passagen 2 und 3

es freut die kinder sehr, bei einem großen fest im mittelpunkt zu stehen, well naturally freut es sie, wen nicht? vielleicht bringt die konfirmation nur ans licht, wie sehr die kinder im mittelpunkt der elternleben stehen, wo ich als mutter in meiner lage oft nicht soviel zeit für sie habe, wo vieles eben einfach nicht geht, gleichzeitig wird der schritt ins neue leben gefeiert, der übergang ins eigene, in den mittelpunkt ihres eigenen lebens, die religion nur als anlassgeber, obwohl ihnen das auch thema war, in kindlicher gleichberechtigung neben den geschenken und dem trara. bin mir nicht ganz sicher. ich mag den gedanken eines rite de passage sehr gern, es ist aber eigentlich nur die passage in einen ersten anzug, sie müssen dazu regelmäßig in die kirche und in den konfiunterricht gehen, was bei der hohen qualität der jugendarbeit hier in der gemeinde überhaupt kein opfer für sie ist. vielleicht fehlt mir das ein bisschen, ein vorgang, der zur selbsterkenntnis führt, ein echter schritt, der arbeit und konzentration erfordert. das ist aber nu auch nicht aufgabe der kirchen, bei denen die selbstverantwortung zumindest in den 10 geboten kaum eine rolle spielt. aber nee, es ist schon schön, dass die kirche die jugendlichen feiert! es macht sonst ja keiner. bar/bat mizwa für alle. in der schule bleibt das einzelnen lehrern und dem zufall überlassen. die jugendweihe, in berlin sehr verbreitet, bietet nur party und ein paar kurse.

schöne predigt gehört, der pfarrer hat sie um den film boyhood herum aufgebaut, das größerwerden, die beziehungen, viel lieber würde ich „texte“ schreiben, merke ich, weil die predigt auch ohne den kirchlichen rahmen funktionieren würde, der mich dabei nicht so sehr berührt, anders als die gedanken und bilder, die weiterführen und etwas öffnen. der pfarrer mäandert ein bisschen um seine themen herum, ist souverän und freundlich, genau im gleichgewicht zwischen dem ritus und dem leben, er kann das sehr gut, wie an einem küchentisch bei einem glas wein, wenn etwas unbedingt gesagt werden will, authentisch und heartfelt. es war die letzte predigt dieses menschen, zumindest vor seiner gemeinde, er ist bereits pensioniert, die jungs hatten glück.

für die auswahl der bibelsprüche haben offensichtlich alle google bemüht, und auf denselben paar seiten gesucht, alles vielfach vorhanden. es muss mehr gute sätze in der bibel geben, not? furchtlosigkeit und liebe hatten meine beiden, wie viele andere auch.

wie der glauben besser funktioniert als das internet, und schon so lange, weil es ein geschlossener kreis ist, ohne leerstelle für kommentare, gefällt mirs und pageviews. glauben als sich selbst bestätigendes system, ich glaube, und der glaube macht mich sicher, ich mag die eleganz und askese dahinter, das uneitle, wobei das aufgehobensein in einer gruppe beim gottesdienst zb auch etwas gibt. ob es mehr ein wissen ist für die, die vom glauben leben?

je älter ich werde, desto weniger behagt mir das männliche am gott, auch weil in meinem ganzen umfeld die frauen diejenigen sind, die das praktische, nicht symbolische leben gestalten, egal, ob sie berufstätig sind oder nicht. wie hier frau wildgans erzählt, dass überwiegend frauen dableiben bei pflegebedarf, während die männer verschwinden. lieber mit den frauen der bibel reden, ein pläuschchen mit gott stelle ich mir inhaltlich eher diachron und formal eher monologisch vor, ein mansplainer, die heerscharen, die siege und strafen, die geschichte, der einzelne nur als beispiel. einfache bilder, aus denen die unterwerfung nicht wegzudenken ist, oder nur dann, wenn der glaube als ganz und gar freiwillig verstanden wird, als anerkennung eines grösseren anderen.

na, das hohelied ist ja auch noch da, zum glück.

