finanzen

erfahrungen der dritten art: weniger vedient, als das finanzamt sich so gedacht hat. dem bescheid fristgerecht widersprochen, amt wollte details, die habe ich geschickt, verspätet, als nächstes pfändet das amt mein konto, kommentarlos, ohne extra bescheid zu geben, wegen einer differenz von ein paar hundert euro. amt schickt ausserdem einen neuen bescheid, der stimmt, ich schulde also nichts mehr, die pfändung bleibt aber bestehen. ich merk von all dem theater gar nichts, ich mache briefe vom finanzamt ja nicht gleich auf, bekomme bloss mahnmails von amazon und kann im supermarkt plötzlich nicht mehr mit karte zahlen, denn eine kontopfändung bedeutet, dass sie nichts mehr machen können mit ihrem geld, visa, tagesgeld, depots, alles ist blockiert, ohne das es einen gerichtsbeschluss oder auch nur ein vergehen gäbe. eine angenommene steuerschuld genügt. ein einziger anruf klärt dann alles, das amt schickt ein fax zur entpfändung, aber es bleibt eine riesige verunsicherung über die macht, die da blind waltet. und es bleibt ein wochenende, weil die pfändungsabteilung der sparkasse freitags früh schluss macht, das fax wird also frühestens am montag verarbeitet. ohne bargeld wäre ich aufgeschmissen gewesen, wenn es nicht so schnell zu klären gewesen wäre. eine entschuldigung gab es auch nicht. die peinlichen momente in der bank! das gespräch mit der verständnisvollen mitarbeiterin der bank, die ja nicht wissen kann, dass ich tatsächlich kein steuerhallodri bin. sie richtet mir ein pfändungsschutzkonto ein, dass mir um die 1000€ zur freien verfügung läßt, gilt aber erst ab der nächsten einzahlung, das jetzige guthaben bleibt gesperrt. pro kind kämen nochmal 300 dazu, aber man muss die kinder beim jobcenter beweisen gehen, mit stempel und siegel, da reicht keine geburtsurkunde. sehr unangenehmer tag. ganz zu schweigen davon, dass ich fast keine karte für frau ziebarth für die auf sonntag verlegte handke-premiere am BE bekommen hätte, weil ja meine visakarte ebenfalls gesperrt ist.

bin ab jetzt gegen die abschaffung des bargelds, vor allem, weil ich womöglich weiterhin die briefe des finanzamts nicht sofort öffnen werde.

früher hatte ich mal eine einziehungserlaubnis für die steuern, bis eines tages 4000€ abgebucht wurden, woraufhin ich einen steuerberater engagierte, nach dessen arbeit ich 8000€ zurückbekam. vielleicht mögen die mich also einfach nicht. ohne freibrief pfänden sie eben. also obacht, ihr lieben, habt bargeld im haus.

the affair

the affair, auf amazon prime. nur so zum abhaken mal reingesehen, hängengeblieben, teils wegen dem hunk-faktor von dominic west, der hat so einen archetypisch kräftigen männerkörper, und man darf ihn sehr oft unangezogen sehen, aber vor allem wegen der überraschenden spannung. das es eine affäre geben wird, verrät schon der titel, auch die protagonisten sind schnell klar, aber die affäre bleibt sehr eindeutig vermeidbar, in jedem einzelnen kleinen schritt haben sich mann und frau dazu entschlossen, die grenzen eine nach der anderen zu überschreiten. beide figuren reden später davon, dass es einfach so passiert ist, aber in der serie kann man schön beobachten, wie viele entscheidungen tatsächlich fallen müssen, bis zwei im bett landen.

richtig aufregend ist die idee, alles aus zwei perspektiven zu erzählen, ihrer und seiner. wir sehen zwei geschichten, die oft nur den rahmen gemeinsam haben, in schwerpunkt und dramaturgie vollkommen verschieden funktionieren, die figuren entwickeln sich also im je eigenen rhythmus, weil da ja auch zwei biographien miteinander verwoben werden. erinnert sehr an meine eigene scheidung, wo mein erleben oft nix mit dem des exmannes zu tun hatte. hier werden beide versionen gleichberechtigt nacheinander erzählt, das macht die erzählung sehr dicht und authentisch.

