag hab ich einfach das privileg genossen und mir fast jede band angehört. bin dazu bestimmt über 10km gelaufen am samstag, hin und her über das grosse gelände, das trotzdem nur einen schmalen streifen des riesigen flugfeldes umfasst, die fläche innerhalb des gebogenen flughafenblockes zum columbiadamm hin. „lollapalooza“ weiterlesen

eins null

twoday

10 jahre hotelmama, wer hätte das gedacht. vielen dank fürs lesen und kommentieren und verlinken, für die freundschaft und für die drinks!

ein paar gute texte sind dabei, vielleicht kommen auch noch ein paar, ich bleib dran und mache einfach immer weiter. bloggen ist die perfekte form der öffentlicheit für solche wie mich.

testudo

testudo

da ist einer auf dem land aufgewachsen, ist mit der schule fertig und überlegt sich, was er machen möchte in seinem leben. anfang der sechzigerjahre, da war die stimmung vielleicht konservativer, aber die berufe fanden ähnlich wie heute zu den menschen, über neigung und gelegenheit, wenn eine leidenschaft da war, über pragmatismus oder tradition, wenn nicht, das hoffe ich jedenfalls. h.h. pfannkuche hat sich zum geigenbauer ausbilden lassen, ich denke, dass für so einen berufsweg immer eine gewisse eigenständigkeit nötig ist, neben der musik in kopf und hand, die musik der sechziger war wohl auch ein grund. vielleicht gab es in der gegend einen meister, oder er ist in die nächst größere stadt gezogen, eher eine lehre als ein studium, mehr handwerk als akademie. seine ersten selbstgebauten gitarren hatten einen aufkleber drin, einen firmennamen in schönem schildkrötenlogo, testudo, so wurden früher mal lauten genannt, es steht: „fecit h.h. pfannkuche“ drauf, signiert mit kaum leserlicher schreibschrift, aus dem latein spricht stolz und selbstbewusstsein, aber vielleicht waren solche formeln in der zunft einfach üblich. er hat sie nicht nur für die gegenwart gebaut, sondern sich als teil einer tradition gesehen.

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wieviele er gebaut hat, kann ich nicht herausfinden, da muss man sich gut auskennen in der szene, es gibt eine junge römische e-gitarrenfirma mit dem namen und ähnlichem logo, von der alten ist wohl nichts geblieben außer einer handvoll alter gitarren, aber ich weiß ja, das netz zeigt alles erst seit den neunzigern, frühestens. der mann ist wohl nicht bei seinem beruf geblieben, sondern hat ein geschäft für antikes aufgemacht, in einer kleinen stadt auf dem land, „antiquitäten und geigenbau“ steht im adressbuch, und eine telefonnummer, vielleicht ist ihm etwas dazwischengekommen, oder der markt war nicht so gut, und der geigenbau ist inzwischen nur ein stern in seiner krone, das „nur“ jetzt mal ohne neigungswinkel gemeint. 50 jahre sind ja zeit genug, selbst für mehrere lange berufswege.

die konzertgitarre bei ebay sieht schön und bisschen mitgenommen aus, mit herringbone-rand, vorne und hinten!

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palisander und fichte, ob massiv oder nicht, kann ich nicht erkennen, es ist bestimmt die frühe arbeit eines berufsanfängers, breitmaseriges preiswertes holz, aber echt. der lack vorne ist voller feinster sprunglinien, das griffbrett glatt, es wurde wohl nicht sehr intensiv bespielt.

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soll ich ihn anrufen und nach seinem lebenslauf fragen? grosse versuchung. er muss um die siebzig mindestens sein, wenn er in den sechzigern schon gitarren gebaut hat. ob es ihn freut oder belästigt? alte männer reden ja eigentlich ganz gern über die lieben ihrer jugend.

 

noten lernen

eine zweidrittel-mehrheit der kinder, die ich kenne, lernen ein instrument. zwei davon sind, wie sich herausgestellt hat, zur musik geboren, eine studiert jetzt klavier in hamburg, und der grosse sohn hat einen gitarristen in der klasse, der jedes wochenende mit einer seiner bands auftritt, jemand, der sich in seinen solos verlieren kann und schon recht anhörbar herumjammt.