mal wieder in den schönen und vielseitigen (und einen tick zu verspielten) band von otto kallscheuer hineinlesen, die wissenschaft vom lieben gott, eichborn 2006: nee, der hat natürlich auch keine passenden zitate. zu pfingsten, steht da, „im Gründungsereignis der christlichen Mission, wurde der Endkampf um die feste Burg Zion ersetzt durch die Geburt eines neuen Mediums: des heiligen Geistes globaler Kommunikation.“(s. 468); „Der Endkampf zwischen Gut und Böse hat sich ins Herz jedes Einzelnen verlagert, ist in jeder Sprache kommunizierbar geworden“ (s. 471)

endkampf? wieder so ein albernes männerwort. es endet ja nie, solange man lebt.

idle

die fragen, was man will. lange ruhe ohne erwartungen, so ein verlockender totalegalismus, weil warum bloss? sich mühe geben, dabei total im jetzt bleiben, es jetzt gut machen, aber es ist nur einen tick mehr als fast egal.

wir verabschieden uns, stehen voreinander, die handrücken berühren sich, was nicht sein muß, ein paar sätze, damit die zeit weitergeht. einatmen, der kleine aufruhr, die hände am kopf des anderen, die viersekundenumarmung, von denen die letzte offen für alles war, und aufhört. ausatmen. (minimimis sind meine geschichten)

gefühlt zum ersten mal in 11 jahren wirklich müde, das große müde, ein langer, langer güterzug, der kein ende findet und immer weiter nur so herumrumpelt. sich in die mauer lehnen.

eins null

twoday

10 jahre hotelmama, wer hätte das gedacht. vielen dank fürs lesen und kommentieren und verlinken, für die freundschaft und für die drinks!

ein paar gute texte sind dabei, vielleicht kommen auch noch ein paar, ich bleib dran und mache einfach immer weiter. bloggen ist die perfekte form der öffentlicheit für solche wie mich.

byebye ________

seitdem mir einmal vor vielen jahren bei einer schweren unterzuckerung der gesamte bach verloren gegangen ist (passenderweise hörte ich damals tagaus, tagein das musikalische opfer, es hat jahre gedauert, bei bach kopf und herz wieder zusammen zu bringen, etwas zu fühlen, die juvenile identifikatorische intensität ist nicht wieder gekommen, die verschwindet aber bestimmt sowieso mit einem gewissen alter, not?), vertiefe ich mich jetzt bei hypos immer in unfruchtbare gedankengänge, ängste, hindernisse,  mache die musik aus, lege buch und gitarre weg, bis der blutzucker wieder oben ist. internet lass ich an, das wär ich ja ganz gern mal los.

hirn und hypo, einer der spannenden nebenbeieffekte, zu denen es niemals studien geben wird.

je suis charlie

auf eine fundamentale und tiefgehende art fassungslos über die morde an den journalisten von charlie hebdo, zeitschrift, von der ich noch nie vorher was gehört habe (aber ich bin mit dem italienischen eher comic-als-satire-magazin linus aufgewachsen, an dem ch sich orientiert hat, einer der emordeten zeichner hat auch für linus gearbeitet), sehr erschrocken über die willkür, die aus vollkommen nichtigen gründen mordet, es gibt ja generell keine rechtfertigungen für sowas, muss man ja nicht extra sagen, oder? das ist doch selbstverständlich. leben nehmen und beenden, nur weil jemand etwas publiziert oder eine meinung hat oder eine religion oder geblümte schlüpfer oder was auch immer. es ist eine wut, die sich anders anfühlt als die über die vielen tausend morde und gewalttaten der IS, aus gründen, die ich nicht mag, sie sind halt weiter weg und eigentlich doch eher ein PAL, oder über die vielen anderen attentate in letzter zeit, die eher traurig machen als wütend, grade heute sind im jemen viele dutzend menschen gestorben wegen einer autobombe.

oder die texte im fatto quotidiano, wo irgendein prof in langen sätzen sagt, der islam sei eigentlich eben einfach weniger säkularisiert als das christentum, und also den irrsinn einiger (lauter adjektive wieder gestrichen, es ist alles egal, es bleibt eh nur eines von diesen menschen:) mörder aus einer kompletten religion abzuleiten versucht, und genau merkt, auf welches pferd er damit steigt.