ich mochte auch die intensität, die fassunglosigkeit der beiden liebenden, wenn sie sich dann wirklich mal begegnen in der annäherung, großartigst geschauspielert, wie die beiden sich in der folge aus all ihren zusammenhängen reißen lassen, fast wie auf autopilot, und schon ein bisschen murphys law. er sucht sex, auch weil 'nur sex' nicht seinen ganzen lebensentwurf bedroht, sie sucht im sex sich selber, weil sie nach einem schicksalsschlag nur mit dem körper noch fühlen kann, beide verfehlen sich grandios in ihren bedürfnissen und merken das natürlich nicht. schön, wie diese art deal funktioniert, solang sie einfach anarchisch liebe machen, klug geschrieben und gespielt, wie sie in der zweiten staffel vom alltag einholt werden. sehr tolle serie über, ja was? über die ehe, glaube ich. die struktur der nähe, den gesellschaftlichen umgang damit. gibt auch mord und totschlag, drogen und all sowas, viele sexszenen, auf die ich am ende keine lust mehr hatte, spielt im großartigen montauk, wo ich auch gern mal einen liebhaber hätte. wärmst empfohlen.

 

sense8

sense8 geguckt. ob es eine entscheidung war, die serie mit reinem pathos zu beginnen? also nur pathos, ohne klare orientierungspunkte, ich wusste auch nicht, worum es gehen sollte. hat mich an angels in america erinnert, vom großen gestus her, macht aber ungeduldig, weil wir heute anders sehen als vor ähm jahren, eiliger, wir suchen das besondere nur im bekannten, es macht fast aggressiv, wenn man in den ersten minuten in eine opernhafte sterbeszene geworfen wird und mit was einfacherem, verständlicherem gerechnet hat.

die idee der empathie als bedrohung des systems mag ich sehr, schön sixities und flowerpower, aber es hat gedauert, bis ich sie im film verstanden habe (nicht gespoilert vorher), die wachowskis setzen bedeutung voraus, statt sie im drehbuch wachsen zu lassen, sehr unbescheiden und im impetus schon fast wieder gut, wenn es nicht etwas merkwürdig jesusfilmhaftes hätte. absurd, wie dann im verlauf der staffel alle konflikte ausschließlich mit gewalt gelöst werden, als gäb es im kopf der regisseure zwei konzepte, die total gegensätzlich sind und nichts voneinander wissen, anders als die sensates im film. (die gewalt fand ich ernsthaft bescheuert und musste mich häufiger mit dem gedanken an die kohlköpfe beruhigen.)

mochte die vielen länder mit sehr tollen kamerafahrten, die serie immer dann gut, wenn etwas neues passiert, die biographien der figuren funktionieren halbwegs, selbst wo sie chlicheehaft sind. sie sind alle traumatisiert, oder in einer position der gesellschaftlichen ächtung, das ist ungewöhnlich für eine serie aus den usa, alle in einem laufenden konflikt, der in der ersten staffel nicht aufgelöst wird, fand ich auch interessant. alles sehr gemütlich aufgebaut leider, da hätte eine ordentliche verdichtung gutgetan.

auffällig viele schöne männer, also diese pinup- schönheit, bei der es gar nicht mehr wichtig ist, was die leute tun oder sagen. wenn die leute in der zweiten staffel endlich die welt retten statt immer nur einander, oder etwas wirklich revolutionäres tun, würd ich weiter gucken, die verfolgerei durch den regierungsschurken wird jetzt langweilig. bin außerdem für gewaltfreie versionen, wo wie in stummfilmzeiten immer nur steht „sie prügeln sich“ oder „sie ballern rum“.

 

eins null

twoday

10 jahre hotelmama, wer hätte das gedacht. vielen dank fürs lesen und kommentieren und verlinken, für die freundschaft und für die drinks!

ein paar gute texte sind dabei, vielleicht kommen auch noch ein paar, ich bleib dran und mache einfach immer weiter. bloggen ist die perfekte form der öffentlicheit für solche wie mich.

buddha

der mann vor mir am geldautomaten, mit auffälligem riesigen buddhakopf hinten auf der jacke, wie möglich und wahrscheinlich, dass in ein paar jahrzehnten nur noch laute zeichen lesbar sein werden (markenzeichen nur noch eins unter vielen), vielleicht zieht sich alles ins zeichen zurück, aus dem text in die graphic novel, aus dem satz in die geste, und wenn der text weg ist, gibt es einen leeraum im inneren, den man komplett mit erdbeereis und taten füllen könnte (keiner tut was in diesen zeiten. wir füllen die welt mit wünschen.)