(alle paar monate ein ähnlicher text, als auffrischung)

alle anderen lernen es, wie man eben lesen lernt, nicht jeder, der schreiben und lesen kann, wird ja zum schriftsteller, ein vergleich, der fast zu albern scheint, obwohl beim schreiben lernen ja auch grammatik, syntax und stilistisches gelehrt wird, all die aufsätze und interpretationen und vorträge, anders als bei der musik, wobei nein: eine musiklehrerin hat mit einem 32er-satz schulgitarren mit allen schülern einer 8. klasse ein stück geschrieben, gelernt und vorgetragen, beim schulkonzert, dazu gehört natürlich außer großem engagement auch das vorhandensein von schulgitarren, aber es ist schon ein schritt aus der komfortzone heraus, ins musikalische handeln. komposition lernen nur die wirklich begabten, alle anderen sind auf zufallsergebnisse beim singen in der dusche angewiesen, wobei programme wie garageband und andere da sehr viele barrieren entfernt haben. vielleicht ändert sich das weiterhin mit neuen technologien, das bloggen hat die (öffentlich) schreibenden verhundertausendfacht, plattformen gibt es ja auch für musik genug.

in meinem umfeld entdecken viele erwachsene das musizieren noch einmal neu, oder zum ersten mal, kaufen sich notfalls ein instrument und suchen sich einen lehrer und haben dann normalerweise einen weg in die demut vor sich, je nach grundlage, aber auch in die freude, noch einmal lernen zu dürfen. sobald wie möglich eine band suchen, wird mir empfohlen, das traue ich mir allerdings überhaupt nicht zu, vielleicht, wenn die band aus < 2 menschen besteht, alle betrunken, die mich nicht kennen und die ich nie wieder sehen muss. keine rampenasu bin ich, nie karaoke, und beim einzigen öffentlich vorgetrageneme lied habe ich daneben gesungen, wenn auch nur um einen halbton, weil ich kaum geübt hatte.

wer von euch spielt ein instrument, hat wieder angefangen oder überlegt es sich grad? wieviele eurer kinder?

für alle nochmal zwei empfehlungen für die zeit zwischendurch, wenn das instrument nicht dabei ist, gibts auch fürs handy. immernoch musicopoulus (link in den itunesstore), die mir das mobile notenlernen auf der gitarre ermöglicht, bin gespannt, ob ich da mal rauswachse. auch für andere instrumente tauglich, leider nicht für die ukulele:

muss mir klarmachen, dass ich schon ordentlich weit gekommen bin, von untergelegten noten am anfang („guides on“), bis jetzt, wo ich nur noch beim a“ und a“# die bünde zählen muss. und wenn die ersten vier dann einigermassen sitzen, kann man auf den bünden fünf bis 8 weitersuchen, oder den umgekehrten weg gehen, also von der saite zur note, und nochmal von neuem eher dumm dastehen:

dieses trockenüben hilft wirklich. wobei das bild hier geschummelt ist, ich hab mit weniger bpm geübt.

faszinierend, wie schwer das hirn generalisiert, der weg bei musikopoulos von der note auf notenlinien zur richtigen stelle auf den saiten ist für mich, als kind mit klavierunterricht, viel leichter ein bisschen einfacher als der umgekehrte, von der saite zum notennamen. wenn ich dann, als lernzielkontrolle, mit der gitarre vor einem notenblatt sitze, also naja, „vom blatt spielen“ nennen das nur schwermütige phlegmatiker oder tiere im winterschlaf, 2-5 sekunden pro ton, aber hey, es geht überhaupt! schneller werde ich schon noch. in meinem an erfolgen armen leben genügt das schon für ein yep. wenn ich das lernen kann, schafft ihr das auch, und es ist viel sinnvoller als die meisten daddelspiele. die erste app erklärt dabei auch wirklich alles, ist damit selbst für musikalische analphabeten wunderbar geeignet. die zweite, fret quiz, eher nicht so, die finde ich nicht mal mehr im store, sie ist „nicht freigegeben“, was immer das heissen mag, keinen ansprechenden ersatz gefunden, nur sowas barock verkompliziertes wie das hier (itunes, nur fürs ipad leider, aber gratis und mit vielen knöpfen, gut ist, dass man die bünde einschränken kann, was das frustlevel um 90% senkt.)