abscheulich alles. ich mag keine gewalt, sie macht mir angst, ich denke ja, der umgang mit der menschlichen gewaltlust gehört in einen gigantischen erziehungsauftrag eingebunden. argumente, streitereien, prozesse, demos, alles, aber schüsse? wie sehr ich der demokratie eigentlich vertraue, die sowas nicht kennt, vielleicht macht mich das so entsetzt, der verlust an sicherheit vor solchem wahnsinn. wir sind nicht mehr die anderen, waren wir ja eh nicht mehr so richtig, wenn man an flüchtlingsheime und so denkt, aber doch. hoffe auf detektivisches polizeikönnen, das die dinge ganz altmodisch und genau ausleuchtet und bezahlung und pläne aufklären kann, der rationale zugang. es ist so verflucht symbolisch, es wär mir lieber, ich wär nur traurig über den tod dieser menschen, und nicht so empört über den angriff auf die pressefreiheit. empörung als relativ leicht manipulierbare emotion, mit großer hebelwirkung, wenn wie hier meine identität als moderne zeitgenossin in frage gestellt wird.

am einfachsten hat es gérard briard gesagt, der chefredakteur von charlie hebdo, in einem alten interview für micromega, von micromega grade für facebook wieder hochgeholt, zur veröffentlichung der dänischen mohammed-karikaturen.

puh. die kinder finden es nicht schlimmer als all die anderen geschichten (auf ne solidarietätsdemo, jetzt? ach nee, mama, müssen wir?), die sie mitbekommen, warum das bei mir tiefer geht, muss ich noch drüber nachdenken. ich bin ja recht anfällig für symbolisches.

 

über bord

die feine geringschätzung einiger, wenn ich von meinen plänen erzähle, ihr erwähnen von dingen, die sie haben, „mein“, erfolge, bücher, gelder, kunden, als wären sie sich nicht sicher und müssten das immer wieder ausprechen, verankern, ihrem leben substanz geben. das flüchtige interesse, der blick, der gleich wieder auf wanderschaft geht, wieder weg will, obwohl ich grade noch im anlauf auf die anekdote bin. alles ist erlaubt. sie fragen nie.

was machst du denn wirklich so von früh bis spät? bis wohin geht deine sicherheit? keine neugierde?

 

 

von rudow an den kudamm

radiointerview zur nacht des mauerfalls, unser netter nachbar hat auch die jungs befragt, über ihr wissen, ihre eindrücke und wahrnehmungen zum thema berliner mauer und ddr. die schulen haben das thema anscheinend nicht aufgegriffen, ein jammer eigentlich, hat man doch diesen teil der geschichte in berlin so klar vor augen wie sonst an wenigen orten. andererseits sind mauerfall und ddr für die jungs fast so weit weg wie für mich in dem alter der 2.wk, über den freilich damals nur innerhalb der schule gesprochen wurde, in mailand gab es in den siebziger und achtzigerjahren keinen historischen faschismus, die waren ja alle im widerstand, sondern nur einen aktuellen, der sich in strassenschlachten austobte, in den jahren ’77 und folgende habe ich auf dem balkon gestanden und dem chaos unten zugeschaut, bis geschossen wurde. ab dann mussten wir drinnenbleiben. mein vater als vertreter des kapitalismus tauchte, wie viele andere in diesen jahren, auf einer „liste“ auf (er war aber weder politiker noch journalist), wir bekamen eine panzertür und durften den schlüsssel nicht mehr verlieren – das interessiert die kinder noch ein bisschen, aber wenn ich auf die zusammenhänge dahinter kommen will, wollen sie gleich hausaufgaben machen.