BB

mich durch die erste staffel breaking bad komplett und mit abwärts fallendem interesse durchgehievt, von der zweiten nur noch 3 oder 4 episoden, danach kam mir die glorreiche idee, überhaupt nur die fünfte zu gucken, das genügt ja zum mitreden, aber es kostet soviel zeit! und nix wird wieder gut, ausserdem macht die serie auf eine kunstvoll selbstreferentielle weise so griesgrämig, wie es sonst nur internationale nachrichten können, die hauptfigur ein moralfreier mann, der alles tut, was getan werden muss, aber nicht mehr. ich gucke zu, wie sich diese grenze immer weiter verschiebt, und wie white dabei mit ausnahme von „erlösung“ alle erwartungen erfüllt. mich interessiert und deprimiert die serie gleichermassen, die frustrierte phantasielosigkeit des lehrers am anfang, der schräge stoizismus des mörders in den späteren staffeln, beide nur scheinbar bedingt von aussen, eigentlich nur 2 seiten von arschlochigkeit, die logik der gewalt, wie das leuten genügen kann für fantum. oder nee, genau das ist es, oder? die ausweglosigkeit mal jenseits der bürgerlichen filmziele? wenn der film weitergeht, obwohl alle grenzen überschritten sind, vielleicht bis auf kannibalismus. geht white auch sexuell über grenzen oder bleibt er bürgerlich, geht es der figur also echt nur ums böse an sich und nicht um den exzess, oder hat er auch im nicht metaphysischen was davon? will ich nicht extra ansehen dafür, aber interessant ist die serie schon, das herumdenken ist beklemmend, doch, versteh ich, aber sehen kann ich das nicht, viel zu brutal und statisch allet. den schluss kann ich ja nachlesen.

 

 

try harder

die meisten menschen singen gerne. letzte woche bei einem essen mit guten freunden, der mann des hauses holt nach der nachspeise (applecrumble, danach singt man quasi von alleine) seine gitarre raus, nach ein paar minuten sind wir alle dabei, kinder wie erwachsene, die erwachsenen in den ersten takten leise und vorsichtig, dann vergisst man sich und singt einfach mit. es entspannt und macht ruhig.

jetzt überlege ich, noch mit gitarre anzufangen, obwohl die lagerfeuerjahre mit den kindern eigentlich fast rum sind, also die, wo ich dabei sein darf. weiss jemand, ob man in ein oder zwei jahren auch als erwachsener noch in den fluss kommt? mit ein paar grundlagen, für die klassiker? lohnt sich das? als linkshänderin hätte ich einen startvorteil.

ich habe ja sogar einen strassenmusiksommer gehabt (wenn ich mir die bilder so ansehe: hach ja. schöner sommer war das.) ich kann also noch einen haufen erster strophen. einer hatte früher immer eine gitarre dabei, das lag sicherlich am jahrgang, aber auch an der breiteren musikalischen alphabetisierung in italien, wo jeder ein paar dutzend lieder singen kann, oder konnte, in den endsiebzigern und achtzigern zumindest. wir haben folk gehört, als er mainstream war, wir konnten live at budokan auswendig, die italienischen liedermacher sowieso, ein uferloser schatz.

außerdem ist der gitarrenlehrer vom kind, nun ja, der hat mal für maurenbrecher gespielt, von dem würde ich auch gerne etwas lernen. kind meint allerdings, das wäre extrem peinlich, aber man muss ja nun nicht auf jedes gefühl der gören rücksicht nehmen.

 

kekse, fieber, bbc

gestern statt keksen und wienerschnitzel beim hochfiebernden davidzwilling geblieben, während es draussen immer weiter schneite. mein profihasentum daran bemerkt, dass ich den kleinen heissen kopf auch allein mit den brüdern gelassen hätte (paracetamol), wenn die schon um vier mit dem vater und nicht erst um 20 uhr mit der s-bahn dazugekommen wären.

das kleine  appletv-ding ist total großartig, ich kann meine lieblingsserie von bbc statt auf dem kleinen ipad auf der großen glotze gucken, ruckelfrei und in annehmbarer qualität, ich kann von allen rechnern und handys musik dorthinstreamen, mit hdmi in den fernseher, mit optischem kabel in den verstärker, es hört sich besser an als über kopfhörer. nichts anzumachen, nichts einrichten. so einfach.

new tricks heisst die serie, in der ältere polizisten unaufgelöste mordfälle bearbeiten, ein durchgängies vergnügen. vier staffeln sind über die bbc-app online.

den hund mit winterlichem leuchthalsband ausgeführt, bei schnee nicht nötig, wie ich gemerkt habe. er hüpft und tobt und freudenspringt wie ein kleiner schwarzer plüschball durch den weissen background, jedesmal, das hündisch lückenhafte kurzzeitgedächtnis ist da sehr glückssteigernd.