 

 

 

 

winterreise

marco ponce kärgel und manfred maurenbrecher haben die winterreise aufgebrochen und neu hingestellt, mit reduzierter und sehr klarer gitarre, wenn der gitarrenauszug von kärgel, der wohl die hauptenergie in diese cd gesteckt hat, ein windhund wäre*, würd ich sagen: trocken gebaut, man sieht die sehnen und muskelstränge und die ganze schönheit viel besser jetzt, es läuft wie von selber, und maurenbrecher singt bei einigen stücken so, dass man sein herz genau schlagen hören kann, ich hab meins gehört jedenfalls, es hat mich traurig gemacht, wie es sein soll bei dieser musik. ist aber auch mein lieblingsliederzyklus, lieder für dazwischen, wenn die blätter schon unten sind, vorm neuanfang, vor dem nächsten jahr. die beiden haben die winterreise wirklich gemacht. ihre version von „mut“ ist besonders schräg und endlich so laut, wie sie sein sollte, könnte zum hit werden, wenn man morgens um drei doch noch nach hause muss. ein bisschen mitbrüllen. sehr schön.

*bin grad im hundethema, sorry.

 

mäanderie

freier tag. (vorsicht, folgt ein reinster ich- + tmi-text.) ich hätte tun gewollt: einen oder zwei texte fertigschreiben, die ende der woche raus sollen. zuerst versucht, einen aus dem netz gezogenen film mit ein paar minuten gitarre in irgendein programm zu bringen, mit dem ich die frames nacheinander abklappern kann, um ein griffmuster zu verstehen aka abschreiben zu können, mit dem blatt vorm rechner. dabei gemerkt, dass ich das komplette final cut studio noch auf dem rechner habe, ein paar emma-filmchen mit fcs editieren gewollt, aber die modernen formate vom iphone können mit dem alten filmprogramm nicht gelesen werden, das m4p- dingens aus dem netz geht auch nicht auf. in die tiefen von cinema tools abtauchen gewollt, obwohl ich nicht mehr sehr genau weiß, wozu das programm eigentlich gut sein soll. irgendein plugin hindert mich daran, eine geraume weile nach dem plugin („powerplant“) gesucht, ohne zu wissen, ob es fehlt oder zuviel ist, aufgegeben – es gibt powerplants, das glaubt ihr nicht. mit handbrake eine weile lang gar lustig hin-und herformatiert, an die supere quick time pro version erinnert, die auch umformatieren kann, noch viel idiotensicherer, mit .avi (quicktime rechnet einem das um) ging es dann endlich, aber bei der nun miesen auflösung hätte es deutlich mehr vorhandene musikalische fähigkeiten gebraucht. es waren eh sehr, sehr viele frames für den restnachmittag. gleich weiter gesucht nach programmen im netz, die musike direkt auslesen können, ähnlich wie garageband das mit dem e-piano macht, das programm schreibt mit, was to-tal faszinierend ist, wie beim spielen die noten über den bildschirm rauschen, als wäre es nix, aber es macht das natürlich nicht nach gehör, sondern nach midi, das ist geheimnisfrei, eigentlich, fasziniert mich aber trotzdem. gibts bestimmt auch für e-gitarren. was gefunden, es ergibt aber mehrere seiten akkordsalat, das hilft mir nicht, weil der typ aus dem netz keine akkorde spielt, sondern nur so herumpickt. grade eben noch soundtrack pro aufgemacht, liegt auch auf der platte herum, wenn ich könnte, dann würde ich jetzt mich selbst unterlegen, mit schönen flauschigen loops, in soundtrack pro liegt ein irgendwo herausgeschnittenes gitarrenintro drin rum, es heißt „fred“ und kommt mir sehr bekannt vor, es liegt da seit 2005, in einem format, dessen dateiendung mit .step aufhört, da könnte ich jetzt gleich weiter.