ich wollte eigentlich meine erinnerungsreste vom mauerfall mal aufschreiben, obwohl die ganz unspektakulär waren. ich weiß ja inzwischen, was das für ein geschenk ist, diese normalität, kein blut, keine toten, anders als  in china, ich bin im sommer ’89 in china und auch in peking gewesen, der tian’anmen war da noch gesperrt, die einheimischen hielten einen halben meter sicherheitsabstand zwischen sich und uns, es war sehr lähmend und bedrückend. im herbst ’89 war noch nichts entschieden, niemand wußte, wie das weitergeht mit der ddr und ihren bürgern, es waren sehr offene zeiten. wenn man heute schabowski zuhört in seinem reden am abend des 9.11., als hätten sie einfach nichts mehr zu verlieren gehabt, nur noch bürokratie, nichtmal wut oder angst, die abgeschnittenen marionetten.

in der nacht zum 10. november lag ich in meiner neuköllner wg mit meinem damaligen freund, dem drucker, im tiefschlaf, wir hatten an dem abend keine nachrichten gehört. nach mitternacht weckte uns rolf, ein mitbewohner, damals schon sehr multimedial und rund um die uhr mit der welt verbunden, und forderte uns auf, mit ihm mitzukommen, die mauer würde nämlich grade aufgehen. jetzt, mitten in der nacht? in neukölln war nichts zu hören, da herrschten stille und dunkelheit. ja, jetzt grade! wir stolperten in die klamotten, halb mißtrauisch, halb aufgeregt, war das nicht albern, jetzt da raus zu gehen, und wohin sollten wir, wo war denn der nächste übergang? es stand ja noch eine mauer um die stadt herum, es gab nur ein paar stellen, wo man durchkonnte (reden für die nachgeborenen). in rudow gab es einen durchlass für den flughafen schönefeld, im süden, von uns aus der nächste, mal schauen, ob da auch die mauer aufgeht, dachten wir so, es gab ja damals in berlin keinen langweiligeren ort als einen grenzübergang zur ddr, als berlinerin hatte ich sie glaube ich mit einem wahrnehmungsloch umgeben, es waren nichtorte wie die gespenstischen u-bahnstationen, durch die die u8 durchrauschte, nur der übergang friedrichstrasse hatte ein gewisses drama, aber der war ja auch für uns westberliner offen. ich hatte keine ahnung, wo noch alles grenzübergänge waren, wozu auch, das war kein notwendiges wissen. rudow gab es aber, es war mit flugticket (malev, über budapest und venedig nach mailand) und transitvisum passierbar, eine lästige schwelle in die ferien, der ort, an dem die zeitplanung durcheinander geraten konnte.

ich hatte damals einen schwarzen käfer cabrio, in dem sind wir dann die sonnenallee runter, zu dritt, eine weitere mitbewohnerin wollte nicht mit*, rosi! die bietet jetzt kuschelparties an, glaube ich. in die vorstadt, bis es nicht mehr weiterging, nicht das man was sehen konnte, der grenzübergang bestand ja nur aus ein paar einstöckigen zementbaracken*, man konnte nicht durchgucken, die ddr lag im dunkeln. es war voll, hunderte von menschen, zu fuß und im trabi, es war unglaublich, die leute bei uns zu sehen, viele waren da wohl schon ein paar stunden unterwegs, um nach westberlin zu kommen, es war vielleicht ein oder zwei uhr morgens*, die mauer war da schon ewig offen, ein paar stunden mindestens, es war mehr ein gefühl, als ob etwas aufhörte, die ddr, der große anfang, die nachwendezeit mit allem anderen begann erst in den tagen danach. große freude, eine gewisse scheu vor den ddr-bürgern, das gefühl, dass wir nur beobachter sind, weil wir immer reisen konnten und keine ahnung hatten, woher diese leute kommen, aus welchen geschichten und aus welcher realität. euphorie, unglauben und tränen. mehr ossis als wessis waren dort, viele autos.