reisefieber

vorfreude und aufregung und ein bisschen nervosität vor unserem sommertrip. die nervosität kann ich nicht gut ab, sie kleidet mich nicht, ich komme normalerweise erst an den bahnhof, wenn der schaffner schon den arm hebt, einmal bin ich mit riesiger tasche über ein flugfeld zum flieger gerannt, dem bus nach, der schon vorgefahren war, in münchen hab ich mich einmal auf dem autozug-bahnhof zu jemandem durchstellen lassen, der zeit hatte, mir den weg zu erklären (vor navi-zeiten), und der ganze autozug hat auf mich gewartet, ich schwör, und auch da war ich noch nicht nervös, sondern habe noch mit dem wegweiser geflirtet. diesmal hake ich im kopf sogar listen ab, zähle sockenpaare (20) und kann mich nicht für die richtige handtasche entscheiden. gut, die richtigen handtaschen. soll ich die sexlose aber wasserdichte funktionsjacke mitnehmen oder was für die stadt, oder beides? das sind keine würdigen überlegungen. in den letzten jahren habe ich für 3 wochen einen koffer in handgepäcksgröße benötigt, den brauche ich diesmal allerdings als handgepäck und muss meinen großen zweitkoffer verwenden, der seit einzug auf der ablage verstaubt. da passen schon einige handtaschen hinein, und dann ist womöglich immer noch platz für all die schuhe. bei den kindern muss ich inzwischen außer abfragen kaum noch was machen, die packen alleine nach vorgabe, da muss ich nur die extras checken, kameras samt ladekabeln, medikamente, lieblingsmusiken, und schlüpper, weil die zwillinge einen pro woche als absolut genügend empfinden, während der große mittlerweile einen höheren groomingpark als seine mutter pflegt.

eine sache ist allerdings wie immer: wie bei allen turnieren der letzten 11 jahre sind wir entweder beim finale oder beim halbfinale unterwegs, 2006 im autozug nach münchen oder verona, und morgens hatte dann italien gewonnen, dieses jahr im flieger nach san francisco, die mal davor hab ich vergessen. immerhin das finale könnten wir im goethe-institut gucken, hab ich festgestellt, vielleicht sogar in gesellschaft von frau modeste? ich werde mit den jungs wohl gucken gehen, sogar wenn d nicht gewinnen sollte im halbfinale, weil wir ja mit den italienern auch so verbunden sind.

(von vor 2008. frau modeste ist inzwischen hier)

ich verstehe das kapital nicht

wutanfall gegen das kapital, so unfruchtbar und tot, die wirtschaftliche argumentation als maschine, als wären die verdammten wirtschaftlichen gründe moralisch richtig, als wären sie irgendwie relevant im menschlichen (huh! frauenwort), eine naturwissenschaftliche macht, als könnte man jedes gesellschaftliche, soziale, kulturelle oder einfach biographische argument mit diesem nichts aus dem diskurs werfen: geld, wegen irgendwelchen hirnis, die niemand jemals kennenlernen wird, herr x in xy an seinem schreibtisch, dem das haus jetzt gehört, der alle rausgeschmissen hat, die da vorher drin lebten. das profitdenken ist eine nicht endenwollende niederlage für eigentlich alles außer profit, und wir sollen freundlich nickend von dannen ziehen, an den stadtrand, und dort neue lokale öffnen? wir müssen. es macht mich wütend, und schon die wut soll naiv gemacht werden, weil ich mich komplett fügen soll, inclusive meiner bedürfnisse, meiner lebensentscheidungen und meinen werten, ich soll platt auf den boden und nur noch: „ja, klar, is halt so“ sagen, mit einem sentimentalen lächeln, denn sentimentalität ist mir noch erlaubt, obwohl sie ja unprofitabel ist, oder: weil. es ist nicht nur sentimental, hinter den ganzen schließenden läden und billigen wohnungen herzutrauern, wir sollen ja auch fressen, dass es solche orte nie mehr geben wird, nicht dort, wo wir leben jedenfalls. diese abstraktion dahinter, das ich meinen privaten alltag reduzieren soll, mein bedürfnis nach kultur, nach den inneren werten, nach einem entspannten lebenstil, der ohne viel geld schön sein kann, meine erlebnismöglichkeiten, weil irgendein arschloch hinter den sieben bergen profit machen will. was zur hölle ist denn profit? zahlen auf einem konto, zahlen auf einem blatt papier, die auch von den inhabern der papiere nicht gesondert wahrgenommen werden, weil es sie nicht interessiert, sie haben das große ganze im kopf, sie führen einen kampf gegen das kleinteilige, das einzelne und unwiederholbare, sie merken das nicht, sie haben es nie bemerkt. sie haben ja alles, aber die familien, die auf der strasse stehen, die gäste der klavierkonzerte, die jetzt nicht mehr stattfinden, wie kann man im ernst eines dieser realen dinge aufgeben für das große anonyme nichts? in meiner unmittelbaren nachbarschaft ist alles voll von diesen totrenovierten dingern, geschäfte mit irgendwelchem krimskram, holzböden, alles schön bunt, alles transparent, du weißt genau, was dich erwartet in diesen läden voller dinge, überraschungen sind nicht erwünscht, es ist eine heillose langweilige transparenz eingetreten. neben dem arbeitsraum mit bloggern, studies, architekten und anderen projektlern, der gerade leergeräumt wurde, und wo die leute tagein, tagaus herumsassen, tranken, arbeiteten und parties schmissen, da war ein paar jahre lang ein konzertraum, für pianisten auf historischen konzertflügeln, bevor sie von dem investor auf die strasse gesetzt worden sind, und ich kann mir das kleine nichtmal unfreundliche lächeln des investors vorstellen, als er die kündigung ausgestellt hat. jetzt ist da glaube ich ein makler reingezogen, wo doch jeder weiß, das ein makler nicht auch noch raum einnehmen sollte, er ist als konzept schlimm genug. keine menschen mehr, die im dunklen herumsitzen und plaudern, keine total unerwarteten gespräche mehr mit männern, die alles über die tastaturen für flügel aus der zeit der romantik wissen, jetzt ist dort in den nächten alles dunkel und leer.