ich mag an diesen programmen, die man erst erlernen muss, dass sie durch diese schwelle an den aufwand erinnern, den sie betreiben, die vielen tausend kommandozeilen, bis sie zu einem ergebnis kommen. ibm hat ja einen rechner gebaut, dessen kapazität an ein menschliches gehirn herankommt, aber der braucht ein akw als energiequelle, anders als wir. wobei der heißeste scheiss ja endlich nicht mehr nur die quantität, sondern die funktionsweise des hirns zum vorbild nimmt, ltd. data wartet schon. der digitale aufwand, der zum umrechnen eines bildes nötg ist, den braucht man ja auch nur, um ein bild umzurechnen, sonst ist der zu nix gut, und unsere axone können mehrere zehntausend verbindungen eingehen. muss ich den kids alles zeigen, wenn sie mal nicht wegkönnen.

wie angenehm besänftigend das problemlösen wirkt, mir gleich einen job mit konkreten, lösbaren problemen gewünscht. nachgedacht und gemerkt, dass ich heut keins meiner probleme gelöst habe, aber trotzdem sehr beschäftigt war. versucht, das umformatieren als metapher zu nutzen, ich bin leider nahezu perfekt eingepasst in mein umfeld und bin deshalb meiner größe sozusagen ausgeliefert, wodurch mein verbleiben im mittelmaß besiegelt wird. aber größe ist ja größtenteils antrieb, und den verbrauche ich schon für den alltag. naaa, lieber mich mit einem bisschen alkohol auf eine hinreichende konzentrationstiefe komprimieren. das waren tinnitus-sätze, gleichzeitig schrill und sperrig, mit tinnitus denken ist manchmal, also nur manchmal, wie eine lange spitze eisenstange durch ein sehr enges labyrinth navigieren müssen, ohne anstoßen.

jetzt wirds bald dunkel, und ich muss mit dem hund raus, weil ich ihr blinkerhalsband noch nicht wieder gefunden habe. leichter mißmut, weil ich zuwenig kann für all meine möglichkeiten, und weil ein programm das deutlicher zeigt als ein ungelesenes buch, für das lesenkönnen genügt.

vielleicht ist es auch nur mein sammlergen, und wer löscht schon programme, bloss weil der job vorbei ist? immer mal wieder mit einem kleinen rauschgefühl in der time machine durch die monate zurückgesaust, hin zu dem moment, als die mails noch nicht geschrieben waren und die bilder noch nicht gelöscht, die projekte noch nicht beerdigt. sentimental journeys. ich hätte wenig einzuwenden gegen zeitmaschinen.

puh. zuviel kaffee?

 

holland & rhys, grüner salon

mal wieder auf konzerte gehen, ohne die acts vorher zu kennen. von einer freundin zu jolie holland mitgenommen worden, einer frau mit sehr starker und unglaublicher stimme, sie singt so, als wäre diese stimme leider zu groß für den abend und die band oder für die art musik, die sie schreiben möchte, sie summt und vibriert, sie maunzt und säuselt, wie auf einem eigenen und totally angemessenen level von impro, sie und ihre band tigern dabei so um die wirbelsäule ihrer songs herum, sehr spannungsgeladen, wie eine heiße nacht im tiefen süden, die nicht abkühlt, bei der die hitze einen um fünf uhr früh noch eher umklammert als umarmt hält, und nicht losläßt, also im ernst wartet man beim zuhören darauf, dass sie endlich kommt, das die stimme endlich losgelassen wird. auch der gitarrist war schon ganz nervös. smoking hot, ich wünsche ihr, dass sie sich noch öffnen kann.

danach ein mann mit einer wolfskopfmütze, der zuerst einen film mit sonnenuntergängen gezeigt hat, in dem glaube ich erklärt wurde, dass die usa durch die waliser entdeckt wurden, und wie eine figur namens john evans im 18. jh die spuren dieser waliser gesucht hat. es ging rhys dabei nicht so um beweise, aber schaut euch die zeichnung hinter dem link an, den typen muss es gegeben haben, oder woher kenne ich ihn sonst?