ein mann fragte uns nach dem weg zum kudamm, oh, der ist weit! sagte ich, nein! schrie der mann, ist er nicht! wir haben das dann so gemacht, dass wir ihm vorausgefahren sind zum kudamm, ich glaube, ich bin im trabbi mitgefahren und einer von seinen leuten mit im käfer*, und er hat seinen trabbi vor aufregung erstmal abgewürgt und den gang nicht reinbekommen und witze darüber gemacht, aber das weiß ich schon nicht mehr genau. oder haben wir auto getauscht für die fahrt? nee, unwahrscheinlich. wir haben ihn jedenfalls dahingebracht, er hat sein auto direkt an der wilhelmskirche auf den bürgersteig gestellt, ob das wohl gutgeht, meinte er? ob wir wohl strafzettel kriegen? wir sind im westen! hat er immer wieder gerufen, endlich am kudamm! uns kam der kudamm plötzlich ganz weltläufig vor, obwohl natürlich keiner von uns außer unseren müttern dort freiwillig hinfuhr. dann sind wir noch eine weile am zoo herumgelaufen, das publikum das übliche nächtliche bahnhofsvolk, es waren noch keine massen unterwegs, aber viele kneipen hatten offen, es war hell, ich erinnere mich an viele lichter. um 3 oder vier sind wir schon wieder nach hause gefahren, der freund und ich, der mitbewohner wollte noch party machen, glaub ich.*

* meine ich zu erinnern

 

paar dinge

transit

(wie die mauer für immer stand im westberlin der achtziger. die mauerspaziergänge über den toten potsdamer platz, zum flohmarkt. das lennè-dreieck mit den hütten, wie mein freund m damals mit den anderen in den osten geflüchtet ist, vor den westbullen, und dort höflich zum frühstücken begleitet wurde. wie ich fast jemanden rausgeheiratet hätte, roger hieß er, wenn die mauer nicht vorher gefallen wäre. in westberlin gab es eine kanzlei, die darauf spezialisiert war, es lief unter „fluchthilfe“, die scheidung hätte die brd gesponsert. wie ich mit einer freundin, frau z., mit höschengeld ins bodemuseum gefahren bin, weil sie dort drucke kaufen wollte. wie ich in der galerie weißer elefant a.r. penck kennengelernt habe und wie heiner müller dort aus der wolomkolamsker chaussee vorlas, mein herz ist ein ziegelstein, und dabei ultraleise sprach, fast flüsterte. wie ich auf ein paar parties im ostteil der stadt war, und um 24 uhr zurück musste, als einzige, wie merkwürdig die strassen mit den gelben laternen waren, wie null ahnung ich hatte von der topographie von ostberlin. wie die ostberliner stadtpläne hinter der mauer nur eine graue fläche zeigten. wie ich einmal mit dem käfer nach klein-venedig gefahren bin, zu freunden, und das verboten war, weil man die stadt nicht verlassen durfte. wie mir das umland nicht gefehlt hat in den mauerjahren. wie ich mich verguckt hatte in eine frau, die ich dort kennengelernt hatte, wie ich ihr ananas und zeitschriften mitbrachte und mir doof vorkam dabei. die autozeitungen für die grenzer. der zwangsumtausch.)

 

easy going

geträumt, ein baby bekommen zu haben. im traum darüber überrascht gewesen, habe den namen des babys immer wieder vergessen, was mir ein bisschen unangenehm war. dem baby sprechen beigebracht, ball, papa und mama, gefreut, dass es so einfach klappt. der papa war mein ex, er saß auf dem sofa und kümmerte sich gut um das baby. ein junge, es war schön, ihn zu halten. hoffe, es ist mein neues projekt, das ins leben will, und keine aufgabe ohne ende, wie in der eher materialistisch gestimmten internet-traumdeutung zu lesen.

männer auf meinem sofa. gemerkt, dass nur die serious men sich aufs sofa setzen, gesetzt haben, meine ich, die kurzen geschichten bleiben am tisch, ich habe aber auch seit 10 jahren keine unkurzen geschichten, und mein sofa ist wirklich eher sehr vintage. neulich ein foto von einer alten liebe wiedergefunden, wie er mit meinem grossen im arm auf dem sofa sitzt, vor 15 jahren, „so ist es“ gedacht, dazu tief drinnen laut und klingonisch die so-ist-es-arie geschmettert, in der hart erarbeiteten kurzversion, 5 sekunden und kein seufzer.