(nach den texten bei bov und vigilien – oh, den hat er wieder rausgenommen, sehe ich grade. es war ein text, der schon ein bisschen drüber war. natürlich war das kapital vorher da und die gentrifizierung scheint, scheint unvermeidbar, aber es kann nicht schaden, sich selber in der abfolge des unabwendbaren wahrzunehmen, wenn es auch nichts nützt, aber es nützt nur ökonomisch nichts, das unterscheidet uns doch von den automaten, diese metaebene, in der leben, stadt und kultur verbunden werden können, die keinen finanziellen nutzen braucht, weil sie menschlich und lebendig ist. die muss man ja nun nicht auch noch gleich aufgeben, neben dem lebensraum. die sauwut ist das mindeste, was man den profiteuren mit auf den weg geben sollte, neben dem mitleid für diese lebensform.)

die erfahrung, dass auf fast allen besuchten webseiten werbung für genau die winterstiefelmarke auftaucht, die ich vorgestern gegoogelt hatte – sogar auf watchtrek.com. man fühlt sich die ganze zeit wie ein geisteskranker angemurmelt von mono-intentionalen elektronischen geistern, die nur einen satz können, kauf doch, kauf doch, kauf doch, bis man die cookies gelöscht hat. ich habe wanderstiefel von 1984! warm, bequem und unkaputtbar! aber die maschine hört nicht zu.

wie der panik- und nervfaktor jährlich wiederkehrender themen wie läuse, hausaufgaben oder schwimmunterricht direkt abhängig ist von der netzaffinität des elternkreises, jedes jahr pro klasse im schnitt 38 elternpaare, davon immer die hälfte neu am jahresanfang. die engagierten, die hysterischen, die entspannten, die politischen, die stummen, die mit einer „schnuppelpieps“- mailanschrift, die ausführlichen, die mit der mailanschrift des mannes, nie ein mann mit anschrift der frau!, die paar, die es schaffen, in einem offenen gruppenmailwechsel eine führungsrolle zu übernehmen.

alles ganz okay finden, in eine art beruhigende inner versteppung hinein und wieder heraus können, den suchstress (liebe) bin ich los seit paar monaten, das war ein fortschritt. die stimmung ist zwischen resignativ und ganz heimelig, das war doch anders früher, sagt man verwundert, oder hab ich da auch schon immer alles alleine machen müssen, und versucht halbherzig die ganzen schmutzigen karten neu zu mischen, die man in der hand hält, komm, wasche sie, bügele sie, beschreib sie schön, die karten. tant pis, vielleicht im nächsten leben. die alte lampe da hinten auf dem schrank, das ist die sehnsucht, die von all den errungenschaften (was für ein wort. sagen sie mal: erde. wasser. luft.) der erkenntnis vollkommen unbeeindruckt weiter durch die kleinen spalten zwischen satz und ich und der erinnerung geistert, sickert, sickerwasser, nein.
keine sekunde ruhe, deshalb rutschen so minipostings durch, durch das bellen des hundes, den streit der kinder, aber man fühlt sich eklig persoblogging dabei. macht keiner mehr. hey, in 30 minuten muss ich in zehlendorf beim hockey sein, fuck.