[edit: hups. es gab ihn wirklich.]

diese sache mit den usa war bestimmt das thema, mit dem ich am wenigsten gerechnet hätte an dem abend, ich hab mich darüber gefreut, weil überraschungen etwas wirklich kostbares sind. dann hat gruff rhys eine weile lang lieder darüber gesungen, in denen er das publikum mit dem klang walisischer namen vertraut machen wollte, so hab ich es zumindest verstanden, ein sicher ehrenwertes unterfangen. er hat die wirklich schwierigen ausgelassen, also die, bei denen man mehrere konsonanten hintereinander aussprechen muss, sind die waliser eine art ostfriesen englands? gruff rhys ist jemand, mit dem ein paar biere sicher ein vergnügen wären, schon weil er auf wirklich souveräne art eigene wege findet:

Although he is right-handed, he learned to play left-handed on his brother's left-handed guitar. Once his brother left home, Rhys only had access to a right-handed guitar. As he had already learned to play left-handed, and rather than invert the nut and re-string it, he taught himself to play the right-handed guitar upside down so the bass strings are on the bottom.*

schöne stimme, schöner mann, + vollbart, ich mag auch den weg durch die brust ins auge sehr gern, aber anders als das begeisterte restpublikum war ich nicht offen genug für diese art erkenntnisse und bin vorm ende gegangen.

 

 

monbijoupark sonntags

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der runde alte mann im cremefarbenen sommeranzug, schwärzeste haare, seidene weste, helle schuhe, der sich immer blutjunge anfängerinnen in sehr kurzen röcken sucht, und sie im wohlfühlmodus über die tanzfläche schiebt, in ganz kleinen schritten, mit vielen effektvollen pausen. die mädels kichern, er lächelt mit halbgeschlossenen lidern in sich hinein und sie lehnen ihre köpfe an seine wange. das ganz schmale paar mit superelastischen körpern, die sich wie zwei verzwirbelte korkenzieher die ganze zeit umeinander drehen, sie legt ihren dicken zopf dabei von einer schulter auf die andere, je nach ihrer blickrichtung, als sei das nötig. die frischlinge, die noch an der grammatik arbeiten und jeden schritt einzeln entscheiden müssen.

den ganzen abend getanzt, halb werde ich aufgefordert, halb frage ich, am liebsten natürlich die großen, soliden männer. der eine, der nach ein paar umdrehungen meine hand an seine warme brust legt, bis ich ihn besser spüre und die augen schließen kann bei der milonga, der andere, der mehr auf abstand bleibt, aber mit der musik auf eine sommersekunde genauso umgeht wie ich. die engsten tangos mit einer frau, einen kopf kleiner als ich, ganz innig mit ein paar unsicherheiten in der führung, bei mir oder bei ihr. sie tun mir alle auch ein bisschen leid, weil ihre füße manchmal unter meinen sind, ich weiß ja nicht mehr, wie tanzbar ich noch bin nach all den jahren, aber sie sagen nicht nein (das gefährliche alter der dankbarkeit). man tanzt auch ein stück mit sich selber, der tango ein gespräch zwischen vergangenheit und dem jetzt, zwischen wünschen und möglichkeiten, das kurze stoppen in der synkope, unter spannung gehalten werden, das loslassen in den nächsten takt.