„es liegt nicht an dir“: grad bei reddit mehrere 1000 tatsächliche trennungsgründe durchsurft. immer das ernste in-die-augen-gucken, lieber mehr leichtigkeit in allen dingen. weil jungs, so toll seid ihr gar nicht.

happy endings

your mind has walked into
my kiss as a stranger 
into the streets and colours of a town —

ende vom ersten anfang. bah, denkt man, schade, und glaubt einfach die geschichte, das hilft so beim storifien des eigenen lebens. es werden, beschließe ich grade, lauter schöne geschichten in diesem jahr. jeder mann ist einzigartig, die nähe immer auch geschenk, jede begegnung bleibt ein abenteuer, jeder kuss ist genug für ein lied, jede nacht ein meer an kleinen jetzts (konzentrier dich, baby, schau nochmal hin, mach einen rausch aus all der haut). nicht eine in einer reihe sein, und wenn, war es meine reihe und ich hab sie getanzt – nee, ich weiß schon, lass mal, die kleine naivität mag ich ganz gern, ich finde ja sogar abgeklärtheit unmutig – but well, yes, that was that.

(zitat oben: cummings, aus ähm, schau ich noch nach)

 

weg/ziel

auf der vorbildlichen datingseite, die zum glück auch von vielen redakteuren benutzt gelesen wird, kann man unter verschiedenen suchzielen auswählen, ich habe alle angekreuzt, weil es vor dem kennenlernen schwer vorauszusagen ist, wohin die sache laufen wird: „For new friends, long-term dating, short-term dating, casual sex“. männer, habe ich gemerkt nach ein paar monaten, lesen das irgendwie anders, eher so: For new friends, long-term dating, short-term dating, casual sex

 

books&dioptrien

berlinbooklovers ist eine sehr charmante idee von der bloggerin und übersetzerin (oder umgekehrt) hinter love german books: menschen werden mit ihrem lieblingsbuch fotografiert, wer mag, kann sie kontaktieren. sonst nix, keine fragen vor allem, keine hundertausend fragen, kein algorhythmus, nur: ein buch. ich werde da auch mitmachen, irgendwann in den nächsten wochen habe ich einen fototermin. von der wahl des buches hängt natürlich einiges ab, sie fällt mir eher schwer, vielleicht nehme ich ein handbuch zu deutschen porzellanmarken oder sowas, an dem ich auch irgendwie hänge, nicht nur, weil es in einem kindergartenhellblau gehalten ist.

nota zu okcupid: es fehlt ein auswahlpunkt „dioptrien“. würde gern nur noch männer mit >3 anschreiben, nimmt mir die befangenheit, wobei hier das englische „self-conscious“ leider genauer passt, obwohl: bei den älteren erledigt sich die nahsicht ja sowieso von alleine.

 

und nicht vergessen

das bisschen verunsichernde gefühl, eine sache gleichzeitig zu wollen und nicht zu wollen, zwei äste, deren stamm ich bin, in beiden weit auseinanderliegenden alternativen das gemeinsame suchen, mich darin wiedererkennen, auch nicht weiter kommen. der weg zur entscheidung mal nur zwischen herz und kopf und mal auch noch durch alle außenbezirke.

die kleine lust darauf, immer den größeren sprung zu wagen.

as you are

hört mir auf mit den kleinen freuden. mal wieder eine richtige umfassende umarmung, not?

einige profiltexte auf okcupid sind richtig gut geschrieben, perfekt und rund mit genau der richtigen kleinen bruchstelle. mir gelingen die nicht mehr so wie noch beim letzten ausflug ins gewerbe, ich schreibe nicht mehr gut, mein tinnitus ist lauter geworden in diesem jahr, die gedanken kommen nicht mehr durch die sätze, ich weiss nicht, warum. das jahr hat mich ausgedünnt, es fühlt sich an, als wäre immer alles schon gesagt, keine überraschungen, aaaaber zurück zu den männern, die unlust beim ewigen selbersuchen! im ganzen letzten jahr keinen single auf einer party gesehen, auch sonst gar nix, und ich bin wirklich kein mauerblømski.

es gibt ihn noch nicht, den mann, den ich grad gern hätte, weil er sowieso erst durch das dingsda, das etwas, das mehr wollen zu dem wird, den ich will, oder wie war das? 2 jahre her, mein letzter. da war alles anders, aber das war auch was mit liebe (schluck aus dem whiskyglas), eine traurige geschichte wie alle davor, so what, warum also nicht. die bilder bei okcupid wollen mir die phantasie anschmeissen, wie die kurbel am ottomotor, ohne zündungsfunken, oder sie schon lenken, hab ich ev. lust auf den, macht er mich neugierig, hab ich und/oder mein körper grad platz für so jemanden? ja woher soll ich denn das wissen! müsste sie alle ausprobieren, ausgehen mit ihnen, darauf warten, dass die nerven sich verhaken ineinander, fürchte dabei, dass ich zu alt und kinderreich bin für diese piste, aber hey, männer sagen eigentlich nie nein, wenn man sich die mühe macht, ihnen die tür zu öffnen. das wird sich ändern demnächst, ich weiss, meine zeit saust durch wie klappernde dominosteine, aber wird der nächste mann mich nicht erkennen, auch im durchrauschen der bilder? weiss man nicht, muss man versuchen. sie sehen fast alle irgendwie gut aus, diese männer, sie lassen mich fast vollkommen kalt, es sind fotos von fremden männern, sie müssten wohl tagelang belichtet sein, um das gewisse etwas zu erwischen, wie bei den angeberfotos nichts übrigbleibt ausser dem vorhaben, oder die nackerten! rührend irgendwie. und die ultracoolen, die wahrscheinlich neonröhren im schlafzimmer haben. die mit den ewig langen listen von büchern und bands, als würden sie einen spiegel suchen, bei dem möglichst wenig anders oder unbekannt ist. die ohne viele worte, die nur casual sex wollen. wie soll ich denn voher wissen, was ich will von einem mann? das geht doch gar nicht, das ist doch eine saublöde einschränkung möglicher wunder! länger suchen also. oder gucken die eh nur auf die fotos? die mit dem freundlichen blick, die mag ich noch am ehesten. meh. jetzt blogg ich wieder zu lang, statt einen mann zu suchen. alles selbermachen! das macht mich so eher müde, drei kinder, job, krankheit, machen sie mir das mal nach, 10 jahre, und dann nicht mal müheloser sex als belohnung, ausrufezeichen. ponyhof.

okay, traditionell bin ich eine, bei der es am klarsten auf den ersten blick passiert, wenn alle systeme schnell und wach herumfunken und es zu diesen magischen momenten kommt, und es ist dann nicht mal so wichtig, ob es mehr wird als sex, also so mit dem gesamtmensch als organ – egal, nicht planbar, wüste, leer bis zum horizont, und auch danach blieb ich immer übrig.

wie macht ihr das? gibt sowenig einzelmenschen da draussen.

ach, ich warte lieber aufs frühjahr oder den nächsten eisprung. im vorletzten jahrhundert wäre ich eine zufriedene kleine emphatikerin geblieben und hätte bilder von pflanzen und steinen gemalt und bäume umarmt, und traurige alte witwer hätten um meine hand angehalten, und ich wäre doch eher überrascht gewesen danach.

der trieb mit seiner wucht, mit allen seinen verästelungen und nervenbahnen und verschiebungen ist ein riesenärgernis, ich bin heilfroh, wenn der kram endlich aufhört.

trunkene vorweihnachtstexte, in dieser kalten welt. hab aber alle geschenke, die gans wird mit niedrigtemperatur gebraten diesmal, 9h lang, ich bekomme einen schal von roeckl, mit pferden. von meiner mutter.

transferleistungen. wie inzwischen, so als halbreeller teil der gehirnmanufaktur, alles als resonanzraum nutzbar wird, wenn es sich lohnt, die ungeheure dichte von augenblicken, das versinken im jetzt, wie das aufstampfen auf eine eisplatte im märz, das großzügige schwingen der zeit, die millionen federn an ihren flügeln, ihr lächeln, wenn man sie achtet, dann streckt sie sich ein bisschen und man kann ihr beim atmen zusehen. wie es überall hinkommt. anderer text, anderer mangel. oder es ist yoga. ich werde über dinge schreiben im nächsten jahr, endlich ich-ärmere texte.

(hört mir auf mit den kleinen freuden, ich will grosse nächte.)