ich weiß nie, was mein tänzer will vom tango. will er eine form? ist die interpretation eines stückes etwas, das auf ein ende hinausläuft, muss jeder neue tango richtig getanzt werden, oder ist die musik die chance, das fortlaufende innere gespräch mit dem anderen, mit der frau und dem mann mal anders auszuleben? es ist ja anders als beim text oder beim schreiben, wo wort und ding oder sinn und form zueinanderwollen und dann so bleiben dürfen, hier gibt es drei elemente, ich, du, der tango, und die gehen sehr schnell einfach weiter. dazu das freundliche blinzeln vom eros, wenn man dabei die hand auf einer starken schulter liegen hat und sein arm dich kurz näher heranholt – kann man nicht ersetzen. vergess ich immer. die musikbegabten, die etwas wollen von den stücken, dann der mojo, wenn nichts dazwischenpasst für dreieinhalb minuten. beim tanzen denkt dann so aus dem off: isses ein jurist, oder ein florist, ein lehrer? ein künstler, ein fliesenleger, ein lobbyist? und du fragst nicht nach, weil für das, was ihr da miteinander habt, nur diese eine offene stelle wichtig ist, die sie alle haben, offenheit für die 7/8 und die solos und das rauschen der nacht. meine hoffnung, dass es den männern auch so geht und mehr mitschwingt als nur die pragmatische entscheidung, sport, frauen und gefüllte abende unter einen hut zu bekommen. ich weiß es aber nicht, es ist ja auch totally wurscht, und die musik geht halt immer weiter, ich darf sogar den letzten tango noch mitnehmen, mit meinem lieblingstänzer an dem abend, sein hemd immer noch frisch und weiß.

so wenig, so viel, genug. heimradeln, wie die nacht dann frischer wird und ich abgekühlt zu haus ankomme – hmm, ich weiß grad auch nicht mehr genau, wie ich all das vergessen konnte. heut laufe ich die ersten stunden des tages wie ein betrunkener seemann, aber hey, vielleicht doch mal ein paar einzelstunden zum aufpolieren?

mit musike

den ganzen nachmittag gibt es hier musik, ein alter freund und eine nachbarin nutzen mein klavier für eine probe, sie suchen neues material für ein projekt und proben sich durch ein große auswahl chansons und alter lieder, sechziger aufwärts. die unvergleichliche art, mit der gespielte und gut gesungene musik den raum füllt, es ist wirklich eine gegenwart. stelle mir vor, ich sitze in einem alten café, fast alleine, ein pianist spielt stücke aus seiner jugend, einen tick zu langsam, der kaffee wird kalt, während die sonnenstreifen übers parkett wandern und die gedanken verloren gehen, du weißt, es ist einer von den dreihundert tagen, an denen gar nichts passieren wird, und ganz langsam kommt die musik in deine wahrnehmung, höflich und wohlgestalt wie ein gentleman alter schule, mit ihren geschichten und den alten melodien, und alles hat seine ordnung, wie es ist. der hund gähnt.

suche einen zwilling, der eigentlich vokabeln lernen soll, finde ihn mit hoch erhobenem hammer in der hand auf dem bett des grossen bruders, vollkommen selbstvergessen, wir gucken uns an, wie in zeitlupe fällt der hammer auf den lack des möbels und schlägt tiefe kerben, unaufhaltbar, als wär genau dieser schlag seit urzeiten festgeschrieben.

netzhemd und backenborste, die menschheit ist voller wunder, auch wenn man sie schon kennt. bei bärten ist das ende offen.

 

new songs

laura marling entdeckt. die stücke eigentlich zu ruhig für den kraftvollen frühling grad, aber sie hat es, ich weiss nicht was, etwas leichtfüßiges in ihren linien, einen tick sexy heiserkeit in den tiefen stellen, so souverän wie leise. wenn man ihr eine zeitlang zuhört, klingt alles, wovon sie singt, wie zum ersten mal auf der welt, wie gerade erst entdeckt, trotz hammondorgel. ein kritiker sagte zum titel ihrer cd „Once I Was an Eagle“: „… and maybe she still is“ – vielleicht sollte sie noch ein bisschen wütender werden. „once is enough to brake you“, singt sie, texte von mittzwanzigerinnen, man will lachen und ihr sagen: nicht doch, tod oder krankheit brechen dich, vielleicht noch armut, alles andere ist bewohnbar. was soll man schon tun? nicht zurückschauen, nicht zählen, die metaphern zurücklassen, es sind nur ein paar nerven mit geschichten im system, die kannst du vergessen wie eine nicht gesprochene sprache, das wären so meine lyrics. aber sie ist gut und macht neugierig, also die einzelnen stücke mehr als alle hintereinander weg.

 

gilgamesh

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die erste oper für die zwillinge. gregor saß neben dem mischpult und fand den platz toll, die jungs gebannt und begeistert die ganze zeit, sie haben am längsten von allen geklatscht, gut, war ein wette bei ihnen zum schluss, aber sie haben noch die ganze rückfahrt geredet und gutgelaunt beim interpretieren mitgemacht. die frau im langen schwarzen glitzerkleid, ob sie eventuell den tod dargestellt haben könnte, frage ich. nein, sagt david, seiner meinung nach eher die angst vor dem tod, am ende sei sie ja wie die anderen gekleidet gewesen, als gilgamesh seine angst verloren hätte, und sei nicht mehr zu erkennen gewesen.

wir erwachsenen fanden die musik eher so lala, die songs zu sehr nach der horror vacui-methide (bei dem verschreiber immer matilda im kopf) – methode geschrieben, rhythmisch und melodisch wenig differenziert, fast alles laut und zu schnell, aber die inszenierung hat die kids abgeholt, wo sie waren und sehr viel daraus gemacht, der regieteil des projekts war sehr gelungen also.

die faszination darüber, dass ein ca. 4000 jahre alter text so mühelos lesbar und zeitgenössisch bleibt.

grela/federico

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gestern auf facebook kurz mit jemandem gechattet, die dann loswollte, zum tango! tango hab ich im ernst noch auf platte, aber ich weiß nicht, wo sie stehen, hier oder woanders, hab mal einen meter LPs nach italien mitgenommen, und da stehen sie nun. die eine kassette gesucht und gefunden, die ich noch habe, einsam unter lauter dvds und cds. ohne hülle. federico und grela sind drauf, kennen sie diese vage erinnerung a einen ohrwurm und wie das hirn versucht, sich mit haut und haar in diese vergessene form zu legen, als wärs erst gestern gewesen? aber sie ist weg, denn ich bin nicht davidzwilling, dem jede melodie wieder einfällt, egal was los ist.

grela finde ich überraschend auf itunes, aber das ist ein anderes stück, lange nicht so perfekt wie das alte, ich hab ja die kassette seit 18 jahren nicht mehr gehört. stellen sie sich eine nacht im meistersaal vor, morgends um 3 oder vier, die meisten sind schon gegangen, sie sind müde und der alkohol hat sich gelegt, sodass sie besser durch die kurven kommen, es ist zu spät für alles und immer noch zu früh, um allein nachhaus zu gehen, da kommt aus einer dunklen ecke charles bronson, und geht durch den fast leeren saal zur bar, das nächste stück beginnt, es ist der grela, sie stehen auf und fragen ihn einfach, sie müssen das tun, ganz schnell, weil jeder ungetanzte takt dieser milonga nie wieder kommen wird, und sie will nur mit genau so einem mann getanzt werden, am besten auf einem staubigen boden unter alten glühbirnen, aber hier ist jetzt halt parkett, eine riesenfläche, draußen ist es still und dunkel, denn der potsdamer platz ist noch gar nicht gebaut. die milonga ist lässig und sehr aromatisch, mit feiner klasse, wie der tänzer, der sie sonst nie auffordern würde, aber es ist nacht, und niemand sieht zu, und der mann sagt „ja, warum denn nicht“, und sie werden leicht und genau, er reißt ein paar witze, er tanzt besser als sie, und er ist so gut, dass sie das nicht merken, er macht nur ein paar schnelle andeutungen, was möglich wäre, und lehnt dabei kurz seine stirn an ihre.

diese kassette wurde mir geschenkt von einem, der es sich, als er dann arzt geworden war, noch einmal anders überlegt hat und doch lieber eine tangoband gegründet hat, diese hier.

nein, das geht nicht weg, der tango, der ist eingeschrieben und simmert tief drinnen so vor sich hin, fast vergessen, aber hey, nur fast, wie die anderen schönen dinge. ich erinnere auch nicht mehr genau, ob es so war oder anders, die nächte waren ja genauso dunkel wie heute, aber sie waren viel länger.